Mittwoch, 22. August 2018

*Anna* von Niccolò Ammaniti, erschienen bei Julia Eisele Verlags GmbH

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REZENSION

Inhalt /Klappentext:

Vier Jahre ist es her, dass der Virus kam und alle Erwachsenen tötete. Mittlerweile gibt es keine Elektrizität mehr, die Wasser- und Lebensmittelvorräte gehen zu Ende. Brände haben gewütet und von einem einst blühenden Sizilien eine gespenstische Wüstenlandschaft hinterlassen. In dieser Welt lebt die dreizehnjährige Anna mit ihrem kleinen Bruder in einem Haus im Wald und versucht mit allen Mitteln, ihn vor den Gefahren des Lebens draußen zu bewahren. Doch Anna weiß: Früher oder später muss sie mit ihrem Bruder ihre alte Welt verlassen, um woanders eine neue zu finden. 

Meine Meinung:
Was für ein hübscher Titel-Name für eine gar nicht hübsche Dystopie! Das gebundene Buch mit dem ansprechenden Cover und dem roten Lesebändchen war kaum bei mir angekommen und ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen, habe es praktisch in einem Rutsch verschlungen. *Verschlungen* , dieses rohe und drohende Wort passt perfekt zu diesem Roman eines Weltunterganges. Der Autor erzählt fesselnd, erzeugt entsetzliche Kopfbilder durch eine abgeklärte und spannende Schreibweise. Eine Katastrophe wird von der nächsten abgelöst. Man glaubt auf jeder Seite fassungslos, dass es nun doch gar keine Steigerung von Entsetzen, Gewalt, Hilflosigkeit, Hunger, Not und Einsamkeit geben könne. Doch es geht immer weiter. Anna und ihr kleiner Bruder Astor leben zu Beginn in einem relativ geschützten Raum auf *Gut Maulbeerbaum*. Für die beiden verlorenen Kinder ist die *Zeit des Lichts *, wie Anna es nennt, untergegangen. Nichts in ihrem Leben ist mehr so, wie sie es kannten. Und doch machen sie hin und wieder gute Erfahrungen, gewinnen einen treuen, tierischen Gefährten und Anna tauscht ihre Kindheit gegen die Verantwortung und Sorge für ihren kleinen Bruder ein, den sie liebt und beschützt.

Die apokalyptischen Beschreibungen des Autors von brennenden , zerstörten Landschaften erzeugten Ängste in mir, Zweifel an unserem westlichen Lebensstil, der so total abhängig von Technik und Energie ist. Diese Kinder werden in ein Leben zurückgeworfen, in dem die Suche nach Überlebensmöglichkeiten zum Kernpunkt ihres Daseins wird. 
Aber sie sind kleine, zwar noch unfertige Kinder, handeln oft instinktiv menschlich, kreativ, liebevoll, manchmal auch grausam und gleichgültig gegenüber anderen Lebewesen. Ein Selbstschutz, dem sie instinktiv folgen. 
Diese Organisation von  Kinderbanden, ihren Gesetzen, die der Autor beklemmend beschreibt, hat mich tatsächlich ein wenig an *Herr der Fliegen* von William Golding erinnert. Aber *Anna* liegt viel näher an einer möglichen Realität , die der Menschheit das Fürchten lehren könnte. *Die Rote, das Virus* , könnte ja durch viele andere Katastrophen, die die Menschheit auslöschen  würde, ersetzt werden. Das ging mir  beim Lesen immer wieder durch den Kopf. Sei es ein weltweiter Atomschlag, oder auch eine Naturkatastrophe. 

Ein interessantes Buch, das vom extremen menschlichem  Überlebenswillen berichtet, von Mut, Tapferkeit und auch Liebe. Von der Gefahr einer Verrohung durch das Machtstreben einzelner Gruppen, das Durchsetzen von den Grundstrukturen einer Diktatur.

Meine Bewertung: Fünf ***** Sterne für ein grossartiges, aber auch schockierendes Buch, welches uns das Fürchten nahe bringt. 

Herzlichen Dank an den Autor und den Verlag für die schnelle Zusendung des Rezensionsexemplares!



4 Kommentare:

  1. Tolle Rezi, liebe Angela. Man mag sich gar nicht vorstellen, was passiert, wenn es mal richtig kracht. Habe mich kürzlich mit einer Freundin darüber unterhalten, wie lebensunfähig viele von uns wären.

    Liebe Grüße, Anne

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    1. Unser ganzes Gesellschaftssystem-System würde ganz schnell zusammenbrechen. Geld und/oder Energie kann man nicht essen,,,

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  2. Liebe Angela,
    ich bin ja so, so froh, dass dich das Buch so begeistern konnte! Ich war unsicher, ob ich es lesen soll, aber nach deinen Worten hier, bleibt mir nichts anderes übrig!
    Ich finde das Thema außerordentlich, weil es sich auf Kinder als Überlebende bezieht. Ist es auch realistisch und vorstellbar, dieses ganze Szenario?

    Alle wollen ja immer studieren und keiner will was handwerkliches lernen! Dabei hätten solche Menschen in einem Fall wie oben die Oberhand und einen großen Vorteil und eine Überlebenschance. Nur leider wird das in der Wirtschaft nicht geschätzt. Diese Berufe werden unterdurchschnittlich bezahlt und das ist sehr traurig.
    GlG, monerl

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    1. Schön, das freut mich, dass ich Dich überzeugen konnte. Viel Freude beim Lesen :-) ! ich finde das Szenario sehr realistisch !!
      Mit Hand und Kopf etwas herzustellen, ist super wichtig und wertvoll. Schon jetzt fehlen so viele gute Handwerker. Leider!
      LG Angela

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