Mittwoch, 16. Oktober 2024

*Die Schwarzgeherin* von Regina Denk - erschienen im Droemer Verlag

 

*Werbung, unbezahlt*

Verlagslink

Erschienen am 2.9.2024

INHALT/KLAPPENTEXT: Ein abgelegenes Tal in den Tiroler Alpen, Ende des 19. Jahrhunderts. Das entbehrungsreiche Leben in ihrem von Aufklärung und Fortschritt vergessenen Dorf hat die 18-jährige Theres hart werden lassen – aber auch mutig, stolz und stark.

Als der mysteriöse Xaver im Tal auftaucht, verliebt sich Theres in den Fremden, den alle anderen bald für einen Wilddieb halten. In einer Gewitternacht wollen die Bauern dem Wilderer eine Falle stellen, doch der Vermummte entkommt schwer verletzt. Am nächsten Tag ist auch Xaver spurlos verschwunden. Außer sich verkündet Theres, Xavers Kind unter dem Herzen zu tragen, und flüchtet in die wilde Einsamkeit der Hochalpen. Dort will sie ihre uneheliche Tochter in Freiheit großziehen und von dem leben, was ihr die Berge schenken.

Ihr Leben verbringt sie zusammen mit ihrer Tochter in der Heimat, die sie nie ganz aufnimmt, aber auch nicht loslässt, bis ihr Wunsch nach Freiheit, Selbstbestimmtheit und Liebe nicht nur ihr Leben in Gefahr bringt ...

Regina Denk wurde 1981 an der bayerisch-österreichischen Grenze geboren. Die Liebe zu ihrer Heimat wurde ihr, zusammen mit der Leidenschaft für Geschichten, in die Wiege gelegt. Das Schreiben und die Berge begleiten sie schon ihr Leben lang. Vom Literaturstudium in München, bis ans andere Ende der Welt und wieder zurück in die Heimat, wo sie heute lebt - ein Bein in Bayern, das andere in Österreich. Unter dem Pseudonym Fanny König hat sie sich bisher dem bayerischen Krimi-Humor verschrieben. Nun wagt sie mit "Die Schwarzgeherin" einen dramatischen, düsteren Ton, bei dem man bis zur letzten Seite den Atem anhält.


Mein Leseeindruck zum Buch: 

Wir reisen in eine alpine Bergwelt und finden uns wieder  im 19. Jahrhundert, mitten in den Bergen Tirols. Das abgelegene Tal ist schwer und nur unter Mühen  zu erreichen. Die Talbewohner verlassen ihre Dörfer selten, sind fleissige Bergbauern, die hart für ihren Lebensunterhalt arbeiten. Alles ist von der Gnade und dem Wohlwollen des Herrgott und seiner heiligen Kirche abhängig. Es gibt strenge Regeln in dieser abgeschiedenen gläubigen Gemeinschaft , denen sich Männer und vor allem Frauen und Kinder fügen müssen. Es ist eine absolut patriarchisch geprägte Welt. 

In dieser fast fromm zu nennenden Umgebung wächst die junge Theres auf. Ihre Mutter stammt aus dem *Italienischen* , gibt ihr und allen früh verstorbenen Geschwistern viel Liebe und  Herzensgüte mit auf den Lebensweg.  Auch sie verstirbt und Theres steht plötzlich mit neun Jahren dem Haushalt des Lachermeyer Hofes vor. Theres widersetzt sich von klein auf vielen gängigen Ritualen auf dem Hof wie zum Beispiel dem Brauch des Tötens neugeborener Kätzchen, ist entsetzt über diese grausamen Handlungen des Vaters. Sie lernt schnell, dass es oft sinnvoll ist, kleine, wertvolle Geheimnisse für sich zu bewahren und dem harten, schweigsamen Vater nicht zu vertrauen. Ihr einziger Freund und Gefährte ist der gleichaltrige Leopold vom Xantner Hof. Die beiden Kinder sind unzertrennliche Freunde und eine spätere Heirat erscheint beiden Familien als sinnvoll und normal. Doch die aufkeimende Liebe und Leidenschaft  der erwachsenen Theres, entgegen allen Widerständen der misstrauischen Dorfbevölkerung und ihrer Familie zum mysteriösen Xaver Kargl bringt alle Planungen durcheinander,,,,

Der Schreibstil von Regina Denk erscheint sofort  durch den leicht bayrisch/österreichisch angehauchten, geschriebenen Dialekt als etwas ganz Besonderes und erinnert atmosphärisch an in den Bergen spielende Heimatromane. Er ist aber für jede*en zu verstehen und man braucht deswegen vor den fast vierhundert Seiten keine Scheu oder Bedenken zu haben. Alles ist prima zu lesen und vor allem gut verständlich und als moderner Heimatroman zu sehen, der gedanklich in unsere heutige Zeit passt. Man lernt in verschiedenen Kapiteln und Zeiten das Kind Theres kennen, die junge neunzehnjährige Theres, die achtunddreißigjährige *Schwarzgeherin Theres* sowie ihre junge Tochter Maria, achtzehn Jahre alt. Denn die Bezeichnung *Schwarzgeherin* bedeutet, dass sie eine *Wilderin*  und *Kräuterfrau* ist, die sich freiwillig außerhalb der dörflichen Gemeinschaft gestellt hat und oben auf dem Berg in einer Hütte abgeschieden und unter einfachsten Bedingungen lebt. Von den einfachen und abergläubischen Talbewohnern wird sie oft bei Krankheit und Kindbett Problemen zu Rate gezogen, oft mit den heimlichen Gedanken dabei, dass sie vielleicht doch eine Hex* sei. Wie nun die Wandlung von einem jungen, unschuldigem Kind zu einer Hex* und/oder *Schwarzgeherin* verlief, zeichnet Regina Denk treffend und empathisch in dieser sehr spannenden und dramatischen Lebensgeschichte auf. 

Dieser Roman ist ein Plädoyer für die Selbstbestimmung und Freiheit der Frauen und stellt sich gegen die vorherrschende patriarchaische Welt der Männer, die damals , wie auch heute leider immer noch oft gegeben war/ist. In den Kapiteln *Zwischenspiel* beschreibt die Autorin die freiheitliche Lebensspanne eines Adlerpärchen, welches sein Leben lang bis zum Tod des Partners beisammen bleibt.

Zitat Seite 382: "Eine jede muss sich fügen in dieses Leben, weil ihr gar nix anderes übrig bleibt, weil es einem die Mutter schon beibringt, dass man heiratet und Kinder kriegt und  folgt, damit man dazugehört, damit die Kinder dazugehören. Dass man gehorcht und das man still ist, dass man wegschaut, wenn der Mann sich nicht benehmen kann, dass man dableibt, selbst wenn er einen haut... du bist nicht die Einzige, die gern frei wär, Theres, aber es kann nicht eine jede einfach davonlaufen, die meisten, die müssen bleiben und es aushalten, die meisten, die sind erst frei, wenn es vorbei ist."Und die Schwarzgeherin spürte die Wahrheit in den Worten der anderen Frau, und anstelle von Wut empfand sie plötzlich fürchterlich trauriges Mitleid mit  ihr und  mit sich selbst und mit allen anderen Töchtern, Ehefrauen, Müttern, die von dieser Unmöglichkeit des Freiseins betroffen waren. Waren sie am Ende nicht alle gleich? " 

Dieser Roman ist eine absolute Leseempfehlung und ein Lesehighlight , dem ich sehr gerne FÜNF ***** Sterne gebe. 

Herzlichen Dank an die Autorin und den Droemer Verlag für die Zusendung des gebundenen Rezensionsexemplar.  


 

2 Kommentare:

  1. Moin, liebe Angela,
    es ist gut und richtig, dass solche Bücher geschrieben und gelesen werden. Aber mein einst mal Optimismus schwindet immer mehr. Irgendwie scheinen wir uns zurückzuentwickeln. Die Kriege in der Welt, der Rechtsruck in Europa, und wie Du es schreibst, das Patriarchat, das auch bei uns noch vorhanden ist und irgendwie die Oberhand behält.
    Von Vorteil ist noch, dass bei uns noch solche Bücher veröffentlicht werden.

    Liebe Grüße und noch ein schönes Wochenende,
    Anne-Marit

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    1. Liebe Anne-Marit, leider muss ich Dir voll zustimmen !
      Ich sehe so viele aktuelle Entwicklungen nur noch mit grossen Bedenken ! Die allgemeine Weltlage mit den Kriegen, der immer stärker werdende Rechtsruck und die Verelendung der dritten Welt nehmen immer grössere Dimensionen an. Zumindest besitzen wir hier noch unser wertvollstes Gut - die freie Meinungsäusserung, welche aber auch bedroht werden könnte.
      Zum Glück sind die Gedanken noch frei ,,,,,
      Ganz liebe Grüsse an Dich!
      Angela

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