Mittwoch, 29. Januar 2020

*Die Wälder* von Melanie Raabe, erschienen im btb Verlag

*Werbung, unbezahlt*
Verlagsinfo

Als Nina die Nachricht erhält, dass Tim, ihr bester Freund aus Kindertagen, unerwartet gestorben ist, bricht eine Welt für sie zusammen. Vor allem, als sie erfährt, dass er sie noch kurz vor seinem Tod fast manisch versucht hat, zu erreichen. Und sie ist nicht die Einzige, bei der er sich gemeldet hat. Tim hat ihr nicht nur eine geheimnisvolle letzte Nachricht hinterlassen, sondern auch einen Auftrag: Sie soll seine Schwester finden, die in den schier endlosen Wäldern verschwunden ist, die das Dorf, in dem sie alle aufgewachsen sind, umgeben. Doch will Nina das wirklich? In das Dorf und die Wälder zurückkehren, die sie nie wieder betreten wollte ...

MELANIE RAABE wurde 1981 in Jena geboren. Nach dem Studium arbeitete sie tagsüber als Journalistin – und schrieb nachts heimlich Bücher. 2015 erschien DIE FALLE, 2016 folgte DIE WAHRHEIT, 2018 dann DER SCHATTEN. Ihre Romane werden in über 20 Ländern veröffentlicht, mehrere Verfilmungen sind in Arbeit. Melanie Raabe betreibt zudem gemeinsam mit der Künstlerin Laura Kampf einen erfolgreichen wöchentlichen Podcast rund um das Thema Kreativität, „Raabe & Kampf“. Melanie Raabe lebt und arbeitet in Köln.




Meine Meinung:  Das unheimliche, bedrohlich wirkende, aber sehr gut gestaltete Cover des Buches inspirierte mich und ich wurde neugierig auf eine besondere Geschichte, die wohl in einem einsamen Waldgebiet spielt. Die Hauptprotagonistin Nina fürchtet sich aus für mich noch unbekannten Gründen, das Dorf ihrer Heimat wieder zu betreten. Schlimme Erinnerungen quälen sie. Gar ein Kindheitstrauma? So weit so gut.

Ich bin sehr schnell mit dem einfachen und sehr leicht zu lesenden Schreibstil der Autorin vertraut geworden. Ich sauste durch die Seiten , war bald auf Seite einhundert, aber ich fand kaum bedrohende oder gar unheimlichen Szenen, nur eine verwirrte , naive  junge Frau, angeblich eine Ärztin, begegnete mir. Ich konnte sie leider nicht wirklich ernst nehmen , denn ihre Geschichte und Gedanken über eine Kinderfreundschaft zu Tim und dem damaligen Geschehen  erschien mir ein wenig aus dem Reich einer Kinderfantasie gegriffen. Ihr inzwischen erwachsener  Kinderfreund Tim war verstorben und hinterliess ihr die Aufgabe nach seiner vor zwanzig Jahren verschwundenen Schwester Gloria auf jeden Fall weiterzusuchen. So war es kein Wunder, dass Kinder und ihre einfache kindliche Denkweise im Roman eine grosse Rolle spielen. Damals suchten vier Kinder nach der vermissten Gloria - und sie Nina, sollte nun plötzlich auf den Wunsch eines Verstorbenen hin weitersuchen? 

Das Buch spielt in zwei Zeitebenen und wechselt immer zwischen Gegenwart und Vergangenheit . Die Vergangenheit wird aus der Kindheitsperspektive  von Tim , Nina und zwei anderen Freunden in dünner Schrift dargestellt.

 

Die Gegenwart wird von Tina und ihren ehemaligen Empfindungen von damals, einer erneuten Begegnung mit dem gefürchteten Schrotthändler Wolff und dem Wiedersehen mit alten Freunden geprägt. Die Autorin spielt ein wenig Versteckspiel mit den Lese*rinnen, lässt Peter in den Kinderteilen in der Ich-Form berichten. So nach und nach habe ich mir das damalige Geschehen von vor zwanzig Jahren zusammengereimt - und musste oft innerlich über diese Kinderfantasien, Gefühle und harmlosen Erlebnisse nun lächeln und fand auch diese Erlebnisse aus meiner Erwachsenenperspektive  nicht besonders ungewöhnlich oder gefährlich. Es war eher interessant den gut beschriebenen Gefühlen der Kinder nachzuspüren.  

Aber immer noch verspürte ich beim Lesen weder eine Bedrohung und gar ein unheimliches Geschehen, welches mit den  tiefen Wäldern zusammenhing. 

Ich war enttäuscht, endlich wollte ich auch einmal einem gruseligen Thriller folgen, mich fürchten , aufatmend in meine Realität zurückkehren . Doch das passierte leider gar nicht. 

Und dann kam das , was ich von Anfang an vermutet hatte,,,,,,,,doch das Ende dieser absurden Erzählung, es kam nicht sehr spannend daher, verrate ich natürlich nicht. DAS  solltet ihr Euch selber erlesen - oder eben auch nicht.

Meine Bewertung: Drei *** Sterne  für dieses gute Buch.

Danke an die Autorin  und den btb Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplar !   

Samstag, 25. Januar 2020

*Nebelinsel* von Zoe Gilbert, erschienen im Wunderraum Verlag

*Werbung unbezahlt*

Verlagsinfo
Erschienen am  04. November 2019

Inhalt/Klappentext: Die salzige Luft ist schwer vom Duft der Ginsterbüsche, und etwas Mystisches liegt über der Insel. Wundersame Geschichten erzählen von diesem Ort, an dem das Leben geprägt ist von der rauen Natur, alten Bräuchen und dunklen Mythen, die in den Alltag der Menschen eindringen. Da ist beispielsweise Verlyn, der mit einem Flügel statt eines zweiten Arms geboren wurde. Oder Plum, die von einem Mann entführt wird, aus dessen feuchten Locken sie winzige Muscheln kämmt … Mit jeder Erzählung taucht man tiefer ein in die Schicksale der Bewohner von Neverness und verfällt ihrer eigentümlichen Heimat.

Zoe Gilbert hat schon früh mit dem Schreiben begonnen, ihre Texte sind in Anthologien und Zeitschriften erschienen. »Nebelinsel« ist ihr erstes Buch. Eine der Erzählungen daraus – »Fischbalg, Hasenbalg« – wurde mit dem renommierten Costa Short Story Award ausgezeichnet. Zoe Gilbert studierte Fiction und Creative Writing an der University of Chichester, war Mitbegründerin des London Lit Lab, ist Associate Editor der The Word Factory, wo sie eine Kurzgeschichten-Club leitet, und nahm für den British Council an Literaturprojekten in China und Südkorea teil. Sie lebt im Süden von London, wo echte und geisterhafte Wälder als Inspiration für ihren nächsten Roman dienen.


Meine Meinung: Wälder, Inseln und das Meer besitzen eine magische Anziehungskraft, der man sich als Naturliebhaber*in kaum entziehen kann. So zog es mich, inspiriert durch das wunderschöne Cover des Wunderraum Verlag, auch sofort zu obengenanntem Buch. Ich flog in eine Fantasiewelt namens Neverness, einer kleinen, abgeschlossenen, mystischen Oase ausserhalb unserer menschlichen Realität. Rätselhafte kleine, sympathische und oft auch verschrobene Lebewesen begegneten mir in einer dörflichen Abgeschiedenheit, die man inmitten einer lebensfeindlichen Umwelt kennen lernen möchte und sofort zu schätzen weiss. Heimelige, schöne und schaurige Geschichten verschiedener Bewohner der Insel Neverness beleuchten ihr geheimnisvolles und pralles Leben, welches auch einmal in düsterem und traurigem Ende erlöschen kann,,,,, 



Dieses Buch ist kein abgeschlossener , zusammenhängender Roman, sondern es besteht aus vielerlei Geschichten, in denen wir bekannte Personen immer wieder in einer anderen Zeit, neuen Geschichten wieder treffen können , verschiedene Geschöpfe der Insel Neverness kennenlernen und somit den gesamten Inselkosmos in seiner vollständigen, mystischen, manchmal unheimlichen Atmosphäre beobachten.


Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr zugesagt, er war vielfältig , bunt und hat mir als Leserin eigene, ganz individuelle Kopfbilder geschenkt. Man kann durch diese Geschichten mit Leichtigkeit fliegen, fühlt sich aber oft versucht, bestimmte Textpassagen nochmals zu lesen und neu, aus einem anderen Blickwinkel zu interpretieren.  In diesen Erzählungen betrat ich wie in Trance einen nebelartigen Raum, eine neue, fremdartige Scheinwelt, fest verwoben mit möglichen und unwahrscheinlichen Geschehnissen , ähnlich der von J. R. Tolkien erschaffenen Welt der kleinen Hobbits. Es war ein ausserordentliches Lesevergnügen, dem ein ganz besonderer, feenartiger Zauber innewohnt. 


Meine Bewertung: Fünf ***** Sterne für dieses ungewöhnliche Fantasy Vergnügen aus einer anderen Realität. 


Herzlichen Dank an die Autorin und den Wunderraum Verlag für dieses auch äusserlich schön und ansprechend ausgestattete Rezensionsexemplar! 


Sonntag, 19. Januar 2020

*Goldkind* von Claire Adam, erschienen im Hoffmann & Campe Verlag

*Werbung, unbezahlt*

Verlagsinfo
Erscheinungsdatum: 04.01.2020

Inhalt / Klappentext:
Es ist dunkel. Insekten umschwirren das Licht im Hof, und der Wachhund sitzt am Tor. Ein Junge ist nicht nach Hause gekommen, und seine Familie wartet ängstlich auf seine Rückkehr. Ein Vater tritt in die Dunkelheit, um nach seinem Sohn zu suchen. Clyde macht sich Sorgen um Paul, der nicht von seinem Streifzug durch den Busch zurückgekommen ist. Auf Trinidad bleibt man zu Hause, wenn die Sonne untergegangen ist. Vor allem aber ist Clyde wütend, denn schon immer hat sein Sohn ihm Ärger bereitet, ganz anders als dessen alles überstrahlender Zwillingsbruder Peter. Stunden vergehen, Tage. Schließlich melden sich Entführer. Als Clyde begreift, worum es ihnen geht, steht er vor einer ungeheuerlichen Entscheidung: Darf er wirklich das Leben eines seiner Kinder zugunsten des anderen opfern? 


Claire Adam wurde in Trinidad geboren, wo sie auch aufwuchs. Sie studierte Physik an der Brown University in Rhode Island und erwarb später einen Master in Creative Writing am Goldsmith College der University of London, der Stadt, in der sie auch heute lebt.

Meine Meinung: Grausam, grauenvoll,  schockierendes Trinidad! Ein Land voller Hoffnungslosigkeit, Armut,  maffiöser Verbrechen und Gewalt! All diese Worte in voller Wahrheit ihrer Bedeutung passen auf einen sehr grossen Teil des Buches. Ich fühlte mich wie auf einer anstrengenden Wanderung ,  bis hin zum fernen Gipfel. Die Steigung während meiner Lese-Wanderung war zu Beginn mässig, aber im letzten Drittel musste ich mich mit Entsetzen und Angst durch das Buch quälen. Der Schreibstil  dieser jungen Autorin war sehr gut zu erlesen, interessant und bunt.  In drei Teilen wird diese Geschichte erzählt,  fast vom Ende des Geschehens her aufgerollt. Viele Rückblicke erstellten mir ein inneres Puzzle über diesen Roman. Leider bekommen Peter und seine Mutter Joy als Charaktere einen ziemlich schwache und farblose Darstellung in diesem Buch. Der Vater Clyde dominiert mit seinen Eindrücken und plötzlich geschieht etwas Erstaunliches. Paul betritt dieses innere Lese-Puzzle und erstaunte, erfreute mich und gibt dem Buch etwas *Normales*. Das Seelenleben eines *liebenswerten und gesunden* Kindes erscheint am Lesehorizont.  Die Stimmung beim Lesen würde ich dagegen trotz dieser Wendung  eher als verwirrend, düster, hoffnungslos und erschreckend bezeichnen.  Die Familie, Clyde und seine Ehefrau Joy, die Kinder Peter und Paul, wachsen dem Leser durch die verständlichen und genauen Ausführungen der Autorin inmitten dieser ärmlichen Zustände des Landes ans Herz. Der Dschungel mit seiner Urwüchsigkeit und  den wilden Tieren, die Nähe des Meeres, die Strassengang Atmosphäre ausserhalb der von Hunden bewachten Grundstücke, sowie die engen Familienverflechtungen der indischen Familienangehörigen geben dem Buch eine fremdartige und faszinierende Ausstrahlung.  Allerdings bereitete mir dieses ferne Land Trinidad mit ungewohnten Begriffen, Ausdrücken und Gewohnheiten zu Beginn etwas Schwierigkeiten beim Lesen.

 Es ist ein Thriller , der für mich diesem Genre-Begriff sehr nahe kommt. 

Es geht um das Schicksal eines Zwillingspärchens. Zwei Jungen, deren Familie mit indischen Wurzeln  schon vor Generationen eingewandert ist. Der Vater Clyde verdient den größten Anteil des Familieneinkommens mit harter Arbeit. Seine Kinder sollen es besser haben als er, eine gute Schulbildung geniessen,  in der Gesellschaft aufsteigen, vor allem der hochbegabte Peter liegt ihm am Herzen.  Denn  Paul, der andere Zwilling, mit einem  leichten Sauerstoffmangel zur Welt gekommen,  ist das Sorgenkind von Clyde und seiner Frau. Er ist verschlossen, verträumt, hält sich gerne in der Natur auf und genießt die Freiheit ausserhalb eines engen Klassenzimmers, doch er ist ein Kind und kennt Gefahren bisher nur durch Geschichten und Erzählungen, denn die grösste Gefahr ist der gesetzlose Mensch im Busch...

Meine Bewertung: **** Vier Sterne für diesen erschreckenden Roman. 

Herzlichen Dank an die Autorin und den Verlag für dieses Rezensionsexemplar!

Mittwoch, 15. Januar 2020

*Die Charité - Aufbruch und Entscheidung, von Ulrike Schweikert, erschienen bei Rowohlt Polaris

*Werbung, unbezahlt*

Verlagsinfo

Inhalt/Klappentext: Die Geschichte der Charité geht weiter. Nach dem Bestseller „Hoffnung und Schicksal“ erzählt Ulrike Schweikert ein weiteres spannendes Kapitel aus der Welt des berühmten Krankenhauses. Im Berlin der ausgehenden Kaiserzeit kämpfen zwei Frauen um ihr Glück und für die Rechte von Frauen. Rahel Hirsch ist eine der ersten Ärztinnen, die an der Charité praktizieren. Doch als Frau unter lauter männlichen Kollegen hat sie es nicht leicht. Von Gleichberechtigung ist man selbst in der sonst so fortschrittlichen Hauptstadt noch weit entfernt. Das erlebt auch die junge Arbeiterin Barbara täglich. Sie schuftet in der Wäscherei der Charité und muss immer wieder erfahren, was es bedeutet, wenn Männer Frauen als Besitz betrachten.
Ungleicher könnten die beiden Frauen nicht sein, und doch werden sie zu Freundinnen. Während Rahel sich gegen Widerstände in der Charité durchsetzen muss und sich in den jungen Fliegerpionier Michael verliebt, schließt sich Barbara der Frauenbewegung an, kämpft für die Rechte der Arbeiterinnen und das Frauenwahlrecht. Doch dann bricht der 1. Weltkrieg aus und verändert nicht nur die Leben von Barbara und Rahel für immer ...

Die Autorin: 

Ulrike Schweikert arbeitete nach einer Banklehre als Wertpapierhändlerin, studierte Geologie und Journalismus. Seit ihrem fulminanten Romandebüt «Die Tochter des Salzsieders» ist sie eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen historischer Romane. «Die Charité. Hoffnung und Schicksal» schaffte es in die Top 10 Bestsellerliste. Ulrike Schweikert lebt und schreibt in der Nähe von Stuttgart.

Meine Meinung: Der erste Band der Charité Reihe muss nicht unbedingt gelesen werden, um dieses zweite Buch gut zu verstehen und der Handlung folgen zu können. Hier, in diesem Band stehen nicht unbedingt die medizinischen Entwicklungen der Berliner Charité im Vordergrund , sondern das persönliche Schicksal von zwei Frauen, sowie das Thema *Gleichberechtigung von Frauen zur Zeit der ausgehenden Kaiserzeit* . 

Wir begegnen der einfachen Berliner Arbeiterin Barbara Schubert, die nicht auf den Mund gefallen ist und sich begeistert über Frauenrechte informiert und sich dafür einsetzen möchte. Auch Dr. Rahel Hirsch, eine der ersten Ärztinnen an der Charité muss für sich und ihre Rechte an der Klinik, argwöhnisch beobachtet von  ihren männlichen Kollegen,  kämpfen. Der ungleiche Lebensweg hält beide Frauen nicht von einer innigen Freundschaft zueinander und den Kampf um ihre Rechte ab.  

Der Schreibstil der Autorin Ulrike Schweikert lässt sich angnehm und flüssig lesen. Sie eröffnet einen bunten und abwechslungsreichen Blick in das damalige Berlin und die politische Lage in Deutschland. Die männliche Willkür, die das Leben der Frauen in unterschiedlichen Gesellschaftsschichten lenkt,  wird präzise herausgearbeitet und dargestellt. Die Armut und der ewige Kampf um Nahrung, Hygiene und Bildung  bei den einfachen Arbeitern und ihren Familien sind  erschreckend und in heutiger Zeit kaum mehr nachvollziehbar. Aber auch die jüdische Ärztin Dr. Rahel Hirsch leidet unter der Bevormundung einer medizinischen Männerwelt  in der  Berufswelt , sowie unter dem Makel einer jüdischen Herkunft, die von der deutschen Gesellschaft missbilligt wurde. Rahel Hirsch studierte in Zürich/Schweiz, da zur damaligen Zeit weibliche Studenten an deutschen Universitäten noch nicht zugelassen wurden. 


Aber es war eine Zeit des Aufbruchs und der Veränderung . Der erste Weltkrieg mit seinem Schrecken und dem Trauma für die Bevölkerung wird von der Autorin packend erzählt . Die Erlebnisse von Frauen und Männern an der Kriegsfront, im Lazarett werden bewegend  und realistisch geschildert, wohl auch durch die sorgfältige Recherche der Autorin. Der erste Weltkrieg nimmt in diesem Roman einen grossen Raum ein und hat mich voll in seinen schrecklichen Sog gezogen. Im abschließendem Kapitel beschreibt die Autorin  noch einmal die verbindenden  Elemente von Fiktion und der wahren Lebensgeschichte der Rahel Hirsch . Sie setzt dieser tapferen Ärztin und allen mutigen Frauen der damaligen Zeit in diesem Buch ein würdiges Andenken. 

Meine Bewertung: Fünf ***** Sterne für diesen bewegenden Roman !

Dienstag, 7. Januar 2020

*Die Zeit der vergessenen Kinder* von Charlotte Kliemann, erschienen im FeuerWerke Verlag

*Werbung, unbezahlt*
ISBN:
9783945362655
Sprache:
Deutsch
Ausgabe:
Buch
Umfang:
300 Seiten
Verlag:
FeuerWerke Verlag
Erscheinungsdatum:
12.12.2019
Verlagsinfo

Inhalt/Klappentext: Als Martin und Claudia sich im Sommer 2008 begegnen, fühlen sie sich vom ersten Blick an zueinander hingezogen: Beide erleben sich als ausgegrenzt und hadern trotz beruflicher Erfolge mit ihrer Herkunft, beide sind sie geprägt durch die Verfolgung und das Leid, dem ihre Vorfahren während des Dritten Reiches ausgesetzt waren. Für Martin, Sohn einer Romni, ist die Liebe zu Claudia verbunden mit einer Reise in seine eigene unheilvolle Vergangenheit und die seiner Familie, während Claudia sich auf die Suche nach ihrer Mutter begibt, um sie für ihre unglückliche Kindheit zur Rechenschaft zu ziehen. Doch der Strudel der vergangenen Ereignisse scheint sie beide mitzureißen, und je fester sie sich aneinanderklammern, desto härter wird ihre Liebe auf die Probe gestellt.

Charlotte Kliemann studierte in Münster Biologie und Medizin, brach beides auf der Zielgeraden ab und fand sich schließlich dort wieder, wohin es sie immer gezogen hatte: in literaturwissenschaftlichen und philosophischen Seminaren. Lange Zeit widmete sie sich der Familie und der Betreuung ihrer vier Kinder, lektorierte nebenbei wissenschaftliche Arbeiten und füllte die Schubladen ihres Schreibtisches mit Romankonzepten und -fragmenten. Doch um sich neu zu erfinden, ist es nie zu spät – also machte sie mit ihren schriftstellerischen Ambitionen ernst und veröffentlicht nun ihren Roman, „Die Zeit der vergessenen Kinder“ im FeuerWerke Verlag. Sie lebt in Lübeck und arbeitet als freiberufliche Autorin und Lektorin.


Meine Meinung: Zur Jahreswende habe ich dieses wichtige Buch zum Thema  *Gegen das Vergessen* entdeckt und es zügig und sehr angetan durchgelesen. Es ist ein Zeitzeugnis einer nicht rühmlichen  Vergangenheit  der deutschen Geschichte, einer Vergangenheit in der Minderheiten wie in diesem Buch die Romni, Roma seit jeher verfolgt , missachtet, gedemütigt und ermordet wurden.

In diesem Roman, einer Mischung aus Liebesroman , Zeitgeschichte, persönlichen Aufarbeitungen des Protagonisten Martin und seiner Familie habe ich mich trotz der unbequemen Thematik recht wohl gefühlt und mit ihm mitgelitten. Martin leidet an einem persönlichen Trauma, welches ihm als Kind von seiner Mutter, einer Roma, zugefügt wurde. Dieses Erlebnis verfolgt ihn sein ganzes Leben und als Ich-Erzähler kann man im Roman in seine inneren Gedanken und Empfindungen schauen. Er ist sehr sensibel , wurde als Kind schwer traumatisiert, hat eine gescheiterte Ehe hinter sich und versucht eine neue Beziehung zu Claudia aufzubauen , die wie er an ungelösten Themen ihrer persönlichen Vergangenheit leidet. 

Der Schreibstil der Autorin ist sehr intensiv, fesselnd und emotional. Doch manchmal war es mir einfach zu viel, jede dieser Regungen, den sprunghaften Gedankengängen von Martin zu folgen und aufzunehmen. Oft habe ich einfach kopfschüttelnd  innerlich abgeschaltet, da mein Lesefluss dadurch laufend gestört wurde. 

Gut gefallen haben mir die Erzählungen über Martin's Mutter Rubina.  Ihre Kindheits-Erlebnisse im Wald , ihr Leben mit der Roma-Familie, die als fahrende Leute einen schweren Stand in der Gesellschaft hatten. Eigentlich gar keinen. Sie wurden geächtet, waren fast vogelfrei , gesetzlos in den Augen der  damaligen Gesellschaft des zweiten Weltkriegs und auch danach. Sie  folgten einem anderen Lebensrhythmus mit eigenen Gesetzen und Wertvorstellungen, die von der allgemeinen  Bevölkerung nicht toleriert wurden. Auch Rubina wurde als Kind schwer traumatisiert, dieses Familientrauma hat sie an Martin ausgelebt, weitergegeben, sicher nicht mit Absicht, aber unausweichlich. Ein sehr trauriges Schicksal, welches das weitere Leben aller Familienmitglieder beeinflusst hat. Das Buch ist ein bewegender Familienroman, eingebettet in einer von der Autorin gut recherchierten Zeitgeschichte des zweiten Weltkriegs und der folgenden Jahrzehnte. 

Meine Bewertung: VIER **** Sterne für dieses tolle Buch mit kleinen Schwächen!

Herzlichen Dank an die Autorin und Verlag für das Rezensionsexemplar und das bewegende Leseerlebnis!


Montag, 6. Januar 2020

*Leas Spuren* von Bettina Storks, erschienen im Diana Verlag

*Werbung, unbezahlt*

ISBN:
9783453360464
Sprache:
Deutsch
Ausgabe:
Flexibler Einband
Umfang:
464 Seiten
Verlag:
Diana
Erscheinungsdatum:
14.10.2019

Inhalt/Klappentext: Paris 2016. Ein lukratives Erbe winkt der Stuttgarter Historikerin Marie und dem französischen Journalisten Nicolas, wenn sie eine schwierige Aufgabe lösen: Gemeinsam sollen sie ein lang verschollenes Gemälde finden und es den möglichen Überlebenden einer jüdischen Pariser Familie zurückgeben. Ihre Suche führt sie nicht nur in die Wirren des Zweiten Weltkriegs und an die Abgründe der Besatzungszeit, sondern wird rasch zu einem atemlosen Ringen mit der Vergangenheit ihrer Familien. Im Dickicht des Kunstraubs der Nazis muss sich Marie einem schrecklichen Geheimnis stellen – und bald auch ihren Gefühlen für Nicolas.

Bettina Storks, geboren 1960 bei Stuttgart, ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und Autorin. Sie war viele Jahre als Redakteurin tätig, bevor sie ihr erstes Buch veröffentlichte. Sie lebt und arbeitet am Bodensee. In ihren Romanen vereint sie ihre Leidenschaft für Familiengeheimnisse und ihre Liebe zu Frankreich, zuletzt in »Das geheime Lächeln«.

Meine Meinung:  Ich bin sehr positiv überrascht und begeistert von dieser Lektüre. Ein berührendes und wichtiges Buch im heutigen Kampf *Gegen das Vergessen* der Geschehnisse während der Besatzung von Paris und Frankreich durch deutsche Truppen während des zweiten Weltkriegs. Zwei junge Menschen und ihre Familien aus Deutschland und Frankreich bekommen immer mehr Wissen von einer gemeinsamen Vergangenheit , die schon lange kein Thema mehr im Familiengespräch war.  


Die Autorin erzählt diese Geschichte in zwei Zeitebenen. Im heute und jetzt forschen die junge, deutsche  Historikerin Marie und der französische Journalist Nicolas über den Verbleib eines Bildes des jüdischen Malers Jacob Stern, der für sich und seine kleine Familie wegen seiner angeblich *entarteten Kunst*, ein schweres  und tragisches Schicksal erlitt.

Charlotte , Maries Grosstante wird mit Esprit und viel Charme dem Leser vorgestellt. Ebenso wie ihr damaliger  französischer Freund und späterer Staatsanwalt Victor Blanc. Die beiden jungen Menschen arbeiteten damals  in der deutschen Botschaft zusammen, lernten sich kennen und lieben. Sie finden allmählich , unterstützt auch durch ihre Begeisterung für die französische Widerstandsbewegung, zueinander. 


Vieles aus dieser Zeit erfahren Marie und Nicolas nur durch akribische Nachforschungen und einem emotionalen Instinkt, der die beiden  für dieses Projekt begeistert. Zumal der Erfolg dieser Nachforschungen  mit dem Erbe einer Wohnung inmitten von Paris verknüpft ist. Das Buch sprüht voll und strahlend von französischem Charme und Lebensart. Von damals - und aus heutigem Blickwinkel. Der Schreibstil der Autorin ist perfekt, ausgereift, fesselnd und lebhaft, ging mir sehr nahe bis zum Tränenausbruch meinerseits. Jeder Satz ist gut überlegt, klar, verständlich und berührt die Gefühlswelt unglaublich. Atmosphärisch sehr dicht und objektiv werden die Ängste und Nöte der Bevölkerung beider Länder während des grausamen Krieges und der deutschen Besatzungszeit in Paris dargestellt. Historisch verbürgte Ereignisse , Personen werden in dieser fiktiven Geschichte eng zusammengeführt und wirken sehr wahrhaftig. Die Brutalität der Nazizeit wird entlarvt, sowie die Verlogenheit der Diplomatie.  Alle Protagonisten bestechen durch unterschiedliche, sympathische Charaktere und die beiden Liebesgeschichten aus Vergangenheit und Gegenwart ähneln, binden den Leser an sich.  Das Schicksal der historisch verbürgten jüdischen Personen Sigmund Hetzel und Selma Ruben aus Stuttgart macht betroffen und traurig . Ich finde es sehr gut, dass die Autorin sie erwähnt und in den  Roman gegen das Vergessen eingebunden hat!  


Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne für dieses grossartige Buch. Absolut lesenswert!

Danke an die Autorin und den Diana Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars! 

Diese Rezension wird zusätzlich  auf Monerls Seite erwähnt!