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Sonntag, 29. September 2024

*Kerbholz* von Carl Nixon - erschienen im Unionsverlag

 

*unbezahlte Werbung*

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INHALT/KLAPPENTEXT:

Eine britische Familie stürzt an der einsamen Westküste Neuseelands mit dem Auto über eine Klippe, nur die drei Kinder auf dem Rücksitz überleben. Unter moosbehangenen Felswänden suchen sie Schutz vor Insekten und dem unerbittlichen Regen, bis endlich Rettung naht: Zwei Outlaws bringen die Kinder auf ihre abgelegene Farm. Doch schnell zeigt sich, dass ihnen günstige Arbeitskräfte sehr gelegen kommen. In der rauen Landschaft auf sich allein gestellt, führt jedes der Kinder bald seinen ganz eigenen Kampf um Freiheit und ums Überleben. Und im fernen England macht sich ihre Tante auf die Suche nach den Vermissten.


Mit einem tiefen Verständnis für die Psychologie seiner Figuren fragt Nixon danach, welche äußeren und inneren Zwänge den Menschen prägen und was eine Familie im Kern ausmacht.

Carl Nixon (*1967 in Christchurch, Neuseeland) studierte Religionswissenschaften und Pädagogik an der University of Canterbury. Nach seinem Studium unterrichtete er Englisch und lebte eine Zeit lang in Japan und New York. Sein mehrfach ausgezeichnetes Werk umfasst Romane, Kurzgeschichten und Theaterstücke, er erhielt den Katherine Mansfield Short Story Award und gewann zwei Mal den Sunday Star Times Short Story Contest. Sein Debütroman Rocking Horse Road stand vier Monate auf der KrimiZEIT-Bestenliste. Nixon lebt in Christchurch.


Mein Leseeindruck: *Er/Sie hat was auf dem Kerbholz* . Dieser Brauch und die Aussage aus dem Mittelalter bezeichnet *etwas Unerlaubtes begangen zu haben, sich mit einer Schuld* belastet zu haben. Unter diesem aussagekräftigen Titel *Kerbholz* hat der Autor einen super spannenden Thriller geschrieben, der mich bis zur letzten Seite gefesselt und in Schnappatmung gehalten hat. Doch wer trägt in dem Buch die *SCHULD* ? 

John und Julia wollen in Neuseeland arbeiten und zuvor ihren vier Kindern Land und Leute nahebringen. Auf einer einsamen Strasse mitten in der Wildnis kommt ihr Wagen bei strömenden Regen von der Strasse ab. Sie stürzen in ein unübersichtliches Gelände und landen im Fluss. Die Eltern und das Baby sind sofort tot. Die drei Kinder überleben schwerverletzt und werden erst nach Tagen zufällig vom Outlaw Peters gefunden. Er bringt sie zu seiner abgelegenen Farm. Er und  seine Gefährtin Martha kümmern sich anscheinend aufopfernd um die Kids. Doch ist das wirklich so? Maurice, Catherine und der jüngere Bruder Thommy finden sich höflich und hilflos mit dem Leben auf der Farm ab.  Peters Gesetz und Meinung gilt. Es gibt keinen Strom, kein Telefon, keine ärztliche Hilfe , keine anderen erreichbaren Menschen. Die Kinder haben keine Orientierung ihrer Ortslage, nur der ältere Maurice versucht  immer wieder zu rebellieren und läuft weg um Hilfe zu holen. Catherine fügt sich und der kleine Thommy ist durch seine Kopfverletzung schwer behindert. Die Kinder müssen im Gemüseselbstversorger Garten für ihren Lebensunterhalt arbeiten, Holz spalten, erlernen das Kochen, holen Wasser vom Fluss. Das Farmhaus ist verdreckt, sehr alt und verkommen. Martha ist eine Heilerin der besonderen Art. Mit Pflanzen, Kräutern und sogenanntem *Besprechen* kennt sie sich aus. Mit Beschimpfungen und Schlägen von Peters und Martha  werden die Kinder gefügig, klein und unwissend gehalten. Ein offenes Gefängnis! 

 Ich konnte perfekt *zwischen den Zeilen* lesen und mir so meine eigenen Gedanken über die innere, verzweifelte Welt der drei Kinder des Engländers John Chamberlain und seiner Frau Julia machen. Mit viel psychologischen Feingefühl hat er auch die anderen Charaktere des Thrillers geschildert. Die beiden Outlaws Peters und Martha, sowie Tante Suzanne aus England sind wichtige Protagonist*innen und bestimmen die unheilvolle Handlung. Sie zieht sich über Jahre dahin , die Kinder wachsen zu Jugendlichen und Erwachsenen heran. Viermal reist Tante Suzanne nach Neuseeland um  etwas über die verschollene Familie herauszufinden. Es gelingt ihr kaum. Sie bleibt unwissend und resigniert....doch die Leser*innen  erfahren alles! 

Meine Bewertung : FÜNF ***** STERNE für diesen atemberaubenden Thriller!

Lieben Dank an den Autor und den Unionsverlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars. 

Mittwoch, 28. August 2024

*Mein drittes Leben* von Daniela Krien - erschienen im Diogenes Verlag

 

*Werbung, unbezahlt*

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Erschienen am 21.8.24

INHALT/KLAPPENTEXT: 

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2024!

Sie hat alles gehabt und alles verloren: Sekunden der Unachtsamkeit kosten ihre einzige Tochter das Leben. Tief sieht Linda in den Abgrund und wäre beinahe gefallen, doch da sind hauchfeine Fäden, die sie halten – die Hündin Kaja, die steten Handgriffe im Garten, das Mitgefühl für andere. Wie viel Kraft in ihr steckt, ahnt sie erst, als sie zurückfindet in einen Alltag und zu sich selbst.

Daniela Krien, geboren 1975 in Neu-Kaliß, studierte Kulturwissenschaften und Kommunikations- und Medienwissenschaften in Leipzig. Seit 2010 ist sie freie Autorin. Ihre Romane ›Die Liebe im Ernstfall‹ und ›Der Brand‹ standen monatelang auf der Bestsellerliste und wurden in viele Sprachen übersetzt. Daniela Krien hat zwei Töchter und lebt in Leipzig.


Auszeichnungen

 Englische Übersetzung von Der Brand auf der Longlist des ›Dublin Literary Award‹, 2024

 Irgendwann werden wir uns alles erzählen für den ›Deutschen Drehbuchpreis‹ nominiert, 2022

 Der Brand für das ›Lieblingsbuch der Unabhängigen‹ nominiert, 2021

 Die Liebe im Ernstfall auf der Shortlist für den Literaturpreis ›Text & Sprache‹ des Kulturkreises deutsche Wirtschaft, 2020

 ›Sächsischer Literaturpreis‹ für ihre bisherigen Prosawerke, 2020

 Die Liebe im Ernstfall für ›Lieblingsbuch der Unabhängigen‹ nominiert, 2019

 ›Nicolas-Born-Debütpreis‹ für Muldental (Erzählband), 2015


Vorsicht, Spoiler- und Triggerwarnung! Die Themen TOD EINES KINDES, TRAUER, WERDEN AUSFÜHRLICH UND SEHR BERÜHREND BESCHRIEBEN IM BUCH. 

Meine Meinung zum Buch:
*Wie verletzlich ist doch unser Leben*, Dieser Satz  kam mir beim Lesen dieser Lektüre immer wieder in den Sinn. Als ich begriff worum es in diesem Buch ging , musste ich weinen. Aus Trauer um ein junges Leben , aus Mitgefühl mit den Eltern und Freunden. Das passiert mir nicht oft beim Lesen, aber diesmal war mein Kopfkino zu plastisch , zu real.
Es lag  natürlich an der Thematik und am für mich perfekten und ausgereiftem  Schreibstil der Autorin. Sie beschreibt Gefühle sehr intensiv und bildhaft,  so dass ich in einen wilden  Strudel von Trauer und Leiden mit in diese Geschichte hineingerissen wurde. 

ZITAT Seite 29 : " Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen. ( Guy de Maupassant) . Aber hier, in meinem dritten Leben, sind es nicht die Menschen. Es sind die Tiere und Pflanzen und der Wind und die Bilder der Toten an den Wänden. " 

Linda, die nun kinderlose Mutter und Ehefrau erträgt niemanden mehr in ihrer Umgebung. Auch nicht ihren Ehemann Richard, der eigentlich doch die innigste Verbindung zu ihrer gemeinsamen  verunglückten Tochter für sie ist. Linda zieht sich zurück, verlässt Leipzig, die gemeinsame Wohnung dort und zieht in das Haus einer alten verstorbenen Frau auf einem Dorf.  Sie übernimmt sogar den Hund Kaja der Frau Adomeit , bewirtschaftet einen Garten und züchtet Hühner. Kurze notwendige Kontakte zu Nachbarn erträgt sie gezwungenermassen. Doch plötzlich treten Natascha und ihre behinderte reizende Tochter Nine singend und fröhlich in ihr Leben. Langsam entsteht eine neue Freundschaft zwischen den Frauen , die Linda langsam aus ihrer Trauer ausgräbt. Es spielen natürlich noch viele andere Personen aus Linda's früherem Leben eine Rolle im Buch, massgeblich auch für ihr persönliches neues Empfinden  gegenüber ihrem Beruf im künstlerischen Bereich, ihren Freundschaften, all den kleinen äusserlichen Freuden des Lebens beim Einkaufen, Essen, Kontakten und Beziehungen.  Auch die Beziehung zur eigenen  Mutter, ihr früheres Handeln wird milder und verständlicher für Linda. 

Richard versucht immer wieder seiner Frau beizustehen, erreicht sie seelisch immer seltener und findet in einer neuen Beziehung zu Brida ein neues kleines Glück. Doch die Zuneigung und  jahrzehntelange Liebe von Linda und Richard übersteht auch dieses ausergewöhnliche Zwischenspiel. Mehr möchte ich hier nicht preisgeben,,,,,

Dieses grossartige  Buch ist eine  absolute  Leseempfehlung mit FÜNF ***** Bewertungssternchen. 

Herzlichen Dank an die Autorin und den Diogenes Verlag für die Zusendung des gebundenen Rezensionsexemplar. 

Sonntag, 11. August 2024

*Bleib* von Adeline Dieudonné - erschienen im dtv - Verlag

 

*unbezahlte Werbung*

Verlagslink

ISBN : 978-3-423-28394-6

Erscheinungsdatum: 13.06.2024 

1. Auflage

256 Seiten

Format : 11,8 x 19,5 cm

INHALT/KLAPPENTEXT: Eine Frau und ihr Geliebter verbringen das Wochenende in einem Chalet in den französischen Alpen. Doch mit einem Mal ist er tot. Außer sich vor Schmerz bleibt die Erzählerin mit seinem Körper zurück. In den Tagen, die folgen, weicht sie ihm nicht von der Seite. Schläft bei ihm, spricht mit ihm, fährt mit ihm auf dem Rücksitz durch die Berge. Und sie beginnt, seiner Ehefrau zu schreiben. In den Briefen erzählt sie die Geschichte einer großen Liebe – und die Geschichte einer Frau, die lernt, selbstbestimmt zu leben.

Adeline Dieudonné, geboren 1982, lebt mit ihren Töchtern in Brüssel. Nach mehreren preisgekrönten Erzählungen und einem erfolgreichen One-Woman-Theaterstück entwickelte sich ihr Romandebüt ›Das wirkliche Leben‹ zu einem großen internationalen Bestseller. Sie wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, ihre Bücher in über zwanzig Sprachen übersetzt. Seitdem erschienen bei dtv der Text ›Bonobo Moussaka‹ sowie der Roman ›23 Uhr 12‹.

MEIN LESEEINDRUCK: Eine grosse Liebe zwischen zwei Menschen wird jäh durch den Tod des Geliebten getrennt und endet plötzlich und unerwartet. Die zurückbleibende Frau ist ausser sich vor Kummer und will sich mit dem Tod ihres Geliebten nicht abfinden. Er ist verheiratet und die Erzählerin der packenden Geschichte vertraut der Ehefrau des Geliebten ihre bislang geheim gehaltene Affäre in einer Art Briefroman an. Sie wechselt in ihren Briefen laufend zwischen ihren  eigenen Erinnerungen und der aktuellen Realität.

Die Autorin hat mit ihrer fesselnden Erzählweise einen packenden und fast fiktiv erscheinenden Roman erschaffen, der mich das Gruseln, aber auch die Annahme des Todes eines geliebten Menschen gelehrt hat. 

Unglaublich und geschickt auf die fast krank erscheinende Psyche der Erzählerin eingehend, sowie ihre Verschleierungstaktiken gegenüber ihrer realen Umwelt bin ich der Autorin fassungslos  gefolgt und konnte kaum glauben, dass eine Frau so mit einem Leichnam umgehen könnte. Das erscheint mir sehr unwahrscheinlich und gibt dem Roman einen grossen Schubs in die fiktive Fantasyliteratur. Trotzdem war es eine spannende und sehr ungewöhnliche Lektüre. Mit einem Leichnam in einem Roadtrip zu Reisen ist nicht wirklich annehmbar - aber doch eine originelle und erschreckende Idee. Teilweise haben mich einige Beschreibungen  wirklich geekelt und mein Verständnis für diese Erzähl-Thematik mit einem Leichnam ist nicht unbedingt gewachsen. 

Im Lauf des Briefromans erfahren wir als Leser*in immer mehr von der Beziehung zwischen ihr und dem toten Geliebten. Die Ehefrau bleibt erstaunlich blass und im Hintergrund, denn die Geliebte kennt sie gar nicht persönlich....

Die eigene Befindlichkeit der Protagonistin rückt immer mehr in den Vordergrund der Geschichte und hat viele Facetten. Wir lernen sie immer besser kennen je länger sie ihre Zeit mit dem Toten verbringt. Irgendwie schafft sie es sich von dem Leichnam  zu trennen - und das ist endlich die Erlösung vom Buch. 

Der Schreibstil der Autorin ist ungewöhnlich geschickt , einnehmend und flüssig zu erlesen. Die Thematik ist allerdings sehr gewöhnungsbedürftig und nicht jedermanns Sache. 

Meine Bewertung: VIER **** Sterne für dieses ungewöhnliche Werk.

Herzlichen Dank an die Autorin und den dtv-verlag für die Zusendung des gebundenen Rezensionsexemplar mit einem Lesebändchen. 


 

Samstag, 2. Oktober 2021

*Was Bleibt Wenn Wir Sterben * von Louise Brown - erschienen im Diogenes Verlag

 

*Werbung, unbezahlt*

Hardcover Leinen

256 Seiten 

erschienen am 29. September 2021 

Verlagslink

Inhalt/Klappentext: Nach dem Tod ihrer Eltern versucht die Journalistin Louise Brown der Endlichkeit des Lebens etwas Sinnstiftendes abzugewinnen. Sie wird Trauerrednerin und Zeugin dessen, was von uns bleibt. Dies verändert nicht nur ihre Einstellung zum Tod, sondern auch ihre Haltung zum Leben. Louise Brown schenkt uns unvergessliche Bilder, die daran erinnern, was uns als Menschen ausmacht. Ein tröstendes und befreiendes Buch, das Mut macht, das Leben auf die Dinge auszurichten, die von Bedeutung sind.

Louise Brown, geboren 1975 in London, zog als Jugendliche mit ihrer Familie ins norddeutsche Ostholstein. Sie studierte Politikwissenschaft in Nordengland, Kiel und Berlin. Sie ist Journalistin und seit einigen Jahren auch als Trauerrednerin in Hamburg tätig. Dort moderierte sie auch das erste ›Death Café‹. In ihrem Podcast ›Meine perfekte Beerdigung‹ spricht sie mit Menschen darüber, wie sie einmal verabschiedet werden wollen. Louise Brown lebt mit ihrem Partner, zwei Kindern und Hund in Hamburg.


Mein Leseeindruck: Ein Buch über Tod und Sterben im Titel. Mancher Leser*in klickt nun sofort weiter, um dieses Tabu Thema gar nicht erst in seinen Gedankenfluss einzulassen. Für mich war es eines der spannendsten, wärmsten und ehrlichsten Bücher des Jahres, ein echtes Highlight und Geschenk. 

Zitat auf Seite 223 von den Autoren Tiziano Terzani und Folco Terzani, entnommen aus dem Buch *Das Ende ist mein Anfang: Ein Vater, ein Sohn und die grosse Reise des Lebens* . Übersetzt aus dem Italienischen von Christiane Rhein. Deutsche Verlags-Anstalt München 2017, S. 15.

"Wenn wir anfangen würden zu graben, fänden wir überall zu Staub zerfallene Knochen, die Überreste des Lebens.Kannst du dir vorstellen, wie viele Abermilliarden von Lebewesen auf dieser Erde gestorben sind? Die sind alle da! (...)Dieser immense Friedhof aber, die Erde, ist wunderschön! Mit all den Blumen, die darauf wachsen, mit all den Ameisen und Elefanten, die darüberlaufen. Er ist die Natur!"

Die Autorin , eine Trauerrednerin und Journalistin hat mit berührender Sanftheit und einem emphatischen Schreibstil über ihre Arbeit , sowie über ihre eigenen Erfahrungen mit dem kurz hintereinander folgendem Tod beider Elternteile berichtet. Sie hat ihren Erfahrungsbericht in drei Teile aufgelistet: 

1. Teil Konfrontation mit dem Tod

2. Teil Leben mit der Trauer

3.Teil Die Endlichkeit annehmen

Dieses Buch hat mich zum Nachdenken gebracht. Was werden meine Anghörigen nach meinem Ableben über mich berichten und was wissen sie wirklich von mir? Wissen sie eine Wahrheit , die nur meine sein kann? Wahrscheinlich nicht, aber sie werden sich an viele kleine Begebenheiten und Anekdoten aus unserem gemeinsamen  (Er)Leben erinnern, sich hoffentlich an fröhliche und unbeschwerte Stunden erinnern. Aber sicher durch Trauerrede und Beisetzung auch die eigene Vergänglichkeit, dunkle Stunden der Verzweiflung und negative Gedanken im gemeinsamen (Er)Leben vor Augen haben. 

Diese Aussage hat die Autorin in den Mittelpunkt ihres Buches gestellt - auch mit einer Aussage, die sicher stimmt. 

*Der Tod kennt keine Gerechtigkeit*

Und doch hat mich diese Lektüre beruhigt und befreit, mir Mut gemacht über das Thema Tod und Sterben mit vielen Menschen zu reden. Vor allen mit den mir Nahestehenden. Seien es Freunde und/oder die Familie. Nichts bringt Menschen so zueinander wie dieses Thema. Diese Erfahrung hat Louise Brown auch durch den Besuch sogenannter * Death Cafés * gemacht, in denen bei Tee, süssem Kuchen und Kaffee zum Gespräch mit anderen, fremden Menschen ermutigt wird. Eine gute Idee , die sicher viel Zuspruch in grösseren und vielleicht auch kleineren Orten bekommen wird. 


Das Buch schenkt dem Leser ruhige und philosophische Lesezeiten , einen flüssigen und warmherzigen Schreibstil, erzählt Fragmente aus den Trauerreden der Autorin, regt zum Nachdenken über ein ganz natürliches Thema an, welches uns alle irgendwann einmal intensiv beschäftigen wird. 

Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne für diese emotional packende Lektüre! 

Vielen Dank an die Autorin und den Diogenes Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplar!  



Dienstag, 19. Mai 2020

*Zwei Wochen im Juni* von Anne Müller, erschienen im Penguin Verlag

*Werbung, unbezahlt, Rezensionsexemplar*

ISBN: 978-3-328-60109-8
Erschienen am  27. April 2020

Verlagslink

Inhalt/Klappentext: Wenn das geliebte Elternhaus verkauft werden muss - und die eigenen Träume zu leben beginnen

Ada liebt ihr Elternhaus an der Ostsee mit dem herrlichen Bauerngarten, doch nun heißt es, Abschied nehmen. Nach dem Tod der Mutter muss Gragaard verkauft werden. Zusammen mit ihrer Schwester Toni räumt sie Haus und Bootsschuppen aus, und eine Reise in die Vergangenheit beginnt: Da sind die Abendkleider der Mutter, die die rauschenden Sommerfeste wiederaufleben lassen und die glücklichen Tage, bevor der Vater die Familie verließ. Und da sind die Ölporträts, die der russische Maler Maxim, um dessen Aufmerksamkeit die Mädchen buhlten, einst von ihnen angefertigt hat. Als sie im Sekretär einen Brief der Mutter an sie beide finden, fasst Ada endlich den Mut, sich ihren Sehnsüchten zu stellen, und aus dem Abschied wird Aufbruch.


Anne Müller wuchs in Schleswig-Holstein auf und lebt heute in Berlin. Nach dem Studium der Theater- und Literaturwissenschaften arbeitete sie zunächst als Radiojournalistin, dann als Drehbuchautorin. »Sommer in Super 8« ist ihr erster literarischer Roman, der viele begeisterte Leserinnen und Leser gefunden hat.


Meine Meinung: 

Das wunderschön illustrierte Cover, im herrlichen Himmelblau und Orange gestaltet,  fällt sofort ins Auge und verspricht ein traumhaftes und romantisches Lesevergnügen, welches auch eingehalten wurde. Das blaue Cover, mit weißen Blütenständen verziert, mit festem Einband und in angenehmer Lesegrösse, stellt eine gelungene Beziehung zur künstlerisch begabten Ada, dem Meer und Himmel dar. Als Malerin liebt sie diese Farbkombination und stellt sie gerne in ihren Bildern dar. 

Zitat Seite 9 " Ich habe was, was du nicht hast. Ihr Spiel auf Autofahrten. Toni, die immer hinter dem Beifahrersitz und der Mutter saß, gehörte die rechte Hälfte der Welt, ihr, Ada, die linke. "

 Die Geschichte von Toni, Ada und ihren Eltern, wird in Gegenwart und mit  Rückblicken in das Kindheitserleben der Schwestern erzählt. Die Autorin lässt die jüngere Ada eindrucksvoll aus ihren Erinnerungen in zwei Ebenen aus der Ich-Erzählweise sprechen. Dies gelingt ihr mit einem ganz besonders zauberhaften und klarem Schreibstil, der berührt und viele Emotionen bei den Leser*rinnen weckt. Eigentlich ist es eine ganz unromantische Angelegenheit,  zu der sich die inzwischen erwachsenen Geschwister im Elternhaus an der Ostsee treffen. Die Mutter ist plötzlich verstorben und der Haushalt muss aufgelöst werden.  Die lebhafte, ältere Toni ( Antonia) , mitten im Leben stehend als Lehrerin , Ehefrau und Mutter einer pubertierenden Tochter perlt mit ihren aktiven Ideen und  stürmischen Handlungen durch das Buch. Im Gegensatz dazu steht die stillere, künstlerisch begabte jüngere Schwester Ada, die als Single in einer Grossstadt lebt. Beide Geschwister verbindet eine enge Beziehung an die Erinnerung von Familienleben und Kindheit im Ostseeort Gragaard. 


Die vierzehntägige Zeit, die sich die jungen Frauen  zum Aufräumen und Auflösen des Hausstandes genommen haben, wird auch eine Zeit des Aufarbeitens der vergangenen Tage und eine Reflexion ihrer jetzigen Lebenssituationen werden. Die Beziehung der Schwestern zueinander und das Verständnis füreinander vertiefen sich und führen die beiden in ganz neue Lebens-Ansichten und zu neuen Handlungswegen. Behutsam öffnet die Autorin mit ihrer bildhaften Schreibweise die Erinnerungen der vergangenen Jahre und auch Schmerz und so manche  Verletzung aller Familienmitglieder  treten zu Tage, bedingt durch die Trennung des Vaters von der Mutter nach 17 Ehejahren. Erschüttert begreifen die Geschwister, dass auch ihre Mutter nicht immer so glücklich war, wie sie geglaubt hatten als Kinder und Jugendliche. Sie kommen einem Geheimnis auf die Spur und sehen ihre Mutter nun auch klarer in ihrer Ganzheit einer weiblichen Persönlichkeit, die zugunsten der Familie und Ehe ihre künstlerische Laufbahn als Musikerin aufgegeben hatte.  Die Autorin erzählt all das in leisen Tönen und  tiefgründigen Ausführungen, die den/die Leser*rinnen zu eigenen Gedanken und Emotionen führt. 

Es ist eine stille, feine Lektüre der leisen Töne, in der nicht viel passiert, die aber dennoch voller Lebensweisheit und Klugheit steckt. 

Meine Bewertung: FÜNF ***** STERNE !

Vielen Dank an die Autorin und den Verlag für das schöne, gebundene Rezensionsexemplar!


Mittwoch, 29. April 2020

*Leben* von Uwe Laub, erschienen im Heyne Verlag

*Werbung, unbezahlt*

Broschiert: 384 Seiten
Verlag: Heyne Verlag; Auflage: Originalausgabe (13. April 2020)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453439635
ISBN-13: 978-3453439634

Verlagsinfo

Inhalt/Klappentext:

Antilopenherden in Südafrika und Fledermauskolonien auf der Schwäbischen Alb: Weltweit verenden innerhalb kürzester Zeit große Tierpopulationen, ganze Arten sterben in erschreckendem Tempo aus. Experten schlagen Alarm, denn das mysteriöse Massensterben scheint vor keiner Spezies Halt zu machen. Der junge Pharmareferent Fabian Nowack stößt auf Hinweise, dass selbst der Fortbestand der Menschheit unmittelbar bedroht ist. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, an dessen Ende unsere Erde nie wieder so sein wird wie zuvor.

Uwe Laub wurde 1971 geboren, arbeitete zunächst als Market Maker an der Deutschen Terminbörse, danach mehrere Jahre im Pharma-Außendienst, bevor er 2010 schließlich den Schritt in die Selbständigkeit wagte. Heute hat er eine erwachsene Tochter und lebt mit seiner Frau und seinem Labrador "Marley" in München und Fort Myers/USA. 2013 erschien "BLOW OUT". Der Thriller entwickelte sich zu einem Überraschungserfolg, der es zum Buchtipp im SAT1-Frühstücksfernsehen brachte. Laubs zweiter Roman "STURM" erschien 2018 im Heyne-Verlag, kletterte bis auf Platz 14 der SPIEGEL-Bestseller Liste, wurde von der ZDF heute-Redaktion als einer von zehn lesenswerten Romanen für 2018 ausgewählt und für den Deutschen Phantastikpreis 2019 in der Kategorie "Bester deutscher Roman" nominiert. Laub ist Mitglied im Club der fetten Dichter, einer illustren Runde erfolgreicher Autoren, für die er einen Teil der Mysteryserie "THE WALL" geschrieben hat. Laubs dritter Roman "LEBEN" wurde am 13. April 2020 veröffentlicht, ebenfalls bei Heyne.


Meine Meinung: 

Eine Phiole *Leben* überreicht uns der Autor mit Hilfe einer spannenden und fiktiven Story, so dass es den Leser oft gruselt und er unweigerlich Parallelen zu unserer derzeitigen Realität in der Corona Krise ziehen kann. Der Roman erzählt von folgenden Protagonisten und gliedert sich in drei Teile. Da wären:

Fabian Nowack, der Pharmareferent, der von der neuen Gelbaugen-Krankheit, einer weltweiten Pandemie betroffen ist.

 Mark Brenner,  ein undurchsichtiger Charakter, erledigt diverse Aufträge für Philipp von Cronberg

Philipp von Cronberg,  der Vorsitzender von VC-Pharma

Davina De Boni,  eine Botanikerin und Pharmakologin 

Im ersten 'Teil des Buches wird der erschreckende Ausbruch einer weltweiten Pandemie geschildert, die millionenfaches Sterben von Tieren und Menschen zur Folge hat. Im zweiten Teil begleiten wir Davina de Boni, eine taffe Wissenschaftlerin , bei ihren Erlebnissen im südamerikanischen Dschungel. Und der dritte Teil des Romans bringt uns wieder zurück nach Deutschland in erschreckende Lebenssituationen. 

Ich bin durch das Buch geflogen , angetrieben und angelockt vom sehr gut zu folgendem und flüssigen  Schreibstil des Autors. Manchmal empfand ich seine Beschreibungen als fast zu reißerisch, dann hat er mich wiederum  mit seiner nüchternen und realen Sicht - und Schreibweise gefesselt und überzeugt. Erst erfolgt ein langsames Artensterben, die Natur kapituliert und zieht sich zurück, verändert sich. Dann, im heutigen Zeitalter des Menschen stirbt auch dieser, verliert die Grundlagen zum Überleben auf unserem Planeten. 

Dieser Wissenschaftsthriller ermöglicht kein gemütliches Abtauchen in eine ferne Lesewelt, sondern rüttelt auf, öffnet dem Leser die Augen und lässt eine unheimliche Uhr im Kopf ticken. Es ist fünf Minuten vor 12 Uhr. Ein Wandel des Lebens für alle Erdenbewohner kommt unweigerlich auf uns zu. 


Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne für diesen grossartigen  und aufrüttelnden Wissenschaftsthriller. 


Danke an den Autor und den Heyne Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplar. 

 


Dienstag, 10. März 2020

*Zweimal im Leben* von Clare Empson erschienen im Blanvalet Verlag

*Werbung, unbezahlt*

Inhalt / Klappentext: Es begann alles damit, dass sie ihn traf – ihn, die Liebe ihres Lebens. Als Catherine damals als Studentin Lucian zum ersten Mal sah, war ihr gleich klar: Das ist für immer. Er ist ihr Seelenverwandter, nichts wird sie auseinanderbringen. Doch dann geschah etwas, das alles änderte. Catherine verließ Lucian, heiratete jemand anderen, gründete eine Familie. Und trotzdem kann sie Lucian nicht vergessen. Als sie ihn 15 Jahre später wiedertrifft, ist alles wieder da, die Vertrautheit von damals, das Gefühl, endlich wieder ganz zu sein, sich selbst in dem anderen wiedergefunden zu haben. Aber manchmal kann man nicht mehr anfangen, wo man aufgehört hat. Und manchmal holt einen die Vergangenheit mit solcher Macht ein, dass sie droht die Gegenwart zu zerstören und damit alles, was man liebt …

Clare Empson ist Journalistin und arbeitete für überregionale Zeitungen, für die sie so ziemlich über alles berichtete: vom Kollaps der großen Investmentbanken bis hin zu »Tee mit Barbara Cartland« (ganz in pink natürlich, inklusive des Kuchens). Vor acht Jahren zog sie dann aufs Land und gründete den Kultur- und Lifestyle-Blog Countrycalling. Die idyllische Landschaft inspirierte sie zu ihrem ersten Roman, der die dunkle Seite des Paradieses beschreibt. Clare lebt mit ihrem Mann und drei Kindern an der Grenze zwischen Wiltshire und Dorset in England.

Meine Meinung: Der Baum des Lebens

Am Anfang und Ende dieses traurigen, berührenden und beeindruckendem Roman steht jeweils ein Baum . Der Baum des Lebens, der erblüht, erlischt und wohl wieder neu ausschlagen wird im hellen Sonnenschein. Diese Metapher fiel mir sofort nach  dem Beenden des Romanes ein. 


Die Geschichte wird in mehreren Zeiten und in mehreren Erzähl Strängen für den Leser aufbereitet. Eigentlich hatte ich eine bittersüße und charmante  Liebesgeschichte erwartet. Doch diese Einschätzung  traf nur bedingt zu und im letzten Drittel war alles sehr vorhersehbar. Der Roman wurde von der Autorin leider unnötig in die Länge gezogen. Die vorherrschenden Themen, wie therapeutische Sitzungen der Protagonistin Catherine zur Heilung eines Traumas , Alkohol Exszesse und Beziehungsprobleme einer jungen, freundschaftlich sehr verbundenen Clique  aus dem Umfeld der englischen Oberschicht prägen den Roman. 

Melancholische und traurige Sequenzen haben mich völlig in einen etwas Unheilvollen Sog gezogen und meine persönliche Stimmung beeinflusst. 


Nichts desto trotz liegt alldem eine leidenschaftliche Liebesbeziehung zugrunde, die mich teilweise berührt hat, aber auch viele komplizierte Fragen in meinem Kopf zu *Liebe im Allgemeinen* aufgeworfen haben.

Von der Thematik her würde ich das Buch eher in das Genre Beziehungsprobleme einordnen…… 


Meine Bewertung: VIER **** Sterne für dieses Buch mit kleinen Schwächen. 


Herzlichen Dank an die Autorin und den Verlag für die Zusendung des Leseexemplar. 

    

Samstag, 7. Dezember 2019

*Sag ihr, ich war bei den Sternen* von Dani Atkins, erschienen im Knaur Verlag

*Werbung, unbezahlt*

Verlag: Knaur TB, Knaur eBook Erscheinungstermin: 01.10.2019

Verlagsinfo

Inhalt/Klappentext:
Stell dir vor, an deiner Seite steht der Mann, den du liebst. Du spürst seine Hand in deiner, und sie passt perfekt in deine. Es ist sein Lächeln, das dich morgens weckt. Die Zukunft gehört euch beiden, ihr werdet heiraten. Und in deinem Bauch wächst euer Kind heran. Allein der Gedanke daran lässt dein Herz überlaufen vor Glück.
Doch dann: ein unachtsamer Schritt. Ein abgelenkter Autofahrer. Ein schrecklicher Unfall.
Du fällst in einen tiefen Schlaf. Und während du schläfst, geht das Leben einfach weiter. Wenn du erwachst, wird nichts mehr so sein wie zuvor. Denn dein Happy End gehört nun einer anderen …

Meine Meinung:

Diese Lektüre gehört zu den typischen Liebesromanen bei denen der/die Leser*rin sehr oft ein Taschentuch bereithalten muss. Mir erging es zwar nicht so beim Lesen, doch diese traurige und emotionale Geschichte hat mich auch sofort durch die lebhaften Aussagen und den sympathischen Schreibstil der Autorin in seinen Bann gezogen. Dani Atkins hat eine menschliche Tragödie aus den Sichtweisen der beiden betroffenen Frauen Maddie und Chloe erzählt. Maddie erleidet diesen schrecklichen Unfall - liegt sechs sehr lange Jahre im Koma und gebiert in dieser Zeit ein gesundes Kind ohne Aufzuwachen. Ich habe mich oft gefragt, ob so etwas tatsächlich möglich ist aus medizinischer Sicht. Aber Wunder geschehen ja immer wieder und so habe ich diesen Aspekt des Romans respektiert.  Nach ihrem Erwachen glaubt sie, es seien nur sieben Wochen nach dem Unfall vergangen. Was für ein schrecklicher Irrtum! In diesen sechs Jahren wird sie von der Bibliothekarin Chloe laufend besucht und betreut. Sie liest ihr vor, spricht mit ihr und kümmert sich um die Körperpflege der hilflosen Maddie. Niemand von den Angehörigen und betreuenden Ärzten,   einschliesslich ihres Verlobten Ryan, glaubt mehr an ein Auftauchen aus Maddie's komatösem Zustand. 


Chloe verliebt sich mit schweren  inneren Vorbehalten in den Verlobten Ryan der kranken Frau, geht eine Beziehung mit ihm ein und zieht am Ende in einer Ehe mit Ryan deren beider Kind Hope (Hoffnung) auf. Beide Frauencharaktere werden glaubhaft, warmherzig und liebevoll von der Autorin gezeichnet. Das langsame Ankommen in Maddie's Realität nach dem Koma beeindruckt sehr und das Mitgefühl des Lesers wird voll angesprochen.  Aber auch das Aufkeimen einer neuen, zärtlichen Liebesgeschichte zwischen Ryan und Chloe berührt das Herz und wird ebenso packend von der Autorin beschrieben.  


Und doch ging es in langen Strecken des Romans hauptsächlich immer um das Wohlergehen der kleinen Hope, die diesen Namen zurecht bekommen hat. Denn die HOFFNUNG auf eine Änderung und Besserung der Verhältnisse stirbt bei allen Betroffenen nie. Hope akzeptiert nach langer Geheimhaltung ihre zwei Mütter, die sich in einer fast erzwungenen Freundschaft annähern und einander akzeptieren, ja sogar liebgewinnen.


Das Ende dieser Geschichte kam für mich allerdings mit seinen erneuten Verwicklungen zu abrupt, von der Autorin vielleicht mit Themen und Geschehnissen zu überladen, sehr realitätsfremd und es wurde zu konstruiert dargestellt.


Lasst Euch vom Buch und vor allem vom Ende dieser Tragödie überraschen. Lesenswert ist es auf jeden Fall!

Meine Bewertung: VIER **** Sterne!

Herzlichen Dank an die Autorin und Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar!

Sonntag, 1. Dezember 2019

*DIE LETZTEN IHRER ART* von Maja Lunde, erschienen im btb Verlag

*Werbung, unbezahlt*                  Verlagsinfo zum Buch

Inhalt/Klappentext: Über Mensch und Tier und das Tier im Menschen: Vom St. Petersburg der Zarenzeit über das Deutschland des Zweiten Weltkriegs bis in ein Norwegen der nahen Zukunft erzählt Maja Lunde von drei Familien, dem Schicksal einer seltenen Pferderasse und vom Kampf gegen das Aussterben der Arten. Ein bewegender Roman über Freiheit und Verantwortung, die große Gemeinschaft der Lebewesen und die alles entscheidende Frage: Reicht ein Menschenleben, um die Welt für alle zu verändern?

Maja Lunde wurde 1975 in Oslo geboren, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. Ihr Roman "Die Geschichte der Bienen" wurde mit dem norwegischen Buchhändlerpreis ausgezeichnet und sorgte auch international für Furore. Das Buch wurde in 30 Länder verkauft, stand monatelang auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste und war der meistverkaufte Roman 2017. Zuletzt erschien der zweite Teil ihres literarischen Klimaquartetts, "Die Geschichte des Wassers".


Meine Meinung: 

Das neue Buch von der jungen Autorin Maja Lunde war mein erstes für mich und es hat mich für die Autorin eingenommen. Wann stirbt die Lebensart *Mensch* aus? Das war die immer wiederkehrende Frage, die mir während meiner Lesezeit durch den Kopf ging. Die Autorin  hat Antworten und  auch viele Fragen zu diesem brisantem Thema in einen fesselnden Familienroman gepackt, der locker mehrere Generationen miteinander verbindet. Es geht um Wildpferde. Wildpferde, denen in ihrer ursprünglichen, seit Jahrtausenden gewohnten natürlichen Umwelt in der Weite einer Steppe, in unserer heutigen Welt immer weniger Lebensraum zur Verfügung steht. In drei Erzähl Strängen, werden die Charaktere, Lebensläufe und Bemühungen von Menschen aufgezeigt, diese einmalige Wildtierart zu erhalten, in Tierparks zu schützen oder gar auszuwildern. Die über sechshundert Seiten, fliegen durch den ansprechenden und interessanten Schreibstil der Autorin zwar schnell dahin, trotzdem erlebte ich eine gewisse LeseMüdigkeit , je länger ich diesen Ausführungen aus der Zarenzeit, der Gegenwart und einer fiktiven Zukunft unserer Lebensgrundlagen folgte. Ich überlegte , woran das liegen könnte. Und es war eine Charakter Eigenschaft der vielen Hauptprotagonisten, die mich abstiess und  die ich sehr sehr missbillige. Es war der absolute FANATISMUS im Denken und Handeln, die sture  Beharrlichkeit, die von jedem Verantwortlichen seiner Zeit ausging. Ich konnte für viele Personen dieser Familien einfach keine Sympathie aufbringen und zwar auf Grund dieser Leidenschaft. Solche ausufernden Gefühle und die daraus folgenden Handlungen sind mir einfach fremd und nicht nachvollziehbar.

Am eindrucksvollsten war für mich die  Familien Geschichte der EVA , die in einer fast dystopisch anmutenden Welt überleben möchte, in der nichts mehr so ist wie wir es kennen. Für KARIN konnte ich wenig Verständnis aufbringen , da sie ihrem Sohn nie nahe kommen konnte - ihn verletzt hat - und für Tiere mehr Liebe und Verständnis aufgebracht hat, als für die  Menschen ihres Lebens, eingeschlossen ihrer männlichen Liebhaber. Auch MISCHA  aus der Zarenzeit war für mich  nicht unbedingt ein Sympathieträger. Er hat mir eher leid getan, da er sich den gesellschaftlichen Zwängen seiner Zeit unterwerfen musste und die Liebe zu einem männlichen Freund  zwar nicht unterdrückte, aber geheim hielt, ja sogar ein normales Eheleben Vorzug. 

Trotz all dieser Kritikpunkte an der Personendarstellung, die durchaus realistisch ist, war diese Lektüre sehr lesenswert. 

Meine Bewertung: VIER **** Sterne für dieses Buch mit für mich ganz persönlich kleinen Schwächen. 

Herzlichen Dank an die Autorin und  den btb-verlag für dieses Rezensionsexemplar! 



Montag, 25. März 2019

*Annas Rückkehr*von Rose Philipps, erschienen im Bookspot Verlag

Buchdetails
Aktuelle Ausgabe
ISBN:
9783956691164
Sprache:
Deutsch
Ausgabe:
Buch
Umfang:
392 Seiten
Verlag:
Bookspot Verlag
Erscheinungsdatum:
28.02.2019
*Werbung*
Info zum Buch und der Autorin


REZENSION

Klappentext/Inhalt/Verlagsquelle:

Berlin, 1935. Elli genießt als Frau eines hohen NS-Funktionärs ein privilegiertes Luxusleben. Durch Zufall lernt sie Grete kennen, die mit ihrem Mann und den beiden Kindern in einer ärmlichen Hinterhofwohnung lebt. Damals ahnen die Frauen noch nicht, dass das Schicksal ihre Leben eng miteinander verknüpft hat.

Als Gretes behinderte Kinder unter der Führung von Ellis Ehemann in das Visier des NS-Regimes geraten, steht die Frau, die sich nichts sehnlicher als Nachwuchs wünscht, vor einer schweren Entscheidung. Soll sie ihre Nähe zum Regime nutzen, ihren Mann verraten und damit sich selbst in Gefahr bringen? Schnell ist das Fadenkreuz der Behörden auf sie gerichtet und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

Meine Meinung: 

Entsetzt, erschüttert und bewegt habe ich die Geschichte von Annas Rückkehr auf über 330 Seiten verfolgt. Denn es ist eher eine Reise in ein dunkles Stück deutscher Geschichte gewesen. Es geht um das Euthanasie-Programm des nationalsozialistischen Regimes im sogenannten dritten Reich. Die kaltblütige Vernichtung von Kindern, Menschen, die an einer geistigen oder körperlichen Behinderung litten. DIESE MENSCHLICHE -GRAUSAMKEIT und Verfehlung tritt dem Leser in jeder Seite deutlich vor Augen. 
Die Autorin nimmt uns in verschiedene Zeitstränge mit und berichtet auch über Tagebucheintragunen der Protagonisten. Ihr Schreibstil ist einfach, gut zu verstehen und doch hat mich dieses Buch nicht als  fiktiver Roman gefesselt, sondern eher als ein Tatsachenbericht über eine unentwegte Abfolge von Schilderungen unserer deutschen Vergangenheit. 

Die Verbindung von häuslicher Gewalt, Dummheit und Brutalität gegenüber sich selber , aber hauptsächlich gegen Frau und Kind , ausgeführt von einfachen Menschen ihrer Zeit und Sprache, war recht beeindruckend und sehr an der Basis des einfachen Lebens der damaligen Zeit  angesiedelt, verbunden mit der schlimmen Verblendung durch die Politik! Zusätzlich hat sie die Protagonisten im Bayrischen und/oder Berliner Dialekt sprechend dargestellt, was mir überhaupt nicht zugesagt hat. Dieser Schreibstil, natürlich eine persönliche Beurteilung von mir,  spricht aber sicher viele Leser*innen gut an.  
Ein Kritikpunkt  für mich ist das schnell herbei gezauberte Ende dieses fiktiven Romans, welches ich als geschmacklos und als  sehr einfach konstruiert empfand, wie einen grossen Teil der ganzen Geschichte.

In diesem Roman wurden so viele Tatsachen aus der NS-ZEIT angerissen, die noch ganz vielen Büchern Stoff bieten würden.  Vielleicht hat die junge Autorin ja auch vor, sich weiter mit diesen brisanten Themen zu beschäftigen!

Meine Bewertung für dieses Buch: DREI *** gute Sterne. Lesenswert!  

Dienstag, 5. Juni 2018

*Hain* Geländeroman von Esther Kinsky, erschienen im Suhrkamp Verlag



Info zur Verlagsseite des Buches

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum Erstausgabe :12.02.2018
  • Aktuelle Ausgabe : 12.02.2018
  • Verlag : Suhrkamp
  • ISBN: 9783518427897
  • Fester Einband 287 Seiten
  • Sprache: Deutsch
  • *Werbung*





Kurzrezension

KLAPPENTEXT/Verlagsseite:

Geländeroman

Drei Reisen unternimmt die Ich-Erzählerin in Esther Kinskys Geländeroman. Alle drei führen sie nach Italien, doch nicht an die bekannten, im Kunstführer verzeichneten Orte, nicht nach Rom, Florenz oder Siena, sondern in abseitige Landstriche und Gegenden – nach Olevano Romano etwa, einer Kleinstadt in den Hügeln nordöstlich der italienischen Hauptstadt gelegen, oder in die Valli di Comacchio, die Lagunenlandschaft im Delta des Po, halb von Vögeln beherrschte Wasserwelt, halb dem Wasser abgetrotztes Ackerland. Zwischen diesen beiden Geländeerkundungen im Gebirge und in der Ebene führt die dritte Reise die Erzählerin zurück in die Kindheit: Wie bruchstückhafte Filmsequenzen tauchen die Erinnerungen an zahlreiche Fahrten durch das Italien der Siebzigerjahre auf, dominiert von der Figur des Vaters.
Esther Kinskys Streifzüge und Wanderungen – im Gedächtnis ebenso wie gehend oder fahrend in der Gegenwart – sind Italienische Reisen eigener Art. Sie erkunden mit allen Sinnen äußeres Terrain und führen doch ins Innere, zu Abbrüchen der Trauer und des Schmerzes und zu Inseln des Trostes. Der einfühlsame, präzise Blick der Reisenden entlockt jedem Gelände, was eigentlich im Verborgenen liegt: Geheimnis und Schönheit.

MEINE MEINUNG:
Meine Neugier hat mich zu diesem Buch geschickt. Es wurde mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2018 ausgezeichnet und war auch im Frühjahr in den Medien überall zu finden.Ich versuche hier kurz meinen Leseeindruck zu schildern, bin mir aber bewusst, dass ich dem Buch und seiner Autorin mit meinen einfachen Ausdrucksmöglichkeiten  sicher nicht gerecht werden kann.
Dier feine, nuancenreiche Sprache der Autorin nimmt sofort Besitz vom Lesenden und lässt ihn während der zweihundertachtzig Seiten nie mehr los. Es ist eine anstrengende Lektüre, die man in kleinen Abschnitten, hellwach und aufmerksam lesen sollte. Die Ich-Erzählerin und Hauptfigur geht keine realen Dialoge mit ihrer Umwelt ein, sie verschliesst sich völlig in ihren eigenen Gedanken zu ihrer Umgebung, früherem Erlebten und Reisen, sowie verstorbenen Menschen aus ihrem Leben. Vor allen Dingen reist sie im Kopf dabei immer wieder in die Vergangenheit. Es sind  italienische Landschaften,Städte, Dörfer sowie mit Vorliebe Friedhöfe. Menschen spielen nur am Rande eine Nebenrolle in ihren Beobachtungen.  Der Zusatz *Geländeroman* hat sich mir dadurch sehr deutlich erschlossen. 
Ihre Ausdrucksweise habe ich als liebevoll und sanft  empfunden , sie erfasst die Schönheit der Landschaft und des vergangenen Erlebten mit einer Feinheit der Sprache, die so bildhaft  ist, dass das innere Auge davon entzückt ist. Ihre intelligenten und stilvollen Sätze haben bei mir den Eindruck von deutscher Sprache in Perfektion erweckt. Malerische, märchenhafte und idyllische Sätze ziehen den Leser magisch in ihren Bann.  
Ihre Trauer und den Verlust über  geliebte Menschen hat sie wunderbar vermittelt und am Ende lässt sie den Leser getröstet und gestärkt zurück. Es grenzt fast an Zauberei und hat mich erleichtert und mit einem befriedigendem Gefühl aus dem Roman wieder auftauchen lassen. 

Ich danke der Autorin für dieses beeindruckende Leseerlebnis und dem Suhrkamp Verlag für die Bereitstellung  des Leseexemplar!
Meine Bewertung: FÜNF ***** STERNE für dieses ausserordentliche und grossartige Buch!



Donnerstag, 5. April 2018

*SUMM,WENN DU DAS LIED NICHT KENNST* von Bianca Marais , erschienen im Wunderraum Verlag

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum Erstausgabe :12.03.2018
  • Aktuelle Ausgabe : 12.03.2018
  • Verlag : Wunderraum
  • ISBN: 9783336547944
  • Fester Einband 509 Seiten
  • Sprache: Deutsch
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Rezension


INHALT: 
Der Hintergrund dieses aufwühlenden Romanes ist historisch belegt !
Soweto/ Südafrika 1976. Farbige Kinder und Schüler demonstrieren  für ihre Sprach-Freiheit und gegen das unmenschliche Apartheidsystem in ihrem Land. Einhundert Kinder und Jugendliche , darunter 12 jährige, werden von der Polizei gnadenlos in einer Kirche niedergemetzelt, in der sie sich verschanzt hatten.

Die siebzehnjährige Nomsa ist eine der Organisatorinnen des Aufstandes und wird vermisst. Ihre Mutter Beauty , eine 50 jährige farbige Lehrerin, die in einem kleinen Dorf in der abgeschiedenen Transkei in traditioneller Weise lebt und arbeitet, reist  nach Johannesburg um ihre verschollene Tochter zu suchen. 

Gleichzeitig verliert die weisse 9 jährige Robin auf grausame Art ihre Eltern. Sie werden während dieser Unruhen von Farbigen ermordet. Robin kommt in die Obhut ihrer Tante Edith , die  den Mutter- und Elternpart aber nicht übernehmen möchte. Ein schwarzes Kindermädchen soll sich während der zeitweiligen Abwesenheit von Tante Edith (sie ist Stewardess) um die traumatisierte Robin kümmern. Es ist die farbige Beauty.

MEINE MEINUNG: 
Der für mich interessant klingende Titel aus dem Wunderraum Verlag hatte mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht. Die Erklärung des Titels erfolgt übrigens in einer tragischen Situation für die kleine Robin. Die wunderschöne Aufmachung mit  grünen Blüten und fliegenden Vögeln auf dem Cover hat zu meiner Anfrage geführt. Der Schreibstil der Autorin mit südafrikanischen Wurzeln  fesselte mich sofort. Bildhaft und zärtlich werden glückliche Szenen und Momente aus Robins Familienleben  im Kopf des Lesers aufgerufen . Doch diese Idylle verändert sich sehr schnell. 

Plötzlich beschreibt die Autorin das Unfassbare, weitab von Robins heiler Kinderwelt. Die Grausamkeit der damaligen Rassentrennung tritt offen und hässlich zu Tage. Blutvergiessen, Mord, Hass und Gewalt bestimmen den Alltag der Menschen.  Die Armut und das Elend der Arbeiter in den Goldminen werden plastisch und schonungslos von der Autorin geschildert. Sechzehn Stunden unter Tage waren keine Seltenheit für die farbigen Arbeiter. Der Befreiungskampf für die Rechte der farbigen Bevölkerung nimmt einen unschönen Verlauf. Bespitzelung, Denunziation  der Farbigen und der auf ihrer Seite und für ihre Rechte mitkämpfenden weissen Menschen, sind normale Verhaltensweisen und es entsteht ein tiefer Graben in diesem Land zwischen den Menschen. 
Das paranoide Verhalten eines grossen Teils  der weissen Bevölkerung wird sichtbar und ist für unsere heutige Vorstellungswelt von Familie innerhalb einer Gesellschaft  kaum nachvollziehbar. Auf der einen Seite wird dem schwarzen Personal sogar die Betreuung der Babys anvertraut, aber ein gemeinsames öffentliches Leben für einfachste Situationen zwischen weissen und farbigen Menschen darf es nicht geben. 
Die Autorin hat in dieses fiktive Romangeschehen eigene authentische Erfahrungen mit dem Leben in Südafrika und dem Umgang mit der Rassentrennung verflochten. Das ist ihr ganz perfekt gelungen! Sie ist auch von einer farbigen Maid ( Ausdruck für ein Kindermädchen) liebevoll betreut worden und berichtet ehrlich und gefühlvoll von dieser glücklichen Zeit in ihrem Leben  
Dass das Personal nur einmal im Jahr zur Familie reisen durfte und fremde Kinder statt der eigenen betreuen musste, beschämt sie im Nachhinein sehr und sie ist am Ende des Buches noch einmal intensiv in einem Extraartikel auf dieses eine Problem von vielen anderen eingegangen.
Eine Landkarte am Ende des Buches zeigt die verschiedenen Provinzen auf. Das ausführliche Glossar mit Spezialbegriffen hilft dem Leser sich im Buch und Text zurechtzufinden. In Südafrika gibt es allein elf offizielle, verschiedene Sprachdialekte.
Dieses Buch hat mich  emotional sehr aufgebracht beim Lesen, traurig gemacht, Hoffnung auf Veränderung aufgezeigt und Verständnis für alle Seiten des Konfliktes geweckt. 

Es war eine dunkle Zeit, die von der Autorin genauestens beschrieben wurde, damit sie nicht vergessen wird. 

Meine Leseempfehlung: FÜNF ***** grossartige Sterne für diesen wichtigen und mitfühlenden Roman.

Herzlichen Dank an die Autorin und den Wunderraum Verlag für dieses Rezensionsexemplar ! 

https://de.wikipedia.org/wiki/Apartheid

https://de.wikipedia.org/wiki/Aufstand_in_Soweto



Dienstag, 8. August 2017

*Letzter Bus nach Coffeeville* von J.Paul Henderson, erschienen im Diogenes Verlag

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Buchdetails

  • Erscheinungsdatum Erstausgabe :23.03.2016
  • Aktuelle Ausgabe : 24.05.2017
  • Verlag : Diogenes
  • ISBN: 9783257243918
  • Flexibler Einband 528 Seiten
  • Sprache: Deutsch
Meine neue Lektüre vom Autor : J.Paul Henderson

Ich bin auf Seite 40 und schon jetzt von dem schrägen Humor und den Charakteren  der Romanfiguren  Doc (Gene), Bob und Nancy angetan,,,bis jetzt lese ich von den Geschehnissen in  ihren jungen Jahren,,,

Zitat Seite 41, Nancy fragt  Gene (Doc):

"Ich weiss nicht, ob wir jemals heiraten, aber ich bin sicher , wir bleiben auf jeden Fall für immer Freunde. Du würdest alles für mich tun , oder? "

Dieser  Roman ist ein Roadtrip über unterschiedlichste  Menschen  und beschreibt den Verlauf einer von vielen möglichen Alzheimer Erkrankungen,,, und wie man auf ungewöhnliche Weise damit leben ( und sterben) kann und muss,,, ein Buch voll von schrägem Humor, witzigen Dialogen und Situationskomik der Protagonisten   -  aber auch die Ernsthaftigkeit und Gefühlstiefe der Romancharaktere  werden aufgezeigt !

Rezension (8.8.17)

MEINE MEINUNG:

Das Buch ist in zwei Abschnitte unterteilt und der Autor stellt sorgfältig und genau die sehr unterschiedlichen Protagonisten Nancy, Gene (Doc), Bob, Jack, Eric vor, ihre Kindheit und Jugend, ihre Gemeinsamkeiten und Beziehungen  untereinander und ihre Lebensgeschichten vor. Das Thema Alzheimer wird am Anfang nur behutsam , eher gar nicht erwähnt. Man bekommt mehr Einblick in die Geschichte,  das Leben und gesellschaftliche  Geschehen der USA, was ich als sehr interessant  und lesenswert empfand! Nancy und Gene führen nach dem Zerbrechen ihrer jungen Liebe jeweils ein Familienleben mit anderen Partnern, fühlen sich aber freundschaftlich lebenslang miteinander verbunden. 
Der Schreibstil des Autoren ist sehr ansprechend, flüssig und angenehm zu lesen, langweilt nie und ich habe mich trotz des ernsten Thema sehr gut unterhalten gefühlt. Seine Schreibweise hat mein Herz berührt, traurig gemacht und mich plötzlich durch witzige Situationskomik wieder zum Lachen gebracht.  
Trotzdem steuert die Geschichte im zweiten Teil unaufhaltsam  auf das Thema Alzheimer und Demenz zu, welches am Ende jedes Menschenleben zu Charakterveränderungen und einem völlig anderem Lebensgefühl führen kann. 
Nancy und Gene haben sich vor Nancy's Erkrankung  eine Lösung zurecht gelegt und sie vertraut ihrer ersten Liebe und Jugendfreund Gene, der Arzt von Beruf ist , voll und ganz.  Auch für Gene ist es ein wichtiges Erlebnis in seinem Ruhestandsdasein und er mobilisiert all seine Kraft, Wissen und Beziehungen um Nancy beizustehen.  
Und er tut ALLES für sie, ob man das nun als Verfehlung ansehen mag oder als leichte, gleitende  Hilfe in das Jenseits.

Ein Buch, welches zum Nachdenken anregt über unsere Hilflosigkeit dem Sterben gegenüber. 
Herzlichen Dank an den Diogenes Verlag für dieses wertvolle Rezensionsexemplar.

Meine Bewertung : FÜNF ***** STERNE 







Sonntag, 28. Mai 2017

*Anschlag von Rechts* von Reiner Engelmann, erschienen im cbj Kinder- und Jugendbuchverlag

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Buchdetails

  • Erscheinungsdatum Erstausgabe :22.05.2017
  • Aktuelle Ausgabe : 22.05.2017
  • Verlag : cbj
  • ISBN: 9783570174371
  • Fester Einband 192 Seiten
  • Sprache: Deutsch
Infos zum Autor:

Reiner Engelmann

Reiner Engelmann wurde 1952 in Völkenroth geboren. Nach dem Studium der Sozialpädagogik war er im Schuldienst tätig, wo er sich besonders in den Bereichen der Leseförderung, der Gewaltprävention und der Kinder- und Menschenrechtsbildung starkmachte. Nebenher veröffentlichte er Bücher, vorwiegend zu sozialen Brennpunktthemen. Für Schulklassen und Erwachsene organisiert Reiner Engelmann regelmäßig Studienfahrten nach Auschwitz. Bei einem dieser Aufenthalte lernte er auch Wilhelm Brasse kennen.

Rezension

Zitat: Gewalt bedroht unser Menschsein. (Arno Gruen)

                            
INHALT:  Der bekannte Autor Reiner Engelmann beschreibt in seinem neuen Buch minutiös seine Meinung über die Motive und Lebensumstände der Menschen, die sich erdreisten einen Gewalt/Mordanschlag auf Flüchtlinge in unserem Land (einschliesslich deren Unterkünfte) aus aller Welt zu begehen. Es sind keine Entschuldigungen, die er sucht, sondern ganz nüchterne Tathintergründe. Schuldzuweisungen bringen niemandem etwas und können diese Probleme gegen die Menschlichkeit sicher  nicht verhindern.

MEINE MEINUNG:
 Wie steht auch gerade die junge Generation, die in unserem Land nie Krieg erlebt hat , zu diesen Ereignissen? Der Autor lässt in seinem Tatsachenbericht jeden zu Wort kommen! Die Opfer , die Täter und den Rechtsstaat! Das stabil gebundene Buch (es möge noch durch viele Hände gehen) enthält 184 Seiten und das Coverfoto eines zerstörten Fenster  macht sofort betroffen und der Leser ahnt , dass es um Feuer und Gewalt in diesem Buch geht. Das Buch ist in drei Teile aufgestellt. Ein informatives Glossar über symbolträchtige Zeichen ist hinten angefügt.
Im ersten Teil lesen wir (stellvertretend für viele Nationen), Beschreibungen von Menschen während ihrer Flucht  aus Afghanistan, Somalia, Syrien, Pakistan und Simbabwe. Der zweite Teil schildert TAT und TÄTER, Ihre Rechtfertigungen für diese Tat, ihre Entschuldigungen und beschreibt ihr soziales Umfeld.
Im dritten Teil können wir die spannend geschilderte Gerichtsverhandlung und das abschliessende Urteil erlesen.
Ich bin schnell und angespannt durch dieses Buch geflogen. Es lässt sich gut und flüssig lesen. Die Ausdrucksweise ist einfach , aber ausdrucksvoll und gerade auch für Jugendliche ansprechend. 
Ich war entsetzt und betroffen über den Blick in die Denkstrukturen der Täter und der Menschen ihres sozialen Umfeldes. Der Autor hat sehr gut recherchiert und die dunklen und egoistischen Seiten in uns dargestellt , ohne zu deutliche Wertung. Dieses Buch regt dazu an, seinen eigenen Gedanken und Wertungen über dieses Geschehen zu folgen.

Das empfand ich als sehr wertvoll und ich kann dieses Buch unbedingt als Schulbuchlektüre für Kinder, vielleicht sogar ab 10 Jahren empfehlen. In diesem Alter reagieren Jungen und Mädchen noch  sehr sensibel gegen Unrecht und Gewalt, ergreifen gerne Partei, sie denken aber doch schon teilweise in Erwachsenen-Strukturen und solch eine Lektüre ist ihnen in unserer medienbeeinflussten Welt durchaus zuzumuten.

Dieser wertvolle und grossartige Tatsachenbericht  bekommt von mir unbedingt fünf *****Sterne und ich wünsche ihm sehr viele Leser!

Herzlichen Dank an den cbj Kinder- und Jugendbuchverlag für die Bereitstellung dieses informativen und wichtigen Rezensionsexemplar!

Hier eine weitere Rezension http://www.nisnis-buecherliebe.de/2017/05/jugendroman-anschlag-von-rechts-von.html

Donnerstag, 27. April 2017

*Und Jetzt Lass Uns Tanzen* erschienen im Diana Verlag

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Buchdetails

  • Erscheinungsdatum Erstausgabe :06.03.2017
  • Aktuelle Ausgabe : 06.03.2017
  • Verlag : Diana
  • ISBN: 9783453291911
  • Fester Einband 224 Seiten
  • Sprache: Deutsch

Trauer, Tod, Einsamkeit, Selbstbestimmung, neue Lebensfreude - auch im Alter - bestimmen diesen facettenreichen Roman,,


REZENSION

INHALT/KLAPPENTEXT:
Beinahe wären sie einander nie begegnet: Marcel, der den Sternenhimmel liebt, und Marguerite, die nur dem Tag Schönheit abgewinnen kann. Er, für den nur die Freiheit zählt, und sie, die ausnahmslos allen Regeln folgt. Doch dann verlieren beide ihre langjährigen Ehepartner. An diesem Wendepunkt in ihrem Leben treffen Marguerite und Marcel aufeinander und stellen überrascht fest, dass sie über die gleichen Dinge lachen. Wagen sie es auch, noch einmal zu lieben?

MEINE MEINUNG:
 Das gebundene Buch mit dem ansprechenden blauen Cover beinhaltet nur über 220 Seiten und ich bin sehr schnell dank des schönen und flüssigen Schreibstils der Autorin in dieses Thema hineingekommen, da ich ausserdem vor kurzem einen ähnlichen Roman über die *Liebe im Alter* rezensiert hatte. Liebenswert und aufschlussreich  wird das französische Lebensumfeld, in dem die Geschichte spielt, geschildert. Sie vermittelt viel Freude, Lebenslust und französisches Ambiente.  Das Verlieren eines geliebten langjährigen Partners ist sicher DAS einschneidende Erlebnis im Alter, dem man hilflos und meist überraschend ausgeliefert wird. Die Autorin Karine Lambert hat sensible und berührende Charaktere erschaffen, die sofort mein Herz eroberten.  Der lebenslustige 73 jährige Marcel bezauberte mich mit seinem charmanten Wesen und seinen schönen Erinnerungen über das Leben während seiner Kindheit in Algerien  mit der fröhlichen  Ehefrau Nora, die er schon als Junge liebte und verehrte.  Sein plötzlicher Verlust des liebsten Menschen macht ihn fast zum gebrochenen Mann. 

Bis die 78 jährige Marguerite in sein Leben tritt.
Diese Frau, die ganz stereotyp alle gesellschaftlichen Regeln und Forderungen ihres nun verstobenen Ehemannes fünfzig Jahre starr befolgte , ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle verleugnete , war mir ein wenig  fremd. Aber sie springt über ihren eigenen Schatten und befreit sich von vielen  Zwängen und den von ihrem Mann aufgestellten Verhaltensregeln. Das war für mich eigentlich eine  wichtige, notwendige, zwingende Entwicklung in diesem Roman. Vor allem für die Figur der Marguerite. Ihre Ehe war nicht besonders glücklich, sie liebte ihren Mann verhalten und mit zu vielen Vorbehalten. Verständlich bei den merkwürdig konservativen Charakterzügen des verstorbenen Nebenprotagonisten! Ob diese Neigung zu starrer Akzeptanz von Regeln bei einer Frau in diesem Alter durch die Kraft der Liebe und Zuneigung  noch zu ändern wären , sei dahingestellt. Die Autorin hat diese Veränderungen allerdings  glaubhaft geschildert. Umso mehr gönnt man als Leser dieser gefesselten Frau die neue vorbehaltlose Liebe von und zu Marcel , die sie das erste Mal in ihrem Leben fühlt.
Die Liebe und Sympathie der beiden Alten zueinander wächst stetig und wird in zärtlichen und rührigen Beschreibungen von der Autorin  dargestellt.
Wenn da nicht wieder übereifrige Kinder von beiden Familienseiten wären, die das sogenannte *BESTE* für ihre jeweiligen Eltern wollen und deren glückliche letzten Lebensjahre  in neue Regeln lenken möchten ,,,,,
    Meine Bewertung: Vier **** Sterne
    Herzlichen Dank an die Autorin und den Diana-Verlag für das schön gebundene Buch.