Komm mit mir in meine Welt der Bücher! So bunt, wie nur ein Blumengarten sein kann, ist auch die Auswahl meines Lesestoffs! Was gibt es Schöneres als dorthin zu reisen? DU findest bei mir Besprechungen über neue Literatur aus unterschiedlichen Themen, wie Gegenwartslektüre aus den Bereichen Frau und Familie, historische Romane, Liebe und Fantasy. Ich berichte hier hobbymässig über meine gefundenen und gelesenen Neuerscheinungen, sowie über meine Lieblingslektüren.
Mittwoch, 17. April 2024
*Das Erbe von Talgrund* von Rebecca Martin - erschienen im Heyne Verlag
Montag, 15. April 2024
*Meine wilden Kräuterfreunde aus dem Wald* von Anja Fischer - erschienen im Servus Verlag
Freitag, 12. April 2024
*Das Tal der Blumen* von Niviaq Korneliussen - erschienen im btb-verlag
*unbezahlte Werbung*
Aus dem Dänischen von Franziska Hüther
Originaltitel: Blomsterdalen
Originalverlag: Gyldendal
Hardcover mit Schutzumschlag, 288 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-442-76239-2
Erschienen am 01. November 2023
INHALT/KLAPPENTEXT: Als erste grönländische Autorin ausgezeichnet mit dem Nordischen Literaturpreis – ein Roman, der noch lange nachhallt, voller Dringlichkeit und Poesie.
Wie lässt sich damit umgehen, wenn die Lebensfreude plötzlich gedämpft wird und die Sorge überhandnimmt? Eine junge Grönländerin hat noch ihr ganzes Leben vor sich und hadert dennoch mit vielem: Sie hat eine Freundin, die sie liebt. Ihre Familie ist fürsorglich – vielleicht zu sehr. Sie wird demnächst Grönland verlassen, um in Dänemark zu studieren. Und doch fühlt sie sich fehl am Platz: zu dick und nicht gewürdigt in ihrer Kultur, die so viele Demütigungen erlitten hat. Und dann sieht sie täglich die gebrochenen Herzen auf Facebook, die für die vielen jungen Selbstmörder*innen in Grönland stehen. Was bedeutet das für den eigenen Blick auf das Leben? Niviaq Kornenliussen erzählt mit großer literarischer Kraft, aber auch frischem Humor von der Suche nach Identität, der kulturellen Verwurzelung und dem inneren Halt im Leben.
Niviaq Korneliussen, 1990 in Nuuk, Grönland, geboren, gilt als eine der spannendsten jungen literarischen Stimmen im nordischen Raum und als Sprachrohr ihrer Generation. Ihr Roman »Das Tal der Blumen« wurde mit dem Nordischen Literaturpreis ausgezeichnet, dem wichtigsten Literaturpreis nordeuropäischer Länder, der damit zum ersten Mal an eine grönländische Autorin vergeben wurde. Der Roman erhielt begeisterte Kritiken und erscheint in zahlreichen Ländern.
Mein Leseeindruck: Eine junge Grönländerin verlässt zum Studium ihre Heimat, die Familie und ihre beste Freundin und grosse Liebe Maliina. Die Ich-Erzählerin geht nach Dänemark, fühlt sich dort ziemlich verloren und wird von ihren Studienkolleg*innen wohl mit unbewusst rassistischen Äusserungen immer wieder konfrontiert. Sie zieht sich zurück, vernachlässigt ihr Studium und leidet stark an Heimweh.
Die beiden jungen Mädchen haben aneinander die grosse Liebe gefunden und zeigen sie auch mehr oder weniger öffentlich ihren Familien und Freunden. Als Maliinas junge Cousine Gudrun durch einen Suizid verstirbt, bricht unsere Ich-Erzählerin Hals über Kopf zurück in ihre Heimat auf um der verstörten und verzweifelten Geliebten Maliina beizustehen.....
Die Suizid-Rate unter jungen Menschen ist in Grönland ungewöhnlich hoch. Vielleicht auch bedingt durch die monatelange Dunkelheit, eine hohe Anzahl von depressiven Erkrankungen und den von der Gesellschaft akzeptierten exzessiven Alkoholmissbrauch. Dieses Buch mit dem schönen blumigen Cover und Titel beinhaltet diese ernste und traurige Thematik.
Der Schreibstil der jungen Autorin Niviaq Korneliussen ist absolut ehrlich, manchmal sehr derb und oft körperbezogen. Das Buch besticht durch seine Thematik sowie durch seine sogartige und flüssige Ausdrucksweise. Eine Besonderheit, die manchen Leser*in auch schockieren kann , möchte ich noch erwähnen. Es ist in drei Abschnitte aufgeteilt, die sich SIE, DU, ICH, nennen. Im Abschnitt SIE werden vor jedem Abschnitt insgesamt 45 Suizide und deren Kurz- Beschreibung erwähnt. Die Themen, Tod, Sterben, Suizid, Sehnsucht nach einer inneren Heimat finden als indigener Mensch, spielen die Hauptrollen in diesem Buch. Der enge Zusammenhalt der Familien kann diese verzweifelten Selbstmordraten nicht auffangen. Und der dänische Staat ist mit klinischen Hilfs-Angeboten und Therapieplätzen schlichtweg überfordert. So wird es zumindest im Roman geschildert.
Triggerwarnung: Es ist ein ernstes Buch und man sollte es nur bei absoluter seelischer Gesundheit lesen. Es ist sehr belastend für die Psyche und eher selten humorvoll. Aber die Darstellung einer Liebesbeziehung zwischen Frauen spielt eine ebenso wichtige und beeindruckende Rolle im Roman.
Meine Bewertung: FÜNF ***** STERNE !
Mein Dank geht an die Autorin und den btb-verlag für das gebundene Rezensionsexemplar.
Freitag, 5. April 2024
*Seit er sein Leben mit einem Tier teilt* von Bodo Kirchhoff - erschienen im dtv-verlag
*Werbung, unbezahlt*
ISBN: 978-3-423-28357-1
Erscheinungsdatum: 11.01.2024
5. Auflage Verlagslink
Inhalt/Klappentext: Vier Tage vor dem Höhepunkt des Sommers, dort, wo sich Louis Arthur Schongauer, einst düsterer Deutscher in Hollywood-Filmen, nach dem Tod seiner Frau zurückgezogen hat. Jetzt will er nur noch mit seiner Hündin leben, inmitten alter Oliven oberhalb des Gardasees.
Bodo Kirchhoff, geboren 1948, lebt in Frankfurt am Main und am Gardasee. Nach seinen vielfach gefeierten Romanen ›Die Liebe in groben Zügen‹ (2012) und ›Verlangen und Melancholie‹ (2014) wurde er 2016 für seine Novelle ›Widerfahrnis‹ mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Zuletzt erschienen sind die Romane ›Dämmer und Aufruhr‹, (2018), und ›Bericht zur Lage des Glücks‹, (2021).
Mein Leseeindruck zum Buch: Bodo Kirchhoff zeichnet mit dem alternden, 75 jährigen Schauspieler Louis Arthur Schongauer einen aussergewöhnlichen Protagonisten, der uns durch seine reiche und überaus sensible Gedankenwelt führt. Die enge und zärtliche Beziehung zu seinem Hund Ascha , seinem einsam gelegenen Lebensumfeld oberhalb des Gardasees, inmitten von Oliven Bäumen und alten Steinmauern berührt die Leser*innen im Herzen. Poetisch beschriebene Landschaftseindrücke vom Blick auf den See und seine Schönheit verzaubern und versetzen die Leser*innen in einen mystischen, stimmungsvollen und sogartigen Lesefluss. In dieses ruhige und zufriedene Leben von Mensch, Hund und Natur mischen sich zwei unterschiedliche Frauen zeitgleich ein. Die junge Reise Bloggerin Frida , die vom Alter her seine Enkelin sein könnte, strandet per Zufall mit reparaturbedürftigen Wohnmobil in seiner steilen Grundstückseinfahrt. Almut, die Journalistin im mittleren Lebensalter besucht Schongauer um ein Interview mit ihm zu führen über sein Schauspieler-Leben und die tragischen Ereignisse, die zum Tod seiner beiden Ehefrauen führten.
Der Schreibstil von Bodo Kirchhoff fasziniert durch seine wörtliche Rede ohne Zeichensetzung , die er klar und ganz natürlich in den Text einfliessen lässt. Man liest wie in Trance und wird gefordert aufmerksam und ruhig den Gedankengängen, die sich viel um seine Hündin Ascha drehen, Schongauers Reflexionen von Lebenseindrücken aus der Vergangenheit, sowie den aktuellen Diskussionen mit seinen neuen Besucherinnen.
Mit viel Sensibilität und starker Ausdrucksweise gelingt für den Leser*in ein authentischer Blick auf ein ganzes Familien-Menschen-Ehe-Leben, welches sich immer deutlicher und bildhafter öffnet. Fröhliche, glückliche, erotische, traurige, tragische und verzweifelte Momente und Ereignisse spiegeln das Leben des alternden Schauspieler deutlich und behutsam. Die Einblicke in Schongauers Schauspielkarriere beim Mitwirken in Filmen, das Beschreiben von passenden, damals aktuellen Musikstücken empfand ich als sehr informativ und bereichernd für seine persönliche Charakterdarstellung.
Die zarte und reine Liebe zum Tier , dem farbigen und individuellem Menschsein sowie zu den unterschiedlichsten Frauen macht Louis Arthur Schongauer sehr liebenswert und die Sympathie der Leser*innen ist ihm gewiss.
Für mich war dieser Roman ein absolutes Lesehighlight und ich danke dem Autor und dem dtv-verlag ganz herzlich für dieses stimmungsvolle und wertvolle Rezensionsexemplar.
Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne für diesen sensiblen, besonderen und ausdrucksstarken Roman über das Leben an sich, die Entwicklung einer Liebe im Alter und den Beziehungen von Mensch und Tier zueinander.