Donnerstag, 12. Juni 2025

*Das letzte Viertel des Mondes* von Chi Zijian - erschienen im Blessing Verlag

 

*unbezahlte Werbung*

Verlags Link

Erschienen am  28.5.25

INHALT/KLAPPENTEXT: 

Eine alte Frau blickt auf ihr Leben: Sie ist die Witwe des letzten Häuptlings der Ewenken, eines Nomadenvolkes an der russisch-chinesischen Grenze. Ihre Existenz und die ihres Stammes sind bestimmt von den klaren Regeln der Gemeinschaft, der engen Symbiose mit der Natur, den Rentieren, der Jagd, den Wäldern. Doch im China des 20. Jahrhunderts machen die politischen Umwälzungen auch vor der Welt der Nomaden nicht halt. Die japanische Besetzung der Mandschurei zwingt die Männer in den Krieg, der Sozialismus der Mao-Zeit die Familien in die Städte und in geschlossene Häuser. Nur die alte Frau und ihre Sippe halten unbeirrt an ihrer traditionellen Lebensweise fest.

Chi Zijian wurde 1964 in Chinas nördlichstem Dorf, Mohe, an der russisch-chinesischen Grenze geboren. Seit ihrem literarischen Debüt »Unter den Bäumen« 1983 hat sie mehr als vierzig Einzelwerke veröffentlicht und gehört zu den erfolgreichsten Autorinnen Chinas. Ihr Werk wurde dreimal mit dem Lu Xun-Literaturpreis ausgezeichnet. 2008 erhielt sie u.a. für ihr Werk »Landschaft im See« mit dem Mao Dun-Preis die höchste Auszeichnung für Belletristik in China. 2004 erhielt sie das Suspence-Sentence Fellowship der australischen James Joyce-Foundation. Ihre Romane wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, auf Deutsch ist dies die erste Übersetzung

Aus dem Chinesischen von Karin Betz

Karin Betz übersetzt chinesische und englische Literatur, sie ist Dozentin für literarische Übersetzung, Herausgeberin, Moderatorin und DJ. Zu den von ihr übersetzten Autoren gehören Mo Yan, Liao Yiwu und Liu Cixin. Für ihre Übersetzungen wurde sie vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis 2024 und dem Special Book Award of China. 




Meine Meinung zum Buch: 

In diesem thematisch sehr interessantem Roman geht es um das Schicksal und die Geschichte einer kleinen indigenen Volksgruppe, den Ewenken. Sie sind verwurzelt im Bergland des nördlichen China, grenzüberschreitend zur Mongolei und den Grenzen der ehemaligen Sowjetunion. Eine alte 90 jährige Frau dieses Stammes erzählt ihre Lebensgeschichte, die zu Beginn des 20. Jahrhundert beginnt und mit vielen Sagen, Bräuchen, ihren persönlichen Erlebnissen und der Geschichte ihres Nomadenstammes bunt und eindringlich von ihr in schlichten Worten erzählt wird.

Der gut zu lesende, einfache und doch bunte Schreibstil der erfolgreichen chinesischen Autorin hat mich sehr beeindruckt. Ich denke und hoffe, dass der Übersetzerin KARIN BETZ damit eine sehr gute Arbeit gelungen ist. Diese Beurteilung aus meiner Sicht ist natürlich immer absolut subjektiv zu sehen. 

Diese Buch ist auch als ein Geschichtsunterricht in lockerer und anschaulicher Form zu erlesen und zwar aus der erzählenden Ich-Form  der 90jährigen Ewenkin, die ihr Leben aus einer Rückschau von neun Jahrzehnten passieren lässt. Das hat die Autorin in vier Teilen hervorragend dargestellt.Ein ausführliches Personverzeichnis als Anhang war sehr hilfreich für mich um die Verwandtschaftsbeziehungen der Protagonist*innen besser zu verstehen.  Eine gute und sorgfältige Recherche die sich mit dem Glauben und der Kultur der EWENKEN beschäftigt hat, liegt dem ganzen Buch wohl zu Grunde.Die Autorin hat sogar einige Zeit eng mit den EWENKEN verbracht.      

Die Veränderungen der natürlichen Lebensumstände durch Kriege und Umweltzerstörungen haben mich betroffen gemacht und beim Lesen oft aufblicken und nachdenken lassen. Einem Nomadenvolk, welches Jahrtausende im Einklang mit der Natur gelebt hat,  wurden und werden auch heute noch durch unsere sogenannte *Zivilisation* alle Lebensgrundlagen zerstört. In den einst unberührten Bergwäldern wird Raubbau an der Natur durch die zum Beispiel holzverarbeitende Industrie  betrieben - und den wenigen Ewenken, die noch als Nomaden leben möchten und können, wird ihre Lebensgrundlage , nämlich das Jagen und Umherziehen mit ihren Rentieren,genommen.  Viele Kriege im Grenzgebiet und die Verfolgung dieser ethnischen Minderheit der *EWENKEN*  in der Vergangenheit durch Russen, Japaner und Chinesen hat ein übriges dazu getan. Dieses damals unberührte, grenzübergreifende Bergland ist grösser als Europa!

Wer Interesse an dieser Verwobenheit von Geschichte, dem Schicksal ethnischer Minderheiten in Nordasien hat, ist mit dieser Lektüre bestens versorgt. 

Meine Bewertung für dieses hervorragende Buch:

 FÜNF ***** STERNE! 

Herzlichen Dank an die Autorin und den Blessing Verlag für das gebundene Rezensionsexemplar!

    


8 Kommentare:

  1. Da schau an, haben wir wieder ein gemeinsames Buch gefunden. Ich habe es erst kürzlich beendet, aber noch keine Rezension veröffentlicht. Mir gefiel es ebenso gut wie Dir, vor allem auch, wie lebendig die meisten Figuren geworden sind.

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    1. Liebe Soleil, dann freu ich mich auf DEINE Veröffentlichung der Rezension und bin sehr gespannt auf Deine Meinung. Sorry, dass ich jetzt erst antworte , ich schau sofort bei Dir.
      Herzlich Angela

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    2. Oh, nein, ich war eine Schnecke :( Aber immerhin, es kam dann ja noch meine Rezension online. Ich frage mich nur, was man tun kann, damit noch mehr Leser auf das Buch aufmerksam werden. Ich finde es schade, dass es so ein bisschen untergeht.

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    3. Liebe Soleil, es gehen so viele gute Bücher unter und wenn man nicht pausenlos bei Instagram postet und nicht laufend mit den Verlagen, Leser*innen , Autor*Innen in engem Kontakt bleibt ist es eh schwierig. Blogs sind out , da muss man ja öfter klicken, schauen ,lesen - bei Instagram wird gescrollt, Herz dagelassen und oft nix gelesen. Vielleicht ist das ja auch nur meine Wahrnehmung und ich hoffe sie stimmt nicht :-) . Liebe Grüsse Angela

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    4. Da hast Du recht. Aber schade ist es doch. Aber wenn ich glauben würde, dass niemand mehr Blogs liest, hätte ich meinen nicht mehr. :) Vielleicht stecken wir beide doch noch jemanden an!

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    5. Ich sehe meinen Blog inzwischen eher als erinnerndes *Lesetagebuch* für mich ganz persönlich. Hab ein angenehmes Wochenende :-) !
      LG Angela

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  2. Hallo Angela,

    natürlich bin ich durch deinen Besuch bei mir neugierig geworden und zum Gegenbesuch bei dir. :)
    Dieses Buch habe ich bei Soleil entdeckt und es hat den Weg auf meine Wunschliste gefunden. Jetzt finde ich es auch bei dir und ihr beide habt es geschafft, mich anzustecken. :)

    Ich stimme dir auch zu, was Instagram betrifft. Ich bin da zwar noch, mache aber nicht mehr viel. Offensichtlich bin ich, was Blogs betrifft, altmodisch, denn ich bin viel lieber auf den guten alten Blogs unterwegs als auf Social Media. Ich habe auch nicht den Druck, wegen Verlagen eine Social Media Präsenz mit vielen Followern haben zu müssen, weil ich, mit wenigen Ausnahmen, meine Bücher selbst kaufe. Instagram ist mir viel zu schnelllebig, nichts bleibt und manche Rezensionen sind kaum der Rede wert.
    Ich bin manchmal erstaunt, dass Verlage nur noch so wenig Wert auf Qualität legen, Quantität ist wichtiger. Instagram ist für mich Stress. Ich habe keine Lust ständig präsent zu sein und entziehe mich diesem Wahnsinn dann doch lieber und investiere die Zeit in den Blog.
    Ich habe von 2011 - 2014 schon mal gebloggt und ich habe damals auch wegen den wahnsinnigen Ansprüchen aufgehört. Dieses Mal mache ich es anders und ganz ohne Stress. :)

    Liebe Grüße, Andrea

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    1. Liebe Andrea, es freut mich sehr dass Du über Soleil und den interessanten Titel zu mir gefunden hast . Danke und herzlich willkommen zum Stöbern :-) .
      Ich finde es auch richtig unser/dein reales Leben und alles was dazu gehört, über die Präsenz bei Social Media zu setzen. Auch wenn ich vom Verlag ein Rezensionsexemplar bekomme, fühle ich mich nie verpflichtet ein Buch zu hypen, sondern ich schreibe immer meinen eigenen ehrlichen Leseeindruck.
      Ich habe gerade wieder eine Absage von einem Verlag bekommen - und es bricht mir nicht das Herz ;-) ! Irgendwann wird auch dieses Buch den Weg zu mir finden - wenn es mir super wichtig wird.
      Stress ist beim Bloggen kein guter Begleiter. Es soll immer Spass und Freude bereiten - das wird im besten Fall auch zum/zur Leser*in transportiert.
      Sein herzlich gegrüsst von
      Angela

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