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Montag, 28. Oktober 2024

*Die Sterne ordnen* von Raffaella Romagnolo - erschienen im Diogenes Verlag

 

*unbezahlte Werbung*

Verlagslink

Erschienen am 25. September 2024


INHALT/KLAPPENTEXT: Die zehnjährige Francesca kümmert sich hingebungsvoll um eine Katze, aber mit Menschen spricht sie nicht. Ihre Lehrerin Gilla vermutet hinter dem Schweigen ein Geheimnis. Niemand weiß, was das Kind unter Mussolini und im Krieg erlebt hat. Erst seit Kurzem ist Frieden in Europa, Frieden im piemontesischen Borgo di Dentro. Gilla hofft auf einen Neuanfang für ihren Schützling. Mit den einfachen Mitteln einer Lehrerin versucht sie, Francescas Welt wieder ins Lot zu bringen.

Raffaella Romagnolo, geboren 1971 in Casale Monferrato, unterrichtet Geschichte und Italienisch an einem Gymnasium. Seit 2007 schreibt sie auch Romane – mit Erfolg. Sie wurde mehrmals für den Premio Strega nominiert und ihr Roman ›Bella Ciao‹ wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Raffaella Romagnolo lebt in Rocca Grimalda im Piemont.

Auszeichnungen

 Aggiustare l’universo für den ›Premio Strega‹ nominiert, 2024

 ›Premio Campiello Natura‹ für Die Libanonzeder, 2023

 Respira con me ist für den ›Premio Strega‹ nominiert, 2020

 La figlia sbagliata war für den ›Premio Strega‹ nominiert, 2018

Triggerwarnung: Dieses Buch handelt von Kriegserlebnissen, Tod, Trauer, Ermordung und Verfolgung von Menschen während und nach Beendigung des 2. Weltkriegs in Italien und Polen.

Meine Meinung zum Buch:  

  "Zitat Seite 107

                                                       England und Frankreich im Krieg      

                                                                       mit Deutschland 

Kriegszustand ausgerufen gestern um 11 Uhr in London und um 17 Uhr in Paris. Die deutschen Offensive geht von Schlesien bis Pommern siegreich voran. Hitler bricht zur Ostfront auf und kündigt an, dass der Kampf mit Polen in wenigen Wochen beendet sein wird. Alle Kräfte des Reichs werden daher an die französische Front verlegt. 

La Stampa, Überschrift und Zusammenfassung auf der ersten Seite, 4. September 1939 

Zitat Ende"

So wurde der Beginn des 2. Weltkrieg in einer italienischen Zeitschrift im vorigen Jahrhundert angekündigt, der ganz Europa mit so viel Leid und Zerstörung überzogen hat.  Den traurigen Themen Krieg, Judenverfolgung, Widerstand der italienischen Partisanen  und Nachkriegsleben im Piemont widmet sich der neue Roman der italienischen Autorin Raffaella Romagnolo, die aus dieser Gegend stammt. 

Die Autorin erzählt im Roman aus verschiedenen Zeitebenen und berücksichtigt den Blickwinkel der jungen Lehrerin Gilla mit ihren Kriegserlebnissen  und aus ihrer Arbeit als junge Lehrerin in den ersten, schwierigen Nachkriegsmonaten an einer Schule im piemontesischem Borgo di Dentro. Ebenso sorgsam und berührend werden zu unterschiedlichen Zeiten die Schicksale der Mitglieder der jüdischen Familie Sacerdoti aus Casale Monferrato geschildert. Im Mittelpunkt dieser wohlhabenden und kultivierten Familie stehen Abrams, Raffaele, Alberto, Camillo, Rita, Giulia, Livia und das Nesthäckchen Ester, auch liebevoll und zärtlich gern genannt *Püppchen Hexlein Schmierfink*. 

Gilla stehen in dieser Nachkriegszeit  als Lehrerin wenige Hilfsmittel zur Verfügung. Doch baut sie in ihrer Freizeit für die jungen Schülerinnen der Klasse Fünf d ein kleines Modell unseres Sonnensystems um den Kindern die Welt der Sterne und Planeten nahe zu bringen. Sie sorgt sich sehr um die ihr anvertrauten Mädchen, doch am meisten bekümmert es sie, dass die kluge, begabte Francesca Pellegrini nicht spricht und sich nur mit ihrer Banknachbarin Maria Luisa angefreundet hat und einem kleinen Katzenkind, welches sie heimlich versteckt und betreut. 

Der gekonnte und perfekte Schreibstil und vor allem das Thema haben bei mir Tränen fliessen lassen und ich bin ganz tief in diese dunkle Zeit hinabgetaucht. Die Einfachheit der komplexen Sätze, die eine Brutalität und Menschen-Feindlichkeit in ihrer schlimmsten Form aufzeigen, haben mir fast das Herz gebrochen. Atmosphärisch stimmig wird die Zeit des aufkommenden Faschismus und die Veränderung  der Menschen in ihrer Gesellschaft langsam immer klarer und klarer erklärt. Es war wohl,  als ob man auf einem rasenden Irrsinszug gesessen hat, aus dem man nicht mehr abspringen konnte. Sehr interessant und wichtig waren die immer wieder veränderten und neu auftauchenden, abgedruckten Original Gesetzesdekrete im Roman , die damals in eifriger Geschwindigkeit erlassen wurden sowie die Original-Berichterstattungen aus aktuellen Zeitungen,,,  ähnlich wie in obigem Zitat zu entnehmen.

Ein aufrüttelnder und wichtiger Roman, der uns alle immer wieder  daran erinnern und mahnen soll was Krieg und Verfolgung für jeden einzelnen Menschen bedeuten kann.

Meine Bewertung :  Ein absolut lesenswertes Buch, dem ich unbedingt FÜNF ***** Sterne gebe. 

Danke an die Autorin und den Diogenes Verlag für das gebundene Rezensionsexemplar.  


 




Freitag, 24. Mai 2024

*Der Pakt der Frauen * von Julia Kröhn - erschienen im Heyne Verlag

 

*unbezahlte Werbung*

Hardcover mit Schutzumschlag, 352 Seiten, 13,5 x 21,5 cm

ISBN: 978-3-453-27421-1

Erschienen am  20. März 2024

Lieferstatus: Dieser Titel ist lieferbar.

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INHALT/KLAPPENTEXT: Zwei Frauen, zwei Leben – und eine Geschichte, die Mut macht

Wien 1976. Die junge Dozentin Katharina Adler sorgt bei den männlichen Kollegen regelmäßig für Schnappatmung. Selbstbewusst trägt sie knalligen Lippenstift und verbotenerweise im Hörsaal Hosen. Außerdem hat sie sich kein geringeres Ziel gesetzt, als die Geschichtswissenschaft zu revolutionieren. Dafür widmet sie sich Büchern, die von Frauen geschrieben wurden, speziell Kochbüchern. Als ihr dabei eine Rezeptsammlung aus der Feder ihrer Mutter Jule unterkommt, erkennt Katharina, dass sie erst die Geheimnisse ihrer eigenen Familie aufdecken muss, bevor sie die Welt verändern kann. Gemeinsam reisen sie und Jule nach Schlesien, an Katharinas Geburtsort. Dort lernt sie, dass es nichts Stärkeres gibt als Frauen, die zusammenhalten.

Die große Leidenschaft von Julia Kröhn ist nicht nur das Erzählen von Geschichten, sondern auch die Beschäftigung mit Geschichte: Die studierte Historikerin veröffentlichte – teils unter Pseudonym – bereits zahlreiche Romane, die sich weltweit über eine Million Mal verkauft haben. Ihr größter Erfolg hierzulande war »Das Modehaus«, ein Top-20-SPIEGEL-Bestseller; zuletzt widmete sich Julia Kröhn ihrem Herzensthema: den Büchern. In ihrer Dilogie »Die Buchhändlerinnen von Frankfurt« erzählt sie die Geschichte einer Verlagsbuchhandlung aus der Perspektive zweier Schwestern, von der Nachkriegszeit bis zur Studentenrevolte. In ihrem neuen Roman »Papierkinder« errichtet sie den historischen Kinderrechtlerinnen Emma Döltz, Clara Grunwald und Eglantyne Jebb ein fiktionales Denkmal in Form eines mitreißenden Romans.

Meine Meinung zum Buch:
 
Wir steigen beim Lesen in das Jahr 1976 ein. Katharina Adler, eine junge  Geschichts-Wissenschaftlerin an der Wiener Universität muss sich gegen negative Vorurteile ihrer männlichen chauvinistischen  Kollegen und Studenten durchsetzen. Sie hat ein bestimmtes Ziel in ihrer Arbeit als Dozentin vor Augen: sie möchte Frauen an der Universität in Forschung und Lehre eine  starke Stimme geben. Sie kämpft um Gleichberechtigung gegenüber einer gesellschaftlich dominanten Männerwelt in den 70 er Jahren . Ihr Forschungsgebiet umfasst hauptsächlich Bücher von Frauen aus vergangenen Zeiten . Dazu gehören auch Kochbücher, die einen  Einblick in die Zeit-Geschichte geben können. Zufällig stösst sie auf ein Kochbuch ihrer Mutter Jule und eine spannende Recherche beginnt.    

Die Autorin hat einen ausdrucksstarken und wichtigen Roman zu einem Thema verfasst, welches auch heute noch verbesserungswürdig ist. Sie zeigt offen in diesem Buch auf, wie schwer es Frauen in allen Zeiten haben,  ihre Rechte und Bedürfnisse an Forschung, Lehre und Bildung einzufordern.  Die damalige Meinung der 70er Jahre und vorheriger Jahrzehnte * Frauen gehören an den Herd , sollen bald heiraten und eine Familie gründen* war in allen Gesellschaftsschichten weit verbreitet.  
Der Roman ist spannend und mit absoluter Sogwirkung in zwei Zeitsträngen mit sympathischen Protagonistinnen aus den 70er Jahren und aus der Zeit des 2. Weltkrieg verfasst. Es handelt sich dabei um die Mutter Jule Adler und deren Tochter Katharina Adler, die Jahrzehnte später zusammen in das ehemalige Schlesien (Hirschberg) und heutige Polen reisen.  Eine Familiengeschichte und deren verborgene Geheimnisse werden so zum Leben erweckt. 

Im zweiten Zeitstrang der 40 er Jahre begegnen wir der jungen Jule, die kurz vor dem Ausbruch des  2. Weltkrieg das koschere Kochen in einer sie  liebevoll behandelnden jüdischen Familie kennenlernt und die  Rezepte und Küchengewohnheiten zur Trennung von Milch- und Fleischgerichten begeistert in ihrem Schulheft notiert. 
 Jule,  später verheiratet mit Carl,  arbeitet im Krieg als Köchin in einem Lager für Zwangsarbeiterinnen mit Frauen aus Tschechien, Polen, Russland, Ungarn und der Ukraine. Sie lässt sich deren Kochgewohnheiten und Lieblingsrezepte wie Pierogi und Pelmeni,  Baumstriezel und andere Köstlichkeiten erzählen und notiert alles in ihren Heften. Das Leid der Zwangsarbeiterinnen aus dem Osten bekommt einen grossen Anteil im Roman, der vom Schreibstil sehr flüssig, dramatisch und fesselnd verfasst ist. Die Autorin hat Teile ihrer eigenen Familienbiografie stimmig und beeindruckend im Roman verarbeitet.

Meine Beurteilung : FÜNF ***** für diesen sehr gut verfassten und fesselnden historischen Roman. 

Herzlichen Dank an die Autorin und den Verlag für das gebundene Rezensionsexemplar.  


    

 

Mittwoch, 17. April 2024

*Das Erbe von Talgrund* von Rebecca Martin - erschienen im Heyne Verlag

 


*Werbung, unbezahlt*



Erschienen am  13. März 2024
Inhalt / Klappentext: Patriarch Bruno Hofer ist mit 97 Jahre verstorben, und die entzweite Familie wird auf den Familienstammsitz Talgrund gebeten. Alle sind angespannt, hat Bruno doch kürzlich Änderungen im Testament angekündigt. Dann zieht ein heftiges Unwetter auf. Kurz bevor Überschwemmungen das Gutshaus tagelang isolieren, trifft Maya Dudek ein. Wer ist diese junge Frau, die angeblich eine Freundin von Bruno sein soll? Und was fällt ihr ein zu behaupten, auf Gut Talgrund seien im Zeiten Weltkrieg Zwangsarbeiter verpflichtet worden? Auf sich allein gestellt begibt sich die Familie auf die Suche nach einem plötzlich verschwundenen Testament und einer verdrängten Familiengeschichte, die jahrzehntelang im Verborgenen lag.




Rebecca Martin studierte Englisch und Deutsch in Frankfurt am Main und in Dublin, Irland. Ihre Leidenschaft gehört dem Reisen und dem Schreiben. Ihr Roman "Die verlorene Geschichte" gelangte sofort nach Erscheinen auf die SPIEGEL-Bestsellerliste, gefolgt von "Der entschwundene Sommer", "Die geheimen Worte" und "Das goldene Haus" und die "Die vergessene Freundin". Die Autorin lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf im Nahetal.

Meine Meinung zum Buch: Ein verregneter Nachmittag wurde mir mit der obengenannten Lektüre etwas aufgehellt. Vierhundert Seiten in kurzer Zeit zu erlesen fiel nicht besonders schwer. Eine typische Familiengeschichte, die in zwei Zeitebenen angelegt war hat mich mäßig unterhalten . Der Schreibstil der Autorin war angenehm einfach, ließ sich flüssig und schnell erlesen.

Die Autorin hat ein ernstes und trauriges Thema gewählt und zwar die Situation europäischer Zwangsarbeiter während des 2. Weltkriegs in Deutschland. Sie hat diese Thematik sehr lax und oberflächlich in eine romantisch verlaufende Familiengeschichte eingebettet, die mir wie ein fiktives Märchen für Erwachsene erschien . Ein Jahrhunderthochwasser in der Jetzt-Ebene brachte ein wenig Spannung , konnte leider den Roman nicht wirklich aufwerten. Politische Infos der damaligen Zeit blieben völlig auf der Strecke und die oft unmenschlichen Bedingungen unter denen die Arbeiter oft litten wurden kaum oder nebenher erwähnt. Protagonist*innen und Familienmitglieder  gab es viele , ihre unterschiedlichen Charakterdarstellungen wurden nur leicht angerissen und nicht tief erarbeitet. Schade eigentlich, ich bin ein wenig enttäuscht! 

Meine Bewertung : DREI *** Sterne . 

Mein Dank geht an die Autorin und den Verlag für das Rezensionsexemplar! 

  


Montag, 15. März 2021

*Klaras Schweigen* von Bettina Storks - erschienen im Diana Verlag

 

*Werbung, unbezahlt*

ORIGINALAUSGABE

Paperback , Klappenbroschur, 400 Seiten, 13,5 x 20,6 cm

ISBN: 978-3-453-36047-1

Erschienen am  08. März 2021

Verlagslink

Inhalt/Klappentext: Freiburg im Breisgau, 2018: Nach einem Schlaganfall spricht Miriams hochbetagte Großmutter plötzlich französische Worte – eine Sprache, die sie angeblich nie gelernt hat. Miriam erkennt schnell, dass Klara weit mehr verbirgt, doch alle Nachfragen finden kein Gehör. Was genau passierte im Leben ihrer Großmutter? Warum verließ sie Freiburg und ging im Dezember 1949 überstürzt nach Konstanz? Miriams Suche nach Antworten führt sie bis in die Bretagne, immer auf der Spur eines jahrzehntelang gehüteten Familiengeheimnisses …

Bettina Storks, geboren bei Stuttgart, ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und Autorin. Sie war viele Jahre als Redakteurin tätig, bevor sie ihr erstes Buch veröffentlichte. Die Leidenschaft für Familiengeheimnisse und die Faszination für die deutsch-französische Geschichte vereint Bettina Storks immer wieder in ihren vielschichtigen Romanen. Die Autorin lebt und arbeitet am Bodensee.

Meine Meinung: Eine berührende und fesselnde Familiengeschichte hat uns die Autorin Bettina Storks mit dem obengenannten Buch präsentiert. Der Roman ist auf zwei Zeitsträngen aufgebaut . Wir nehmen teil am unruhigen Leben der jungen Klara während des 2. Weltkrieg in Freiburg, während der Nachkriegsjahre in Konstanz am Bodensee - sowie im *Heute und Jetzt von Freiburg*. Klara ist inzwischen eine alte Dame , die durch einen Schlaganfall ihr Sprachvermögen verloren hat - bis auf einige französische Worte und Sätze.  Ihre Enkelin Miriam ist völlig erstaunt darüber, denn ihre geliebt Grossmutter hatte früher nie Französisch gesprochen.  Dann begleiten wir Miriam in heutiger Zeit, eine Literaturwissenschaftlerin, die in der Mitte ihres Lebens steht und doch immer wieder mit inneren Unsicherheiten und Ängsten zu kämpfen hat. 

Besonders gut  gefallen hat mir die stimmige Beschreibung vom damaligen Freiburg, der Bodenseeregion und Klaras  komplizierter Familiengeschichte inmitten dieser wunderschönen Region. Sie erlebte mit Mutter, jüngerer Schwester und einem schwierigen zänkischen Vater den zweiten Welt-Krieg in Freiburg, arbeitete in einem  Économat (Lebensmittelgeschäft für die französischen Soldaten) und erlernte später den Beruf der Schneiderin. Der damalige Hass zwischen der deutschen Bevölkerung und den französischen Besatzern kommt ehrlich und schockierend zu Tage, wird von der Autorin ergreifend beschrieben.  


Sehr einfühlsam und fesselnd , in einem professionellem und perfekten Schreibstil gehalten , verfolgen wir die Suche der Enkelin Miriam nach ihren plötzlich auftauchenden französischen Wurzeln.  Da ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen sind als Miriam erst zwei Jahre alt war , ist sie geborgen und behütet aufgewachsen bei den Grosseltern Klara und Edi. Trotzdem spürt sie instinktiv , dass irgendetwas in der Familien-Vergangenheit passierte, welches ihr die Grosseltern und Tante Lotte verheimlichten und verschwiegen hatten. Völlig schockiert erfährt sie auf Grund ihrer Nachforschungen, dass sie wohl einen französischen Grossvater hat. Sie macht sich auf eine spannende Suche, wird von sympathischen Franzosen und Deutschen  darin unterstützt und hilft dadurch  auch ihrer geliebten Grossmutter Klara, die nun endlich mit einigen dramatischen Ereignissen abschliessen kann , die während ihrer Jugendzeit im zweiten Weltkrieg passiert sind. 

Ein absolut lesenswertes Buch, welches eine Verbindung schlägt zwischen deutscher und französischer Geschichte in der damaligen schwierigen Kriegszeit, die endlich durch eine heutige Versöhnung beider Länder miteinander gekennzeichnet ist. 

Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne für diesen grossartigen Roman.

Ich danke der Autorin und dem Verlag herzlich für das Leseexemplar.   

 

Dienstag, 7. Januar 2020

*Die Zeit der vergessenen Kinder* von Charlotte Kliemann, erschienen im FeuerWerke Verlag

*Werbung, unbezahlt*
ISBN:
9783945362655
Sprache:
Deutsch
Ausgabe:
Buch
Umfang:
300 Seiten
Verlag:
FeuerWerke Verlag
Erscheinungsdatum:
12.12.2019
Verlagsinfo

Inhalt/Klappentext: Als Martin und Claudia sich im Sommer 2008 begegnen, fühlen sie sich vom ersten Blick an zueinander hingezogen: Beide erleben sich als ausgegrenzt und hadern trotz beruflicher Erfolge mit ihrer Herkunft, beide sind sie geprägt durch die Verfolgung und das Leid, dem ihre Vorfahren während des Dritten Reiches ausgesetzt waren. Für Martin, Sohn einer Romni, ist die Liebe zu Claudia verbunden mit einer Reise in seine eigene unheilvolle Vergangenheit und die seiner Familie, während Claudia sich auf die Suche nach ihrer Mutter begibt, um sie für ihre unglückliche Kindheit zur Rechenschaft zu ziehen. Doch der Strudel der vergangenen Ereignisse scheint sie beide mitzureißen, und je fester sie sich aneinanderklammern, desto härter wird ihre Liebe auf die Probe gestellt.

Charlotte Kliemann studierte in Münster Biologie und Medizin, brach beides auf der Zielgeraden ab und fand sich schließlich dort wieder, wohin es sie immer gezogen hatte: in literaturwissenschaftlichen und philosophischen Seminaren. Lange Zeit widmete sie sich der Familie und der Betreuung ihrer vier Kinder, lektorierte nebenbei wissenschaftliche Arbeiten und füllte die Schubladen ihres Schreibtisches mit Romankonzepten und -fragmenten. Doch um sich neu zu erfinden, ist es nie zu spät – also machte sie mit ihren schriftstellerischen Ambitionen ernst und veröffentlicht nun ihren Roman, „Die Zeit der vergessenen Kinder“ im FeuerWerke Verlag. Sie lebt in Lübeck und arbeitet als freiberufliche Autorin und Lektorin.


Meine Meinung: Zur Jahreswende habe ich dieses wichtige Buch zum Thema  *Gegen das Vergessen* entdeckt und es zügig und sehr angetan durchgelesen. Es ist ein Zeitzeugnis einer nicht rühmlichen  Vergangenheit  der deutschen Geschichte, einer Vergangenheit in der Minderheiten wie in diesem Buch die Romni, Roma seit jeher verfolgt , missachtet, gedemütigt und ermordet wurden.

In diesem Roman, einer Mischung aus Liebesroman , Zeitgeschichte, persönlichen Aufarbeitungen des Protagonisten Martin und seiner Familie habe ich mich trotz der unbequemen Thematik recht wohl gefühlt und mit ihm mitgelitten. Martin leidet an einem persönlichen Trauma, welches ihm als Kind von seiner Mutter, einer Roma, zugefügt wurde. Dieses Erlebnis verfolgt ihn sein ganzes Leben und als Ich-Erzähler kann man im Roman in seine inneren Gedanken und Empfindungen schauen. Er ist sehr sensibel , wurde als Kind schwer traumatisiert, hat eine gescheiterte Ehe hinter sich und versucht eine neue Beziehung zu Claudia aufzubauen , die wie er an ungelösten Themen ihrer persönlichen Vergangenheit leidet. 

Der Schreibstil der Autorin ist sehr intensiv, fesselnd und emotional. Doch manchmal war es mir einfach zu viel, jede dieser Regungen, den sprunghaften Gedankengängen von Martin zu folgen und aufzunehmen. Oft habe ich einfach kopfschüttelnd  innerlich abgeschaltet, da mein Lesefluss dadurch laufend gestört wurde. 

Gut gefallen haben mir die Erzählungen über Martin's Mutter Rubina.  Ihre Kindheits-Erlebnisse im Wald , ihr Leben mit der Roma-Familie, die als fahrende Leute einen schweren Stand in der Gesellschaft hatten. Eigentlich gar keinen. Sie wurden geächtet, waren fast vogelfrei , gesetzlos in den Augen der  damaligen Gesellschaft des zweiten Weltkriegs und auch danach. Sie  folgten einem anderen Lebensrhythmus mit eigenen Gesetzen und Wertvorstellungen, die von der allgemeinen  Bevölkerung nicht toleriert wurden. Auch Rubina wurde als Kind schwer traumatisiert, dieses Familientrauma hat sie an Martin ausgelebt, weitergegeben, sicher nicht mit Absicht, aber unausweichlich. Ein sehr trauriges Schicksal, welches das weitere Leben aller Familienmitglieder beeinflusst hat. Das Buch ist ein bewegender Familienroman, eingebettet in einer von der Autorin gut recherchierten Zeitgeschichte des zweiten Weltkriegs und der folgenden Jahrzehnte. 

Meine Bewertung: VIER **** Sterne für dieses tolle Buch mit kleinen Schwächen!

Herzlichen Dank an die Autorin und Verlag für das Rezensionsexemplar und das bewegende Leseerlebnis!


Montag, 6. Januar 2020

*Leas Spuren* von Bettina Storks, erschienen im Diana Verlag

*Werbung, unbezahlt*

ISBN:
9783453360464
Sprache:
Deutsch
Ausgabe:
Flexibler Einband
Umfang:
464 Seiten
Verlag:
Diana
Erscheinungsdatum:
14.10.2019

Inhalt/Klappentext: Paris 2016. Ein lukratives Erbe winkt der Stuttgarter Historikerin Marie und dem französischen Journalisten Nicolas, wenn sie eine schwierige Aufgabe lösen: Gemeinsam sollen sie ein lang verschollenes Gemälde finden und es den möglichen Überlebenden einer jüdischen Pariser Familie zurückgeben. Ihre Suche führt sie nicht nur in die Wirren des Zweiten Weltkriegs und an die Abgründe der Besatzungszeit, sondern wird rasch zu einem atemlosen Ringen mit der Vergangenheit ihrer Familien. Im Dickicht des Kunstraubs der Nazis muss sich Marie einem schrecklichen Geheimnis stellen – und bald auch ihren Gefühlen für Nicolas.

Bettina Storks, geboren 1960 bei Stuttgart, ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und Autorin. Sie war viele Jahre als Redakteurin tätig, bevor sie ihr erstes Buch veröffentlichte. Sie lebt und arbeitet am Bodensee. In ihren Romanen vereint sie ihre Leidenschaft für Familiengeheimnisse und ihre Liebe zu Frankreich, zuletzt in »Das geheime Lächeln«.

Meine Meinung:  Ich bin sehr positiv überrascht und begeistert von dieser Lektüre. Ein berührendes und wichtiges Buch im heutigen Kampf *Gegen das Vergessen* der Geschehnisse während der Besatzung von Paris und Frankreich durch deutsche Truppen während des zweiten Weltkriegs. Zwei junge Menschen und ihre Familien aus Deutschland und Frankreich bekommen immer mehr Wissen von einer gemeinsamen Vergangenheit , die schon lange kein Thema mehr im Familiengespräch war.  


Die Autorin erzählt diese Geschichte in zwei Zeitebenen. Im heute und jetzt forschen die junge, deutsche  Historikerin Marie und der französische Journalist Nicolas über den Verbleib eines Bildes des jüdischen Malers Jacob Stern, der für sich und seine kleine Familie wegen seiner angeblich *entarteten Kunst*, ein schweres  und tragisches Schicksal erlitt.

Charlotte , Maries Grosstante wird mit Esprit und viel Charme dem Leser vorgestellt. Ebenso wie ihr damaliger  französischer Freund und späterer Staatsanwalt Victor Blanc. Die beiden jungen Menschen arbeiteten damals  in der deutschen Botschaft zusammen, lernten sich kennen und lieben. Sie finden allmählich , unterstützt auch durch ihre Begeisterung für die französische Widerstandsbewegung, zueinander. 


Vieles aus dieser Zeit erfahren Marie und Nicolas nur durch akribische Nachforschungen und einem emotionalen Instinkt, der die beiden  für dieses Projekt begeistert. Zumal der Erfolg dieser Nachforschungen  mit dem Erbe einer Wohnung inmitten von Paris verknüpft ist. Das Buch sprüht voll und strahlend von französischem Charme und Lebensart. Von damals - und aus heutigem Blickwinkel. Der Schreibstil der Autorin ist perfekt, ausgereift, fesselnd und lebhaft, ging mir sehr nahe bis zum Tränenausbruch meinerseits. Jeder Satz ist gut überlegt, klar, verständlich und berührt die Gefühlswelt unglaublich. Atmosphärisch sehr dicht und objektiv werden die Ängste und Nöte der Bevölkerung beider Länder während des grausamen Krieges und der deutschen Besatzungszeit in Paris dargestellt. Historisch verbürgte Ereignisse , Personen werden in dieser fiktiven Geschichte eng zusammengeführt und wirken sehr wahrhaftig. Die Brutalität der Nazizeit wird entlarvt, sowie die Verlogenheit der Diplomatie.  Alle Protagonisten bestechen durch unterschiedliche, sympathische Charaktere und die beiden Liebesgeschichten aus Vergangenheit und Gegenwart ähneln, binden den Leser an sich.  Das Schicksal der historisch verbürgten jüdischen Personen Sigmund Hetzel und Selma Ruben aus Stuttgart macht betroffen und traurig . Ich finde es sehr gut, dass die Autorin sie erwähnt und in den  Roman gegen das Vergessen eingebunden hat!  


Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne für dieses grossartige Buch. Absolut lesenswert!

Danke an die Autorin und den Diana Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars! 

Diese Rezension wird zusätzlich  auf Monerls Seite erwähnt!

Sonntag, 3. November 2019

*Die Schuld jenes Sommers* von Katherine Webb, erschienen im Diana Verlag

*Werbung, unbezahlt*
Verlagsinfo

DEUTSCHE ERSTAUSGABE
Aus dem Englischen von Babette Schröder
Originaltitel: The Disappearance
Originalverlag: Orion
Hardcover mit Schutzumschlag, 464 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-453-29208-6
Erschienen am  14. Oktober 2019

Inhalt/Klappentext:

Bath 1942: Im Chaos eines Bombenangriffs ist der kleine Davy plötzlich unauffindbar. Frances, die auf den Jungen aufpassen sollte, macht sich auf die Suche. Sie ist verzweifelt, denn schon einmal ist ein Kind verschwunden: Vierundzwanzig Jahre zuvor war ihre beste Freundin Wyn nach einem Streit nie wieder aufgetaucht. Ausgerechnet in dieser schicksalhaften Nacht fördert der Einschlag einer Bombe das Skelett eines Kindes zutage. Das tote Mädchen ist Wyn. Frances ist zutiefst erschüttert, und dunkle Erinnerungen aus der Vergangenheit werden lebendig. Was geschah in jenem Sommer vor über zwanzig Jahren? Wo ist Davy? Und hat er überlebt?

Die Autorin : Katherine Webb
Katherine Webb, geboren 1977, wuchs im ländlichen Hampshire auf und studierte Geschichte an der Durham University. Heute lebt sie in der Nähe von Bath, England. Nach dem großen internationalen Erfolgsdebüt »Das geheime Vermächtnis« folgten zahlreiche Romane wie »Das fremde Mädchen« oder »Italienische Nächte«, die die Autorin auch in Deutschland zu einer festen Größe auf der SPIEGEL-Bestsellerliste machten.


Meine Meinung: Katherine Webb hat mich bisher immer mit ihren Romanen  begeistert, in eine andere Welt versetzt und zwar auf Grund  ihres guten  und flüssigen Schreibstils, ihren tollen Ideen über unterschiedliche Inhalte und Zeiten, die sie prima für den Leser aufbereitet und recherchiert hat. Diesmal war es etwas anders für mich beim Lesen. Ich empfand den Roman, der auf zwei Zeitebenen spielt, etwas langweilig und viel zu langatmig verfasst. Es war kein echter historischer Roman, der zweite Weltkrieg wurde halbherzig beschrieben, zwar mit der Schilderung erschütternder Bombenangriffe der deutschen Wehrmacht auf die englische Zivilbevölkerung, politische Tatsachen wurden leider in keiner Weise erwähnt. Es war auch kein wirklicher Krimi, sondern eher das ausführliche Psychogramm einer traumatisierten jungen Frau (Frances) aus ihrer Umwelt, die den kleinen Davy in einer Bombennacht im Jahr 1942 verloren hat und sich daraufhin auf eine intensive Suche nach ihm begibt. Immer wieder quälen Frances dabei Erinnerungen an das mysteriöse Verschwinden ihrer achtjährigen Freundin Wyn vor vierundzwanzig Jahren. Gekoppelt mit der gefahrvollen und anstrengenden 12 tägigen Suche nach Davy bringen sie diese Gedanken und Erinnerungen an den Rand einer depressiven Verzweiflung. 


Im zweiten Erzählstrang versetzt uns die junge und talentierte Autorin in die Kindheit der achtjährigen Frances und Wyn. Die beiden unterschiedlichen Kinder befreunden sich eng miteinander, obwohl sie sich kaum ähneln vom Charakter und Aussehen. Frances ist sehr gross für ihr Alter, sehr schüchtern und leidet darunter. Die kleine Wyn ist ziemlich klein, keck und gar nicht zurückhaltend im Auftreten. Die beiden Kinder ergänzen sich , lieben sich innig, wobei sie auch noch aus unterschiedlichen Elternhäusern stammen. Frances Familie ist konservativ, bodenständig und fürsorglich. Bei Wyn läuft es etwas anders. Gewalt, Alkoholexzesse  und  psychische und körperliche Vernachlässigung in der Familie prägen ihren Alltag. 

Mehr möchte ich gar nicht verraten, sondern noch erwähnen, das auch viele andere Protagonisten sehr treffend und gefühlvoll beschrieben wurden - und trotzdem hat mich das Buch nicht völlig in seinen Bann ziehen können, wobei die Auflösung am Ende recht interessant war. 

Meine Bewertung: VIER **** Sterne für diesen Roman mit kleinen Schwächen!

Herzlichen Dank an die Autorin und den Diana Verlag für das schöne gebundene Rezensionsexemplar mit dem ansprechenden Cover! 

Mittwoch, 17. Juli 2019

*Bella Ciao* von Raffaella Romagnolo, erschienen im Diogenes Verlag

Hardcover Leinen
528 Seiten
erschienen am 01. April 2019

978-3-257-07062-0
*Werbung*

Info zum Buch und Verlag

Raffaella Romagnolo

Raffaella Romagnolo, geboren 1971 in Casale Monferrato. Sie unterrichtet Geschichte und Italienisch an einem Gymnasium. Seit 2007 schreibt sie auch Romane – mit Erfolg. Für ›La figlia sbagliata‹ war sie für den Premio Strega nominiert. Ihr neuer Roman ›Bella Ciao‹ sorgt international für Aufmerksamkeit und wird in zahlreichen Sprachen erscheinen. Raffaella Romagnolo lebt heute in Rocca Grimalda im Piemont.

INHALT/KLAPPENTEXT: 1946 kommt Mrs. Giulia Masca in einer Limousine mit Chauffeur nach Borgo di Dentro zurück. Fast ein halbes Jahrhundert zuvor hatte sie als Fabrikarbeiterin die piemontesischen Hügel hinter sich gelassen – allein, schwanger und ohne eine Lira –, um in New York ein neues Leben zu beginnen. Während für Giulia der American Dream wahr wurde, machten die Leute in Borgo di Dentro zwei Weltkriege durch, erlebten das Aufkommen des Faschismus und den Befreiungskampf gegen das Regime. Nach und nach erfährt Giulia, wie es ihrer Freundin Anita Leone und deren Familie ergangen ist und wie dem Verlobten, den Giulia damals ohne eine Erklärung zurückgelassen hat. Es sind Geschichten von Krieg und Leid, aber auch von Mut und Liebe, die sie zu hören bekommt – Geschichten, wie sie das 20. Jahrhundert schrieb.


Meine Meinung:  Das Schicksal hat es mit Mrs. Giulia Masca doch noch gut gemeint. Aus der armen Fabrikarbeiterin aus dem Piemont hat sich durch ihre Emigration vor fünfzig Jahren ihr Leben in einem amerikanischen Lebensumfeld zu Wohlstand und einer gewissen Zufriedenheit entwickeln können. Diese packende und inhaltsschwere Erzählung eines italienischen Frauenlebens aus dem 20. Jahrhundert hat mich vollends gefesselt und sehr beeindruckt. 

Die Autorin erzählt nach und nach in zwei Zeitsträngen diese Lebensgeschichte, die mit der Kindheit in einem ärmlichen Dorf im Piemont begonnen hat. Ungeliebt von ihrer Mutter Assunta schliesst sie sich eng an ihre Freundin Anita Leone und deren Familie an. Aber nach einer persönlichen, grossen Enttäuschung verlässt Giulia heimlich und allein ihre Heimat und wandert nach New York aus. Gleichzeitig und zeitnah verfolgt der Leser auch das Schicksal der Familie Leone aus dem Dorf Borgo di Dentro im Piemont. Der italienische Titel dieses Buches lautet tatsächlich auch *Destino* Schicksal. Der packende, dramatisch und angenehm zu lesende Schreibstil hat mich fasziniert und nicht los gelassen. Die damalige Zeitgeschichte , das Aufkommen des Faschismus und des Industriezeitalters, die zwei Weltkriege wurden sorgfältig und mit sehr guter Recherchearbeit beschrieben. Die Stimmung im Land und auf den Dörfern hat die Autorin wohl sehr gut nachempfunden und mir dadurch viel neues Wissen über die italienische Geschichte vermittelt. Der Roman ist eine fiktive und spannende Familiensaga und wurde von Raffaella Romagnolo sehr perfekt in die historische Vergangenheit eingearbeitet und mit ihr bildhaft und kraftvoll verbunden. Die harte Arbeit der Frauen in der Seidenspinnerei Salvi in Borgo di Dentro wird eindringlich geschildert, ebenso wie die Jagd der faschistischen Schwarzhemden auf die aufkommende sozialistische Bewegung, deren Zeitung„L’Emanzipazione“ und die grausame Ermordung der Partisanen im Piemont. Das feudalistische Gutsherren Regime im ländlichen Raum wird auch genauestens dokumentiert mit seiner verlogenen und menschenverachtenden Organisation und Knechtung der Dorfbevölkerung. Der Übergang vom Feudalismus in eine Industriegesellschaft bekommt immer mehr Einfluss auf das Leben der einfachen Menschen.  Die Begeisterung eines grossen Teils der italienischen Bevölkerung für Benito Mussolini, ihren *Duce* wird schonungslos und offen dargestellt. Wir lernen in dieser fulminanten Lektüre viele interessante Charaktere und Originale der italienischen Familie Leone und der amerikanischen Familien Masca, Manfredi und Dubois kennen, deren Zusammenhänge  zum besseren Verständnis in einem Stammbaum am Beginn des Buches aufgeführt werden. 

Für mich war es ein grossartiges, abwechslungs - und lehrreiches  Leseerlebnis und ein Highlight der letzten Monate. 

Meine Bewertung: Fünf *****Sterne für dieses grossartige Buch!

Herzlichen Dank an die Autorin und den Diogenes Verlag für dieses schön gebundene Rezensionsexemplar!

Diese Rezension wird bei Monerl's Linkparty im Juli 2019 aufgeführt!

 

Dienstag, 30. April 2019

*Der Wald* von Nell Leyshon, erschienen im Eisele Verlag

*Werbung*
Aus dem Englischen von Wibke Kuhn

Originaltitel: The forest

ca. 336 Seiten

Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen

Erschienen am 15. März 2019

Info zum Buch

Die Autorin

NELL LEYSHONs  erster Roman Black Dirt stand auf der Longlist des Orange Prize und auf der Shortlist des Commonwealth Prize. Ihre Theaterstücke und Hörspiele erhielten ebenfalls zahlreiche Auszeichnungen. Im Eisele Verlag erschien zuletzt mit großem Erfolg bei Presse und Publikum Die Farbe von Milch, ihr zweiter Roman, für den sie neben James Salter und Zeruya Shalev für den Prix Femina nominiert war. Nell Leyshon wurde in Glastonbury geboren und lebt in Dorset.

Inhalt/Klappentext:

Warschau im Zweiten Weltkrieg: Der kleine Pawel wächst wohlbehütet in einem bürgerlichen Haushalt auf. Doch als der Krieg kommt und sein Vater sich im Widerstand gegen den Nationalsozialismus engagiert, ändert sich alles. Die Familie lebt in ständiger Gefahr. Eines Nachts bringt der Vater einen schwer verwundeten englischen Kampfpiloten mit nach Hause, um ihn in Würde sterben zu lassen. Doch entgegen jeder Wahrscheinlichkeit überlebt der Pilot und löst damit eine Kette folgenschwerer Ereignisse aus ... England, viele Jahre später: Pawel führt ein Leben als freier Künstler. Tief in sich trägt er die Erinnerung an die Erlebnisse seiner Kindheit – daran, wie er mit seiner Mutter in den Wald fliehen musste und dort Monate verbrachte, jenseits von allem, was er kannte, allein inmitten der Natur. Die Geschehnisse dieser Zeit haben beide ganz unterschiedlich geprägt und für immer aneinander gebunden; doch in der Gegenwart stellen sich Mutter und Sohn Hindernisse in den Weg, die es ihnen schwer machen, wieder zueinander zu finden ...


Meine Meinung: Das ist mein erstes Buch dieser Autorin  und ich bin total berührt von dem feinen, poetischem, leisen und hintersinnigem Schreibstil der Autorin. Man sollte es lesen, nicht hören, denn ich habe den Text und die inhaltsschwere Bedeutung einiger Aussagen oft erst beim Nachlesen wirklich begriffen. Es ist die Geschichte einer innigen Mutter-Sohn-Beziehung, die durch ein gemeinsam erlebtes Schicksal eng und für immer aneinander gebunden wurden. Der Roman ist in drei Teile untergliedert, führt ein im ersten Teil in die Zeit der Besetzung Warschaus durch die deutschen Truppen im 2. Weltkrieg. Eindringlich erlebt man diese traurige Zeit durch den Blick einer wohlhabenden Familie, die durch diese Tragödie auseinandergerissen wird. Kein Dienstpersonal, kein Kindermädchen stehen mehr zur Verfügung. Hunger und Verzicht auf viele normale Annehmlichkeiten des täglichen Lebens prägen den Alltag. Die Mutter findet Trost in ihrer Cello Musik und dem plötzlich nahen Umgang mit ihrem kleinen Sohn sowie ihrer eigenen Mutter und Schwester Joanna. Ihr Kontakt zu dem Kind ist oft widersprüchlich, manchmal gar ablehnend, da der kleine Pawel ein sehr neugieriges,  nachdenkliches und anstrengendes Kind ist und alle Erziehungsarbeit nun ihr allein und den Frauen der Familie überlassen wird. Karol, der Vater entfernt sich immer weiter aus dem Familienleben und geht im Kampf der Widerstandsbewegung auf. Die Schwester Joanna und die Grossmuter der Familie, eine Ärztin werden verschleppt, deportiert und ihr Schicksal verliert sich in den Wirren des Krieges. 

Über die Flucht in den Wald von Mutter und Sohn, im zweiten Teil der Geschichte erzählt, erfahren wir sehr viel über die Belastbarkeit der menschlichen Psyche unter einfachsten Lebensumständen. Der kleine Pawel beweist unglaubliche Stärke, sorgt für seine passiv dahin dämmernde Mutter. In der Einsamkeit des Winterwaldes und durch den Kontakt mit einer alten Frau, Baba Jaga genannt, findet er Trost und Hilfe. Er entdeckt für sich die Liebe zur Natur, zum Gärtnern und und zu sich selbst in seiner kreativen Traumwelt. Dieser wichtige Lebensabschnitt, gezeichnet durch  den Verlust der Familie, den nicht  normalen Alltag im einsamen Wald und den allgegenwärtigen Hunger binden Zofia und Pawel mit einem undurchsichtigen Band für immer aneinander. Der Ehemann und Vater Karol spielt weiterhin keine grosse Rolle im Leben von Mutter und Sohn. 

Im dritten Teil leben Pawel, nun Paul genannt und Zofia, nun Sofia nach dem Kriegsende in England. Paul hat einen kreativen künstlerischen Beruf ergriffen und Sofia kämpft mit dem Alter und ihrem Schicksal , aber die Liebe endet nie. Was für ein schöner und tröstender Abschluss dieser ergreifenden Familientragödie..... 

Meine Bewertung: Fünf ***** Sterne für dieses ungewöhnliche Buch.

Vielen Dank an die Autorin und den Eisele Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Montag, 25. März 2019

*Annas Rückkehr*von Rose Philipps, erschienen im Bookspot Verlag

Buchdetails
Aktuelle Ausgabe
ISBN:
9783956691164
Sprache:
Deutsch
Ausgabe:
Buch
Umfang:
392 Seiten
Verlag:
Bookspot Verlag
Erscheinungsdatum:
28.02.2019
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Info zum Buch und der Autorin


REZENSION

Klappentext/Inhalt/Verlagsquelle:

Berlin, 1935. Elli genießt als Frau eines hohen NS-Funktionärs ein privilegiertes Luxusleben. Durch Zufall lernt sie Grete kennen, die mit ihrem Mann und den beiden Kindern in einer ärmlichen Hinterhofwohnung lebt. Damals ahnen die Frauen noch nicht, dass das Schicksal ihre Leben eng miteinander verknüpft hat.

Als Gretes behinderte Kinder unter der Führung von Ellis Ehemann in das Visier des NS-Regimes geraten, steht die Frau, die sich nichts sehnlicher als Nachwuchs wünscht, vor einer schweren Entscheidung. Soll sie ihre Nähe zum Regime nutzen, ihren Mann verraten und damit sich selbst in Gefahr bringen? Schnell ist das Fadenkreuz der Behörden auf sie gerichtet und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

Meine Meinung: 

Entsetzt, erschüttert und bewegt habe ich die Geschichte von Annas Rückkehr auf über 330 Seiten verfolgt. Denn es ist eher eine Reise in ein dunkles Stück deutscher Geschichte gewesen. Es geht um das Euthanasie-Programm des nationalsozialistischen Regimes im sogenannten dritten Reich. Die kaltblütige Vernichtung von Kindern, Menschen, die an einer geistigen oder körperlichen Behinderung litten. DIESE MENSCHLICHE -GRAUSAMKEIT und Verfehlung tritt dem Leser in jeder Seite deutlich vor Augen. 
Die Autorin nimmt uns in verschiedene Zeitstränge mit und berichtet auch über Tagebucheintragunen der Protagonisten. Ihr Schreibstil ist einfach, gut zu verstehen und doch hat mich dieses Buch nicht als  fiktiver Roman gefesselt, sondern eher als ein Tatsachenbericht über eine unentwegte Abfolge von Schilderungen unserer deutschen Vergangenheit. 

Die Verbindung von häuslicher Gewalt, Dummheit und Brutalität gegenüber sich selber , aber hauptsächlich gegen Frau und Kind , ausgeführt von einfachen Menschen ihrer Zeit und Sprache, war recht beeindruckend und sehr an der Basis des einfachen Lebens der damaligen Zeit  angesiedelt, verbunden mit der schlimmen Verblendung durch die Politik! Zusätzlich hat sie die Protagonisten im Bayrischen und/oder Berliner Dialekt sprechend dargestellt, was mir überhaupt nicht zugesagt hat. Dieser Schreibstil, natürlich eine persönliche Beurteilung von mir,  spricht aber sicher viele Leser*innen gut an.  
Ein Kritikpunkt  für mich ist das schnell herbei gezauberte Ende dieses fiktiven Romans, welches ich als geschmacklos und als  sehr einfach konstruiert empfand, wie einen grossen Teil der ganzen Geschichte.

In diesem Roman wurden so viele Tatsachen aus der NS-ZEIT angerissen, die noch ganz vielen Büchern Stoff bieten würden.  Vielleicht hat die junge Autorin ja auch vor, sich weiter mit diesen brisanten Themen zu beschäftigen!

Meine Bewertung für dieses Buch: DREI *** gute Sterne. Lesenswert!  

Freitag, 8. Februar 2019

*Die Zeit des Wartens*, erschienen bei dtv



Verlagsinfo / *Werbung*



Nun geht sie weiter, die Geschichte der Familie Cazalet,,,,



Meine Meinung zum 1. Band,,, * Die Jahre der Leichtigkeit*









Meine Meinung zum 2. Band:

Dieser zweite Band der imposanten Familiengeschichte unterscheidet sich im Schreibstil nicht vom ersten Band (siehe oben) und das Buch lässt sich angenehm lesen.

Die Familie wird weiter in die Strudel des 2. Weltkrieges gerissen, die Lebensqualität auf dem Land wird auch eingeschränkt. Die Jugendlichen und Kinder der Familie wachsen heran , wir verfolgen die Erlebnisse und Gedanken der drei Cousinen Polly, Louise und Clary. Die männlichen Mitglieder der Familie werden größtenteils eingezogen....und ich warte auf etwas mehr Spannung in der Handlung! 

Die Geschehnisse werden von der Autorin minutiös abgehandelt  und es breitete sich eine leichte Langeweile und Unlust in mir aus. Das Landleben läuft mit kleinen Einschränkungen weiter. Der Krieg spielt sich woanders ab , die Jugendlichen Charaktere sind mit ihrer persönlichen Entwicklung beschäftigt und überraschen mich kaum. Schade , ich hätte mehr Aktion erwartet und werde nicht ungeduldig auf den dritten Band  warten . Die Schreibweise der Autorin ist zwar bildhaft , packend , und doch verliert sie sich zu oft in unwichtigen und uninteressanten Beschreibungen. 
Ich bin gespannt was mich im dritten Band erwartet ! Wird es eine Steigerung des Spannungsbogen geben ?
Meine Bewertung: Vier **** Sterne für dieses Buch mit kleinen Schwächen !
Danke an den Verlag für das Rezensionsexemplar!




 
















Dienstag, 30. Oktober 2018

*Die Jahre der Leichtigkeit* von Elizabeth Jane Howard , erschienen bei dtv Deutsche Verlagsgesellschaft

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Wer sich die kommenden dunklen Monate mit einer langen , ausufernden Familiensaga versüssen möchte, sollte nun mit dem ersten Teil dieser fünfteiligen Reihe beginnen. Band zwei dieser Reihe erscheint am 30. November 2018 . Ich bin noch mittendrin im England dieser Zeit, im ersten Band,  und voll begeistert dabei. Infos zur Autorin, die 2014 verstorben ist, nachfolgend:



Lebenslauf von Elizabeth Jane Howard

Wenn Bücher das Leben spiegeln: Es ist nicht leicht, die Romane von Elizabeth Jane Howard auf ein Genre festzulegen. Von Liebesgeschichten bis zu Familiendramen haben sie eines gemeinsam: Sie sind fest verwurzelt im Leben der Autorin und dem England ihrer Zeit. Elizabeth Jane Howard wurde 1923 in London geboren, wo sie später Domestic Sciences und Drama studierte. Sie arbeitete als Model, Schauspielerin und Moderatorin, bis 1951 ihr erster Roman erschien. „The beautiful Visit“ erzählt von einem jungen Mädchen, das den Zwängen des Familienlebens entflieht. Sie erhielt dafür den John Llewellyn Rhys Prize. Der Nachfolgeroman „The Long View“ beschreibt die Chronologie einer Ehe, beginnend mit deren Ende. Howard selbst war dreimal verheiratet, aus ihrer ersten Ehe stammt eine Tochter. 2002 verarbeitete sie all dies in ihrer Autobiografie „Slipstream“. Berühmtheit erlangte Howard erst spät in ihrer Karriere. Die Familiensage „Cazalet Chronicles“, über das Leben von drei Generationen einer gutbürgerlichen englischen Familie in den Jahren 1937 bis 1957, wurde ihr erfolgreichstes Werk. Die Romane sind eng an Howards eigene Familiengeschichte angelehnt sowie an die historischen Veränderungen im England dieser Zeit. Der letzte der fünf Bände erschien 2013 und war damit Howards letzter Roman vor ihrem Tod im Januar 2014.

Klappentext/Inhalt:
Band 1: England, 1937. Zusammen mit ihren Familien kehren die Cazalet- Brüder Hugh, Edward und Rupert wie jeden Sommer in das Haus ihrer Kindheit im Herzen von Sussex zurück. Vor ihnen liegen herrlich lange Ferienwochen. Doch die unbekümmerte Stimmung ist trügerisch: Der Zweite Weltkrieg wirft seine Schatten voraus, und auch innerhalb der Familie schwelen Konflikte.



Hier findet ihr eine Leseprobe: https://bic-l.de/9AuT90

Meine Meinung:  Nun bin ich endlich am Ende des ersten Bandes dieser beeindruckenden und warmherzig geschriebenen Familiensaga angekommen. Dieser erste Band von fünf folgenden ist in zwei Teilen von der im Jahr 2014 verstorbenen Autorin verfasst worden und macht den Leser mit den vielen Personen der Familie Cazalet bekannt. Ein ausführlich aufgezeichneter Stammbaum auf den ersten Seiten erleichtert das Zurechtfinden in der grossen Familie ungemein. Englisches Landleben einer hochangesehenen und wohlhabenden Grossfamilie vermittelt dieser Roman mit zeitlich gebundenen Wertvorstellungen aus den damaligen Gesellschaftskreisen. Höflichkeit, Bescheidenheit und das Vermeiden von Kränkungen anderer Menschen stand an erster Stelle im Benimm-Kodex. Über alle Familienmitglieder und ihre Verhaltensweisen und auch Gesundheit wachte die über siebzigjährige Dutchy mit ihrem Ehemann Brig. Ihre drei Söhne, Schwiegertöchter und Enkel verehrten sie unglaublich und die ledige Tochter Rachel hielt es ebenso.

Der Schreibstil liest sich gut und flüssig. Ich bin gebannt den Ausführungen und Vorstellungen , auch der Kinder-Charaktere gefolgt. Es entstanden Bilder von warmen Nachmittagen im duftendem Rosengarten der Dutchy vor Augen, sowie auch Strand - und Badeausflüge zum Meer mit Picknick und spannende Tennismatches innerhalb der bunt gemischten Familie untereinander im Kopf. Die Zeiten der mit allen Familienmitgliederns einzunehmenden Mahlzeiten wurden streng eingehalten , sowie auch Ruhezeiten nach dem Mittag für alle. Alle Eigenheiten der erwachsenen Kinder von Dutchy und Brig hat die Autorin liebevoll  und individuell ausgearbeitet , auch die Kindercharaktere der Enkel werden mit absolutem Einfühlungsvermögen in ihre Psyche dargestellt. Der Ferienalltag, vom Dienst-Personal bequem vorbereitet und in vielen Alltagsszenen geschildert, macht fast neidisch. Diese Familie hat unglaublichen Luxus trotz aller Bescheidenheit als normal und selbstverständlich gefordert und hingenommen.
Es war einfach eine andere Zeit! Eben ein grosses Anwesen mit viel Personal. Geldprobleme gab es nicht. Ein paradiesischer Zustand denkt man als Leser, aber es lauern  unausgesprochene, angedeutete Beziehungskonflikte, die heutigen zwischenmenschlichen Problemen nicht unähnlich sind. Das angeblich harmonische Familienleben ist oft  nur ein gewünschter, äusserer Schein, der nicht der Wirklichkeit entspricht. Auch der drohende Ausbruch eines neuen Krieges lässt dunkle Wolken aufziehen und die allgemeine Harmonie und Zufriedenheit bekommt Risse.
Ich möchte hier nicht jede Person vorstellen, das würde zu weit führen. Den eigenen Eindruck muss und kann sich jeder Leser persönlich erlesen. Die Vielfalt und Unterschiedlichkeit  der Menschen ist auch in dieser Familie unglaublich gross und beeindruckend. Dieses Buch gibt jüngeren Lesern einen guten Einblick in eine vergangene Welt und ältere Leser erinnern sich eventuell wehmütig an diese Jahre vor dem Ausbruch des zweiten Weltkrieg zurück.  

Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne für diese grossartige Familiensaga. 

Herzlichen Dank an den dtv-Verlag für dieses fantastische Rezensionsexemplar. Ich bin sehr gespannt auf die folgenden Bände.       


Mittwoch, 26. September 2018

*Die Madonna der Berge* von Elise Valmorbida, erschienen im Diana Verlag

*WERBUNG*
Erschienen:  20.08.2018


Inhalt/Klappentext:

Venezien 1923: Maria Vittoria muss dieses Jahr heiraten, sonst wird es nie geschehen. Sie ist schon fünfundzwanzig, trotzdem findet ihre kleine Schwester sie schön. Ihr Vater findet einen Ehemann für sie, und Maria hat Glück: Gut sieht der Fremde aus, er ist kein alter Mann, er ist nicht kriegsversehrt. Sie ist dem neuen Inhaber des Dorfladens eine gute Frau, gebärt ihm über die Jahre fünf Kinder, und an Arbeit mangelt es nicht. Doch die Zeiten sind beschwerlich in den italienischen Bergen. Und man muss sich in Acht nehmen. Denn im Faschismus ändern die Regeln sich fast täglich. Maria ist fest entschlossen, ihre Familie zu beschützen. Koste es, was es wolle.

DIE AUTORINElise Valmorbida ist Schriftstellerin, Drehbuchautorin und preisgekrönte Filmproduzentin. Als Kind italienischer Eltern wuchs sie in Australien auf. Sie studierte Englisch und Graphikdesign und unterrichtet heute Kreatives Schreiben an der University of the Arts in London. Die Madonna der Berge ist ihr erster Roman im Diana Verlag. Der Link führt zur Verlagsseite.  Elise Valmorbida.

Meine Meinung: In dieser facettenreichen Familiengeschichte reise ich in das Jahr 1923, in die Lebenszeit meiner Mutter, allerdings nicht nach Deutschland, sondern in die wilden Berge Italiens, in ein kleines, ärmliches Dorf in Venezien. Das beeindruckende Cover des gebundenen Buches zeigt eine Frau in den Bergen , die bewusst ein Ziel vor Augen hat. Dieses Bild ist bestimmend für die Charakterstärke dieser besonderen Frau, die für damalige Zeiten spät in den Bund der Ehe eintritt, aber umso gezielter für  den Schutz ihrer fünf Kinder und des geliebten Ehemannes Achille kämpft. Der Vater hat ihr den Ehemann sorgfältig ausgesucht und er ist für Maria ein guter und starker Gefährte. Die beiden Eheleute eröffnen einen Dorfladen und ihre Ehe verläuft harmonisch.  Wäre da nicht der Faschismus und Mussolini. Diese Katastrophe erreicht auch die abgelegenen Orte Italiens und seine Menschen. 

Der faszinierende Schreibstil von Elise Valmorbida hat mich gefesselt und begeistert. Schlicht, einfach, in kurzen und prägnanten Sätzen schildert sie das Leben im Dorf und den täglichen Kampf um das Überleben. Den Hunger. Die Denunziationen und Veränderungen des Dorflebens. Menschen werden beschrieben, die ihr Mäntelchen nach dem Wind ausrichten. Immer wieder lebt, liebt und arbeitet Maria Vittoria für ihre Familie. Gibt all ihre Kraft und Leidenschaft einem Leben für Gerechtigkeit und Frieden und dem Schutz der Ihrigen hin. Fast schon poetisch wirken die  Sätze von Elise Valmorbida auf mich. Das Leben und Umfeld von Maria Vittoria zeigt sich bildhaft und eindrucksvoll in meinem Kopf. Ich bin erschüttert und bewundere diese starke und gläubige Lebenseinstellung. Denn Maria Vittoria hat einen Halt in ihrem ärmlichen Dasein. Zusätzlich zu ihrer handgefertigten Aussteuer hat sie eine Madonnenstatue mit in die Ehe gebracht. Sie hält Zwiesprache mit der Statue und holt sich Kraft, Rat und Hilfe.  Der zweite Welt-Krieg greift immer mehr in das Leben der Italiener ein. Die deutsche Besatzung ist allgegenwärtig.

Die Gliederung des Buches in acht Kapitel hat mir sehr gut gefallen.  Die Autorin beschreibt in Zeitangaben die Entwicklung und  das Aufkeimen des Faschismus in den Jahren 1923, 1928 - Faschistische Ära Jahr VI, 1936-Faschistische Ära XIV, 1942-Faschistische Ära XX, 1944-Faschistische Ära XXII, 1948, 1950.

Der Anhang des Buches über ESSEN mit REZEPTEN, FAMILIE und GESCHICHTE lockert diesen ernsten Roman etwas auf und verführt geschickt zum Nachkochen der einfachen Gerichte.

 

Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne für dieses grossartige und faszinierende Buch.


Mein Dank für das überragende Leseerlebnis geht an die Autorin und den Diana-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplar ! 

    





Montag, 2. Juli 2018

*Das Leuchten des Meeres* von Liz Fenwick, erschienen im Goldmann Verlag


Infos zur Autorin und dem Verlag! Erscheinungsdatum: 18.6.18
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INHALT: Wir befinden uns an der Küste Cornwall's während des 2. Weltkrieges auf dem Anwesen Windward der Familie Seaton. Die beiden Töchter Adele und Amelia beginnen ihren Dienst in der Women's Royal Naval Service, kurz WRENS genannt. Adele lässt sich als Telegraphistin ausbilden, verlässt Schwester und Familie. Amelia wird Fahrerin, wohnt weiterhin bei Mutter und Grossmutter auf Windward an der Küste.
Die Zwillinge Adele und Amelia haben ein sehr inniges und liebevolles Verhältnis zueinander und trennen sich ungern.  Die Geschwister geraten in die Wirren des Krieges und machen  tragische Erfahrungen, die ihr Leben in unerwartete Komplikationen wirft....

Gleichzeitig erlesen wir die Geschichte einer Familie aus Cape Cod/ Massachusetts in Vergangenheit und Gegenwart. Die junge LARA sucht in Cornwall nach  den Familien-Wurzeln ihrer Vorfahren , die nach dem Ende des Weltkrieges von dort ausgewandert sind.   

ZITAT Seite 530: " Zeit und Gezeiten warten auf niemanden."
Chaucer, The Clerk's Tale



MEINE MEINUNG: Auf  fast sechshundert Seiten entführt uns die Autorin in einen aufregenden und romantischen Sommerroman , der mir beste Unterhaltung gegeben hat. Die Geschichte spielt im wunderschönen Cornwall und die Autorin vermittelt Küsten- und Meeratmosphäre in traumhaft schönen Bildern. Wäre da nicht der 2. Weltkrieg, indem dieser Landstrich eine bittere Erfahrung machen musste, die auf Tatsachen beruht. Während einer gemeinsamen Übung  für die geplante gemeinsame Invasion Europas von US-Amerikanern und Engländern greifen deutsche Truppen an und die Alliierten befeuern sich und ihre Schiffe  gegenseitig mit vielen Toten und Verletzten in den eigenen Reihen. Dieses schreckliche Ereignis prägt Adele in ihrer Ausbildung und öffnet ihr die Augen für die Wichtigkeit ihres Einsatzes. Die Angst der Armeeangehörigen und der Bevölkerung werden packend geschildert, sowie die verzweifelte Suche der jungen Menschen nach LIEBE und GLÜCK vor dem eventuell bevorstehendem baldigem Tod.  Eine grosse LIEBE erleben auch Adele und ihre Schwester.... 

Die Autorin hat über diese Zeit mit noch lebenden Zeitzeugen sehr sorgfältig recherchiert und die Idee zu dieser Geschichte von eigenen Familienangehörigen  und ihren authentischen Erzählungen übernommen. 
Ich habe das Buch mit Begeisterung und innerer Spannung aufgesogen , als Zeit- und Familiengeschichte verstanden, verpackt in einem fiktiven, dramatischen Liebesroman.

Meine Bewertung: FÜNF ***** STERNE.
Herzlichen Dank an die Autorin und den Goldmann Verlag für dieses tolle Rezensionsexemplar 



Montag, 28. Mai 2018

*Die Sommer der Porters* von Elizabeth Grave, erschienen im btb-verlag

Buchdetails:
Taschenbuch, Broschur
Erschienen: 12.3.18
btb-verlag, Randomhouse Group
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Link zum Verlag und der Autorin Elizabeth Grave







Rezension

INHALT/Klappentext:
Ashaunt, ein Ferienort an der Ostküste der USA in Massachusetts beherbergt das Ferienhaus der wohlhabenden Familie Porters . 1942 wird ein Militärstützpunkt in der Nähe des Feriendomizils eingerichtet und  das bringt viel Unruhe in  die beschaulichen Ferientage der Familie mit ihrem Personal. 
Jahrzehntelang treffen sich dort die nachkommenden Familienmitglieder und wir erleben aufregende Zeiten, unterschiedliche Stimmungen und Geschehnisse. 
Viele Familienmitglieder und Angestellte treten in bunten Phasen ihres Lebens auf diese Ferienbühne des Lebens,,,,

MEINE MEINUNG: Diesen Roman konnte ich nicht locker nebenher lesen, sondern er hat meine vollständige Konzentration auf jeder Seite eingefordert.
Der anspruchsvolle, nur manchmal etwas langatmige Schreibstil der Autorin macht neugierig , aber verschweigt auch plötzlich Entwicklungen, die meine Logik eigentlich erwartet hatte. Die Familie zeigt sich oft blitzartig, wie auf einer Bühne, in immer  wieder anderen Gewändern. Die etwas trockene Ausdrucksweise der Autorin erlaubt keine enge Bindung  des Lesers an bestimmte Personen. Bea, das junge schottische Kindermädchen verschwindet nach dem tragischen Verlust ihrer persönlichen Liebe, zugunsten der Liebe zum jüngsten Porterkind , zum Beispiel wieder völlig aus dem Blickwinkel des Lesers. Zwanzig Jahre später führt der  Lebens- und Leseweg zu Helen, der grossen Schwester,  ihrem Studium  und zu ihren Erlebnissen. Dann ist es wieder ihr Sohn Charlie, der unsere Aufmerksamkeit in den siebziger Jahren einfordert. Die Autorin gibt  dem Auftritt jeder Person einen eigenen, sehr persönlichen Sprachstil und eine passende Ausdrucksweise. Es gibt sehr viele Rückblicke in die Jahrzehnte und auch Vorschauen , die von der Autorin geschickt in die Erzählung verwoben wurden, was mich manchmal  auch ein wenig verwirrt hat. 
Viele Nebenfiguren und Handlungstränge, glänzen kurz auf und verschwinden schlagartig wieder im Hintergrund.  
Der Lebensmittelpunkt dieser Familie liegt aber immer im Ort Ashaunt/ Massachusetts, dessen Attraktivität sich mir nicht wirklich erschlossen hat, bis auf die Tatsache, dass es auf einer Halbinsel am Meer liegt.

Dieser Roman war für mich eine interessante Familiensaga, weitab von Kitsch und Romantik, sondern in einer sehr eigenwilligen, manchmal sogar etwas kühlen und Abstand fördernden Erzählweise, dargestellt. 

Meine Bewertung: DREI *** Sterne für diesen guten Roman über die ungewöhnliche  Darstellung einer Familie über Jahrzehnte hinweg. 

Dankeschön an die Autorin und den btb-verlag für das Rezensionsexemplar!

Montag, 31. Juli 2017

*Kindes Kind* von Barbara Vine , erschienen im DIOGENES-VERLAG

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  • Erscheinungsdatum Erstausgabe :28.06.2017
  • Aktuelle Ausgabe : 28.06.2017
  • Verlag : Diogenes
  • ISBN: 9783257243956
  • Flexibler Einband
  • Sprache: Deutsch
Infos zur Autorin: Barbara Vine

REZENSION

INHALT: 
Andrew und Grace erben ein Haus im Jahr 2011 von ihrer Grossmutter. Sie teilen es es sich friedlich und leben harmonisch und freundlich zusammen. Grace, eine  Literaturwissenschaftlerin arbeitet fleissig an ihrer Doktorarbeit über das Schicksal von Müttern unehelicher Kinder anhand der Literatur der letzten Jahrhunderte. Ihr homosexueller Bruder Andrew ist im literarischen  Verlagswesen tätig. 
Plötzlich taucht der Schriftsteller James , Andrews Liebhaber immer öfter im gemeinsamen Haus der Geschwister  auf und verstört Grace mit seiner provokativen Meinung über  die Behandlung schwuler Männer und alleinstehender  Frauen mit unehelichen Kindern in unserer Gesellschaft. Trotz offensichtlich gegensätzlicher Meinungen  fühlen sich James und Grace zueinander hingezogen und Grace wird vom Liebhaber ihres Bruders schwanger,,,,, 

Grace beschäftigt sich neben dem Verfassen ihrer Doktorarbeit   mit einem unveröffentlichten Roman von Martin Greenwell, den sie in der umfangreichen  Bibliothek der Grossmutter entdeckt hat. 
Dieser Roman ist ein eigener Plot in dem Buch , spielt in den Dreissiger und Vierziger Jahren, bis in den 2. Weltkrieg hinein  und erzählt die Lebensgeschichte eines Geschwisterpaares namens John und Maud. 
John ist ein homosexueller Lehrer und seine unverheiratete  Schwester Maud bekommt mit 15 Jahren ein Kind. Sie bekommt keine Unterstützung vom Kindsvater oder der Eltern und wird in der damaligen Gesellschaft verachtet und gemieden. Die Geschwister John und Maud beschliessen fern der Heimatgemeinde als Ehepaar aufzutreten und dem Kind eine Familie zu geben. Schwierige Verwicklungen stehen an, als John’s  Liebhaber Bertie sich in ihr Leben einmischt und ein Verbrechen geschieht,,,, 

MEINE MEINUNG: 
Das handliche Taschenbuch mit 362  Seiten lässt sich dank des interessanten und aufschlussreichen Schreibstils der Autorin flüssig und angenehm lesen. Die bekannte  britische Krimi Autorin Ruth Rendell hat unter dem Pseudonym  * Barbara  Vine * ein packendes und gutes Buch über Tabu-Themen geschrieben. Sie hat mich mühelos in diesen zwei Geschichten in die jeweilige Zeit und ihre Eigenschaften gezogen. Barbara Vine erzählt  dramatisch über die Nöte und Ängste  homsexueller Männer, die in den Dreissiger und Vierziger Jahren  auch noch strafrechtlich verfolgt wurden. Die gängigen Gesellschaftsregeln, haben damals  jede Lebenskonstellation ausserhalb einer  Ehe nicht akzeptiert und verachtet. Darunter fielen auch junge Mädchen mit unehelichen Kindern. Maud’s Denken und  das Handeln Ihrer Eltern in den dreissiger und vierziger Jahren  waren mir sehr fremd und haben mich entsetzt. Leider hat Maud aus ihrer misslichen Lage keine positiven Schlüsse entwickelt und diese negativen Meinungen als Mutter  sogar an ihre unschuldige Tochter Hope weitervermittelt. Die Charakterdarstellung von Maud war mir sehr unsympathisch.

 Auch Grace hatte in Ihrer Zeit (2011) Schwierigkeiten mit sich und der Konstellation , dass der Liebhaber ihres Bruders gleichzeitig der Vater ihres ungeborenen Kindes war, hat dieses Problem aber mehr oder weniger akzeptiert, zumindest besser als das homosexuelle Pärchen Andrew und James.
Psychologisch raffiniert aufgestellt und packend hat Barbara Vine die ungleichen Geschwisterpaare und deren fesselnde  Lebensgeschichten erzählt. 
Am Ende des Buches hat man sogar das Gefühl sich nun in einem Psychothriller zu befinden, welches aber nur wenige Seiten anhielt. 

Dieses gute  Buch empfinde ich als einen Aufruf und eine  Ermutigung  zu Toleranz und Menschlichkeit, damit jeder Mann  und jede Frau  seine privaten sexuellen Neigungen nach eigener Entscheidung ausleben DARF und KANN !

Meine Bewertung: Vier **** Sterne !

Herzlichen Dank an den Diogenes -Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplar!