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Donnerstag, 7. Dezember 2017

*Dunbar und seine Töchter* von Edward St Aubyn, erschienen im Knaus Verlag

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Buchdetails

  • Erscheinungsdatum Erstausgabe :20.11.2017
  • Aktuelle Ausgabe : 20.11.2017
  • Verlag : Knaus
  • ISBN: 9783813506983
  • Fester Einband 256 Seiten
  • Sprache: Deutsch

Autor Edward St Aubyn

REZENSION

INHALT: 
Henry Dunbar, einer der Protagonisten war zeitlebens ein weltweit operierender, einflussreicher Imperienmogul in der Finanzbranche , der ehrgeizig Geld, Macht und sein Firmenwachstum als Lebensziel ersten Ranges gesehen hat. Mit seiner ersten Ehefrau und den zwei bösartig denkenden und handelnden Töchtern Megan und Abigail, die ihren Vater hassen, hat er ein monströses Familienleben geführt. Die dritte Tochter Florence, aus einer zweiten Beziehung hervorgehend, liebt zwar ihren Vater, aber die Beziehung von Vater und Tochter zueinander ist sehr kompliziert. Diese unguten Familienkonstellationen werden dominiert von kaltem Ehrgeiz nach Macht und Einfluss  aller weiteren Familienmitglieder und Geschäftspartner , obskuren und grausamen Bösartigkeiten nach dem Motto *Jeder gegen Jeden* , perversen  sexuellen Neigungen und Handlungen, weitab von jedem menschlichen, fürsorglichem Miteinander und Wertschätzung der anderen Person. 

Alles verändert sich, als der schon etwas verwirrte , alte Henry Dunbar mit seinem Freund Peter versucht, daß von den Töchtern ausgesuchte Pflegeheim für alte , wohlhabende Personen heimlich zu verlassen und dadurch jeder Bevormundung von Megan und Abigail zu entgehen. Während seiner Flucht durchlebt Henry Dunbar eine seelische Veränderung und überdenkt sein Leben. Schmerzlich wird ihm bewusst, dass er ALLES verloren hat was wichtig ist im MENSCH-SEIN und zwar durch eigene Machtgier und Rücksichtslosigkeit,,,, sogar die Zuneigung seiner ihn eigentlich liebenden Tochter Florence,,,,,

MEINE MEINUNG: 
Edward St Aubyn gehört zu den acht bekannten Autoren die beim „Hogarth Shakespeare-Projekt“ des Knaus Verlag mitmachen und indem die Autoren neuzeitliche Fassungen alter Shakespeare Dramen bearbeiten und diese unterschiedlichen Themen in einem eigenen Roman veröffentlichen. Der Autor hat das Drama *King Lear* von William Shakespeare als Vorlage gewählt. 
Zu Beginn dieser Lektüre war ich etwas durch den doch recht anspruchsvollen und auch kunstvollen Schreibstil des renommierten Autor verunsichert. Ein Buch für den intellektuellen Leser ? DIESEN Eindruck konnte ich einfach nicht abschütteln und loswerden.  Nach ca. 80 Seiten hatte ich mich aber eingelesen und dieses zeitlose Familiendrama mit Entsetzen verfolgt. Von Harmonie, Frieden und liebevoller Zuwendung war nichts zu erlesen.
Henry Dunbar’s Flucht mit Peter hatte mich beeindruckt und seine Wahnvorstellungen und einsame Flucht durch die kalte, abgelegene Landschaft haben Mitleid mit ihm in mir hervorgerufen.
Diese seelische Veränderung durch die Flucht hat der Autor eindrucksvoll dargestellt und war für mich der beste Teil des Romans. 
Trotzdem konnte ich zu keinem der Protagonisten eine positive Lesebeziehung aufbauen, da mich JEDE Charakterdarstellung abgestossen hat. Das Buch ist halt keine Familiengeschichte im üblichen Sinne, sondern ein grausames Drama über Kaltherzigkeit und Unmenschlichkeit - dem Drama *König Lear* von William Shakespeare eben nachempfunden und spiegelt realistisch unser unmenschliches Finanz- und Gesellschaftssystem und die möglichen Auswirkungen dieser Einflüsse auf die Psyche. 
Ich war froh, als ich das Buch beendet hatte und möchte es sicher nicht noch einmal lesen oder mich mit diesem Thema beschäftigen.
Viele Leser werden dieses Buch sicher anders erlesen und beurteilen  und ich hoffe, sie können diese ungewöhnliche Lektüre positiver geniessen als ich.

Für mich kann es nur VIER **** STERNE in meiner persönlichen Wertung geben.

Dankeschön für das interessante Leseexemplar an den Autor und den Knaus-Verlag in der Random House Group! 


Mittwoch, 15. November 2017

*Hexen-Saat* von Margaret Atwood, erschienen im Knaus-Verlag

Produktinformation

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum Erstausgabe :17.04.2017
  • Aktuelle Ausgabe : 17.04.2017
  • Verlag : Knaus
  • ISBN: 9783813506754
  • Fester Einband 280 Seiten
  • Sprache: Deutsch
Autorin Margaret Atwood

REZENSION

INHALT: 
Felix, eine etwas exzentrischer, älterer Theaterregisseur wird von seinen Kollegen gemobbt und verliert seinen Job am Stück *Der Sturm* . Seine Adaption an das gleichnamige Drama von William Shakespeare wird ihm rücksichtslos genommen. Er leidet darunter sehr, zieht sich in das Privatleben zurück, lebt  sehr lange abgeschieden, einsam und ärmlich in einer Hütte. Er ändert sogar seinen Namen. Nach einigen Jahren des Dahinsiechen ohne Lebensperspektive nimmt er einen Job als Theatermacher in einem Gefängnis an. Ungeahnte Möglichkeiten während seiner Arbeit als Regisseur tun sich für ihn auf. Er möchte mit den Gefangenen *Der Sturm* proben und aufführen. Zufällig bekommt er die Gelegenheit zum Kontakt zu seinen damaligen Widersachern und nun arbeitet er zielstrebig nur auf eines hin. Rache auszuüben an den ehemaligen  Kollegen,,,,,,

MEINE MEINUNG:
Diese ganz besondere Art der Erzählform, eine  Umarbeitung (Adaption) eines literarischen Stückes in eine andere Umgebungs - und Zeitform hat mich absolut fasziniert. Margaret Atwood hat in ihrer Erzählform das Niveau von William Shakespeares Dramen gespiegelt und für unser heutiges Leseverständnis perfekt dargestellt.  Das Buch liest sich flüssig,angenehm und erzeugt viele Bilder im Kopf. Mit leiser, humorvoller Erzählkunst bringt Margaret Atwood dem Leser die Gestalt des Felix ( bei Shakespeare Prospero) sehr nahe und stattet seinen Charakter mit sympathischer Gerissenheit und Schläue aus.  Man leidet mit ihm und wünscht sich sogar, dass seine Rachepläne , mit denen er es seinen Kollegen heimzahlen möchte, in Erfüllung gehen. Stimmungsvoll beschreibt die Autorin die Gefängnisatmosphäre , die Charaktere und Möglichkeiten der Insassen zum Schauspielern, Fähigkeiten , die von Felix intelligent auf den jeweiligen Menschen-Typ zugeschnitten werden. *Hexensaat* ist eine superschöne Hommage von Margaret Atwood an den grossen  William Shakespeare und steht an Dramatik und Bildhaftigkeit dem Stück des grossen Meisters in nichts nach. 
Wer möchte, kann am Ende des Buches  vorher eine kurze Inhaltsangabe des Originalstückes *Der Sturm* von Shakespeare zum besseren Verständnis des Buches erlesen, aber das ist absolut nicht zwingend. 

Lasst Euch unvoreingenommen auf dieses tolle Meisterwerk  und die Ausführungen von Margaret Atwood ein und ihr werdet einige wundersame, interessante, ganz andere Lesestunden, weitab vom Mainstream erleben,,,

Meine Wertung: FÜNF ***** Sterne für dieses grossartige Buch!

Herzlichen Dank an die Autorin und den Knaus-Verlag für dieses grossartige Leseexemplar!