Montag, 30. Oktober 2023

*Schwestern wie Ebbe und Flut* von Thesche Wulff - erschienen im Droemer Verlag

 

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INHALT/KLAPPENTEXT: 

Mira kehrt nach langer Zeit auf ihre Herzensinsel Amrum zurück. Hier lebte ihr geliebter Patenonkel Ocko, der ihr früher beim gemeinsamen Treibgutsammeln tausende Geschichten zu ihren Fundstücken erzählte. Doch nun ist Ocko tot, und Miras Schwester drängt sie, sein altes Kapitänshaus abreißen zu lassen. Als ein Sturm die Insel heimsucht und auch Ockos Haus zerstört, fällt Mira ein ganz besonderes Stück Treibgut in die Hände. Es erinnert sie an eine von Ockos Geschichten, in der sie selbst eine besondere Rolle spielte. Und plötzlich muss sich Mira fragen, ob diese Geschichte mehr war als nur Seemannsgarn. Hatte sie nicht vielmehr mit ihrem eigenen Leben zu tun?

Die Autorin:
Thesche Wulff ist das Pseudonym einer Autorin, die schon mehrere Kriminalromane veröffentlicht und Drehbücher geschrieben hat. Sie wurde 1962 geboren und liebt den Wind und die endlose Weite des Nordens. Sie lebt mit ihrem Mann dort, wo das Meer so manche Geschichte an den Strand spült.

Mein Leseeindruck: Die Hamburgerin Mira hat viel Zeit als  Kind auf der Insel Amrum verbracht und dort stundenlang mit dem geliebten  Onkel Ocko den Flutsaum am Meer nach Treibgut abgesucht und dabei seinen spannenden Geschichten über die gefundenen Dinge gelauscht. Ihre Schwester Anke und die Eltern waren auch beim Inselleben dabei, spielten aber in den Ferien eine untergeordnete Rolle für Mira. Ihr Onkel Ocko, der in einem alten Kapitänshaus gelebt hat, war ihr strahlender Urlaubsmittelpunkt. Als Ocko stirbt erbt Mira das alte Kapitänshaus und besucht öfter ihre Schwester Anke auf Amrum, die ihren Lebensmittelpunkt als Ferienwohnungsvermieterin mit ihrem Mann Niels und vier Kindern auf der Nordseeinsel gefunden hat. 

Ich habe sehr lange gebraucht um in den Schreibstil und die Gedankenwelt der Autorin eintauchen zu können.  Sie schreibt mir zu langatmig , umständlich, hält sich an unwichtigen Kleinigkeiten ewig lange fest. Sie entwickelt drei Erzählstränge, die man sehr lange nicht in einen Zusammenhang bringen kann und es ermüdet stark beim Verfolgen. Da ist Mira, die sich in ihrer Familie fehl am Platz fühlt und zudem eine ungute Beziehung zu ihrer jüngeren Schwester Anke führt. Der Erzählstrang mit Josefine spielt im Nachkriegsdeutschland in den Bergen. Friede Seemann ist eine 80 jährige alte kinderliebe Dame, die hart für ihren Lebensunterhalt arbeiten muss. Atmosphärisch dicht und stimmig ist der Autorin die Beschreibung der Insel Amrum gelungen. Nordseeliebhaber*innen kommen in diesem Buch voll auf ihre Kosten. 

Die Versuchung das Buch *Quer* zu lesen ist sehr gross. Ich habe es nicht getan, dafür aber eine lange Lesezeit für die Lektüre verbraucht. 
 
Meine Bewertung: DREI *** Sterne für diese langatmige Familiengeschichte aus dem Genre Wohlfühl Roman. 

Herzlichen Dank an die Autorin und den Droemer Verlag für das gebundene Rezensionsexemplar ! 

Mittwoch, 11. Oktober 2023

*Muna oder Die Hälfte des Lebens* von Terézia Mora - erschienen im Luchterhand Verlag

 

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ORIGINALAUSGABE
Hardcover mit Schutzumschlag, 448 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-630-87496-8
Erschienen am  30. August 2023

INHALT/KLAPPENTEXT: Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2023
»Ich weiß, was du willst«, sagte er. »Du bekommst es nicht.« - Der neue große Roman der Georg-Büchner-Preisträgerin und Gewinnerin des Deutschen Buchpreises.

Muna liebt Magnus. Ob und wen Magnus liebt, ist schwer zu sagen. Was geschieht mit einem Leben, das man in Abhängigkeit von einem anderen führt? Muna steht vor dem Abitur, als sie Magnus kennenlernt, Französischlehrer und Fotograf. Mit ihm verbringt sie eine Nacht. Mit dem Mauerfall verschwindet er. Erst sieben Jahre später begegnen sich die beiden wieder und werden ein Paar. Muna glaubt, in der Beziehung zu Magnus ihr Zuhause gefunden zu haben. Doch schon auf der ersten gemeinsamen Reise treten Risse in der Beziehung auf. Im Laufe der Jahre nehmen Kälte, Unberechenbarkeit und Gewalt immer nur zu. Doch Muna ist nicht gewillt aufzugeben.

Terézia Mora wurde 1971 in Sopron, Ungarn, geboren und lebt seit 1990 in Berlin. Für ihren Roman »Das Ungeheuer« erhielt sie 2013 den Deutschen Buchpreis. Ihr literarisches Debüt, der Erzählungsband »Seltsame Materie«, wurde mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. Für ihr Gesamtwerk wurde ihr 2018 der Georg-Büchner-Preis zugesprochen. Terézia Mora zählt außerdem zu den renommiertesten Übersetzer*innen aus dem Ungarischen.

Mein Leseeindruck:

Muna wächst in einer Kleinstadt der DDR auf und verliebt sich mit siebzehn Jahren  kurz vor ihrem Abiturabschluss in den sehr viel älteren Fotografen und Lehrer Magnus. Sie schaut zu ihm hoch , vergöttert ihn geradezu und teilt eine für sie unvergessliche Nacht mit ihm.  Muna  verliert ihn aus den Augen und trifft ihn  sieben Jahre später wieder. Wieder begibt sie sich in ihre fast kindlich zu nennende  naive Schwärmerei  für diesen Mann, der sie grob, unachtsam, gleichgültig und sogar mit psychischer und körperlicher Gewalt behandelt.  Muna  steht inzwischen beruflich fest auf beiden Beinen als Literaturwissenschaftlerin. Als Leser*rin fragt man sich immer öfter warum sie sich in diese private Hölle begibt. Sie lebt und reist durch Europa , ist beruflich erfolgreich, eine taffe Frau und gewinnt an Lebenserfahrung. Sie ist klug und ehrgeizig, besitzt ein grosses Empathie Empfinden für die Menschen ihrer Umgebung - doch bei Magnus und ihrer Liebe zu ihm legt sich ein merkwürdig toxischer Schalter in ihrem Kopf um. Sie nennt das für sich tatsächlich LIEBE. 

Nein , Muna gibt  ihre Liebe zu Magnus nicht auf. Aus welchen Gründen sie an dieser toxischen Beziehung über Jahre festhält, blieb mir als Leserin verschlossen. Bis zum Ende der Lektüre bin ich nicht zu einer wirklichen Meinung über diese Darstellung einer *grossen* Liebe gekommen. Hat die Autorin die Beharrlichkeit und den Glauben an Munas Zuneigung zu Magnus gegen alle Vernunftgründe menschlichen Verhaltens in ihrem Werk zeigen und durchsetzen wollen? Nach dem Motto: schaut was Menschen einander  alles antun können und wollen! 
Sie hat ein Psychogramm der jungen Frau erstellt, welches ich so punktgenau noch nie erlesen habe. Dieser Roman liest sich flüssig und spannend - die innere Gedankenwelt der jungen Muna wird oft in durchstrichenen Sätzen eindringlich und ehrlich von der Autorin dargestellt. 
Die brutale Gewalt des Magnus steigert sich fast bis in das Unerträgliche - doch Muna liebt und liebt. Sie verzeiht alles, ist blind für ihren eigenen Schmerz und alle Kränkungen, die ihr Magnus zufügt.  Ich war froh, das Buch nach vierhundertundvierzig Seiten beenden zu dürfen.  Sehr viel mehr hätte ich von diesen unglaublichen Gewaltdarstellungen zwischen zwei sich angeblich liebenden Menschen auch nicht ertragen können. 

Meine Bewertung : Vier **** Sterne für dieses aufrüttelnde Buch über seelische und körperliche Misshandlung. 

Vielen Dank an die Autorin und den Verlag für das gebundene Rezensionsexemplar.