Buchdetails
- Erscheinungsdatum Erstausgabe :02.10.2017
- Aktuelle Ausgabe : 02.10.2017
- Verlag : Droemer
- ISBN: 9783426281017
- Fester Einband 480 Seiten
- Sprache: Deutsch
- Produktinformation
- Rezension
-
INHALT/Klappentext: Der neue historische Roman der Spiegel-Bestsellerautorin Tanja Kinkel führt zurück in das neunzehnte Jahrhundert und verbindet märchenhaftes Setting und historische Spannung mit einer grausamen Mordserie. Rot wie Blut…
Kassel, 1821: Die ehemalige Mätresse des Landesfürsten wird nach Märchenart bestialisch ermordet. Die einzigen Indizien weisen ausgerechnet auf die Gebrüder Grimm. Weil die Polizei nicht in Adelskreisen ermitteln kann, die sich lieber Bericht erstatten lassen, anstatt Fragen zu beantworten, kommen den Grimms Jenny und Annette von Droste-Hülshoff zur Hilfe. Ein Zitat aus einer der Geschichten, welche die Schwestern zur Märchensammlung der Grimms beigetragen hatten, war bei der Leiche gefunden worden. Bei ihrer Suche müssen sich die vier aber auch ihrer Vergangenheit stellen: Vorurteilen, Zuneigung, Liebe – und Hass, und diese Aufgabe ist nicht weniger schwierig. In einer Zeit, wo am Theater in Kassel ein Beifallsverbot erteilt wird, damit Stücke nicht politisch missbraucht werden können, Zensur und Überwachung in deutschen Fürstentümern wieder Einzug halten und von Frauen nur Unterordnung erwartet wird, sind Herz und Verstand gefragt.
MEINE MEINUNG:
ZITAT SEITE 92 von Jacob Grimm : „Ich war kein sehr guter Jura-Student“, sagte er stattdessen.“Ich bin ein hervorragender Wissenschaftler der deutschen Sprache, und als solcher strebe ich nach Exzellenz, denn nur durch sie kann ich mein Bestes geben.“
Wer kennt sie nicht! Die Märchen der Gebrüder Grimm, von ihnen gesammelt und herausgegeben als Kinder- und Jugendmärchen. Dieses im Denken und Arbeiten sich sehr ähnelnde Geschwisterpaar war aber eher auf die deutsche Sprache und ihren Ausdruck in der Literatur spezialisiert. Die Märchen waren sozusagen ein Nebenprodukt ihrer Arbeit, und dienen bei dieser fiktiven Kriminalgeschichte als interessante und bunte Aufwertung, geschickt von der Autorin dargestellt und eingeflochten.
Zitat Seite 102: Buchzensur, dachte Jacob, war gleichzeitig die dümmste und lästigste Aufgabe, die sich für einen intelligenten Menschen denken ließ, und sagte obendrein nichts Gutes über den Staat, der sie als nötig ansah.
Nun zum weiblichen Geschwisterpaar des Buches. Jenny und Annette von Droste-Hülshoff. Annette ist vielleicht einigen Lesern durch die Novelle * Die Judenbuche* bekannt . Diese beiden jungen Frauen aus dem Münsterländer Adel standen in engem Kontakt zu den Grimm Brüdern und pflegten einen jahrelangen Briefaustausch , gerade auch Jenny, die für Wilhelm geschwärmt hat.
Tanja Kinkel hat die Eigenschaften und die Denkweisen der Grimm’s und beiden Droste-Schwestern hervorragend, anspruchsvoll und intelligent in ihrem historischen Sittengemälde der damaligen Zeit (1821) beschrieben und verpackt in die Rahmenhandlung mehrerer fiktiver Morde, die mit den Schriften und Märchen der Brüder Grimm in Zusammenhang gestellt wurden. Die Autorin hat sich in ihrer Ausdrucksweise ganz der damaligen Zeit angepasst und man taucht nach anfänglichen leichten Schwierigkeiten beim Lesen völlig in diese alte, etwas umständliche, oft in Metaphern ausgedrückte Formulierungsart ein.
Das öffentlich und gesellschaftlich geschätzte Frauenbild war nach heutiger Sicht fürchterlich, heuchlerisch und abwertend. Die Mätressen der Fürsten wurden geduldet und öffentlich hofiert. Frauen anderer Gesellschaftsschichten hatten sich in allen Lebensbereichen zurückzuhalten und nur dem Wohl der Familie zu dienen.
Hier ein Zitat passend dazu aus Seite 119:
Das Schlimmste, was einer Frau widerfahren kann“, hatte Therese von Droste erklärt, „ist, dass sie den Ruf ihrer Familie befleckt. Das Beste, was ihr widerfahren kann,ist,dass man sie und ihr segensreiches Wirken überhaupt nicht wahrnimmt, weil es diskret und wirkungsvoll geschieht.“
Diese männerdominierende Auffassung von der Rolle der Frau zieht sich wie ein roter Faden durch den ganzen Roman und meine Empörung darüber hat für mich fast den zu lösenden Kriminalfall überdeckt. Aber es gibt ja noch die kleine, energische Annette von Droste-Hülshoff, die sich diesem Frauenbild schon damals entgegengestellt hat. In der Familie wurde sie laufend ermahnt ob ihrer offenen, sehr intelligenten und aufsässigen mündlichen Ausdrucksweise , auch wegen ihrer Gedichte und schriftlichen Aufzeichnungen.
Sie und Jacob, Jenny und Wilhelm haben durch ihre gemeinsamen klugen Recherchen, Überlegungen und Taten letztendlich die entscheidenden Rollen zur Auflösung der Morde gebracht.
Dieses Buch ist kein typischer Krimi, keine Lektüre, um dabei in den Schlaf hineinzudämmern, sondern verlangt volle Aufmerksamkeit.
Als wichtig empfand ich auch das Nachwort der Autorin, worin sie Fiktion und wahre Begebenheiten erklärt und trennt.
Der Roman ist auch ein Zeitzeugnis der wieder erstarkten und regierenden hessischen Kurfürsten von Kassel, nachdem Jérôme Bonaparte (1807-1813 ) das Königreich Westphalen aufgeben musste.
Herzlichen Dank an die Autorin und den Verlag für die Bereitstellung des Buches.
Meine Bewertung: Fünf ***** Sterne für diese anspruchsvolle und informative Lektüre.
INHALT/Klappentext: Der neue historische Roman der Spiegel-Bestsellerautorin Tanja Kinkel führt zurück in das neunzehnte Jahrhundert und verbindet märchenhaftes Setting und historische Spannung mit einer grausamen Mordserie. Rot wie Blut…
Kassel, 1821: Die ehemalige Mätresse des Landesfürsten wird nach Märchenart bestialisch ermordet. Die einzigen Indizien weisen ausgerechnet auf die Gebrüder Grimm. Weil die Polizei nicht in Adelskreisen ermitteln kann, die sich lieber Bericht erstatten lassen, anstatt Fragen zu beantworten, kommen den Grimms Jenny und Annette von Droste-Hülshoff zur Hilfe. Ein Zitat aus einer der Geschichten, welche die Schwestern zur Märchensammlung der Grimms beigetragen hatten, war bei der Leiche gefunden worden. Bei ihrer Suche müssen sich die vier aber auch ihrer Vergangenheit stellen: Vorurteilen, Zuneigung, Liebe – und Hass, und diese Aufgabe ist nicht weniger schwierig. In einer Zeit, wo am Theater in Kassel ein Beifallsverbot erteilt wird, damit Stücke nicht politisch missbraucht werden können, Zensur und Überwachung in deutschen Fürstentümern wieder Einzug halten und von Frauen nur Unterordnung erwartet wird, sind Herz und Verstand gefragt.
MEINE MEINUNG:
ZITAT SEITE 92 von Jacob Grimm : „Ich war kein sehr guter Jura-Student“, sagte er stattdessen.“Ich bin ein hervorragender Wissenschaftler der deutschen Sprache, und als solcher strebe ich nach Exzellenz, denn nur durch sie kann ich mein Bestes geben.“
Wer kennt sie nicht! Die Märchen der Gebrüder Grimm, von ihnen gesammelt und herausgegeben als Kinder- und Jugendmärchen. Dieses im Denken und Arbeiten sich sehr ähnelnde Geschwisterpaar war aber eher auf die deutsche Sprache und ihren Ausdruck in der Literatur spezialisiert. Die Märchen waren sozusagen ein Nebenprodukt ihrer Arbeit, und dienen bei dieser fiktiven Kriminalgeschichte als interessante und bunte Aufwertung, geschickt von der Autorin dargestellt und eingeflochten.
Zitat Seite 102: Buchzensur, dachte Jacob, war gleichzeitig die dümmste und lästigste Aufgabe, die sich für einen intelligenten Menschen denken ließ, und sagte obendrein nichts Gutes über den Staat, der sie als nötig ansah.
Nun zum weiblichen Geschwisterpaar des Buches. Jenny und Annette von Droste-Hülshoff. Annette ist vielleicht einigen Lesern durch die Novelle * Die Judenbuche* bekannt . Diese beiden jungen Frauen aus dem Münsterländer Adel standen in engem Kontakt zu den Grimm Brüdern und pflegten einen jahrelangen Briefaustausch , gerade auch Jenny, die für Wilhelm geschwärmt hat.
Tanja Kinkel hat die Eigenschaften und die Denkweisen der Grimm’s und beiden Droste-Schwestern hervorragend, anspruchsvoll und intelligent in ihrem historischen Sittengemälde der damaligen Zeit (1821) beschrieben und verpackt in die Rahmenhandlung mehrerer fiktiver Morde, die mit den Schriften und Märchen der Brüder Grimm in Zusammenhang gestellt wurden. Die Autorin hat sich in ihrer Ausdrucksweise ganz der damaligen Zeit angepasst und man taucht nach anfänglichen leichten Schwierigkeiten beim Lesen völlig in diese alte, etwas umständliche, oft in Metaphern ausgedrückte Formulierungsart ein.
Das öffentlich und gesellschaftlich geschätzte Frauenbild war nach heutiger Sicht fürchterlich, heuchlerisch und abwertend. Die Mätressen der Fürsten wurden geduldet und öffentlich hofiert. Frauen anderer Gesellschaftsschichten hatten sich in allen Lebensbereichen zurückzuhalten und nur dem Wohl der Familie zu dienen.
Hier ein Zitat passend dazu aus Seite 119:
Das Schlimmste, was einer Frau widerfahren kann“, hatte Therese von Droste erklärt, „ist, dass sie den Ruf ihrer Familie befleckt. Das Beste, was ihr widerfahren kann,ist,dass man sie und ihr segensreiches Wirken überhaupt nicht wahrnimmt, weil es diskret und wirkungsvoll geschieht.“
Diese männerdominierende Auffassung von der Rolle der Frau zieht sich wie ein roter Faden durch den ganzen Roman und meine Empörung darüber hat für mich fast den zu lösenden Kriminalfall überdeckt. Aber es gibt ja noch die kleine, energische Annette von Droste-Hülshoff, die sich diesem Frauenbild schon damals entgegengestellt hat. In der Familie wurde sie laufend ermahnt ob ihrer offenen, sehr intelligenten und aufsässigen mündlichen Ausdrucksweise , auch wegen ihrer Gedichte und schriftlichen Aufzeichnungen.
Sie und Jacob, Jenny und Wilhelm haben durch ihre gemeinsamen klugen Recherchen, Überlegungen und Taten letztendlich die entscheidenden Rollen zur Auflösung der Morde gebracht.
Dieses Buch ist kein typischer Krimi, keine Lektüre, um dabei in den Schlaf hineinzudämmern, sondern verlangt volle Aufmerksamkeit.
Als wichtig empfand ich auch das Nachwort der Autorin, worin sie Fiktion und wahre Begebenheiten erklärt und trennt.
Der Roman ist auch ein Zeitzeugnis der wieder erstarkten und regierenden hessischen Kurfürsten von Kassel, nachdem Jérôme Bonaparte (1807-1813 ) das Königreich Westphalen aufgeben musste.
Herzlichen Dank an die Autorin und den Verlag für die Bereitstellung des Buches.
Meine Bewertung: Fünf ***** Sterne für diese anspruchsvolle und informative Lektüre.
Hallo Angela
AntwortenLöschenAuch wenn dein Buch volle Konzentration erfordert, scheint es trotzdem sehr interessant zu sein. Die Zitate finde ich schon mal klasse. Na, und Märchen gehen auch immer.
Liebe Grüße,
Gisela
Hallo Gisela, die Märchen spielen in dem Roman eine klitzekleine Rolle. Sie lenken nur den Mordverdacht auf die Brüder Grimm....
LöschenHab ein gutes WE!
Angela