Sonntag, 31. Oktober 2021

*Das Dorf und der Tod* von Christiane Tramitz - erschienen im Ludwig Verlag

 

*Werbung unbezahlt*

ORIGINALAUSGABE

Paperback , Klappenbroschur, 288 Seiten, 13,5 x 20,6 cm

ISBN: 978-3-453-28124-0

Erschienen am  13. September 2021

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Inhalt/Klappentext: Eine furchtbare Entscheidung, die hundert Jahre zurückliegt. Eine ausgelöschte Familie. Und ein Dorf, das bis heute schweigt.

1995, ein idyllisches Dorf in Oberbayern. Kurz vor Weihnachten geschieht dort ein bestialischer Mehrfachmord. Drei Menschen sterben, der Täter begeht Suizid, die Polizei kommt zu dem Schluss, dass „Hass“ das Mordmotiv gewesen ist, und stellt die Ermittlungen ein. Doch woher kommt dieser unbändige Hass? 

Christiane Tramitz, selbst in diesem Ort aufgewachsen, macht sich auf die Suche und stößt auf furchtbare Ereignisse, die über hundert Jahre zurückliegen: Alles begann mit einer jungen Frau, einer unglücklichen Liebe und einer tragischen Entscheidung, die sich über zwei Generationen hinweg auswirkte und in die ebenso grauenhafte wie verzweifelte Tat mündete. Basierend auf dieser wahren Geschichte und ihren eigenen Recherchen hat die Bestsellerautorin einen True-Crime-Roman geschrieben, der den alten Fall neu aufrollt – abgründig, erschütternd und packend.

Christiane Tramitz wuchs in Oberbayern in einem kleinen Dorf auf, zeitweise auch in den rauen Ötztaler Alpen. Zudem sammelte sie während ihrer Berliner Zeit ausreichend Großstadterfahrung. Ihre Leidenschaft gilt dem Reisen, den Menschen und, seit über 30 Jahren, dem Schreiben. Nachdem die promovierte Verhaltensforscherin zahlreiche Sachbücher über menschliches Verhalten verfasst hatte, wandte sie sich vermehrt dem Genre True Crime bzw. Tatsachenroman zu. Neben den Erfolgstiteln »Irren ist männlich« und »Unter Glatzen« verfasste sie auch den Spiegelbestseller »Harte Tage, gute Jahre«. Für ihre Veröffentlichung über Straßenkinder erhielt sie den Karl-Buchrucker-Förderpreis. Die Autorin hat zwei Kinder und lebt in Oberbayern.

Mein Leseeindruck:  Auch hinter der scheinbar heilen Idylle eines Dorfes, in einer wunderbaren Landschaft, lauern oft die Grausamkeit , das Verbrechen, die Unmenschlichkeit! So geschehen nach einer wahren Begebenheit. Intelligent und offen aufgegriffen von der Autorin Christiane Tramitz.  Der Lesesog ist magisch und fesselnd, da ihr Schreibstil ein wenig der bayrischen Mundart angeglichen ist. Aber doch lesbar, packend und verständlich für jede*n Leser*in. 

Sie beschreibt die Atmosphäre eines  kleinen, hübschen Dorfes in Oberbayern sowie die Beziehungen  seiner Bewohner zueinander während eines Zeitraums von ca. einhundert Jahren. Neben den Genres Kriminalroman, Heimatroman hat sie damit auch ein Stück Zeitgeschichte des 20. Jahrhundert aufgeblättert. Die Armut nach dem 1. Weltkrieg,  der aufkommende Faschismus in der NS - Zeit unter den *kleinen Leuten* im dörflichen Leben  bekommen einen wichtigen Raum im Buch. Und doch geht sie in ihrem Roman zu Beginn sehr auf die  Liebes - Beziehungen der Protagonisten Vroni Zinsmayer und des Lenz Binder ein. Mit ihrer unglücklichen Liebe zueinander beginnen alle  Beziehungs-Verwicklungen und die darauf folgenden unglücklichen Ereignisse im Dorf. Die Zeiten ändern sich im Verlauf des Buches. Nur die Charaktere der Menschen nicht. Sie werden mit ihren negativen und positiven Eigenschaften im Roman der jeweiligen Zeitströmung angepasst. Psychologisch scharf und genau von der Autorin gezeichnet.  


 Alois Trachsler, der alte Kräutermann  beobachtet und sinniert darüber, spielt eine unheimliche Rolle im Dorf, wird von allen bewundert, akzeptiert und doch für verrückt gehalten. Sein plötzliches Verschwinden in der NS-Zeit klagt offen an. 

Mich hat dieses Buch beeindruckt, da es das Grauen und die Unmenschlichkeit unter der heilen Oberfläche des Lebens anprangert. Nicht nur auf dem Dorf. Offen einsehbar, für jeden aufmerksamen  Leser*in fassbar und erschütternd. 

Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne für diesen True Crime Roman.

Herzlichen Dank an die Autorin und den Verlag für das Rezensionsexemplar!


Donnerstag, 28. Oktober 2021

*Wunderbares Wintergemüse* von Uschi Korda & Erwin Werlberger - erschienen im Servus Verlag

 

*Werbung, unbezahlt*

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Herausgeber ‏ : ‎ Servus; 1. Edition (19. Oktober 2021)

Sprache ‏ : ‎ Deutsch

Broschiert ‏ : ‎ 240 Seiten

ISBN-10 ‏ : ‎ 3710402905

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3710402906

Abmessungen ‏ : ‎ 21.9 x 2.5 x 26.7 cm

Inhalt/Klappentext: Ins Rampenlicht mit Kraut und Rüben: Kreative Rezepte mit Gemüse


Ob Grünkohl, Rote Rüben oder Sellerie: Viele heimische Gemüsesorten stecken voller gesunder Inhaltsstoffe und stehen auch im Winter aus regionalem Anbau in hoher Qualität zur Verfügung. Dennoch wird Wintergemüse in der Küche oft stiefmütterlich behandelt. Dieses Kochbuch zeigt: Karotte, Kraut und Kohl können so viel mehr sein als eine langweilige Sättigungsbeilage!

Neben klassischer Hausmannskost wie Stöckelkraut und Kürbisgulasch finden Sie hier zahlreiche Rezeptideen, die Sie überraschen werden: Lassen Sie sich Rotkrautsoufflé mit Schokosauce auf der Zunge zergehen und verwöhnen Sie Gäste mit leckerem Schwarzwurzel-Curry!

- Wärmend, herzhaft, unwiderstehlich: Gemüse-Rezepte für die kalte Jahreszeit

Uschi Korda ist eine der renommiertesten Kochbuch Autorinnen Österreichs. Die gebürtige Wienerin lebt ihre gastrosophische Kompetenz landauf, landab bei der Suche nach unseren kulinarischen Wurzeln aus.

Erwin Werlberger, heute ein Starkoch, wurde mit der Liebe zum Kochen groß: Aufgewachsen auf einem Bauernhof, der Gäste beherbergte und Vollpension anbot, konnte er seiner Großmutter und Mutter, die auch Kochen unterrichtete, bereits sehr früh in der Küche über die Schulter schauen. Die Lehrzeit absolvierte er beim Stanglwirt in Going am Wilden Kaiser, dann begann seine abwechslungsreiche Ausbildungszeit in diversen Spitzenhäusern: Hotel Mirabeau in Zermatt, Hotel Bareiss in Baiersbronn, Restaurant Tantris in München, Gasthaus Gramshammer in Vail/Colorado, Schloss Fuschl in Hof bei Salzburg, Ikarus in Salzburg und seit 2005 im Gasthaus Winterstellgut in Annaberg im Salzburger Land.

Erwin Werlberger hat für seine Kreativität in der Küche zahlreiche Auszeichnungen überreicht bekommen, darunter 2013 die Trophée Gourmet A la Carte für die „Beste österreichische Küche“.


Mein Leseeindruck:  Viele Jahrhunderte, ja gar Jahrtausende haben unsere Vorfahren die kalte und unwirtliche Jahreszeit mit Wintergemüse und/oder Vorratshaltung überlebt. Bisher habe ich nur mit den  gängigen Wintergemüsen wie Rotkohl , Weisskohl, Wirsingkohl gekocht und ähnlich sehr bekannte Rezepte und Gemüse benutzt. Manchmal kehrte etwas Langeweile in meine Küche während der Wintermonate ein, da meine Kocherfahrungen und Gerichte immer ähnlich ausfielen.  Damit ist es nun endgültig vorbei!  Bei der Durchsicht dieses Kochbuches, ausgestattet mit wunderschönen Bildern und Wintereinstimmungen, habe ich tolle neue Ein-und Durchblicke gewonnen. Chicorée, Karotte, Grünkohl, Rotkraut, Pastinake, Schwarzwurzel, Rote Rübe, Chinakohl, Weißkraut, Kürbis, Sellerie, Topinambur, Kohlsprossen, Radicchio, Petersilienwurzel und  Wirsing bekommen in diesem Kochbuch einen wunderbaren Auftritt! 

Die beiden Autoren teilen ihr jahrzehntelanges  Know-How und  vor allem neue Koch Kreationen mit den Leser*innen. Sechzehn Gemüsesorten werden in ansprechenden Bildern vorgestellt, ihre Herkunft erklärt und es wird von ihrer Tauglichkeit aus einer neuen und kreativen Winterküche berichtet.  Über den Anbau im eigenen Garten und die Konservierung  für die Vorratshaltung wird ebenso klar und deutlich erzählt.  Es sind alles Gemüsesorten die in unserem Klima regional angebaut werden können. Gute, verständliche  Anleitungen, sowie praktische Tipps vervollständigen diesen angenehmen  und begeisternden Eindruck. 

Besonders beeindruckend fand ich dass aus allen Gemüsesorten auch ein süsser Nachtisch bereitet werden kann wie zum Beispiel Kübiskernparfait mit Topfencreme oder ein Rotkrautsoufflé mit Schokosauce. Die Aufzählung aller Möglichkeiten für einen gesunden und schmackhaften Nachtisch sind sehr anregend für den Gaumen und es wird sicher  einige Zeit dauern alles nachzukochen und/oder auszuprobieren. 

Und nun zur Vorratshaltung! Ein Wirsingaufstrich oder Schwarzwurzelchips waren mir bisher unbekannt und warten nun  wie viele andere Köstlichkeiten auf ihre Zubereitung. Hier ein Rezept zum Ausprobieren, im Buch auf Seite 220 zu finden: 

Grünkohlpesto:

200 g Grünkohl

150 g Pinienkerne, geröstet

150 g Parmesan, fein gerieben

50 g halbgetrocknete Paradeiser (Tomaten)

300 ml Olivenöl 

Saft von 1/2 Limette

1 Msp. schwarzer Pfeffer

ZUBEREITUNG: Grünkohl putzen und klein schneiden. In Salzwasser blanchieren,  in Eiswasser abschrecken, damit er die Farbe behält. Abseihen, das Wasser auspressen und trockentupfen. Grünkohl mit den restlichen Zutaten in der Küchenmaschine mixen und abschmecken. In saubere Gläser füllen und sterilisieren oder portionsweise in Gefrierbeutel füllen und einfrieren. Gläser halten im Kühlschrank verschlossen 6 Monate. Passt für Nudelgerichte und in Salaten. 

Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne für dieses aussergewöhnlich und besondere Kochbuch für die Wintermonate! 

Herzlichen Dank an die Autor*innen  und den Servus Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplar! Es wird einen Ehrenplatz in meinem Kochbuchregal  bekommen. 



Donnerstag, 21. Oktober 2021

*Die kleine Schule der großen Hoffnung* von Naomi Fontaine - erschienen im C.Bertelsmann Verlag

Der Roman zum Buchmessengastland Kanada 2021


 

*Werbung, unbezahlt*

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Aus dem Französischen von Sonja Finck

Originaltitel: Manikanetish

Originalverlag: Mémoir d'encrier, Montreal 20217

Hardcover mit Schutzumschlag, 144 Seiten, 12,5 x 20,0 cm

ISBN: 978-3-570-10382-1

Erschienen am  04. Oktober 2021

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Inhalt /Klappentext: Yammie lässt das Stadtleben und ihren Freund Nicolas hinter sich, um im First-Nation-Reservat Uashat als Lehrerin zu arbeiten. Ist sie noch eine Innu, wie die indigene Bevölkerung im Norden des Staates Québec genannt wird, oder ist sie durch Erziehung und Studium der französischen Sprache schon „zu weiß“ geworden? Kann sie als junge Lehrerin den Heranwachsenden, deren Zukunft von Alkohol und Depressionen überschattet ist, Perspektiven bieten? Nach einem ereignisreichen Jahr sind die Schüler Yammie ans Herz gewachsen. Und sie erkennt, dass nicht nur die Jugendlichen gereift sind, sondern dass auch sie sehr viel von ihnen gelernt hat. Gefühlvoll und authentisch – dieser Roman erzählt vom Leben der kanadischen Ureinwohner, von ihren Sorgen, Ängsten, Sehnsüchten und Hoffnungen. Der C. Bertelsmann Verlag dankt dem Canada Council for the Arts für die Förderung der Übersetzung. We acknowledge the support of the Canada Council for the Arts. Nous remercions le Conseil des arts du Canada de son soutien.

Naomi Fontaine, geboren 1987 in Uashat, ist die bekannteste indigene frankokanadische Schriftstellerin der Gegenwart und eine der wenigen First-Nation-Autorinnen und Autoren, die auf Französisch schreiben. Als Kind verließ sie mit ihrer Mutter das Reservat, um in Québec-Stadt zu leben, wo sie Pädagogik studierte. Ihr Debüt »Kuessipan« erschien 2011 und wurde preisgekrönt und verfilmt. »Die kleine Schule der großen Hoffnung«, ihr zweiter Roman, stand 2018 auf der Shortlist des renommiertesten kanadischen Literaturpreises, des Governor General's Award und war auch in Frankreich ein großer Erfolg. Das Buch wird derzeit als Fernsehserie verfilmt.

Mein Leseeindruck: Einhundertundvierzig Seiten die das Herz berühren und einen prägenden Eindruck über das heutige seelische Befinden jugendlicher Innu,  einer indigenen Bevölkerungsgruppe Kanadas vermitteln. Die Wurzeln der Autorin  Naomi Fontaine reichen tief in  die Vergangenheit dieser Bevölkerungsgruppe hinein und doch hat sie sich durch ihre Erziehung in einer Grossstadt unter sogenannten *Weißen* sehr weit vom Denken und Handeln  ihrer Angehörigen entfernt. 

Yammie, die junge Lehrerin muss selber wieder lernen mit ihren jungen Schülern des Reservates in einen neuen Dialog zu treten. Und es gelingt ihr.  Die Autorin bringt sehr viele, wohl auch biografische Erfahrungen, in ihre kurzen, knapp und doch einprägenden Kapitel hinein. Der Roman lässt sich sehr gut lesen und auch verstehen. Er gibt einen klaren Überblick über die heutigen Probleme, Sehnsüchte und Wünsche der jungen First-Nation-Generation, die durch Alkohol und Drogen stark gefährdet ist.  

Eine schriftliche Kultur der Innu ist und war nie vorhanden - alles wurde jahrhundertelang  mündlich vermittelt. Doch durch die harschen Erziehungsmethoden der staatlichen Behörden in der Neuzeit wurde den Kindern oft von klein auf verboten zum Beispiel in ihrer Muttersprache zu reden. Sie wurden ihren Familien entfremdet, mussten Internate und Schulen weit entfernt von ihrer gewohnten Umgebung besuchen. Ihnen wurde kurzerhand die Kultur der Frankokanadier übergestülpt. Doch die Suche dieser Bevölkerungsgruppe nach ihren Wurzeln ist nicht verloren gegangen - ich hoffe sie werden sich ihren Weg in unserer Welt erkämpfen und ihre alten Werte und Lebensansichten wiederfinden. Dieses Buch macht Hoffnung!

Meine Bewertung: Fünf ***** Sterne!

Danke für die Zusendung des Rezensionsexemplars!




Dienstag, 19. Oktober 2021

*Umwege des Lebens* von Jodi Picoult - erschienen im C.Bertelsmann Verlag

 

*Werbung unbezahlt*

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Aus dem Englischen von Elfriede Peschel

Originaltitel: The Book of Two Ways

Originalverlag: Ballantine Books, New York 2020

Hardcover mit Schutzumschlag, 544 Seiten, 13,5 x 21,5 cm, 18 s/w Abbildungen

ISBN: 978-3-570-10415-6

Erschienen am  30. August 2021

Inhalt/Klappentext: Dawn Edelstein hatte sich einst bei Ausgrabungen in Ägypten in einen Kollegen verliebt, mit dem sie alte Grabtexte entschlüsselte. Bis ein Telefonanruf ihr Leben komplett umkrempelte. Fünfzehn Jahre später ist Dawn verheiratet, hat eine Tochter im Teenager-Alter und arbeitet in Boston als Sterbebegleiterin. Als sie einen Flugzeugabsturz überlebt, drängt sich ihr die Frage auf, ob das gute Leben, das sie hat, noch viel besser hätte sein können. Auf der Suche nach der Antwort kehrt sie nach Ägypten zu dem Mann zurück, den sie einst leidenschaftlich liebte. 


»Umwege des Lebens«, der beeindruckende neue Roman von US-Bestsellerautorin Jodi Picoult, setzt sich mit den großen Fragen auseinander, die uns in der Lebensmitte beschäftigen: Was ist uns wichtig, mit wem wollen wir leben und wie sterben? Und ist es möglich – und akzeptabel, Entscheidungen zu revidieren und einen anderen Weg einzuschlagen?

Jodi Picoult, geboren 1966 in New York, studierte in Princeton und Harvard. Seit 1992 schrieb sie mehr als zwanzig Romane, von denen viele auf Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste standen. Die Autorin versteht es meisterhaft, über ernste Themen unterhaltend zu schreiben. Sie wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, wie etwa 2003 mit dem renommierten New England Book Award. Picoult lebt mit ihrem Mann in Hanover, New Hampshire.

Mein Leseeindruck: Ich habe sehr viele Romane der bekannten Bestseller Autorin gelesen und war immer begeistert von ihren Themen, die meist von ernsten und das Herz berührenden Themen handelten. Oft ging es auch um Prozesse, in den Familien verwickelt waren , die um *Gerechtigkeit* zu bekommen,  einen beeindruckenden Kampf führten.  Der Schreibstil war immer flüssig und angenehm  zu lesen , gut zu verstehen, logisch aufgebaut. Sie hat sozusagen zum Leser eine enge Verbindung aufgebaut, fast mit ihm geplaudert. 

Doch dieser neue Roman ist völlig anders geschrieben. Sie springt oft in Gegenwart und Vergangenheit der Hauptprotagonistin Dawn unvermittelt und überraschend hin und her , sorgt dadurch für leichte Verwirrungen, macht natürlich auch den Leser*in neugierig auf den Lebensverlauf von Dawn Edelstein.  In den ersten siebzig Seiten hatte ich das Gefühl einer wissenschaftlichen Vorlesung über Ägyptologie beizuwohnen. Diese Art des Schreibens gewann im Verlauf des Buches immer wieder die Oberhand.   Interessantes wissenschaftliches Wissen wurde vermittelt, aber sicher wird ein grosser Teil der Leser*innen den Roman irgendwann enttäuscht zur Seite legen. Viele Zeichnungen von Hieroglyphen und Abbildungen aus jahrtausendealten Gräbern dieser untergegangen Kultur vervollständigen diesen prägenden Eindruck. Die Beschäftigung der jungen Wissenschaftlerin  mit dem Tod und vielen Ritualen dieser alten Kultur gewannen einfach zu viel Platz im Buch.  Da der Ehemann Brian ein begeisterter Quantenphysiker von Beruf ist, folgten Vorstellungen und wissenschaftliche Erklärungen auch über diesen komplizierten Wissenschaftszweig der Physik.  

Auch die Bindung der Leser*innen zu den Protagonisten*innen Dawn, ihrem Ehemann Brian, der Tochter Meret und dem ehemaligen Kollegen Wyatt hatten für mich nicht die gewohnte Anziehungskraft und Faszination, die sie sonst so gekonnt vermittelt hat. Das Liebesleben mit Wyatt in Ägypten  und Dawn's Erzählen über ihre nachfolgende Ehe mit Brian hatten etwas Leidenschaftsloses mit blassen Emotionen. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin die Erinnerung an die Vergangenheit der Jugend aufgefrischt hat - immer in egoistischer Sichtweise und Hoffnung auf den eigenenVorteil und/oder das sogenannte *Glück* im mittleren Lebensalter.    

Interessant erschienen mir allerdings  die Beschreibungen der beruflichen Erfahrungen von Dawn als Sterbebegleiterin. 

Meine Bewertung : Das Buch ist unter einigen Vorbehalten lesenswert und ich möchte es mit vier **** Sternen bewerten. 

Herzlichen Dank für die Zusendung des gebundenen Leseexemplars!


     



Donnerstag, 14. Oktober 2021

*Alles wird gut* von Nina Lykke - erschienen im btb Verlag

 

*Werbung, unbezahlt *

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Aus dem Norwegischen von Sylvia Kall, Ina Kronenberger

Originaltitel: Full spredning

Originalverlag: Forlaget

Hardcover mit Schutzumschlag, 352 Seiten, 12,5 x 20,0 cm

ISBN: 978-3-442-75934-7

Erschienen am  16. August 2021

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Inhalt/Klappentext: Wie konnte es so weit kommen? Elin – Mitte 50, Allgemeinärztin seit 20 Jahren und genauso lange verheiratet mit Aksel – ist kurzerhand in ihre Praxis gezogen. Während Aksel jede freie Minute mit Skilanglauf verbringt, schickt Elin eines Abends schon leicht angeschickert eine Nachricht an ihren Jugendfreund Bjørn – der antwortet prompt. Elin fühlt sich das erste Mal seit Langem wieder richtig lebendig. Aus Alltagsresignation wird erwartungsvolle Aufbruchsstimmung. Doch eine langjährige Ehe und das gutsituierte Leben im Reihenhaus lassen sich nicht so leicht abschütteln. Das ist die Ausgangssituation des vielfach ausgezeichneten Romans, der mit entlarvender Ehrlichkeit das Beziehungsleben der modernen Großstädter in mittleren Jahren unter die Lupe nimmt.

Nina Lykke, geboren 1965 in Trondheim, Norwegen wuchs in Oslo auf. Sie studierte Grafik in Kopenhagen, arbeitete als Grafikdesignerin und war von 1997 bis 2003 Redaktionsmitglied der feministischen Zeitschrift »Utflukt«. Ihren Durchbruch als Schriftstellerin hatte Lykke mit ihrem Roman »Aufruhr in mittleren Jahren«, der in Norwegen eines der am meisten besprochenen Bücher des Jahres war.

Mein Leseeindruck: *Alles wird gut* , dieser schöne Titel - der auch eine beliebte Redensart ist, sowie das hübsche Blumencover des Buches hatten mich zum Lesen angeregt und ich hoffte auf einen packenden Wohlfühl Roman mit einem guten, das Gemüt beruhigendem Ende. Leider kam alles ganz anders und völlig unerwartet bei dieser Lektüre. 

Elin, Aksel und Bjørn waren für mich Protagonisten , denen ich im Verlauf des Buches nicht meine ganze positive Aufmerksamkeit und Sympathie schenken konnte. Elin, die von der Autorin in den Mittelpunkt der Geschichte gerückt wurde entwickelte sich von Seite zu Seite immer mehr zu einer NO-GO Person. Zu Beginn der Geschichte als etwas überforderte Allgmeinärztin dargestellt, verwandelte sie sich immer mehr in eine boshafte, unfreundliche, gar feindselige Person, die mit ihren Patienten keinen objektiven Umgang wahren konnte. Als eine seit Jahrzehnten gestandene Ärztin hatte ich eigentlich ein anderes Verhalten von ihr erwartet. Statt dessen wurde sie von persönlichen Süchten wie Alkohol Exzessen und einer aufgewärmten Beziehung aus Jugendjahren gebeutelt. Dass sie sich in ihren inneren Monologen nur noch dem Skelett in ihrem Behandlungszimmer öffnen konnte, keine realen Freunde hatte, erschien mir merkwürdig und bedauernswert. Auch Ehemann Aksel und der alte Jugendfreund Bjørn waren keine Ansprechpartner um sie aus ihrer Patientenmüdigkeit herauszuholen. Ihre Affäre mit Bjørn, in die sie aus Versehen hineingerutscht war, quälte sie. Ihr Telefon und ihr Sozial Media Verhalten samt unmässigem SMS-Verkehr mit dem neuen Liebhaber liebte und hasste sie zu gleich. Sie war für mich keine Protagonistin, mit der ich mich als Leser*in  identifizieren konnte, sondern eine bedauernswerte und zerrissene Person. Sicher war diese Charakterdarstellung von der Autorin beabsichtigt, leider hat sie mich persönlich damit nicht begeistert. Das Buch und Thema wurden für mich sehr schwer nachvollziehbar und nicht fassbar. 

Ihr Schreibstil war flüssig, gut zu lesen und verständlich, hat aber in meinen Augen nicht so gut die Wirklichkeit gespiegelt. Er war in einer schlaksigen Ausdrucksweise verfasst, die ich eher einem Teenie Roman zuordnen würde. Ob dieser Roman tatsächlich eine ehrliche Darstellung des Beziehungslebens der Großstädter im mittleren Lebensabschnitt aufzeigt, vermag ich schwer zu beurteilen und bezweifle das ein wenig.  

Meine Lesebewertung: Drei *** Sterne !  

Vielen Dank für die Zusendung des Rezensionsexemplar!    

Dienstag, 5. Oktober 2021

*Wenn ich wiederkomme* von Marco Balzano - erschienen im Diogenes Verlag

 

*Werbung, unbezahlt*

Hardcover Leinen

320 Seiten 

erschienen am 29. September 2021 


Inhalt / Klappentext: Sie lassen die eigene Familie zurück, um sich um fremde Menschen zu kümmern – die Frauen aus Osteuropa. Daniela ist eine von ihnen. Sie arbeitet in Mailand, rund um die Uhr, ist zuverlässig und liebevoll als Pflegerin und als Kinderfrau. Doch je mehr sie fremden Familien hilft, desto heftiger vermisst sie die eigenen Kinder. Als ihrem heranwachsenden Sohn etwas zustößt, muss sie eine Entscheidung treffen.

Marco Balzano, geboren 1978 in Mailand, ist zurzeit einer der erfolgreichsten italienischen Autoren. Er schreibt, seit er denken kann: Gedichte und Essays, Erzählungen und Romane. Neben dem Schreiben arbeitet er als Lehrer für Literatur an einem Mailänder Gymnasium. Mit seinem Roman ›Das Leben wartet nicht‹ gewann er den Premio Campiello, mit ›Ich bleibe hier‹ war er nominiert für den Premio Strega. Er lebt mit seiner Familie in Mailand.

Auszeichnungen
 ›Prix Méditerranée étranger‹ für Je reste ici (Resto qui), 2019
 ›Premio Bagutta‹ für Resto qui, 2019
 2. Platz des ›Premio Strega‹ für Resto qui, 2018
 Je reste ici (Resto qui) in Frankreich auf der Shortlist des ›Prix Femina‹, 2018
 Je reste ici (Resto qui) in Frankreich auf der Shortlist des ›Prix du roman FNAC‹, 2018
 ›Premio Asti d’Appello‹ für Resto qui, 2018
 ›

Mein Leseeindruck: Habt ihr schon einmal von dem Begriff  *Italienkrankheit* gehört?

Nach der Lektüre oben genannten Buches vom Bestsellerautor Marco Balzano hat sich dieser Ausdruck in meinem Kopf festgesetzt und ich versuche ihn zu erklären. Der Autor schreibt in seinem Buch über Menschen aus Osteuropa,  die aus finanziellen Zwängen ihre Heimat verlassen, um ihre Familie durchzubringen. Hier ist es die Familie Matei aus einem kleinen Ort in Rumänien. Die Mutter Daniela, liebevoll  von den Kindern Angelica und Manuel Moma genannt , verlässt die Familie um in Italien als Pflegende von alten Menschen , Kranken und/oder Familien mit Kindern, Geld zu verdienen. Sie macht es heimlich, um der eigenen Familie den Abschiedschmerz zu ersparen. Doch was sie mit ihrer oft jahrelangen Abwesenheit und schleichenden Entwurzelung der eigenen Familie antut, beschreibt der Autor in dramatischen Worten und den folgenden Geschehnissen jedes einzeln Familienmitgliedes.  Daniela leidet wie viele ihrer rumänischen Freundinnen während ihrer Abwesenheit unter Depressionen, Burn Out und Schuldgefühlen. Die eigene Familie leidet ebenso - sie können alle kaum noch aufeinander eingehen. Doch was passiert wenn eigene Kinder die Mutter dringender brauchen als je zuvor? Sei es durch einen Unfall oder/und durch eine Krankheit verursacht? 

Der Schreibstil ist sehr gut zu lesen, übt einen fesselnden emotionalen  Sog auf den Leser*in aus und öffnet die Augen zusätzlich auch für das Leid der zu pflegenden alten Bevölkerung und Familien der reichen Länder in Westeuropa, die es nicht schaffen für ihre eigenen Angehörigen zu sorgen. Das Buch zeigt auch scharf die Unterschiede in den Familienstrukturen zwischen Ost - und Westeuropa auf. 
 
Manuel, Angelica und Daniela erzählen jeweils in der Ich-Form in drei Teilen von ihrem Empfinden, ihren Wünschen, Hoffnungen, Verletzungen und Wunden, die dem jahrelangen , zeitlichem Auseinander Reißen der Familie geschuldet sind. Sie leben sich auseinander, haben sich trotz täglicher Videotelefonie nicht mehr viel zu sagen. Es fehlt das reale Zusammenleben und auch die Ehrlichkeit zueinander. Die Mutter versucht ihre Abwesenheit mit vielen zusätzlichen Geschenken zu verschleiern, erzählt gleichzeitig nicht, dass sie auf viele Annehmlichkeiten eines normalen Lebens verzichtet, um dieses ihren Kindern zu ermöglichen. Der Vater Filip verlässt ebenso die Familie um als Kraftfahrer im Ausland Geld zu verdienen. Die Jugendlichen sind auf sich allein gestellt. Ihr Freundeskreis verkleinert sich, das Dorf wird durch den immensen Wegzug der Bewohner nach Westeuropa entvölkert.  Nur die alten eigenen Grosseltern bieten noch Halt und Trost im Dorf.......

Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne für diesen hervorragenden Roman!

Vielen Dank an den Autor und den Verlag für die Zusendung des im typischen Diogenes Stil gestaltete Cover zugesandte Rezensionsexemplar. 



Samstag, 2. Oktober 2021

*Was Bleibt Wenn Wir Sterben * von Louise Brown - erschienen im Diogenes Verlag

 

*Werbung, unbezahlt*

Hardcover Leinen

256 Seiten 

erschienen am 29. September 2021 

Verlagslink

Inhalt/Klappentext: Nach dem Tod ihrer Eltern versucht die Journalistin Louise Brown der Endlichkeit des Lebens etwas Sinnstiftendes abzugewinnen. Sie wird Trauerrednerin und Zeugin dessen, was von uns bleibt. Dies verändert nicht nur ihre Einstellung zum Tod, sondern auch ihre Haltung zum Leben. Louise Brown schenkt uns unvergessliche Bilder, die daran erinnern, was uns als Menschen ausmacht. Ein tröstendes und befreiendes Buch, das Mut macht, das Leben auf die Dinge auszurichten, die von Bedeutung sind.

Louise Brown, geboren 1975 in London, zog als Jugendliche mit ihrer Familie ins norddeutsche Ostholstein. Sie studierte Politikwissenschaft in Nordengland, Kiel und Berlin. Sie ist Journalistin und seit einigen Jahren auch als Trauerrednerin in Hamburg tätig. Dort moderierte sie auch das erste ›Death Café‹. In ihrem Podcast ›Meine perfekte Beerdigung‹ spricht sie mit Menschen darüber, wie sie einmal verabschiedet werden wollen. Louise Brown lebt mit ihrem Partner, zwei Kindern und Hund in Hamburg.


Mein Leseeindruck: Ein Buch über Tod und Sterben im Titel. Mancher Leser*in klickt nun sofort weiter, um dieses Tabu Thema gar nicht erst in seinen Gedankenfluss einzulassen. Für mich war es eines der spannendsten, wärmsten und ehrlichsten Bücher des Jahres, ein echtes Highlight und Geschenk. 

Zitat auf Seite 223 von den Autoren Tiziano Terzani und Folco Terzani, entnommen aus dem Buch *Das Ende ist mein Anfang: Ein Vater, ein Sohn und die grosse Reise des Lebens* . Übersetzt aus dem Italienischen von Christiane Rhein. Deutsche Verlags-Anstalt München 2017, S. 15.

"Wenn wir anfangen würden zu graben, fänden wir überall zu Staub zerfallene Knochen, die Überreste des Lebens.Kannst du dir vorstellen, wie viele Abermilliarden von Lebewesen auf dieser Erde gestorben sind? Die sind alle da! (...)Dieser immense Friedhof aber, die Erde, ist wunderschön! Mit all den Blumen, die darauf wachsen, mit all den Ameisen und Elefanten, die darüberlaufen. Er ist die Natur!"

Die Autorin , eine Trauerrednerin und Journalistin hat mit berührender Sanftheit und einem emphatischen Schreibstil über ihre Arbeit , sowie über ihre eigenen Erfahrungen mit dem kurz hintereinander folgendem Tod beider Elternteile berichtet. Sie hat ihren Erfahrungsbericht in drei Teile aufgelistet: 

1. Teil Konfrontation mit dem Tod

2. Teil Leben mit der Trauer

3.Teil Die Endlichkeit annehmen

Dieses Buch hat mich zum Nachdenken gebracht. Was werden meine Anghörigen nach meinem Ableben über mich berichten und was wissen sie wirklich von mir? Wissen sie eine Wahrheit , die nur meine sein kann? Wahrscheinlich nicht, aber sie werden sich an viele kleine Begebenheiten und Anekdoten aus unserem gemeinsamen  (Er)Leben erinnern, sich hoffentlich an fröhliche und unbeschwerte Stunden erinnern. Aber sicher durch Trauerrede und Beisetzung auch die eigene Vergänglichkeit, dunkle Stunden der Verzweiflung und negative Gedanken im gemeinsamen (Er)Leben vor Augen haben. 

Diese Aussage hat die Autorin in den Mittelpunkt ihres Buches gestellt - auch mit einer Aussage, die sicher stimmt. 

*Der Tod kennt keine Gerechtigkeit*

Und doch hat mich diese Lektüre beruhigt und befreit, mir Mut gemacht über das Thema Tod und Sterben mit vielen Menschen zu reden. Vor allen mit den mir Nahestehenden. Seien es Freunde und/oder die Familie. Nichts bringt Menschen so zueinander wie dieses Thema. Diese Erfahrung hat Louise Brown auch durch den Besuch sogenannter * Death Cafés * gemacht, in denen bei Tee, süssem Kuchen und Kaffee zum Gespräch mit anderen, fremden Menschen ermutigt wird. Eine gute Idee , die sicher viel Zuspruch in grösseren und vielleicht auch kleineren Orten bekommen wird. 


Das Buch schenkt dem Leser ruhige und philosophische Lesezeiten , einen flüssigen und warmherzigen Schreibstil, erzählt Fragmente aus den Trauerreden der Autorin, regt zum Nachdenken über ein ganz natürliches Thema an, welches uns alle irgendwann einmal intensiv beschäftigen wird. 

Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne für diese emotional packende Lektüre! 

Vielen Dank an die Autorin und den Diogenes Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplar!