Dienstag, 25. Januar 2022

*Die Enkelin* von Bernhard Schlink - erschienen im Diogenes Verlag

 

*Werbung, unbezahlt*

368 Seiten (Printausgabe) 

erschienen am 27. Oktober 2021 

Inhalt /Klappentext: Birgit ist zu Kaspar in den Westen geflohen, für die Liebe und die Freiheit. Erst nach ihrem Tod entdeckt er, welchen Preis sie dafür bezahlt hat. Er spürt ihrem Geheimnis nach, begegnet im Osten den Menschen, die für sie zählten, erlebt ihre Bedrückung und ihren Eigensinn. Seine Suche führt ihn zu einer völkischen Gemeinschaft auf dem Land – und zu einem jungen Mädchen, das in ihm den Großvater und in dem er die Enkelin sieht. Ihre Welten könnten nicht fremder sein. Er ringt um sie.

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Bernhard Schlink, geboren 1944 bei Bielefeld, ist Jurist und lebt in Berlin und New York. Der 1995 erschienene Roman ›Der Vorleser‹, 2009 von Stephen Daldry unter dem Titel ›The Reader‹ verfilmt, in über 50 Sprachen übersetzt und mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet, begründete seinen schriftstellerischen Weltruhm.


Auszeichnungen

 ›Pak Kyong-ni Prize‹ der südkoreanischen Kulturstiftung Toji für sein schriftstellerisches Schaffen, 2014 ›Bundesverdienstkreuz 1. Klasse‹ für Der Vorleser, 2003

›Preis des German-British Forum‹ für sein Gesamtwerk, 2002 Ernennung zum ›Chevalier dans l’Ordre de la Légion d’Honneur‹, 2001 Finnischer Literaturpreis ›Eeva Joenpelto-Preis‹ der Gemeinde Lohja, 2001 ›Ehrengabe‹ der Heinrich-Heine-Gesellschaft in Düsseldorf, 2000 ›Evangelischer Buchpreis‹ des Deutschen Verbandes Evangelischer Büchereien für Der Vorleser, 2000 ›Sonderkulturpreis‹ der japanischen Tageszeitung Mainichi Shinbun, der jedes Jahr an einen japanischen Buchbestseller vergeben wird, für Der Vorleser, 2000 Erstmals verliehener ›WELT-Literaturpreis‹ für sein literarisches Schaffen, 1999›Grinzane-Cavour-Preis‹ (Italien) für Der Vorleser, 1997 ›Hans-Fallada-Preis‹ der Stadt Neumünster für Der Vorleser, 1997 ›Prix Laure Bataillon‹ (Frankreich) für Der Vorleser (Auszeichnung für den Autor sowie für den Übersetzer Bernard Lortholary), 1997 ›Deutscher Krimi-Preis‹ des Bochumer Krimi Archivs für Selbs Betrug, 1993Autorenpreis deutschsprachige Kriminalliteratur ›Der Glauser‹ für Die gordische Schleife, 1989

Mein Leseeindruck: Kaspar und Birgit, sie aus dem *Osten* stammend, er aus dem sogenannten  *Westen*  verlieben sich in den 60er Jahren , führen ein  jahrzehntelanges gemeinsames Leben in der Bundesrepublik nach einer dramatischen Fluchtaktion von Birgit aus der ehemaligen DDR . Er arbeitet als Buchhändler - sie offenbart ihm nach ihrem unglücklichen Tod als Alkoholikerin ein bislang geheim gehaltenes, bedeutsames Ereignis ihres früheren Lebens im Ostteil von Deutschland mit  Fragmenten aus ihren Aufzeichnungen. Was Kaspar, inzwischen ein älterer Senior, aus den geretteten Daten ihres Computers über seine geliebte, verstorbene Frau erfährt, erschüttert ihn zutiefst. Plötzlich taucht wie aus dem Nichts nach Birgits Tod die unbekannte Enkelin Sigrun mit ihrer Familie auf und tritt in sein Leben.  Diese Begegnungen verändern Kaspar's Sicht auf das gemeinsam Erlebte von Jahrzehnten umfassend.  Auch seine Auffassungen über völkische  Entwicklungen in unserer heutigen deutschen Zivil-Gesellschaft , die ihm völlig zuwider sind, geraten ins Wanken. Er zweifelt, bekommt durch glückliche Umstände ein schwaches Vertrauensverhältnis zu  dieser Familie. Er versucht die Lebensauffassungen seiner neu gewonnenen, blutjungen Enkelin zu verstehen.  


Auch ich war erschüttert, beeindruckt und wurde schnell und tief in das Geschehen des Romans hineingerissen.  Der Schreibstil des Autors ist fast genial zu nennen und hat mir ausserordentlich gut gefallen!  Die Charakterzeichnungen des Autors sind treffend, vermitteln eine fast perfekte, passende Beschreibung innerer Dialoge der Protagonist*innen! Da sind Kaspar und Birgit, durch eine jahrzehntelange Bindung und Liebe fest miteinander verschweißt. Kaspar's Charakter,  einfühlsam erschaffen vom Autor,  beeindruckt durch seine Toleranz, seiner Empathie für dieses neue Enkel-Kind, seiner Grosszügigkeit  und dem Versuch diese ihm eigentlich völlig fremden Menschen zu verstehen.  Die 15 jährige Enkelin Sigrun sprüht vor Lebenslust und Neugierde auf eine neue Sichtweise der Welt - ausserhalb der traditionell geprägten, unverrückbaren  Dogmen ihres völkischen Umfeldes. Kaspar hilft, erklärt dem jungen Mädchen behutsam eine für sie völlig fremde Welt und verzweifelt fast am Starrsinn seiner Enkelin. Die gemeinsame Liebe zur Musik baut langsam eine beständige Brücke des Vertrauens  zwischen den beiden auf.  

Es war für mich zum Verzweifeln beim Lesen auf diese durch die völkische Erziehung geprägten Eigenarten der Familie zu treffen. Doch die Hoffnung auf eine Veränderung des Denkens wird immer wieder belebt und macht diesen Roman dadurch zu einem unvergesslichen Leseerlebnis. Das Buch regt zum Nachdenken an, schafft kein eindeutiges Bild zu dieser komplexen Thematik und überzeugt durch die Darstellung unterschiedlicher Lebensbedürfnisse der Menschen unserer heutigen Gesellschaft. 

Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne für dieses unvergeßliche Leseerlebnis. 

Herzlichen Dank an den Autor und den Diogenes Verlag für das gebundene Rezensionsexemplar!

Dienstag, 11. Januar 2022

*Die Wiederentdeckung des Glücks* von Antonia Michaelis - erschienen bei Droemer


 *Werbung, unbezahlt*

Herausgeber ‏ : ‎ Droemer HC; 1. Edition (1. September 2021)

Sprache ‏ : ‎ Deutsch

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 336 Seiten

ISBN-10 ‏ : ‎ 3426282607

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3426282601

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Inhalt /Klappentext: Können wir Glück recyceln?

Ebenso poetisch wie eindringlich erzählt Antonia Michaelisʼ Gesellschaftsroman von vier Menschen, deren Lebenswege sich auf Madagaskar immer wieder kreuzen, und die einander den Mut geben, Grenzen zu überschreiten und ihre Fesseln abzustreifen.

Kleider, Flaschen, Schuhe – alles kann man recyceln. Warum nicht auch das Glück?

Einst war Madagaskar ein Paradies, heute ist die Insel vor der Küste Afrikas fast komplett abgeholzt und bettelarm – und lebt vom Recycling. Vielleicht webt das Schicksal deshalb genau hier vier Lebenswege ineinander, um am Ende ihre Ketten zu sprengen?Da ist der Straßenjunge Biscuit, der sich einfach weigert, seine Träume aufzugeben. Da ist die junge Maribelle, die nie gelernt hat, Träume zu haben – bis sie die Kraft ihres Willens entdeckt. Und da sind Terje und seine Tochter Nora aus Deutschland, die gleich zwei Mal alles in Bewegung setzen werden.

Antonia Michaelis hat selbst einige Zeit auf Madagaskar gelebt. Mit »Die Wiederentdeckung des Glücks« hat die preisgekrönte Autorin einen lebensklugen, tief bewegenden Gesellschaftsroman über Empowerment geschrieben, der noch lange im Gedächtnis bleibt.

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Mein Leseeindruck: Madagaskar war für mich immer eine Insel, weit weg aus meinem Bewusstsein. Einzig das Lied * Wir kamen von Madagaskar,,,,* habe ich mit diesem Land verbunden. Das hat die Autorin Antonia Michaelis mit ihrer glücklich machenden Geschichte, die sich fast wie ein poetisches, mystisches Märchen liest,  für mich gründlich zum Positiven verändert. Das Schöne daran: die Autorin schreibt ehrlich über die Schattenseiten des Lebens, vor allem über warmherzige Menschen, die dort teilweise unterhalb der Armutsgrenze leben müssen. Wer aus der Bevölkerung leidet am meisten und gibt sich trotz allem einfach dem Leben mit Vertrauen spielerisch hin? Es sind wieder einmal die Kinder. 

Die Kinder des Landes sind kreativ, recyceln alles - wirklich alles. Sie fertigen Gegenstände aus anscheinend wertlosen Müllrückständen für den alltäglichen Gebrauch und für ihre Spielwelt, die ohne übliches, kommerzielles Spielzeug auskommt ! Strassenkinder, wie der Rikschafahrer Biscuit, der im Erwachsenenleben ein berühmter Radfahrer wird , wachsen dem Leser*innen ans Herz. Eine rote Klingel, die er als fünfjähriger Knirps vom jungen  Weltenbummler Terje in den 70er Jahren geschenkt bekommen hat, begleitet ihn lebenslang. Terje und Biscuit treffen nach vielen Jahrzehnten wieder aufeinander und empfinden eine grosse Sympathie und  Zusammengehörigkeit zueinander . Terje, inzwischen in seinen letzten Lebensjahren, besucht die Insel nach langer Abwesenheit  mit seiner deutschen Tochter Nora, die bislang keine oder/und sehr naive Vorstellungen über die Lebensumstände der Bevölkerung hat. Aufgewachsen weit weg von dieser Armut in Deutschland sucht sie als Managerin einen neuen , exotischen Duft auf der Insel für ihre europäischen Kunden. Kann das funktionieren inmitten brennenden Mülls, abgeholzter Wälder und zerstörter Natur?

Das Buch übt auf den Leser einen faszinierenden Zauber aus, bedingt durch den poetischen Schreibstil der Autorin, der sich leicht und flüssig lesen lässt. Eine wahre Perle, völlig anders geschrieben und erzählt  als all die üblichen Familiengeschichten hat uns die bekannte Autorin geschenkt . Herzlichen Dank dafür liebe Antonia Michaelis.

Mein Dank gilt auch dem Droemer Verlag für die Zusendung des gebundenen Rezensionsexemplars! 

Mittwoch, 5. Januar 2022

*INMITTEN DER NACHT* von Rumaan Alam - erschienen im btb-verlag

 

*Werbung unbezahlt*

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Aus dem Amerikanischen von Eva Bonné

Originaltitel: Leave the World Behind

Originalverlag: Ecco

Hardcover mit Schutzumschlag, 320 Seiten, 13,5 x 21,5 cm

ISBN: 978-3-442-75928-6

Erschienen am  18. Oktober 2021

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Inhalt/Klappentext: Amanda und Clay wollen mit ihren beiden Kindern eine unbeschwerte Ferienwoche auf Long Island verbringen. In einem Haus am Ende der Welt, weit weg von allem. Doch mitten in der Nacht steht dort plötzlich ein älteres, schwarzes Ehepaar vor der Tür. Die beiden behaupten, das Haus gehöre ihnen. Sie berichten, dass ganz New York im Dunkeln liege, das Leben an der Ostküste komplett lahmgelegt sei. Hier draußen jedoch, an diesem abgeschiedenen Ort, ohne Internet, Handy- oder Fernsehempfang, wissen Amanda und Clay nicht, was sie davon halten sollen. Können sie den beiden trauen?

Rumaan Alam gilt als »eine der großen literarischen Hoffnungen« (Buchreport). »Inmitten der Nacht« ist sein dritter Roman. Der New-York-Times-Bestseller wird in den USA gefeiert und zählt zu den Finalisten des National Book Award 2020. Rumaan Alam schreibt u.a. für The New York Times, The New Yorker und The New Republic. Er unterrichtet an der Columbia University und lebt mit seiner Familie in Brooklyn.

Mein Leseeindruck: Dieses sehr in versteckten dystopischen Andeutungen und Gegebenheiten verfasste Buch hat mich gefesselt und während der über dreihundert Seiten  Lesezeit nicht mehr losgelassen. Es beginnt relativ harmlos und schön mit dem Porträt einer  weissen amerikanischen Durchschnittsfamilie, die in einem luxuriösem, aber abgelegenen Ferienhaus einen Urlaub verbringen möchte. Pubertierende Kinder spielen eine tragende Rolle und natürlich das urlaubsmässige , lockere und entspannte Verhalten der Eltern! 

Der Autor hat einen spannungsgeladenen Erzählstil und verfügt über die Gabe Banalitäten des Zusammenlebens einer Familie dicht an den Leser*in heranzutragen! Geschickt hat er es geschafft dem Leser*in immer mehr Informationen über die allgemeine Lage im Land und auf dem Globus  zu geben als den Protagonisten im Buch.

Durch einen nächtlichen Zwischenfall gerät das harmonische Familienleben in eine Schräglage. Ein farbiges, älteres Ehepaar klingelt inmitten der Nacht und behauptet , dass ihr das Ferienhaus gehören würde und dass sie wegen der chaotischen Zustände in der Grossstadt New York hier Zuflucht suchen möchten. Die Familie ist geschockt verunsichert, ängstlich. Sie glaubt an kriminelle Handlungsabsichten des Ehepaares. Merkwürdige äussere Umwelterscheinungen wie ungewöhnliche Tieransammlungen,  Veränderungen der Hausstatik und der  Sommer-Temperaturen bieten der zufällig  zusammengewürfelten Gemeinschaft viel Gesprächs- und Diskussionsstoff......

Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne für diesen hochbrisanten und aktuellen Psychothriller!

Herzlichen Dank an den Autor und die Penguin Random House Verlagsgruppe für die Zusendung des Rezensionsexemplars!