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Samstag, 24. August 2024

*Genau so, wie es immer war* von Claire Lombardo - erschienen im dtv -Verlag

 

*Werbung, unbezahlt*

ISBN : 978-3-423-28417-2

Erscheinungsdatum: 15.08.2024 

1. Auflage

720 Seiten

Format : 12,8 x 21,0 cm

Sprache: Deutsch, Übersetzung: Aus dem Englischen von Sylvia Spatz

Verlagslink

INHALT/KLAPPENTEXT: Manchmal kann Julia Ames es gar nicht fassen, was für ein unwahrscheinlich schönes Leben sie führt. Mit Mark hat sie seit Jahrzehnten einen liebenden Ehemann an ihrer Seite, zusammen haben sie zwei Kinder in die Welt gesetzt, auf die sie stolzer nicht sein könnte. Doch Glück ist nur ein vorübergehender Zustand, wie Julia schnell feststellen muss – Familie bleibt einem hingegen ein Leben lang erhalten.

Sohn Ben schockiert seine Eltern bei einem Besuch mit einer folgenschweren Nachricht. Tochter Alma ist kurz davor, aufs College zu gehen, was eine ungewohnte Angst vor dem leeren Nest in Julia weckt. Und beim Einkaufen trifft Julia zufällig auf eine Frau, die sie seit fast 20 Jahren nicht mehr gesehen hat – einst war die mütterliche Freundin ihre Rettung, bevor sie einer Katastrophe den Weg ebnete. Gefangen zwischen ihrer bewegten Vergangenheit und der chaotischen Gegenwart verliert Julia zunehmend die Kontrolle.

Claire Lombardo, 1989 geboren in Oak Park, Illinois, arbeitete als Sozialarbeiterin und PR-Agentin, bevor sie am renommierten Iowa Writers' Workshop studierte. Ihr Debütroman ›Der größte Spaß, den wir je hatten‹ war ein New York Times-Bestseller, wurde für den Women's Prize for Fiction nominiert und in ein Dutzend Sprachen übersetzt. Sie lebt in Iowa City.

Meine Meinung zum Buch: 

Die siebenhundert Seiten dieses Romans haben meinen Lesefleiss - und Fluss ganz schön gefordert. Ich bin der jungen Julia und der gereiften  Ehefrau und Mutter der späten Jahre  in vielen Rückblicken auf ihr Leben mit ihren für mich oft zwiespältigen  und unverständlichen Gefühlen und Gedanken interessiert begegnet. 

Beim Lesen des Klappentextes vermutet man nicht diese kühle und komplizierte, oft zerbrochene, toxische,  ja sogar fast bösartige Persönlichkeit von Julia Ames, deren Charakter  Claire Lombardi mit viel psychologischem Fingerspitzengefühl für die Leser*in erschaffen hat. Fünfhundert Seiten erklären zwar viele Handlungen und Gegebenheiten aus dem Leben und der Ehe der Julia aus Jugendzeiten und Alter, doch es war in meinen Augen einfach zu langatmig beschrieben. Immer wieder versinkt die Protagonistin  in Selbstmitleid, jammert laufend über die kalte Beziehung zu ihrer alkoholkranken Mutter. Sie verknüpft und entschuldigt zu viele ihrer in meinen Augen merkwürdigen Entscheidungen und mentalen Empfindungen mit den Erlebnissen aus der toxischen Beziehung zur Mutter. 

Die letzten zweihundert Seiten hätten nach meinem persönlichem Empfinden an den Anfang der Erzählung gehört und so diese umfangreichen und umständlichen Erklärungen und Suchen nach Gründen für bestimmte Verhaltensweisen in fünfhundert Seiten ein schnelleres und klareres Ende bereiten können. Der Roman hat zwar eine unterhaltende und flüssige Erzählweise , aber er ist einfach zu lang. Die Autorin hat sich aus meiner Sicht zu sehr in den psychologischen Erklärungen von Julias Verhalten verloren. 

Depression und Schuld haben Julias Leben geprägt und auch die Leser*in in diese unglückliche Spirale hineingerissen. Das Aufflackern der immer wiederkehrenden mütterlichen Liebe und Zuneigung zu ihren Kindern und Ehemann Mark kann diesen Aspekt im Roman kaum heilen. Leider. Denn das Familienleben kann schön, erfüllend und auch im Alter noch befriedigend sein, trotz aller Widrigkeiten mit Familienangehörigen und der eigenen Psyche.  

Meine Bewertung: DREI *** gute Sterne für diese zu lange Ausführung eines komplizierten Frauen - und Familienleben.  

Vielen herzlichen Dank an die Autorin und den dtv-Verlag für die schnelle Zusendung des gebundenen Rezensionsexemplar. 

 


Dienstag, 13. August 2024

*Die Zeit der Zikaden* von Moritz Heger - erschienen im Diogenes Verlag

 

*unbezahlte Werbung*

Hardcover Leinen

304 Seiten 

erschienen am 26. Juni 2024 

978-3-257-07274-7 


Verlagslink

Inhalt/Klappentext: Für Alex beginnt der Ruhestand. Doch statt Ruhe plant sie den Aufbruch ins Ungewisse: Mit einem Tinyhouse auf Rädern will sie alles Gewohnte hinter sich lassen. Johann, Mitte fünfzig, sucht den Ausbruch aus einem fragwürdig gewordenen Beruf und einer erkalteten Ehe. Ein ererbtes Steinhaus in Ligurien scheint ein guter Ort dafür zu sein. Alex folgt Johanns Einladung: Zwei nicht mehr junge und sehr verschiedene Menschen wollen an diesem Sehnsuchtsort die nächste Lebensetappe angehen.

Moritz Heger, geboren 1971 in Stuttgart, studierte Germanistik, evangelische Theologie und Theaterwissenschaft in Mainz, erhielt 2007 den MDR-Literaturpreis und den zugehörigen Publikumspreis. Neben dem Schreiben arbeitet er als Lehrer an einem Stuttgarter Gymnasium. 2021 erschien sein Debüt beim Diogenes Verlag, ›Aus der Mitte des Sees‹.


Auszeichnungen ›MDR-Literaturpreis‹ mitsamt Publikumspreis, 2007


Mein Leseeindruck zum Buch: Das handlich gebundene Buch von ca. dreihundert Seiten habe ich gerne und schnell durchgelesen, da mich die Thematik des *Altern im Ruhestand* magisch angezogen hat. 

Zitat , Seite 114 : "Was will sie sein? Sie wollte raus sein, will es noch, und leidet doch darunter. Bei Lichte betrachtet, ist es bei ihr kaum weniger vertrackt als bei den jungen Leuten. Mit dem einen Unterschied, sie ist nicht mehr jung. 

Mit dem Tinyhaus hat sie, wie ihr immer klarer wird ein Paket geschnürt, um sich in die Zukunft zu senden. "

Und so schickt sich die allein lebende Lehrerin i.R.  Alex in einen neuen Lebensabschnitt. Sie war beliebt bei den Schülern, anerkannt von Kollegen und Eltern. Auf einer Hochzeit der Schülerin Wiebke lernt sie deren neuen Schwiegervater Johann kennen. Sympathie und Verständnis zwischen den beiden Protagonist*innen entwickeln sich stetig. Johann ist verheiratet, Bestatter von Beruf, malt in seiner Freizeit gern. Er hat ein Steinhaus in Ligurien geerbt und lädt die ledige Alex mit ihrem rollenden Tinyhaus spontan dorthin ein. 

Das Buch hat der Autor in zwei Abschnitte eingeteilt. Der erste Teil nennt sich *LICHTEN* , der zweite Teil heisst *ANKERN*. Der Schreibstil des Autor hat mich im ersten Teil ein wenig angestrengt, da er oft in verschiedenen Situationen hin und her springt , den Leser*in zwar in die Eigenschaften der  Charaktere von Alex und Johann, sowie deren Lebenssituationen einführt - und doch hat mir ein wenig der konstante berühmte *rote Faden* gefehlt.

Im zweiten Teil *ANKERN* habe ich mich sofort wohl gefühlt und auch zurecht gefunden. Die bunte und schöne  Beschreibung von Land und Menschen Liguriens haben mich mit der anstrengenden Einführung des ersten Teil  versöhnt und ich konnte die stimmige Atmosphäre Italiens voll geniessen. Eine stetige und warme Freundschaft zwischen Alex und dem stillen Johann entwickelt sich, er bewundert ihre Unabhängigkeit und Lebenslust, malt sie. Sie träumt in ihrem Tinyhaus , welches im Garten von Johann steht von neuen Theaterprojekten. Bis sie eine Initiative ergreift, die massiv  in Johanns Familienleben eingreift. 

Mehr möchte ich nicht verraten, ich habe das Buch genossen und kann es mit 

VIER **** Sternen zum Lesen an entspannten Sommertagen nur empfehlen. 


Herzlichen Dank an den Autor und den Diogenes Verlag für das gebundene Rezensionsexemplar mit dem hübschen Cover im bekannten Diogenes-Stil.   



Dienstag, 14. Mai 2024

*Das unsichtbare Band* von Haneen Al-Sayegh - erschienen im dtv Verlag

 

*unbezahlte Werbung, Rezensionsexemplar*

Verlagslink

ISBN: 978-3-423-28398-4

Erscheinungsdatum: 14.03.2024 

2. Auflage

336 Seiten

Format: 12,8 x 21,0 cm

Sprache: Deutsch, Übersetzung: Aus dem Arabischen von Hamed Abdel-Samad

INHALT/KLAPPENTEXT: In den Bergen des Libanon wächst die junge Amal in der strengen, patriarchalischen Religionsgemeinschaft der Drusen auf. Sie will nur eines: die Schule besuchen und studieren, doch Mädchen haben dort keine Rechte. Der Großvater lässt zwischen sich und seiner Frau eine Mauer errichten, aber die Mutter darf immerhin Brot backen, und damit bezahlt sie das Schulgeld ihrer Töchter.

Als Amal, die jüngste, mit fünfzehn verheiratet wird und das Elternhaus verlässt, schweigt die Mutter. Unbeirrt, wenn auch gegen viele Widerstände, geht die junge Frau ihren Weg und beginnt zu begreifen, was es heißt, selbstbestimmt zu leben und wahrhaftig zu lieben.

Ein poetischer, anrührender Text über Freiheit, Tradition, die Ambivalenz der Gefühle und das Band, das die Frauen der arabischen Welt verbindet und für eine gerechtere Gesellschaft kämpfen lässt.

In ihrem Debütroman beschreibt Haneen Al-Sayegh eine Kindheit und Jugend in der ultrastrengen Religionsgemeinschaft der Drusen in den Bergen des Libanon. Eine Frau begehrt auf und geht ihren eigenen Weg.

Haneen Al-Sayegh, geboren 1986 im Mount Lebanon, studierte Englische Literatur an der American University of Beirut, arbeitet als Dozentin und Übersetzerin. Sie hat drei Gedichtbände veröffentlicht und wurde mit dem renommierten Naji Noaman Literary Award ausgezeichnet. Haneen Al-Sayegh lebt in Beirut und Berlin.

Meine Meinung zum Buch: Dieses Buch hat viele Emotionen in mir ausgelöst, angefangen mit Entsetzen über die Strenge, die ein Kind,  junges Mädchen und Frau in der Religionsgemeinschaft der Drusen im Libanon erfahren hat. Unverständnis und Mitleid mit den Frauen und ihren geschundenen Seelen und Körpern  haben fast die Überhand gewonnen. Eine enge Mutter-Tochter-Beziehung spielt im Roman eine tragende und wichtige Rolle.  Ich habe versucht vieles aus  dieser Religion mit Verzeihen und Verstehen nachzuvollziehen, aber es ist mir sehr schwer gefallen. 

Das Buch liest sich in einer erstarrt erscheinenden Ich-Erzählung, deren Person sich quält, an einer chronischen Depression leidet, an sich zweifelt,  die Familie liebt und dennoch Abstand gewinnen möchte. Der komplizierte Schreibstil ist  in seiner Ausdrucksweise manchmal verwirrend und nicht leicht zu erfassen. Es ist keine leichte und unbeschwerte Lektüre, gibt aber einen Einblick in die Religionsgemeinschaft der Drusen , die an eine Seelenwanderung glauben und nicht zu den Muslimen gehören. 

Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne.  Ich denke, dass dieses Buch eventuell autobiografische Wahrheiten der Autorin enthalten kann.  


Danke an die Autorin und den dtv-Verlag  für die Zusendung des gebundenen Rezensionsexemplar.  


Samstag, 13. November 2021

*Der Brand* von Daniela Krien - erschienen im Diogenes Verlag

 

*Werbung, unbezahlt*

Hörbuch

5 Std. 20 Min. 

erschienen am 28. Juli 2021 


Inhalt / Klappentext: Rahel und Peter sind seit fast 30 Jahren verheiratet. Sie sind angekommen in ihrem Leben, sie schätzen und achten einander, haben zwei Kinder großgezogen. Erst leise und unbemerkt, dann mit einem großen Knall hat sich die Liebe aus ihrer Ehe verabschiedet. Ein Sommerurlaub soll bergen, was noch zwischen ihnen geblieben ist, und die Frage beantworten, wie und mit wem sie das Leben nach der Mitte verbringen wollen.

Daniela Krien, geboren 1975 in Neu-Kaliß, studierte Kulturwissenschaften und Kommunikations- und Medienwissenschaften in Leipzig. Seit 2010 ist sie freie Autorin, 2011 erschien ihr Roman ›Irgendwann werden wir uns alles erzählen‹, der von Emily Atef verfilmt wird. Ihr letzter Roman, ›Die Liebe im Ernstfall‹, stand monatelang auf der Bestsellerliste und wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Daniela Krien lebt mit ihren zwei Töchtern in Leipzig.

Mein Höreindruck: Dagmar Manzel, die Erzählerin des Hörbuches hat es mit ihrer ruhigen und angenehmen Stimme verstanden, mich stundenlang zu faszinieren.  Diese erzählende Geschichte der  30 jährigen Ehe von Rahel und Peter beginnt mit einer aktuellen Katastrophe, die man als Metapher verstehen kann. Die gebuchte Ferienwohnung in einem Haus in den Bergen brennt völlig aus und das Ehepaar  verschiebt nun ihr Ferienziel in die Uckermarck, wo sie Haus und Hof der langjährigen Freunde Viktor und Ruth hüten. Das Buch spielt in der Wendezeit zu Beginn der neunziger Jahre. Die Psychologin Rahel und der Literaturwissenschaftler Peter haben den größten Teil ihrer Ehe aber in den Jahren der ehemaligen DDR verbracht, verbunden in einer engen Freundschaft mit Viktor und Ruth. 

Es brennt in ihrer Beziehung, allerdings nicht mehr in Leidenschaft , sondern eher mit zerstörerischer Kraft und Heftigkeit. Eine leise Erzählung mit vielen feinen Untertönen und Schwingungen hat die Autorin Daniela Krien dargelegt. Verborgene und verdrängte Beziehungsprobleme der beiden Protagonisten Rahel und Peter kommen an die Oberfläche des Bewusstseins und stellen vieles in Frage. Auch die Beziehung der Elternschaft zu den Kindern Selma und Simon. Sie wird rückblickend  im Hörbuch aufgerollt. Hauptsächlich von Rahel, der erzählenden professionellen Psychologin, die aber im Umgang mit ihrer Familie höchst hilflos und emotionslos erscheint. Peter, eigentlich der ruhende Pol der Familie, kommt mit den neuen Gepflogenheiten nach der Wende nicht mehr mit den jungen Leuten an der Uni zurecht und resigniert in seiner Lehrtätigkeit, welche zusätzlich im privaten Bereich zu einer gewissen Starre und Passivität führt.  Für mich war diese Familiengeschichte ein  spannendes Zeugnis auch  der damaligen  *Zeit der Wende* .  Die unterschiedlichen Lebensansichten von Eltern und Kindern, sowie der unterschiedlichen Gesellschaftssysteme prallen hart aufeinander. 

Finden die Eltern und Partner Peter und Rahel wieder wie in alten Tagen zueinander? Wie entwickelt sich die weitere Beziehung zu den erwachsenen Kindern und Enkeln? Das alles ist in diesem sehr gutem Roman fesselnd und spannungsgeladen zu erfahren. 

Mein Fazit: FÜNF ***** Sterne für diese hervorragende Familienerzählung. 

Herzlichen Dank an die Autorin und den Verlag  für die Bereitstellung des Audiobuches!  



Donnerstag, 14. Oktober 2021

*Alles wird gut* von Nina Lykke - erschienen im btb Verlag

 

*Werbung, unbezahlt *

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Aus dem Norwegischen von Sylvia Kall, Ina Kronenberger

Originaltitel: Full spredning

Originalverlag: Forlaget

Hardcover mit Schutzumschlag, 352 Seiten, 12,5 x 20,0 cm

ISBN: 978-3-442-75934-7

Erschienen am  16. August 2021

Verlagslink

Inhalt/Klappentext: Wie konnte es so weit kommen? Elin – Mitte 50, Allgemeinärztin seit 20 Jahren und genauso lange verheiratet mit Aksel – ist kurzerhand in ihre Praxis gezogen. Während Aksel jede freie Minute mit Skilanglauf verbringt, schickt Elin eines Abends schon leicht angeschickert eine Nachricht an ihren Jugendfreund Bjørn – der antwortet prompt. Elin fühlt sich das erste Mal seit Langem wieder richtig lebendig. Aus Alltagsresignation wird erwartungsvolle Aufbruchsstimmung. Doch eine langjährige Ehe und das gutsituierte Leben im Reihenhaus lassen sich nicht so leicht abschütteln. Das ist die Ausgangssituation des vielfach ausgezeichneten Romans, der mit entlarvender Ehrlichkeit das Beziehungsleben der modernen Großstädter in mittleren Jahren unter die Lupe nimmt.

Nina Lykke, geboren 1965 in Trondheim, Norwegen wuchs in Oslo auf. Sie studierte Grafik in Kopenhagen, arbeitete als Grafikdesignerin und war von 1997 bis 2003 Redaktionsmitglied der feministischen Zeitschrift »Utflukt«. Ihren Durchbruch als Schriftstellerin hatte Lykke mit ihrem Roman »Aufruhr in mittleren Jahren«, der in Norwegen eines der am meisten besprochenen Bücher des Jahres war.

Mein Leseeindruck: *Alles wird gut* , dieser schöne Titel - der auch eine beliebte Redensart ist, sowie das hübsche Blumencover des Buches hatten mich zum Lesen angeregt und ich hoffte auf einen packenden Wohlfühl Roman mit einem guten, das Gemüt beruhigendem Ende. Leider kam alles ganz anders und völlig unerwartet bei dieser Lektüre. 

Elin, Aksel und Bjørn waren für mich Protagonisten , denen ich im Verlauf des Buches nicht meine ganze positive Aufmerksamkeit und Sympathie schenken konnte. Elin, die von der Autorin in den Mittelpunkt der Geschichte gerückt wurde entwickelte sich von Seite zu Seite immer mehr zu einer NO-GO Person. Zu Beginn der Geschichte als etwas überforderte Allgmeinärztin dargestellt, verwandelte sie sich immer mehr in eine boshafte, unfreundliche, gar feindselige Person, die mit ihren Patienten keinen objektiven Umgang wahren konnte. Als eine seit Jahrzehnten gestandene Ärztin hatte ich eigentlich ein anderes Verhalten von ihr erwartet. Statt dessen wurde sie von persönlichen Süchten wie Alkohol Exzessen und einer aufgewärmten Beziehung aus Jugendjahren gebeutelt. Dass sie sich in ihren inneren Monologen nur noch dem Skelett in ihrem Behandlungszimmer öffnen konnte, keine realen Freunde hatte, erschien mir merkwürdig und bedauernswert. Auch Ehemann Aksel und der alte Jugendfreund Bjørn waren keine Ansprechpartner um sie aus ihrer Patientenmüdigkeit herauszuholen. Ihre Affäre mit Bjørn, in die sie aus Versehen hineingerutscht war, quälte sie. Ihr Telefon und ihr Sozial Media Verhalten samt unmässigem SMS-Verkehr mit dem neuen Liebhaber liebte und hasste sie zu gleich. Sie war für mich keine Protagonistin, mit der ich mich als Leser*in  identifizieren konnte, sondern eine bedauernswerte und zerrissene Person. Sicher war diese Charakterdarstellung von der Autorin beabsichtigt, leider hat sie mich persönlich damit nicht begeistert. Das Buch und Thema wurden für mich sehr schwer nachvollziehbar und nicht fassbar. 

Ihr Schreibstil war flüssig, gut zu lesen und verständlich, hat aber in meinen Augen nicht so gut die Wirklichkeit gespiegelt. Er war in einer schlaksigen Ausdrucksweise verfasst, die ich eher einem Teenie Roman zuordnen würde. Ob dieser Roman tatsächlich eine ehrliche Darstellung des Beziehungslebens der Großstädter im mittleren Lebensabschnitt aufzeigt, vermag ich schwer zu beurteilen und bezweifle das ein wenig.  

Meine Lesebewertung: Drei *** Sterne !  

Vielen Dank für die Zusendung des Rezensionsexemplar!    

Donnerstag, 15. August 2019

*Tage in Cape May* von Chip Cheek, erschienen im Blessing Verlag

*Werbung*

Info zum Buch und Verlag

Der Autor: Chip Cheek, geboren 1976, hat bereits in Literaturzeitschriften Kurzgeschichten veröffentlicht, u.a. in The Southern Review, Harvard Review und Washington Square, und erhielt renommierte Schriftstellerstipendien. Tage in Cape May ist sein erster Roman. Chip Cheek lebt in der Nähe von Los Angeles.

INHALT/Klappentext: September 1957: Henry und Effie fahren für die Flitterwochen nach Cape May, ein Ferienort an der Ostküste. Doch das Städtchen ist verlassen, die Saison ist zu Ende. Die beiden jungen Leute aus Georgia fühlen sich fremd, isoliert und in ihrer Schüchternheit gefangen. Gerade als sie beschließen, den Urlaub zu verkürzen, treffen sie zufällig auf Clara, eine Ferienbekanntschaft Effies aus Kindertagen, die eine glamouröse Gruppe von New Yorkern um sich versammelt. Darunter Max, ein reicher Playboy und ihr Liebhaber, und dessen unnahbare und rätselhafte Schwester Alma. Der verlassene Ort wird zu ihrem Spielplatz, und während sie in leer stehende Ferienhäuser einsteigen, Segeln gehen, nackt unter dem Sternenhimmel herumwandern, sich lieben und sich betrinken, geraten Henry und Effie in eine Situation, die den Rest ihres Lebens prägen wird. Ein hypnotisierender Roman, der im Spiegel von Sexualität und gesellschaftlicher Realität der Fünfzigerjahre aktuelle und zeitlose Fragen zu Ehe, Liebe und Loyalität behandelt.


MEINE MEINUNG: 

Mein erster Gedanke nach Beendigung dieses interessanten Romanes über die Gesellschaftsstrukturen aus den 50er Jahren in den USA über zwei junge Menschen, die der Leser in ihren Flitterwochen begleiten darf , war ein altes Sprichwort: 

"Müssiggang ist aller Laster Anfang"

Laster entwickeln sich manchmal  langsam und schleichend. So zu erlesen auch  in diesem Roman über die soziale Entwicklung eines jungen, schüchternen  Ehepaars aus dem ländlichen Georgia.  Alkohol, Abenteuerlust und für sie neuartige Sexerlebnisse mit anderen Partnern haben die beiden naiven jungen Leute völlig aus ihrem normalen Empfinden und Partnerschaft in eine kritische Lebensphase geworfen. Aber was bedeutet schon der Ausdruck *Normal* ? Spass haben, Chillen und sexuelle Freizügigkeit sind Begriffe, welche der damaligen Generation noch nicht so geläufig waren wie den heutigen jungen Menschen.

Der Schreibstil des Autors liest sich durchaus interessant und anregend. Er hat in seinem Roman starke Charaktere geformt, die in ihrer Darstellung während der damaligen Zeit auf jeden Fall als besonders exzentrisch und schillernd auftraten. Das Gruppenverhalten dieser jungen Leute aus New York wurde von ihm  bestechend ehrlich analysiert , sowie auch die üblichen Gesellschaftsstrukturen der damaligen Zeit mit ihrer Prüderie gegenüber Körperlichkeit und ihrer allgemeinen Verlogenheit und Verschleierung von Wahrheit und Realität. Über all diese Widerstände haben sich die jungen Menschen im Gruppenverhalten hinweggesetzt und sich eigene Lebensregeln erstellt.

Der Roman hat mich gut unterhalten, eine Lektüre für Strand und Urlaub, in die man mit Leichtigkeit immer wieder schnell einchecken konnte. Das Ende der Geschichte im Roman war allerdings eine für mich zu kurze Zusammenfassung von anschliessenden vierzig Ehejahren. Das empfand ich als zu abrupt, unpassend und langweilig beschrieben. 

Meine Bewertung: DREI *** Sterne für dieses gute Buch!

Herzlichen Dank an den Autor und den Verlag für das gebundene Rezensionsexemplar!

 

Dienstag, 21. Mai 2019

*Der Rosengarten am Meer* von Nele Jacobsen, erschienen im atb Verlag

*Werbung*

Infos zum Buch und Verlag

Broschur, 320 Seiten
Aufbau Taschenbuch
978-3-7466-3432-6

INHALT/KLAPPENTEXT:
Der Duft der Rosen am Meer.

Nachdem ihr Mann sie verlassen hat, sucht die Landschaftsarchitektin Isabel einen Neuanfang. Aus der Enge Wiens zieht es sie an die Ostsee, wo sie dem Künstler Alex beim Wiederaufbau eines prächtigen Schlossgartens helfen soll. Schnell stellt sie fest, dass der Garten ein Geheimnis birgt: Er scheint die Kopie eines legendären Rosariums aus dem zwanzigsten Jahrhundert zu sein. Isabel begibt sich auf eine Spurensuche, die sie bis an den Rand der Karpaten bringt – und auf die Fährte einer außergewöhnlichen Frau. Sie entdeckt eine die Zeiten überdauernde Liebe und kommt ihrem eigenen Glück ein ganzes Stück näher ...

Die Autorin Nele Jacobsen, geboren 1976 in West-Berlin, ist Diplom-Politologin und Journalistin und arbeitete jahrelang für Print und Fernsehen. Mit ihrer Familie lebt und schreibt sie in der Nähe von Dresden. In ihrem Garten am Elbhang blüht ihre Lieblingsrose, eine „Eliza“, jedes Jahr ab Juni in silbrig schimmerndem Pink. Bei atb ist außerdem ihr erster Roman „Unser Haus am Meer“ lieferbar. 

Rezension

MEINE MEINUNG:  Diesen wunderschönen Wohl-fühl Roman für Frauen habe ich mit einem süssem und betäubendem Rosenduft in der Nase, an einem Tag durchgelesen. Der Schreibstil der jungen Autorin ist lebhaft, angenehm zu erkunden, zaubert Bilder in den Kopf und man fliegt durch das Buch. Die Handlung spielt in zwei Zeitebenen, einmal im HEUTE und JETZT, erzählt das schmerzhafte Auseinander brechen einer jungen Ehegemeinschaft, sowie die Suche der Landschaftsarchitektin Isabel nach einem beruflichen und privaten Neubeginn, weitab gelegen von ihrer Heimatstadt Wien. Ein neuer Auftrag zieht sie in das einsame Gut Lundwitz, in der Mecklenburgischen Schweiz, einer im Aufbau befindlichen romantischen Künstleroase an der Ostsee. 

Der zweite, historisch belegte  Erzählstrang, den ich als sehr viel interessanter und bunter empfand als die Gegenwarts Geschichte, entführt den Leser in die vergangene Zeit der Österreich-Ungarischen Monarchie des 20. Jahrhundert in das Donauhügelland am Fuße der Kleinen Karpaten. Die Hauptprotagonistin Marie Henriette Chotek, eine außergewöhnlich eigensinnige und starke Person hat tatsächlich gelebt und ist für die damalige Zeit in ihrer Rolle als Gräfin einen ungewöhnlichen Lebensweg gegangen. Ihr Lebensinhalt war die Neu-Zucht und Pflege von Rosen und die Gestaltung eines eigenen Rosariums auf ihrem Gut Dolná Krupá. Das hat sie mit Bravour und als ledige Frau mit Kraft und Fleiss gemeistert und der Nachwelt wunderschöne neu gezüchtete Rosenarten hinterlassen. Vor und mit diesen beiden Hintergründen hat Nele Jacobsen einen packenden und bezaubernden Roman erdacht und geschrieben. Geschickt hat sie verbürgte Fakten mit fiktiven Elementen wie der Liebe von Marie Henriette Chotek zu Georg von Schwanburg verknüpft. Die realistisch anmutenden Beschreibungen der damaligen Gesellschaftsstrukturen und Konventionen geben diesem Roman ein ganz besonders wertvolles Flair.

Es ist ein Buch zum Träumen, Wohlfühlen an warmen Juniabenden, dem perfekten Rosenmonat des Jahres. Ein erklärendes Nachwort über das Thema *Rosen* und drei schöne Nachkochrezepte wie *Rosiges Sorbet*, *Rosige Marzipanpralinen* und ein *Rosiger Happy Hour Cocktail* bereichern diese schöne Taschenbuchausgabe.

Meine Bewertung: FÜNF ***** STERNE im Genre Frauen Lektüre, Liebe und Geschichte.

Herzlichen Dank an die Autorin und den atb Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplar. 

  

Mittwoch, 12. Dezember 2018

*Liebe ist die beste Therapie* von John Jay Osborn, erschienen im Diogenes Verlag

Hardcover Leinen
288 Seiten
erschienen am 24. Oktober 2018

978-3-257-07043-9

Verlagsinfo und Leseprobe

*Werbung*








Rezension

Über den Autor: John Jay Osborn, geboren 1945, ist ein US-amerikanischer Anwalt, Jura-Professor und Autor. Während seines Studiums an der Harvard Law School schrieb er seinen ersten Roman, der unter dem Titel ›Zeit der Prüfungen‹ mit Timothy Bottoms und John Houseman verfilmt und mit einem Oscar prämiert wurde. John Jay Osborn lebt in Palo Alto.

Inhalt/Klappentext: Steve und Charlotte haben von ihrer Ehe genug und wollen sich trennen. Aber ihren Kindern zuliebe wollen sie einen allerletzten Versuch unternehmen, wieder zusammenzufinden. Sandy, eine Therapeutin mit bewegter Vergangenheit, soll es richten. In 31 wöchentlichen Sitzungen kommen die ganze angestaute Wut, der Schmerz, die Verletzungen, die Verstörung ans Licht. John Jay Osborn bringt es tatsächlich fertig, dass man dieses Sezieren einer Ehe, bei dem die Beteiligten mühsam lernen, über den eigenen Schatten zu springen, Widerspruch zu ertragen, emotional auf eigenen Füßen zu stehen und ihre Gefühle füreinander neu zusammenzupuzzeln, wie einen Thriller liest. Der, so unwahrscheinlich es klingt, gut ausgeht. Und dabei spielt der Leser eine nicht unwesentliche Rolle, der seine Anteile in allen dreien wiederfinden kann.


MEINE MEINUNG: Während meiner gesamten Lesezeit dieses beeindruckenden Romanes habe ich laufend die Erzählerin und Therapeutin Sandy bewundert, deren weibliches Profil ja von einem Mann erdacht wurde. Ihre gedanklichen Ausführungen zu den Aussagen des Paares haben mir die Augen geöffnet und einen Crash Kurs in Psychologie vermittelt. Wer ist dieser Autor? Ist er ein Anwalt, der seine schriftstellerischen Ambitionen ausleben wollte in diesem Buch? Oder ist er ein Schriftsteller, der zufällig den Beruf des Anwalts erlernt hat? Meiner Meinung nach ist er ein imposanter, warmherziger und verständnisvoller Autor! Auf jeden Fall habe ich diesen Beziehungs-Thriller in wenigen Tagen verschlungen und mit den Protagonisten, dem Ehepaar Steve und Charlotte, der Therapeutin Sandy gezittert, geweint, Freude empfunden und bodenlose Verzweiflung über mitmenschliche Verfehlungen in einer Beziehung. Die Ehe, Hauptperson in diesem Drama, nimmt einen riesigen Raum ein. Wie wurde sie gerettet? Es ist ein  spannender Entwicklungs Prozess , der durch Worte, durch gemeinsame Gespräche, durch Vertrauen, unglaublich viel Empathie und nicht zuletzt durch guten Willen und  die Überzeugung, dass es sich lohnt eine gemeinsame Zukunft aufzubauen  und neu zu beleben!

Zweihundertvierundachtzig Seiten zu einem festen Bucheinband gebunden, haben durch die flüssige, prägnante und klare Ausdrucksweise dieses genialen Autors gefesselt und mich persönlich sehr gut unterhalten. Alle Dialoge, sämtliche Geschehen spielen sich während der gesamten Lese-Zeit in einem Raum ab, man sieht als Leser/in klar und deutlich die Charaktere der Protagonisten vor sich und kann sie mit eigener Erfahrung und Menschenkenntnis gut verstehen und eigene, persönliche Beziehungserlebnisse während des Lesens reflektieren. Ich weiss allerdings nicht, ob Paar Therapeuten tatsächlich in dieser unkonventionellen Herangehensweise real so arbeiten, da ich damit noch keine Erfahrung gesammelt habe, und es hoffentlich auch nicht tun muss.

Ein grossartiges Buch, dem ich gerne eine absolute Leseempfehlung mit FÜNF ***** Sternen gebe.

Danke an den Autor und den Diogenes Verlag für die Übersendung des Rezensionsexemplars! 

Dienstag, 31. Juli 2018

*Die Schönheit der Nacht* von Nina George, erschienen im Knaur Verlag

*Werbung*


Rezension

INHALT/ KLAPPENTEXT:

Vor der beeindruckenden Kulisse der bretonischen Küste lässt Bestseller-Autorin Nina George zwei Frauen sich selbst neu entdecken: ihre Wünsche und Träume, ihre Sinnlichkeit, ihr Begehren. 

Die angesehene Pariser Verhaltensbiologin Claire sehnt sich immer rastloser danach, zu spüren, dass sie lebt und nicht nur funktioniert. Die junge Julie wartet auf etwas, das sie innerlich in Brand steckt – auf des Lebens Rausch, auf Farben, Mut und Leidenschaft. In der glühenden Sommerhitze der Bretagne, am Ende der Welt, entdecken die beiden unterschiedlichen Frauen Lebenslust und Leidenschaft neu – und werden danach nie wieder dieselben sein.




MEINE MEINUNG: 

Zitat Seite 195 : " Sie hatte es nie geschafft, sich aus ihrem eigenen Zimmer im Kopf so weit hinauszuwagen, um das, was hinter den verschlossenen Türen ihres Selbst geschah, einer anderen mitzuteilen."

Ein Buch, welches mich sehr gefesselt hat durch seinen wunderschönen Sprachstil und die treffende Aussagekraft der Autorin. Sie beschreibt das Innere Zueinanderfinden von zwei Frauen so faszinierend, dass ich bewusst langsam gelesen habe, um jeden Satz gebührend geniessen zu können. Ihre Beschreibungen des bretonischen Himmels und des Meeres in allen Schattierungen der Farben Blau, Grau, Weiss, Grün  lässt schillernde Bilder im Kopf entstehen, in denen sich die flirrende Hitze des Sommers und die sich entwickelnden Zuneigung der beiden Frauen zueinander geduldig, wie eine leichte  weisse Wolke, ausbreitet. Die Stimmung im Buch der lauwarmen Nächte am Meer, kann ich hier gar nicht gebührend beschreiben. Das muss man einfach selber erlesen.
Sommerhaus- und Ferienatmosphäre pur, gewürzt mit französischem Flair und vielen Ausdrücken aus dieser Sprache.

 Die beiden Protagonistinnen sind sehr unterschiedlich. Claire, eine gestandene Wissenschaftlerin in der Mitte ihres Leben, verheiratet mit dem Musik-Komponisten Gilles und Mutter des erwachsenen Nicola.
Julie, Nicola's Freundin, eine neunzehnjährige vor Lebenslust sprühende junge Frau, die am liebsten Sängerin werden möchte, es sich selber aber noch nicht zutraut. Von inneren Zweifeln geplagt, lässt sie sich auf den Urlaub am Meer mit Niklas und  seinen Eltern ein. 
Sie erlebt dort nicht nur das für sie neue Schwimmen im Meer,  sanft behütet von Claire, sondern auch das Schwimmen auf den Wogen ihres kommenden Lebens. 
Beide Frauen verlassen in diesem Sommer das einengende, konventionelle  Zimmer in ihrem Kopf und begeben sich auf eine Reise zu sich selber. 
Dass es dadurch Verletzungen der Menschen ihrer Lebenskreise gibt, ist bitter, aber unabänderlich. 
So kann das Leben in Beziehungen sein, mit all seinen möglichen Nuancen von Liebe, Glücksempfinden bis hin zu tiefer Trauer.

Auch die Halbgeschwister von Claire und alle anderen Protagonisten , wie Ehemann Gilles und Sohn Nicolas sind von der Autorin mit unterschiedlichen,  sehr beeindruckenden und ansprechenden Charakteren ausgestattet worden. 

Dieses Buch hat mich verzaubert, spielerisch an die bretonische Atlantik-Küste katapultiert und wahnsinnig beeindruckt. 

Meine Bewertung : FÜNF ***** STERNE für diese sehr schöne und grossartige Geschichte.

Herzlichen Dank an die Autorin und den Knaur Verlag für das Leseexemplar! 



Montag, 11. Juni 2018

*AUF IMMER VERBUNDEN* von Domenico Starnone, erschienen bei DVA

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum Erstausgabe :12.03.2018
  • Aktuelle Ausgabe : 12.03.2018
  • Verlag : DVA
  • ISBN: 9783421048073
  • Fester Einband 150 Seiten
  • Sprache: Deutsch
Info zum Autor/Verlagsseite


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Rezension

INHALT:
Aldo, ein junger Journalist  und die junge Vanda heiraten 1962 in Neapel, bekommen zwei Kinder und sind anscheinend glücklich. Bis Aldo die junge, strahlende Lidia kennenlernt, Ehefrau und Kinder verlässt. Er zieht nach Rom, lässt sich aber nicht scheiden. Nach langen, bitteren Jahren für Vanda und ihre Kinder kehrt er reumütig zurück in den Schoss der Familie und übernimmt wieder Verantwortung für alle, finanziell und moralisch. Seine Beziehung zu Lidia führt er allerdings heimlich weiter. Wir begleiten das Drama dieser Ehe bis in das hohe Alter von Aldo und Vanda. Ein einschneidendes Erlebnis schockt das inzwischen gealterte Ehepaar und befreit  vor allem die Kinder  von den Sünden, Heimlichkeiten und Vorwürfen aus den vergangenen Lebensjahrzehnten ihrer Eltern.

MEINE MEINUNG:
Der italienische Autor hat in nur  einhundertsiebzig Seiten ein ganzes Familiendrama und Eheleben plastisch und bildhaft heraufbeschworen. In drei Teile hat er seinen Roman aufgegliedert und lässt jeweils Szenen aus dieser Eheverbindung, teilweise in Briefform, aus den Sichtweisen von Aldo, Vanda und den Kindern aufleben. 
Domenico Starnone schreibt ehrlich und schonungslos über das rücksichtslose Verhalten des Ehemannes, seiner Jagd nach dem Glück mit einer jüngeren Partnerin, seine inneren Zweifel an sich und seinem Verhalten und letztendlich auch über die Besinnung auf die Familie. Endlich auch in dem Bewusstsein und der Erkenntnis , welchen Schmerz und Enttäuschungen er sich, seiner Frau, seiner Geliebten und vor allem den Kindern angetan hat. 
Vanda's Verbitterung, die Sicht auf ihren Ehemann, auf sich selber und ihre Situation mit zwei kleinen Kindern, hat er ebenso aufrichtig, erschütternd und mitfühlend dargestellt. Die Charaktere und Verletzungen der Kinder  durch das Verhalten ihrer Eltern lernen wir erst im dritten Teil des Buches besser kennen und sie sorgen für eine Überraschung im emotionalem Bereich. 
Der  fesselnde Schreibstil fasziniert, hat mich nicht losgelassen und so bin ich schnell durch das Buch geflogen. 
Der Autor hat den Leser in alle menschlichen Höhen und Tiefen des familiären  Zusammenlebens mitgenommen und doch hat bei mir die 'Traurigkeit über so viel verpasstes *schönes* Familienleben, vor allem auch ehelicher Partnerschaft, die Oberhand gewonnen. Eine Ehe , in der ein Partner aus Schuldgefühlen das dominante, Racheverhalten seines Gefährten akzeptiert, nur um seine Ruhe zu haben , kann nicht lebenserfüllend  und reich sein. Der Autor hat klar und deutlich aufgezeigt, wie sich Charaktere und Verhalten der Menschen durch viele ungünstige  Lebensumstände beklemmend verändern können.
Eigentlich ein sehr trauriges Buch!

Meine Bewertung: VIER **** Sterne!

Vielen Dank an den Autor und das Bloggerportal für das ansprechend gebundene Rezensionsexemplar.


Mittwoch, 2. Mai 2018

*Reise nach Orkney* von Amy Sackville, erschienen im btb-verlag

Buchdetails:

Taschenbuch, Broschur
ISBN 978-3-442-71599-2

Erschienen:12.3.2018

*Werbung*

Infos über die Autorin Amy Sackville









Rezension

INHALT: Ein alternder Literaturprofessor lernt eine seiner jungen Studentinnen näher kennen und lieben und die beiden finden zu einem ungleichen Ehepaar zusammen. Ihr Altersunterschied beträgt vierzig Jahre. Sie verbringen die Flitterwochen auf ihren Wunsch in einem abgeschiedenen Cottage, direkt am Atlantik, auf einer kleinen Insel des Orkney-Archipel.

MEINE MEINUNG: Ich habe nicht erwartet in diesen Roman so eine Fülle von poetischen, bildhaften, sprachgewaltigen und traumhaft schönen  Schilderungen von einer so jungen Autorin zu finden und bin ganz begeistert von ihrem aussergewöhnlichen Schreibstil. 

Es passiert im Handlungsablauf nicht viel und doch strotzt der Roman voller Spannungsmomente ,geheimnisvollen, mystischen Andeutungen und Geschehnissen. Richard, der Literatur-Professor und schreibende Literat erzählt dem Leser die Geschichte ihrer Liebe meist aus der Ich-Perspektive, springt aber häufig in die Vergangenheit , berichtet dann über die Zeit des scheuen Kennenlernen und des zärtlichen Umwerben an der Universität. 
Seine junge Frau verrät ihm fast nichts aus ihrer persönlichen Vergangenheit , nur dass sie auf den Orkneys geboren wurde und früh den liebevollen Vater verlor. 

Er entwickelt im Laufe des kurzen Zusammenlebens auf der Insel eine fast schon krankhafte Begierde und Liebe für die junge, schöne Frau. Sie nur für sich allein zu vereinnahmen, mit all ihren Gedanken und Träumen vom Meer und der beeindruckenden wilden Küstenlandschaft, werden mehr und mehr seine Obsession und sein Ziel. Es ist sehr spannend diese Persönlichkeitsentwicklung eines alternden Mannes im Roman zu verfolgen!   
Sie verbringt Stunden am Meer allein, sammelt Strandexponate und scheint sich in seinen Augen mit den Naturgewalten vereinen zu wollen. Sie liebt das salzige Meerwasser, den heulenden Wind und die gewaltigen Regengüsse.   Er versucht an seinem Buch über mystische Frauenfiguren der Meere, wie Selkies und Nixen  weiter zu arbeiten, das gelingt ihm aber immer weniger. Er beobachtet sie mehr und mehr stundenlang vom Fenster aus,,,, 
Die Erzählweise driftet immer mehr in seine Obsession und Liebe für diese wunderschöne, ungewöhnliche Frau mit den silbern glänzenden, langen Haaren ab, und er entdeckt Veränderungen, Hautmerkmale, Schwimmhäuten ähnelnd , an ihren Händen und Füssen. 

Das ungleiche Paar geniesst die einsamen Stunden im Cottage  sehr miteinander - und doch driften sie langsam, aber unausweichlich auseinander.
Er fühlt es - kann es aber nicht verhindern. 
Sie entgleitet ihm langsam, Stück für Stück zieht es sie in andere Sphären und Welten.
Dieser Roman lockt auch den Leser in eine Phantastische Traumwelt, der man sich nicht entziehen kann und ich kam immer wieder ins Grübeln, was nun Realität und was Wunsch- oder Traumvorstellungen des Professors über seine Ehefrau waren.   

Meine Bewertung: Fünf ***** STERNE für dieses phantastische Werk. 

Vielen Dank an die Autorin und den Verlag für das Rezensionsexemplar!

Dienstag, 27. Februar 2018

*wie wir waren* von Sinead Moriarty, erschienen beim Piper Verlag

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum Erstausgabe :01.02.2018
  • Aktuelle Ausgabe : 01.02.2018
  • Verlag : Piper
  • ISBN: 9783492310963
  • Flexibler Einband 528 Seiten
  • Sprache: Deutsch
  • Werbung








Infos zur Autorin Sinead Moriarty


Rezension

Wie wir waren — Inhalt/Verlagstext

Alice und Ben sind das perfekte Paar, verbunden durch ihre Liebe, ihre Kinder. Bis Ben mit den Ärzten ohne Grenzen in ein Krisengebiet nach Afrika geht. Kurz darauf erhält Alice die schlimmste aller Nachrichten: Bens Team wurde überfallen, niemand habe überlebt. Plötzlich ist sie Witwe und alleinerziehende Mutter. Alice schwankt zwischen Trauer und Wut auf Ben. Dann lernt sie Dan kennen: gut aussehend, charmant und hilfsbereit. Schließlich gibt sie seinem Werben nach und sagt Ja. Doch am Vorabend der Hochzeit klingelt das Telefon. Es ist Ben. Er lebt, und er will sein altes Leben zurück ...

Meine Meinung:
Das schöne und etwas geheimnisvoll wirkende Cover mit der dunklen Frauengestalt im Blickfang hat mich sofort angesprochen und neugierig gemacht. Die irische Autorin, aus Dublin stammend und dort auch ansässig mit Ehemann, drei Kindern und einer Katze namens Minnie, hat mich durch ihren lebhaften und reizenden Schreibstil sofort in diesen spannenden Belletristik-Roman über eine junge  Arzt-Familie hineingesogen. 
Diese sehr emotionale Familiengeschichte hat mich begeistert , fasziniert durch ihre bunte und reale Darstellungsweise. Sinead Moriarty lässt die vier Hauptprotagonisten Alice und Ben, die Töchter Holly und Jools aus ihren eigenen Sichtweisen des Geschehens erzählen und erzeugt damit gekonnt  eine unheimliche Spannung, Neugier und echtes Mitleiden beim Leser. Man wird allerdings sehr gut emotional von der Autorin begleitet. Durch Trauer, Tränen, Abschiedsmomente, liebevolle Erinnerungen und abenteuerliche, grausame Begebenheiten in Eritrea zeigt sie die tragischen Ereignisse für die junge Familie sehr genau auf. Die Erzählungen von Ben und seinem  Kollegen Declan aus der Zeit in der Hand der Rebellen in Eritrea wurden sehr realitätsnah geschildert und haben das Fürchten vor solchen Situationen nah an den Leser gebracht. Beide Ärzte, teilweise Tage primitiv in einem Zelt aneinander gekettet, wurden gezwungen unter einfachsten Bedingungen schwierige, chirurgische Eingriffe zu tätigen, immer mit der Angst im Hintergrund um dem drohenden Verlust des eigenen Lebens. Zwei Jahre lang. Was das für die Psyche bedeutet, kann man sich leicht vorstellen. Posttraumatische Belastungsstörungen sind vorprogrammiert und fast eine unausweichliche Folge dieser Gefangenschaft.
Das Buch ist in drei Teile aufgegliedert  und die trauernden Familienszenen am Anfang des Romans nehmen nach meinem Geschmack etwas zuviel Raum ein, wiederholen sich laufend  und geben der Geschichte eine unnötige Länge. Sicher ist eine aufwendig beschriebene Trauerarbeit wertvoll und man bekommt dadurch einen sehr guten Zugang zu den Charakteren und versteht  ihre emotionalen Regungen und ihr Verhalten dadurch sehr viel besser.
Das Ende der Trauerarbeit und der mühsame Rückweg in das normale Leben werden mit Hilfe einer neuen Liebe von Alice zu dem smarten Geschäftsmann Dan bezaubernd und ehrlich dargestellt. Alice behält immer in erster Linie das Wohlergehen auch ihrer Kinder im Auge und fühlt sich seit Jahren wieder wohl, geliebt und beschützt. Der Kummer um den toten Ehemann und Vater verblasst mehr und mehr - auch bei den Kindern.
Doch dann taucht der totgeglaubte Ehemann und Vater mit seinem Kollegen Declan überraschend wieder auf. Beide Männer haben den Überfall überlebt! Und wieder ist es ein schockierendes und traumatisches Ereignis für die ganze Familie. 

Ich habe diesen aufregenden Roman regelrecht verschlungen und mich auf keiner Seite des Buches wirklich gelangweilt, trotz der langen Beschreibung des Trauerprozesses. Danke für diese gefühlvolle Leseerfahrung an die Autorin. 
Herzlichen Dank auch an den Piper Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplar!
Meine Bewertung: Vier **** Sterne für diese bewegende Geschichte!

Montag, 6. November 2017

*Seit du da bist* von Fabio Volo, erschienen im Diogenes Verlag

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Buchdetails

  • Erscheinungsdatum Erstausgabe :25.10.2017
  • Aktuelle Ausgabe : 25.10.2017
  • Verlag : Diogenes
  • ISBN: 9783257300543
  • Flexibler Einband
  • Sprache: Deutsch
  • Autor Fabio Volo

REZENSION

INHALT: Nicola und Sofia treffen sich zufällig in Rom und beide empfinden sofort die berühmte *Liebe auf den ersten Blick* füreinander. Nach kurzer Zeit ziehen sie zusammen und geniessen eine sehr glückliche Zeit ihrer erstaunlichen Harmonie und Zuneigung miteinander.
Nachwuchs meldet sich an und die Zukunft erscheint dem jungen, innig verbundenen Pärchen nun vollkommen,,,,

MEINE MEINUNG: Diese wunderschöne Roman-Hymne über eine außergewöhnliche, wunderschöne  Beziehung und deren Weiterentwicklung wurde von einem MANN verfasst. Fabio Volo hat in sehr sympathischer Weise und in einem prägnanten , ansprechendem Schreibstil, der völlig ohne *Kitsch* daherkommt, einen tollen Roman verfasst. 
Der Hauptprotagonist Nicola erzählt in der Ich-Form offen und liebevoll vom Kennenlernen und Leben mit seiner grossen Liebe Sofia. Alles erscheint perfekt und nun soll ein Baby diesen Lebenstraum krönen. Wer selber diese Lebensphase schon durchlaufen hat, erahnt nun bald beim Lesen die kommenden Ereignisse, die der Autor bewegend aus der Sicht eines Mannes erzählt und bewertet. Sofia und Nicola verändern sich allmählich beide, werden zu Beginn der neuen Lebensumstände auf das Äusserste gefordert, leiden unter Schlafmangel, dem immer gleichen, routinemässigen Ablauf des Familienlebens. Sofia, die Mutter widmet sich ganz dem kleinen Leo, der von Nicola noch nicht so bedingungslos wie von der Mutter angenommen wird. Fabio Volo beschreibt sehr intensiv wie sich der Vater, von Sofia und ihrer Liebe zu ihm, zurückgesetzt fühlt, sich in die Arbeit flüchtet, Rat und Aussprache bei seinen männlichen Freunden sucht und letztendlich erkennt, dass sein Leben und seine Beziehung zu Sofia nie mehr so sein wird, wie es einmal war. 
Zitat Seite 164: Oft ging es mir tierisch gegen den Strich, dass sich plötzlich alles nur noch um Leo drehte, so dass ich rund um die Uhr beschäftigt war und für nichts und niemanden mehr Zeit hatte, schon gar nicht für mich selbst. Doch was mir am meisten Angst machte, war die Erkenntnis, dass es kein Zurück mehr gab,denn nun war ich für den Rest meines Lebens dazu verdonnert, Vater zu sein.
Diese schwierigen, für die Psyche anstrengenden  Neuentwicklungen und Veränderungen der Beziehungen in einer Lebenspartnerschaft hat der Autor echt, realistisch und einfühlsam  geschildert, so dass ich sehr beeindruckt wurde beim Lesen des Buches.

Zitat Seite 15 : Das Entscheidende für eine Beziehung ist nicht,ob man sich noch liebt, sondern ob es gelingt, die beiden durch das Zusammenleben veränderten Persönlichkeiten in Einklang zu bringen.

Dieses sehr beeindruckende Statement aus der Sicht eines  jungen Mannes kann ich nur jedem Pärchen und auch gerade jungen, werdenden Eltern empfehlen, damit sie eine leise Ahnung bekommen, wie sich durch den Familienzuwachs auch die eigenen Persönlichkeiten verändern können - zum Positiven wohlgemerkt, aber es kann eben auch ein anstrengender Prozess sein.
Aus eigener Lebenserfahrung kann ich dem Autor abschliessend beipflichten:
Alles wird wieder gut! 
 Das Familienleben , die Liebe mit und zu dem Kind, das Sexualleben und natürlich das allgemeine Miteinander auch!
Meine Bewertung für diesen ansprechenden Roman FÜNF***** STERNE !

Herzlichen Dank an den Autor und den Diogenes Verlag für dieses grossartige Rezensionsexemplar!


   

Montag, 22. Mai 2017

*Die Taufe* von Ann Patchett, erschienen im Berlin Verlag

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  • Erscheinungsdatum Erstausgabe :02.05.2017
  • Aktuelle Ausgabe : 02.05.2017
  • Verlag : Berlin Verlag
  • ISBN: 9783827013446
  • Fester Einband 400 Seiten
  • Sprache: Deutsch

Ich bin total begeistert von dieser Lektüre, lasse alles *stehenundliegen* um weiterlesen zu können. Das Buch ist keine Schmusefamilien-Geschichte und doch so menschlich erzählt, bereichernd, spannend und lebendig und so ganz anders und besonders,,,,

Beste Erzählkunst von der Autorin Ann Patchett.



INHALT/KLAPPENTEXT:
Wem gehört eine Geschichte eigentlich? Und wer darf sie erzählen?
Wäre Bert Cousins nicht uneingeladen auf der Taufe von Franny Keating erschienen, all das wäre nicht passiert. Aber noch bevor der Abend hereinbricht, haben er und Frannys Mutter sich geküsst und damit das Ende ihrer jeweiligen Ehe eingeläutet - und beide Familien für immer miteinander verbunden. Die Keating- und Cousinskinder werden zukünftig die Sommer gemeinsam in Virginia verbringen. Sie schmieden über die Jahre ein dauerhaftes Bündnis, sowohl aus Enttäuschung über die eigenen Eltern, als auch aus echter, stetig wachsender Zuneigung. Bis es zwanzig Jahre danach ein neues Familiendrama gibt: "Täufling" Franny hat eine Affäre mit einem berühmten Schriftsteller. Sie erzählt ihm die Keating-Cousins-Story, und plötzlich wird ihrer aller Kindheit die Grundlage für einen unglaublich erfolgreichen Roman. Die unerwünschte Öffentlichkeit zwingt die Geschwister, sich ganz neu mit ihren Verlusten, ihren Schuldgefühlen und ihrer Loyalität auseinanderzusetzen.

Rezension
Zitat Seite 95 : Das Bemerkenswerteste an den Keating-Kindern und den Cousins-Kindern war: Sie hassten einander nicht , und so etwas wie Stammesbindungen gab es nicht bei ihnen,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,
Die Kinder verband ein überbrückendes Prinzip, das ihre potenzielle Abneigung gegeneinander erst gar nicht aufkommen liess: Sie mochten die Eltern nicht. Hassten sie regelrecht. 


MEINE MEINUNG:

Ich habe diese mit so viel Herzenswärme, Klugheit und Esprit  geschriebene Geschichte von Ann Patchett ausserordentlich genossen und fand den Schreibstil grossartig, sehr ansprechend und sympathisch.
Die zehn Personen, sechs Kinder und vier Eltern, die man als Leser während eines sehr langen Zeitraums begleiten darf, ( innerhalb von 50 Jahren), wuchsen in meinem Kopf von Kindern zu sympathischen Menschen mit  einprägsamen Schwächen, wunderbaren Stärken, verständlichen Verhaltensfehlern im Umgang miteinander  und auch liebenswerten Charakterzügen. Es war nicht immer einfach, sich in der Zeit und den dazugehörigen Personen und Orten im einzelnen Kapitel  zu orientieren, aber Ann Pratchett schaffte in jedem Abschnitt  nach einigen Zeilen das erkennende AHA-Erlebnis im Verstehen hervorzuzaubern. Sie schildert zum Beispiel die  in Erwachsenen-Augen brutale Vorgehensweise der grösseren Kinder mit dem kleinen Albie klar und eindeutig, ohne Wertung und Urteil. Ebenso das Verhalten von Albert Cousins, der, aus einer Laune heraus, um dem anstrengendem Familienalltag zu entfliehen , mit seinem Verhalten  auf der Tauffeier von Franny Keating,  eine Folge von Lebens-Katastrophen auslöst. Diese zusammengewürfelte Patchworkfamilie findet im Laufe der Jahrzehnte erstaunliche Verhaltensmechanismen um zu einer grossen, sich akzeptierenden  Familie zusammenzuwachsen. Die unterschiedlichen Portraits und Entwicklungen dieser Menschen zeigen auch ein Gesellschaftsbild  auf, welches sehr real und oft verstörend erscheint, nicht nur auf Harmonie, Anpassung und Normalität ausgerichtet ist. 
Ann Patchett ist eine tolle Geschichtenerzählerin, die ihre Leser emotional in das Geschehen einbezieht und trotzdem Raum für eigene Gedankenspiele lässt. Man steht als Leser nicht ausserhalb des Buches, sondern wird voll und ganz in die faszinierenden Sichtweisen und Beschreibungen der Autorin hineingesogen. Sie zeigt auch sehr geschickt  auf, wie sich Erinnerungen von Menschen an Kindheit und Bezugspersonen verändern und ein Eigenleben während der Jahrzehnte entwickeln können.


Für mich war das Lesen dieses  schon ernst geschriebenen Buches ein anregendes und sehr anspruchsvolles Erlebnis, welches trotzdem teilweise auch vergnüglich, mit viel Witz und Humor,  leicht und unterhaltsam erscheinend daher kam.
Ich möchte es mit ausserordentlich grossartigen fünf ***** Sternen bewerten.

Herzlichen Dank an die Autorin und den Berlin Verlag für die Bereitstellung des gebundenen Rezensionsexemplar.