Donnerstag, 23. Oktober 2025

*Das Deutschland Backbuch* von Jürgen Krauss - erschienen im Südwest Verlag

 

*Werbung, unbezahlt*

Erschienen am 10. September 2025  

INHALT/KLAPPENTEXT: Die zauberhafte Welt der deutschen Backkunst, in der der Duft von frischem Gebäck die Seele umarmt.


In seinem märchenhaft bebilderten Backbuch stellt Jürgen Krauss die Klassiker aus deutschen Backstuben vor. Dazu gehören unwiderstehliche Köstlichkeiten wie Schwarzwälder Kirschtorte, Bienenstich, Streuselkuchen und Käsesahne, aber auch Festtagsgebäck von Lebkuchen, Stollen über Plätzchen bis hin zu Osterbrot und Neujahrsbrezen. Und für alle, die herzhaftes Gebäck bevorzugen, hat er aus seiner Schwarzwälder Rezept-Schatztruhe tolle Rezepte für knusprige Brezen, hauchdünne Flammkuchen, schwäbische Seelen und einen saftigen Zwiebelkuchen gezaubert. 

Die Zubereitungen reichen von einfach bis komplex, und viele der Einzelkomponenten (Teige, Cremes und Glasuren) lassen sich miteinander kombinieren, um etwas Neues zu kreieren. »Es ist ein sehr persönliches Buch mit allem, was ich als Kind gerne gegessen habe«, sagt er. »Ein Querschnitt der köstlichen Backwaren, die weit über Deutschland hinaus bekannt sind und einfach jeden begeistern.« In dem Buch finden sich Rezepte für jeden Geschmack und Anlass mit zahlreichen Fotos und einfachen Schritt-für-Schritt-Anleitungen.

Als Autodidakt begann Krauss' Liebe zum Backen im Haus seiner Eltern, wo er seiner Mutter in der Küche half, vor allem in der Weihnachtszeit. Als Teenager backte er gelegentlich mal einen Käsekuchen oder eine Linzer Torte, aber erst zehn Jahre nach seinem Umzug nach England wurde das Backen wieder ein wichtiger Teil seines Lebens. »Ich vermisste deutsches Brot und beschäftigte mich mit der Herstellung von gutem Brot.« Er wagte sich nach und nach an verschiedene Brotsorten und diverse Kuchen. Die immer köstlicheren Ergebnisse überzeugten Freunde und Familie, die ihn ermutigten, sich für die Sendung The Great British Bakeoff zu bewerben. Und der Rest ist Geschichte ...


Meine Meinung zum Buch:

Der aus Freiburg im Breisgau stammende Autor Jürgen Krauss hat ein hübsch bebildertes Standard Backbuch gängiger Rezepte  traditioneller deutscher Herkunft geschrieben . „Es ist ein sehr persönliches Buch mit allem, was ich als Kind gerne gegessen habe“, sagt er. Beigefügte private Bilder aus seiner Kindheit in den 50er Jahren geben diesen gesammelten süßen und herzhaften Köstlichkeiten eine  besondere Bedeutung und erinnern an Heimat , Familie, emotionale Wärme und Geborgenheit. 

Der Autor hat sein Buch wie folgend gegliedert : 
EINLEITUNG,
WAFFELN, KÜCHLE UND DAMPFNUDELN, 
BLECHKUCHEN, 
KUCHEN UND TORTEN, 
SÜSSE UND HERZHAFTE BROTE UND BRÖTCHEN, 
FESTLICHES GEBÄCK, 
GRUNDREZEPTE, 
REGISTER, 
DANK. 

Merkwürdigerweise werden viele Rezepte für eine 23 cm große Springform angegeben  und nicht für eine übliche Größe von 26-28 cm . Geübte Bäcker*innen passen die
Rezeptmengen an , doch für Anfänger*innen kann das in einem Desaster enden. Es gibt traditionsreiche und familienerprobte Anleitungen für Apfelkuchen, Käsekuchen, Marmorkuchen, Waffeln, Schwarzwälder Kirschtorte und vieles mehr. Auch wird die Herstellung von Laugenbrezeln, Zwiebelkuchen , Butterhörnchen und weihnachtlichem Kleingebäck genau beschrieben. Die schönen Fotos der fertigen Köstlichkeiten sprechen sofort an , doch leider gibt es nicht zu jedem Rezept ein Bild. Die Rezepte sind den vier Jahreszeiten angepasst und werden zusätzlich durch erprobte GRUNDREZEPTE bestens erklärt.

Insgesamt ist es ein sehr persönliches und informatives Backbuch , welches man gern backbegeisterten Anfänger*innen empfehlen und/oder verschenken kann. 

Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne für dieses schön bebilderte Backbuch!

Herzlichen Dank an den Autor und den Südwest Verlag für das tolle gebundene Rezensionsexemplar !

Sonntag, 19. Oktober 2025

*Aga* von Agnieszka Lessmann - erschienen im Gansverlag

 

*Werbung, unbezahlt*

Erschienen am 8.10.2025 im

Gansverlag

Inhalt/Klappentext: Zwei Mal schon hat sie mit ihren Eltern die Kontinente gewechselt und den Namen gleich dazu. Nun zieht Aga ins »Land der Mörder«, so hat sie es aufgeschnappt. Angekommen in einem Haus der jüdischen Gemeinde, macht sich das kleine Mädchen auf die Suche nach ihnen. Erik Ode, der Kommissar, den sie im Fernsehen kennenlernt, hilft ihr dabei. Lessmanns autobiografisch gefärbter Roman erzählt subtil, wie das Schweigen der Überlebenden den Nachkommen zur Last wird – und wie ihre heranwachsende Hauptfigur in gewitzter Selbstbehauptung die Hoffnung auf Heilung nie aufgibt. Nach der antisemitischen Hetze der Kommunistischen Partei Polens im Jahr 1968, die ihre Eltern zwang, ihre Heimat zu verlassen, kommt Aga über Israel nach Deutschland. Es ist etwas Merkwürdiges mit dem Haus, in dem sie nun wohnt. Es steht neben einer Kaserne, auf deren Tennisplatz amerikanische Soldaten ihre Freizeit verbringen, und dem Garten eines ehemaligen Klosters, in dem Hippies Bäume pflanzen. Dazwischen wuchern die kindlichen Fantasien. Das Verschwiegene bricht sich schließlich Bahn in einem tatsächlichen Mord. Schritt für Schritt beginnt Aga die leeren Stellen in den Erinnerungen zu füllen. Dafür aber muss sie erst ihren richtigen Namen wiederfinden. Mit der Hauptfigur reifen ihre Sprache und ihr Verständnis.

Ein Roman über das Schweigen nach der Shoah, und eine Geschichte darüber, was nötig ist, um es zu überwinden. Und auch eine Liebesgeschichte.

Agnieszka Lessmann, aufgewachsen in Polen, Israel und Deutschland, lebt als freie Schriftstellerin in Köln. Sie ist Autorin von acht Hörspielen und wurde für den Prix Europa und mehrfach für den Hörspielpreis der Kriegsblinden nominiert. Im Jahr 2020 erschien unter dem Titel »Fluchtzustand« ihr erster Lyrikband im Elif Verlag. Ihre Gedichte und Erzählungen wurden in Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht. Ihre Arbeit wurde mit zahlreichen Stipendien gefördert, zuletzt im April 2025 mit einem Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds.


Meine Meinung zum Buch: 

Dieser autobiografisch verfasste Roman von Agnieszka Lessmann hat mich unglaublich berührt und mich oft beim Lesen innehalten lassen. Manche Sätze und Abschnitte musste ich öfter nachlesen. Er hat mich sehr betroffen zurückgelassen.

Aga lernt in jungen Jahren in drei Ländern drei Sprachen kennen und sucht lange nach ihrer ganz persönlichen Identität. Diese ist verloren, verschwiegen und geheim gehalten worden – von ihrer engsten jüdischstämmigen polnischen Familie, aber auch durch ihre Umgebung und das Aufwachsen in der westdeutschen Gesellschaft. Die Familie verlässt Polen, weil sie dort unter Repressionen der kommunistischen Partei leidet, die gegen Juden hetzte. Sie wandert zu Verwandten nach Israel und anschließend nach Deutschland aus.

In Deutschland wird sie Agnes genannt, in Israel trug sie den Namen Ilana. Ihre Familie und Freund*innen nennen sie AGA / AGI oder die polnische Version Agnieszka. Ihr neues Leben in Deutschland beginnt in der Obhut der jüdischen Gemeinde einer Großstadt. „Es ist DAS LAND DER MÖRDER“, erklärte ihr Pawel, ein gleichaltriger israelischer Freund.

Im Alter von zwölf Jahren erfährt Agnes von der Shoah. Die Eltern versuchten, ihre kleine Tochter durch Schweigen und Ablenkung vor der grausamen Wahrheit und den Geschehnissen zu beschützen. Doch Kinder haben feine Antennen, auch für Unausgesprochenes. So erahnt Aga diese dunklen Schwingungen und füllt die Leerstelle mit kindlichen Ängsten und Fantasie.

Die Erzählweise der Autorin hat mir sehr gut gefallen. In prägnanten, kurzen Sätzen, die die kindliche Denkweise widerspiegeln, führt sie die Leser*innen in Agas kleine Welt ein. Ihr Vater, ein Journalist, und die Mutter, eine Buchhalterin, lieben das Kind über alles und kümmern sich rührend und liebevoll.

Aga lernt im Laufe ihrer Kindheit viele Freund*innen kennen, verliert sie aber auch schnell wieder, wie etwa ihre geliebte Kinderfreundin Sara aus dem Obergeschoss des Gemeindeshauses. Die beiden Kinder beobachten den undurchsichtig und unheimlich erscheinenden Jäger öfter, verfolgen ihn sogar auf Spaziergängen und ahnen noch nicht, welch dramatische Rolle er einmal in ihrem Leben spielen wird.

Der Schreibstil der Autorin wächst mit dem Älterwerden des Kindes mit, passt sich an und wandelt sich am Schluss des Buches zu einer zärtlichen Liebesgeschichte. Doch das ist nicht der einzige Hauptaspekt. Wir erfahren von den traumatischen Erlebnissen der Verfolgung und Ermordung von Agas Familie und Vorfahren in den Konzentrationslagern des Nazi-Regimes. Denn das ist ein Hauptanliegen von Aga: endlich diesen dunklen, unausgesprochenen Wörtern und Vermutungen ihrer Kindheit Namen und Gesichter zuzuordnen.

Ich empfehle diese Lektüre uneingeschränkt mit FÜNF ***** Sternen und kann sie mir auch als Schullektüre für die oberen Jahrgänge vorstellen. 

Herzlichen Dank an die Autorin, dem Gansverlag und Birgit Böllinger für die Zusendung des Presseexemplar. 

Mittwoch, 15. Oktober 2025

*Wohin du auch gehst* von Christina Fonthes - erschienen im Diogenes Verlag

 

*unbezahlte Werbung*

Erschienen am 23.7.2025 im 

Diogenes Verlag

INHALT/KLAPPENTEXT: Aus dem Englischen von Michaela Grabinger

Bijoux wird nach Unruhen in Kinshasa als Teenager zu ihrer Tante Mira nach London geschickt. Hier verliebt sie sich zum ersten Mal – in eine Frau. Vor ihrer religiösen Tante muss sie das verbergen, doch sie ahnt nicht, dass auch diese ein Geheimnis vor ihr hat: den wahren Grund dafür, dass sie vor vielen Jahren von Afrika nach Europa kam, in ein Land, in dem sie sich immer noch nicht zu Hause fühlt. Bijoux weiß: So wie Tante Mira will sie nicht enden. Und trifft eine Entscheidung.

Mehr zum Inhalt

Kinshasa, 1980er-Jahre. Mira ist die Tochter einer aufstrebenden Familie und verliebt sich ausgerechnet in einen mittellosen Musiker. Die Eltern verbieten die Verbindung. Zwanzig Jahre später und Tausende Kilometer entfernt, in London, sieht sich die junge Kongolesin Bijoux mit einem ähnlichen Verbot konfrontiert. Ihre Tante verlangt von ihr, dass sie sich trennt von der Frau, die sie liebt, und einen Mann heiratet. Der Debütroman von Christina Fonthes lässt den Kongo und seine Diaspora in London lebendig werden und verwebt die Geschichten von Bijoux und Mira über zwei Kontinente und zwei Generationen hinweg. Beide müssen sich für oder gegen die Liebe entscheiden. Und das ist schwieriger als gedacht.

Christina Fonthes, geboren 1987 in Kinshasa, Kongo, lebt heute in London als Autorin und als Gründerin von Rewrite, einer Schreibakademie für PoC-Autorinnen. 2021 gewann sie den von Bernardine Evaristo ins Leben gerufenen Royal Society of Literature Sky Arts Writers Award. ›Wohin du auch gehst‹ ist Christina Fonthes’ erster Roman.


Meine Meinung zum Buch: Christina Fonthes’ Debütroman *Wohin du auch gehst* zeigt, wie Menschen die kulturellen Wurzeln ihrer Kindheit, die Einflüsse des Heimatlandes, der Eltern und von Freund*innen tief verinnerlichen und mit in die Welt hinaustragen.

Der informative und tief bewegende Roman über afrikanische Bräuche und Lebensgewohnheiten erzählt in zwei Handlungssträngen die Geschichte zweier Kongolesinnen. Ihre Leben führen sie zwischen Kinshasa, Gombe, Paris, Brüssel und London. Tantine Mireille (Mira) erlebt in ihrem Elternhaus eine glückliche, heitere, fast sorgenlose Kindheit mit ihrer Schwester Ya Eugénie in den 1970er-Jahren in Zaire, wo ihr Vater ein hohes politisches Amt bekleidet. Zunehmende Unruhen erschüttern das Land, und die kleine Mira wird Zeugin von Tragödien: Sie sieht brennende Frauen am Straßenrand, die wegen gleichgeschlechtlicher Liebe von der Bevölkerung verachtet und ermordet wurden. Diese Bilder prägen sich bei ihr unauslöschlich ins Gedächtnis ein und verfolgen sie ein Leben lang. Ihre weitere dramatische Lebensgeschichte als Migrantin in Europa wird kapitelweise ausführlich beleuchtet.

Auch Bijoux, geboren in den 1980er-Jahren in Afrika, lernt Europa kennen. Als Zwölfjährige wird sie von den Eltern nach London zu Tante Mira geschickt, besucht dort die Schule, vermisst die Eltern und ihre Heimat und verbringt lange Jahre in Großbritannien. Als Teenager entdeckt sie ihre gleichgeschlechtliche Orientierung und wird dafür von ihrer stark religiös geprägten Tante Mira strengstens verurteilt.

Der Roman hat in mir eine emotionale *Achterbahn der Gefühle* geweckt und mich tief beeindruckt. Angst vor Verlust, Liebe, Vergeltung,Mitleid, Hass, Scham und Lügen spielen eine bewegende Rolle bis zum Ende der fesselnden Lebensbeichten in einer zerrissenen Familienstruktur.  

Eine uneingeschränkte Leseempfehlung mit FÜNF ***** Sternen vergebe ich sehr gerne!

Vielen Dank an die Autorin und den Diogenes Verlag für das zugesandte, schöne im *Diognes Stil* gebundene  Print-Rezensionsexemplar . 




Samstag, 27. September 2025

*Insel am Rand der Welt* von James Rebanks - erschienen im Penguin Verlag

 

*unbezahlte Werbung, Rezensionsexemplar*

ERSCHIENEN AM 27. 8. 2025

INHALT/KLAPPENTEXT: 

Drei Monate verbringt James Rebanks auf einer norwegischen Insel, wo im Frühjahr schwere Stürme toben, wo im kurzen Sommer die Sonne das Meer Tag und Nacht leuchten lässt, wo die Gezeiten das Leben bestimmen. Hier, auf der letzten Insel vor dem offenen, wilden Atlantik, begegnet Rebanks der alten Norwegerin Anna: einer zähen Frau, die ganz im Einklang mit der Natur lebt und sich weigert, sich von der Hektik der modernen Zeit vereinnahmen zu lassen. Im Lauf der Monate entwickelt sich eine innige Freundschaft zwischen ihnen, und James lernt von Anna, dass es sich lohnt, für das zu kämpfen, was einem wichtig ist. 

James Rebanks wurde 1974 auf einer Farm im englischen Lake District geboren, die seine Familie seit über sechshundert Jahren bewirtschaftet. Er studierte Geschichte in Oxford, bevor er die Farm von seinem Vater übernahm. Sein erstes Buch, der eindrucksvolle autobiografische Bericht »Mein Leben als Schäfer«, wurde zum internationalen Bestseller und verschaffte ihm in England Kultstatus. Sein zweites Buch »Mein englisches Bauernleben« wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. als Sunday Times Nature Book of the Year 2020 und mit dem Wainwright Prize for Nature Writing 2021. Es erschien 2025 unter dem Titel »Unser kleiner Hof in den Hügeln« als Taschenbuch bei Penguin. Einblicke in sein Leben gibt James Rebanks auf X und Instagram (@herdyshepherd1).
Aus dem Englischen von Henning Ahrens.

Meine Meinung zum Buch: 
Für Tage bin ich abgetaucht in eine faszinierende Welt , bestehend aus Eindrücken der vergangenen Jahrzehnte, gar Jahrhunderte voller Traditionen, die der Autor James Rebanks in seinem neuen Buch den Leser*innen präsentiert. 
Sein poetischer, leiser und eindringlicher Schreibstil über das Leben  auf einer norwegischen Insel am Rand des Atlantik hat mich unglaublich beeindruckt und gefesselt. Man spürt förmlich die rauen Stürme und Winde vom Atlantik, die über das Meer peitschen. Das fast nie endende Leuchten der Sonne während der Sommermonate streichelt die Seele und überbringt Ruhe und Zufriedenheit.Diese wunderschönen Beschreibungen beinhalten eine überraschende Sanftheit,Poesie und vermitteln eine stimmige Meeresatmosphäre.  

James Rebanks erzählt von seinem dreimonatigem Leben auf einer Eiderenteninsel mit den zwei alten norwegischen Frauen Anna und Ingrid. Sie zeigen ihm wie man mit dem Einklang der Gezeiten, der Natur und vor allem auch mit sich selber in Zufriedenheit und Ruhe leben kann. Denn dort beginnt alles. 

Anna und Ingrid sind sogenannte *Entenfrauen*. Sie leben zu Beginn des Frühling drei Monate auf den kleinen Inseln vor der  norwegischen Küste von Vega, oberhalb des Polarkreises und richten die Brutnester der Eiderdaunenenten für die kommende Saison her.Sie befreien diese Nester vom Unrat unserer Zivilisation, bauen sie auf aus Holz und Steinen, und polstern sie mit trockenem, frisch geschnittenem Seetang gemütlich aus. Anna ist die Erfahrenere der beiden Frauen, hat ein feines Gespür für die Bedürfnisse der scheuen Tiere. Sie hat es geschafft die Eiderentennester dort wieder neu anzusiedeln. Anna lehnt die Anwesenheit von Männern und ihren lauten sogenannten Zivilisationsgeräten auf der Insel während dieser sensiblen Zeit für die Tiere ab. Nur bei James Rebanks macht sie eine Ausnahme nach seiner Anfrage. Nach einem kurzen gegenseitigem Kennenlernen verbringt er diese drei Monate mit Anna und Ingrid auf der Insel.Diese drei Menschen wachsen zu einem freundschaftlichen Team zusammen, umsorgen die Tiere, beobachten und bestaunen die grandiose Natur mit dem Auftauchen von Walen und vielen verschiedenen Vogelarten. Und Anna vermittelt den beiden eine traurige Erkenntnis am Ende ihres  siebzigjährigem Leben inmitten dieser anscheinend intakten Natur: alles hat sich verändert in den letzten Jahrzehnten, es sind weniger brütende Enten geworden, weniger Vögel, weniger Walschulen -  und was besonders Besorgnis erregend ist: es schwimmt immer mehr Zivilisationsmüll an den Inseln vorbei, von dem was sich verborgen in den Tiefen des Atlantik versteckt, ganz zu schweigen......

Dieser schön geschriebene Roman ist eine absolute Leseempfehlung, dem ich gerne FÜNF***** STERNE gebe. 

Herzlichen Dank an den Autor und den Penguin Verlag für das schöne, klassisch gebundene Rezensionsexemplar. 
      





Montag, 22. September 2025

*Bis wir Wald werden* von Birgit Mattausch - erschienen bei Nagel und Kimche

 

*Werbung, unbezahlt, Rezensionsexemplar*

INHALT / KLAPPENTEXT: »Wir sind aus dem Frühling gekommen«, sagt Babulya, und die junge Nanush weiß, dass ihre Urgroßmutter nicht nur von ihnen beiden spricht. Schon immer ist Babulyas Küche der Mittelpunkt aller Geschichten, der Ort, wo das Leben passiert für alle Menschen im Haus. Für Oma Elsa, die weder Hochdeutsch noch Russisch spricht, Felek, die aus Kurdistan geflüchtet ist, Vitali, der sich von seinem Hund beschützen lässt, oder Gregorij, der weiß, wie man Sonnenblumenkerne im Mund schält. Doch Babulya ist alt geworden, einst hat die Urgroßmutter ihre Urenkelin von Sibirien nach Deutschland getragen, nun deckt Nanush die alte Frau abends mit einer Steppdecke zu. Babulya verlässt kaum noch ihr Bett, die Hüterin der Erinnerungen ist still geworden, und die Hausgemeinschaft muss sich fragen, was es bedeuten könnte, wenn sie eines Tages nicht mehr da ist ...


Birgit Mattausch hat Germanistik und evangelische Theologie studiert. Zehn Jahre lang war sie Pfarrerin in Süddeutschland , seit 2017 arbeitet sie als Referentin in der pastoralen Aus- und Weiterbildung. Sie arbeitete mehrere Jahre in einer Gemeinde, der viele Aussiedlerinnen und Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion angehörten, und wohnte mit ihnen in einem Hochhaus. 

Meine Meinung zum Buch: 

Dieses kleine Büchlein von einhundertundvierundsiebzig Seiten ist ein wahrer Schatz aus unserem allgemeinen Menschsein, welches hier in allen positiven, aber auch negativen Facetten von der Autorin beobachtet und dann zu einem Buch – ich würde eher sagen, zu einem ehrlichen und wahren Tatsachenbericht in Romanform – verarbeitet wurde.

Es sind Minderheiten, Aussiedler*innen, alte Menschen mit deutschen Wurzeln, die eine völlig andere Lebensgeschichte erzählen können als Deutsche, die in der BRD der Nachkriegszeit oder in der ehemaligen DDR aufgewachsen sind. Das Flüchtlingsdurchgangslager Friedland war ihr erster Sammelpunkt, an dem sie mit anderen Migrant*innen anderer Nationen sowie anderen deutschstämmigen Aussiedler*innen Kontakt aufnehmen konnten.

In diesem Bericht erzählt die Autorin vom friedlichen Zusammenleben in einem Hochhaus, nahe am Waldrand gelegen. Gemeinsam erkunden sie ihre neue Heimat Deutschland mit seinen Menschen. Sie nennen sie die Hiesigen.

Die Autorin lässt die alte Babulya und die junge erwachsene Nanush von dem neuen Leben im Hochhaus, von ihrer eigenen Vergangenheit und dem Aufwachsen in Sibirien, Kasachstan, den erbarmungslosen Vertreibungen vor Jahrzehnten bildgewaltig und emotional sprechen. Babulya und ihre Familie hatten herkunftsmäßig deutsche Wurzeln. Es sind Erfahrungen, Erlebnisse mit vertriebenen Menschen aus vielen Nationen, die doch ein Schicksalsmoment gemeinsam erlitten haben: Die Vertreibung aus ihrer angestammten Heimat mit politischen und/oder rassistischen Hintergründen.

Nanush, die liebevoll von ihrer Urgroßmutter auch mein Kätzchen oder Nanushkinia genannt wird, spricht von Erinnerungen und Fragen an die Urgroßmutter aus ihrer Kindheit.

Wir begegnen beim Lesen Oma Elsa, mit ihrem unverwechselbaren Dialekt der älteren deutschen Sprache aus vergangenen Zeiten. Der vermissten Mome. Sie ist die Mutter von Nanush und Tochter von Babulya. Der vermissten Großmutter, Mutter von Babulya und dem verschleppten und vermissten Ehemann von Babulya, dem sie ein Leben lang hinterhertrauert. Sie tröstet sich über diesen großen Verlust damit hinweg, dass er ihr immer wieder als starker Bär im Traum und im Leben erscheint. Der sibirische Wald mit seinen hellen Birken, der unberührten Natur mit seinen Tieren, einem naturnahen und glücklichen Leben dort, stehen oft im Vordergrund der Erzählungen für die kleine Nanushkinia, die mit ihren Fragen und ihrem Dasein ein großer Trost, Hoffnung und Lebensstütze für Babulya ist.

Der schöne und poetische Schreibstil der Autorin, auch durch die Sprache von Babulya ausgedrückt, bezaubert, vermittelt einen liebevollen und humorvollen Charme. Babulyas Denkweise erscheint oft kindlich naiv, herzlich, liebevoll in ihren Aussagen – dann wieder voller Lebensweisheit mit philosophischen Ansätzen. Babulyas Küche mit den Gläsern voll eingemachter Salzgurken, getrockneten und frischen Kräutern, Tomatenpflänzchen, ist ein Treff- und Mittelpunkt für alle Hochhausbewohner. Für den jungen Vitali, den Sonnenblumen kauenden Gregorij, die junge Kurdin Felek wie auch für die betagte Oma Elsa und ihre gleichaltrigen Freund*innen und Familien aus der ehemaligen Sowjetunion.

Diese mehr oder weniger genau erzählten Lebensgeschichten enden irgendwann auch für eine altersschwache Babulya unter einer warmen Steppdecke, liebevoll von Nanushkinia umsorgt – mit Phantasie-Bären, Blumen und einer heilen sibirischen Waldwelt.

Für dieses kleine Büchlein möchte ich eine absolute Leseempfehlung mit FÜNF ***** Sternen aussprechen und bedanke mich ganz herzlich bei der Autorin und der HarperCollins Verlagsgruppe für die Zusendung des Taschenbuches.

Donnerstag, 18. September 2025

*Das weinrote Tagebuch* von Kathleen Winter - erschienen im btb - Verlag

 

*unbezahlte Werbung, Rezensionsexemplar*

Erschienen am 13.8.2025

INHALT/KLAPPENTEXT: England zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Dorothy Wordsworth, Anfang dreißig, hat bisher ein wildes und unkonventionelles Leben geführt. Und sie ist die Vertraute und kreative Unterstützerin ihres berühmten Bruders William – einige glauben sogar, sie sei das Geheimnis hinter dessen dichterischem Ruhm. Nun hat sie gemeinsam mit ihm und seiner Frau ein vermeintliches Idyll im malerischen Lake District geschaffen.

Als William den jungen Landarbeiter James Dixon einstellt, entwickelt sich zwischen ihm und Dorothy – trotz der sozialen Kluft - ein besonderes Verhältnis. Einer Frau wie ihr ist er bisher noch nicht begegnet. Er wird zum stillen Zeugen des Alltags in Dorothys schillerndem literarischen Kreis, aber auch zum Werkzeug des Bruders, der seine Schwester hintergeht

»Das weinrote Tagebuch« lässt uns eintauchen in eine Welt voller emotionaler und künstlerischer Kämpfe, von Triumphen und persönlichem Verrat – und beindruckender Natur. Vor allem aber in die Geschichte einer starken und ungewöhnlichen Frau, die allen Widrigkeiten zum Trotz entschlossen ist, nach ihren eigenen Regeln zu leben.

Kathleen Winter ist Journalistin, Romanautorin, verfasst Kurzgeschichtenund schreibt Drehbücher für das kanadische Fernsehen. Ihr Debütroman *Annabel*war ein Bestseller in Kanada und ein internationaler Erfolg. Ihr Memoir *Eisgesang* war nominiert für den Hilary Weston Writers Trust Prize for Nonfiction und den RBC Taylor Prize. Kathleen Winter hat lange in St. John's auf Neufundland gelebt. Heute lebt sie in Montreal. 

Meine Meinung zum Buch:

Dieser Roman erzählt die traurige Lebensgeschichte einer verkannten Dichterin, die zu ihrer Zeit keine anerkannte Schriftstellerin sein durfte. Im England des frühen 19. Jahrhunderts war es in der Gesellschaft absolut verpönt, Literatur von begabten Frauen wie Dorothy (Rotha) Wordsworth zu lesen. Ihr Bruder war der bekannte und berühmte Schriftsteller William Wordsworth, der nicht unerheblich von Dorothys literarischer Begabung profitierte und sich von ihr inspirieren liess. 

Die Autorin Kathleen Winter hat das Verhältnis zwischen den Geschwistern intensiv erforscht und eine fiktive Geschichte erschaffen, die teilweise auf wahren Begebenheiten beruht.

Der junge Landarbeiter James Dixon begegnet seiner lebenslangen Liebe Rotha zum ersten Mal im zarten Alter von fünf Jahren. Sie beeindruckt den kleinen Jungen mit ihrer Wildheit, Lebendigkeit und dem Ausdruck ihrer kohlrabenschwarzen Augen. Diese Schwärmerei begleitet ihn auch, als er als junger Landarbeiter und Hausmeister für William, seine Frau Mary und seine Schwester Dorothy in Rydal zu arbeiten beginnt. Zu Beginn des Romans sitzt der über 50-jährige James Dixon am Todestag von Rotha zu Füßen eines Bergahorns und erzählt dem Baum und seinen Bienen die lange Leidens- und Liebesgeschichte über Dorothy Wordsworth.

Ich habe diesen fast verwunschenen Roman geliebt, ihn langsam gelesen und immer auf ein gutes, glückliches Ende gehofft. Leider ist das nicht eingetreten, aber der Genuss von Kathleen Winters wunderschönem und klaren Schreibstil hat mich mit der Härte des Lebens versöhnt. James Dixon teilt mit uns Leser*innen seine Erlebnisse mit der von ihm sehr verehrten Dorothy Wordsworth. Er hilft der kleinen Familiengemeinschaft von William, seiner Frau Mary und seiner Schwester Dorothy in allen Dingen des alltäglichen Lebens – von Reparaturen im Haus bis zur Gartenpflege – inmitten der herrlichen Landschaft des malerischen Lake Districts bei Rydal. Die Autorin lässt James Dixon zusätzlich aus seiner einfachen Sichtweise von den literarischen Ausflügen des Geschwisterpaares berichten. Einfache zwischenmenschliche Beziehungen gibt es in diesem Roman sonst nicht. Erst zum Ende des Buches wird die rätselhafte Freundschaft zwischen Dorothy und Mary Lamb für den Leser verständlich dargelegt.

Zum Ende ihres Lebens war die alternde Rotha nicht mehr fähig, ihre geliebten Wanderungen durchzuführen. So baute James Dixon ihr ein Holzwägelchen, mit dem er sie spazieren fuhr. Zusätzlich quälten sie Bauch- und Zahnschmerzen ihr Leben lang – wohl auch ein Ausdruck ihrer schwierigen seelischen Verfassung, die immer wieder im Buch thematisiert wird. 

Das Buch hat mich sehr berührt und ich spreche eine absolute Leseempfehlung mit FÜNF ***** Sternen aus. 

Herzlichen Dank an die Autorin und den btb-verlag für das Rezensionsexemplar. 





Mittwoch, 10. September 2025

*Moonlight Mile* von Dennis Lehane - erschienen im Diogenes Verlag

 

*unbezahlte Werbung, Rezensionsexemplar*

Erschienen am 21.Mai 2025

INHALT/KLAPPENTEXT: Patrick Kenzie und Angela Gennaro sind verheiratet und Eltern einer vierjährigen Tochter. Vier Jahre alt war auch Amanda McCready, als sie entführt und schließlich von Angela und Patrick wiedergefunden wurde. Nun ist Amanda ein Teenager und erneut verschwunden. Ein weiteres Mal macht sich Patrick auf die Suche nach ihr. Doch in welche Abgründe ihn diese Suche führen wird, kann nicht einmal ein abgeklärter Ermittler wie Patrick Kenzie erahnen.

Mehr zum Inhalt

Amanda McCready ist eine überdurchschnittlich intelligente junge Frau, und der 16-Jährigen stehen die besten Colleges des Landes offen, als sie plötzlich verschwindet. Ihre Tante Beatrice wendet sich an Kenzie & Gennaro, die sich, widerwillig zunächst, dann geradezu obsessiv auf

die Suche nach ihr machen. Der Fall McCready hatte sie vor zwölf Jahren, als Amanda schon einmal verschwunden war, an den Rand ihrer Kräfte gebracht: körperlich versehrt, am Ende ihrer Beziehung und der gemeinsamen Detektei. Bei ihren Ermittlungen öffnet sich vor ihnen eine Schlangengrube aus Drogenmafia und Kinderhändlern. Mitten darin Amanda McCready, die alles andere als das bedauernswerte Opfer einer Entführung ist.

Dennis Lehane, irischer Abstammung, geboren 1965 in Dorchester, Massachusetts, schrieb für ›The Wire‹ und war Creative Consultant für ›Boardwalk Empire‹. Er unterrichtet Creative Writing u.a. in Harvard. Seine erfolgreich verfilmten Bücher ›Mystic River‹ und ›Shutter Island‹ sind Weltbestseller. Dennis Lehane lebt in Kalifornien und Boston.

Peter Torberg, geboren 1958 in Dortmund, studierte in Münster und Milwaukee. Seit 1990 arbeitet er als freier Übersetzer, u.a. der Werke von Patricia Highsmith, John Irving, Michael Oondatje, John le Carré, Mark Twain, Irvine Welsh und Oscar Wilde.

Meine Meinung zum Buch:

Für mich war es das erste Buch dieses erfolgreichen Schriftstellers mit den beiden Ermittlern Kenzie und Gennaro.

Entführungen von Kindern und/oder Jugendlichen vermitteln oft eine ganz besondere, bedrückende und erschreckende Stimmung. So habe ich auch diese Suche nach einer verschwundenen Person empfunden, zumal es die zweite Entführung desselben Kindes ist. Aber nun ist die junge Amanda McCready ein Teenager. Etwas widerwillig und gezwungen durch Geldprobleme, nimmt das Ermittlerpaar diesen Fall an.

Der spannende Schreibstil des Autors hat mich gefesselt und tagelang an dieses Buch gebunden. Immerhin sind dreihundertzweiundachtzig Seiten zu bewältigen. Diese Seiten beinhalten alles, was diese Geschichte aus dem heutigen Mainstream zu bieten hat. Es geht um soziale Medien, die exzessive Nutzung eines Handys, die brutalen Machenschaften einer Russenmafia, die allerdings vom Autor einen humorvollen Anstrich bekommen hat und aus diesem Grund etwas lächerlich daherkommt. Jugendämter und Betreuer*innen kommen in diesem Roman ebenfalls nicht gut weg, genauso wenig wie die amerikanische Gesellschaft! Der Roman erschien vor fünfzehn Jahren im Original und die Beschreibungen über den sozialen Niedergang eines Landes passen damals wie heute. Diese Vermutung spreche ich allerdings sehr verhalten aus und maße mir nicht an, das objektiv beurteilen zu können. Insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt.

Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne !

Vielen Dank an Autor und den Diogenes Verlag für das Rezensionsexemplar.     

     



Mittwoch, 3. September 2025

*Keltische Sagen und Legenden* von Fiona MACLEOD - erschienen im Anaconda Verlag

 

*unbezahlte Werbung*

Erscheinungstermin: 19.März 2025

INHALT/KLAPPENTEXT: 

Mit »Wind und Woge« und »Das Reich der Träume« vereint dieses Werk zwei Bände, die den Leser in die sagenumwobene Welt der Kelten entführen, die einst die nordwestlichen Ränder Europas bevölkerten. In berückenden Geschichten von der »Welt, die ist« und der »Welt, die war«, begegnet man stolzen Helden und schönen Frauen wie Cormac und Eilidh, Fergal und Dearduil. Von Schattensehern und dem Sündenesser ist in wuchtig-poetischen Geschichten zu lesen, vom Haus aus Sand und Schaum, von der schönen Enya mit den dunklen Augen und Culain dem Fährtenspäher. Dieses Buch offenbart die meerumtoste Welt der Kelten im Dunstkreis des mythischen Ortes Avalon. Hier leben, lieben und hassen die Menschen, die den Elementen ebenso ausgesetzt sind wie dem Eindringen mannigfaltiger Gefahr …


Die Überlieferungen eines geheimnisvollen Volkes

Die derzeit umfangreichste Sammlung keltischer Sagen

Sagen aus Irland, Wales, Cornwall, Schottland und der Bretagne

Hinter dem Pseudonym Fiona Macleod verbirgt sich der schottische Schriftsteller William Sharp, der diese Sammlung 1905 zusammengestellt hat

Fiona Macleod ist das Pseudonym des schottischen Schriftstellers William Sharp, geboren am 12. September 1855 in Paisley. Unter dem Pseudonym Fiona Macleod, das er zeit seines Lebens geheim hielt, verfasste er feinsinnige, mystische Gedichte und Prosa. Er war als fortschrittlicher Denker und Verfechter der Rechte der Frauen bekannt. Außerdem war er ein führender Vertreter der keltischen Renaissance und setzte sich für schottische Kultur und Identität ein. Am 12. Dezember 1905 verstarb er in Bronte, Sizilien.

Meine Meinung zum Buch:

Für lesebegeisterte Liebhaber  von mystischen, gälischen  Sagen und Legenden, auch keltischen Ursprungs, ist dieses ältere Werk von William Sharp, der ein Zeitgenosse von WILLIAM BUTLER YEATS war, genau das Richtige zum Schmökern an dunstigen und verregneten Herbst- und Wintertagen vor dem Kaminofen oder gar offenem Feuer. 

Der schwülstige und oft etwas überladene Schreibstil des Autors entspricht genau der Mode und dem Geschmack der damaligen  Leser dieses Genre.  Die Bände *Wind und Woge* sowie *Von der Welt die war* ordne ich gern in die bunte Welt der Fantasie ein, entstanden durch mündlich weitergegebene, erzählte Geschichten in der gälisch sprechenden Bevölkerung von Irland, Schottland, der Bretagne, Wales, Cornwall, der Isle of Man, Galizien und den vielen kleinen Inseln, gelegen im Atlantik vor der schottischen Küste. Leider finden sich in diesem Buch fast nur Erzählungen aus Schottland und den schottischen Inseln. Das ist sehr bedauerlich und hat mich etwas enttäuscht, denn die gälische Kultur mit ihrer speziellen Sprache, den Sitten und Gebräuchen hat sich eben doch auch in den oben genannten Gebieten weit verbreitet. 

Doch wer trotzdem Gefallen an gut zu lesenden Einzelgeschichten über Robben, die sich in Menschen verwandeln, düsteren Burgen, blutigen und grausamen Geschehnissen, Lust auf übernatürliche Wesen aus der Anderswelt , denen Nebel und sprechende Krähen um die Köpfe flattern findet, der wird mit diesen über fünfhundert Seiten sicher bestens unterhalten und darf sich gruseln. 

Meine Bewertung: VIER **** STERNE !

HERZLICHEN DANK FÜR DIE ZUSENDUNG DES GEBUNDENEN REZENSIONSEXEMPLAR AN DEN ANACONDA VERLAG !


Donnerstag, 28. August 2025

*Schmetterlinge brauchen keine Überholspur* von Aljoscha Long und Ronald Schweppe - erschienen im Kösel Verlag

 

*unbezahlte Werbung*

Erschienen am 1.5.25

INHALT/KLAPPENTEXT: Ronald Schweppe und Aljoscha Long verraten, wie wir wieder mehr Leichtigkeit und Unbeschwertheit in unserem Alltag finden. Gerade weil viele Dinge um uns herum passieren, auf die wir keinen Einfluss haben und die uns belasten, ist es wichtig, den Kontakt zu unserer inneren Lebensfreude nicht zu verlieren. Aber wie schaffen wir es, negative Gedanken und Gefühle loszulassen und mehr Gelassenheit zu finden?

Mit kurzen Texten zeigen die Erfolgsautoren tiefgründig und anschaulich, wie wir uns von belastendem seelischem Gepäck befreien und neue Energie gewinnen. Sie beantworten dabei Fragen wie diese: Welche Gedanken hindern mich daran, mehr Vertrauen zu entwickeln? Wie kann ich wieder zu meiner kindlichen Freude zurückfinden?

Auf der Reise zu mehr Leichtigkeit und Gelassenheit begleitet uns ein Schmetterling. Affirmationen, Aphorismen, Dialoge und zauberhafte Illustrationen lockern jedes Kapitel zusätzlich auf und bieten weitere Inspiration.

Ronald P. Schweppe ist Orchestermusiker und Autor zahlreicher Bücher im Bereich Spiritualität und Lebenskunst. Ausbildung in NLP und MBSR (Stressbewältigung durch Achtsamkeit). Seit etwa 40 Jahren beschäftigt er sich praktisch und theoretisch mit fernöstlicher Philosophie und Zen-Buddhismus. Er lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in München.

ALJOSCHA LONG: 1961 wurde ich in Bonn geboren. Seit meinem sechsten Lebensjahr wohne ich allerdings in München. Nach der Schule habe ich als Co-Therapeut an einer psychosomatischen Klinik gearbeitet und studierte dann in Kanada und München Psychologie, Philosophie, Linguistik und Musikpädagogik (Cello). Während meines langen Studiums arbeitete ich als Kampfkunst- und Akrobatik-Lehrer, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie, Komponist, Dozent und Übersetzer.

1989 begann ich mit Ronald Schweppe, mit dem ich Musik produzierte und komponierte, Bücher zu schreiben: zunächst über östlich geprägte Übungswege wie Yoga oder Taijiquan, dann interessierten wir uns für ganzheitliche Heilkunst und arbeiten heute vor allem an Büchern, die Spiritualität und Psychologie miteinander verbinden. 

Seit 2008 heiße ich, nachdem ich in China geheiratet habe, Long.

MEINE MEINUNG ZUM BUCH:

Dieser kleine Ausflug in die Welt der Achtsamkeit und Stressbewältigung hat mir im Moment einer Lebenskrise (Krankheit) sehr gut getan. Ein kleiner Schmetterling mit dem hübschen Namen Kallamarandi hat mich an die Hand genommen und viele schöne Facetten eines erfüllenden und achtsamen Lebens anhand von vielen Beispielen und  netten Zeichnungen gezeigt. Seine Argumente , Tipps und Lebensansichten beruhigen und können unseren Geist in neue unbekannte Dimensionen und Denkweisen führen und leiten. Kallamarandi trifft im Buch unterschiedliche Menschen, auch Tiere, führt mit ihnen Gespräche, stellt mitfühlende Fragen und stellt neue Lösungen und Wege für die jeweiligen Probleme vor. 

Das Buch lässt sich sehr leicht und angenehm  lesen, beruhigt und lenkt ab von Vergangenheit und Zukunft des Lesenden. Es lebt im Augenblick. Sichtweisen und Sätze wie *Tu, was DU liebst* und/oder *Liebe, was Du tust*  und/oder *Das ist leicht, das schaffe ich locker* tauchen immer wieder als Ermunterung in den Texten auf und sind sicher nicht ungewöhnlich für diese Art in einem spirituellem Ratgeber. Sie lenken  aber doch unser Denken in andere Bahnen und können neue Impulse für Achtsamkeit , Stressbewältigung und neue Lösungswege für grundsätzliche Fragestellungen setzen.  Sicher hat man vieles schön gehört und gelesen, doch die Konsequenz der Umsetzung fehlt oft. Eine inspirierende Motivation wird beim Lesen des Buches von den beiden Autoren ehrlich und liebevoll vermittelt. Sie haben das mit einer spielerischen Leichtigkeit getan,  auch in den Zeichnungen, die beim wiederholten Durchsehen immer wieder neue Freude und Kraft schenken.

Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne im Genre *Lebens-Ratgeber für spirituelle Achtsamkeit und Problemlösung*. 

Herzlichen Dank an die Autoren und den Kösel Verlag für die Zusendung des gebundenen Rezensionsexemplar.   

Donnerstag, 14. August 2025

*Die Königin von Dirt Island* - von Donal Ryan - erschienen im Diogenes Verlag

 

*Werbung unbezahlt, Rezensionsexemplar* 

Verlags Link

Erschienen asm 23.7.25

INHALT/KLAPPENTEXT: Nach dem Tod ihres Mannes bringt Eileen ihre Tochter allein durch und verzweifelt fast, als sich die Geschichte wiederholt und auch ihre eigene Tochter jung und unehelich Mutter wird. Doch in den Frauen der Familie Aylward stecken Kraft und Mut, und es reicht ihnen längst nicht, nur eine Nebenrolle im Leben zu spielen.

Donal Ryan, geboren 1976 in Nenagh, Tipperary, studierte Bauingenieurwesen und Jura und unterrichtet Creative Writing an der Universität von Limerick. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Castletroy, Limerick. Seine Romane ›Die Gesichter der Wahrheit‹ und ›Die Stille des Meeres‹ waren auf der Longlist des Booker Prize.

Auszeichnungen

 ›Orwell Prize for Political Fiction‹ für Heart be at Peace (Follow-up von Die Gesichter der Wahrheit), 2025

 From a Low and Quiet Sea auf der Longlist des ›Man Booker Prize‹, 2018

 ›European Union Prize for Literature‹ für die zwölf vielversprechendsten jungen Schriftsteller Europas (als Vertreter von Irland), 2015

 ›Bord Gáis Energy Irish Book Awards‹ in der Kategorie ›Short Story of the Year‹ für A Slanting of the Sun, 2015

 ›Guardian First Book Award‹ für The Spinning Heart, 2013

 The Spinning Heart auf der Longlist des ›Man Booker Prize‹, 2013

 ›Irish Book Awards‹ Best Irish Newcomer und Book of the Year für The Spinning Heart, 2012

Übersetzerin des Buches aus dem irischen Englisch: Anna-Nina Kroll, 1988 in Essen geboren, studierte Literaturübersetzen in Düsseldorf und übersetzt seitdem aus dem Englischen.Sie ist die deutsche Stimme von Carmen Maria Machado, Donal Ryan und Anna Burns. 2021 erhielt sie den Förderpreis zum Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW. 

Meine Meinung zum Buch: 

Eileen ist eine junge irische Mutter, die  ungewollt schwanger, nach dem plötzlichen, dramatischen Tod ihres Freundes,  ganz kurz verheiratet, ihre kleine  Tochter allein gross ziehen muss. Ihre  eigene Familie hat sie verstoßen, da die Tochter Saorise unehelich auf die Welt kam. Im konservativ geprägtem Irland der 1980er Jahre war das immer noch ein gesellschaftliches Tabu - gerade wenn die Eheschliessung erst nach der Geburt des Kindes erfolgte.  Doch ihre Schwiegermutter und die Brüder Ayward  aus der Familie des Kindsvaters  stehen ihr jahrzehntelang helfend und warmherzig zur Seite. Saorise wächst behütet auf und wird mit siebzehn Jahren auch ungewollt schwanger. Sie ist ledig, jung, naiv, und hat nur eine vage Erinnerung an den jungen Mann und den Beginn der Schwangerschaft. Mutter und Grossmutter stehen ihr ohne Vorwürfe  liebevoll  unterstützend zur Seite, verteidigen die junge Frau gegen jegliche bösartigen Angriffe und Verleumdungen aus der Dorfbevölkerung und Eileen's Ursprungs-Familie.

Der Roman ist eine  berührende Familiengeschichte, wie sie immer wieder vorkommen mag.  Doch durch die charakterstarken und eigensinnigen Frauen und ihren innigen Zusammenhalt in dieser ungewöhnlichen Familienkonstellation  bekommt sie eine eindrucksvolle und prägende Ausstrahlung auf die Leser*innen und ist kein seichter Wohlfühlroman für einen Nachmittag. Der Autor Donal Ryan hat dennoch auch lockere und unterhaltende Episoden in die Rahmenhandlung  eingefügt und verschafft durch seine feinsinnige und treffsichere Auswahl der Aussagen seiner Protagonist*innen eine ganz besonders stimmige Atmosphäre, die auch das irische Gesellschaftsleben - und Denken dieser Zeit spiegelt. Beeindruckend empfand ich sein Beschreiben über das Fühlen und Denken der so altersmässig unterschiedlichen Frauen der Familie, des Kindes Saorise, deren Entwicklung von einem jungen Mädchen zu einer erwachsenen, verantwortungsvollen und liebevollen Mutter. Die Frauencharaktere wurden teilweise rau, zärtlich, eigensinnig, stark , aber immer mit viel positiver Empathie  und Humor  füreinander gezeichnet.

 Eine tolle Leistung des Autors, der mich in den letzten Jahren schon mit  seinen vorherigen Büchern begeistert hat. Sein Schreibstil kommt in diesem Buch ohne *mündliche Rede*  aus und ist trotzdem absolut verständlich, schnell und flüssig zu erlesen. Er hat die ca. dreihundertundsiebzig Seiten in angenehm zu lesende, kurze Kapitel verfasst und eingeteilt. 

Diese ganz besondere  Familiengeschichte  ist eine absolute Leseempfehlung und gehört nun zu meinen Highlights des Jahres 2025. Eine einstimmende Leseprobe ist auf der Verlagsseite des Diogenes Verlages (siehe oben) zu finden.  

Meine Bewertung: FÜNF***** STERNE.   

Herzlichen Dank an den Autor und Diogenes Verlag für das gebundene Rezensionsexemplar !