*Werbung unbezahlt
Erscheinungsdatum: 18.05.2023
Inhalt/Klappentext: Murrheim, 60er-Jahre: Als Magdas Mann sie wegen einer jüngeren Frau verlässt, bricht für sie eine Welt zusammen. Denn in ihrem Baden-Württembergischen Heimatort ist sie die einzige geschiedene Frau weit und breit. Das bringt sie nicht nur in finanzielle Nöte, auch ein gesellschaftliches Leben ist kaum mehr möglich, ihre Tochter Ursula wird in der Schule gehänselt.
Doch Magda ist entschlossen, nicht aufzugeben, sie geht Putzen, nimmt jeden Job an. Auf einem Dorffest lernt sie einen amerikanischen Soldaten kennen, mit dem sie einen unvergesslichen Sommer verbringt. Unvergesslich auch deshalb, weil er eines Tages einfach verschwunden und Magda schwanger ist.
Das ohnehin schwierige Verhältnis zu Tochter Ursula, die inzwischen selbst ein Kind hat, wird immer problematischer. Magda bekommt ihre Tochter Ellen und schlägt sich mehr schlecht als recht durch. Zwar gibt sie trotz der widrigen Umstände nicht so schnell auf und stellt sich durchaus den Herausforderungen und gesellschaftlichen Umwälzungen der Zeit. Doch als ihr Leben wieder einmal an einem Tiefpunkt angelangt ist, hat Enkel Viktor eine zwielichtige Geschäftsidee: Endlich scheint Magda ein Leben in Glück zum Greifen nah.
Alice Grünfelder, aufgewachsen in Schwäbisch Gmünd, studierte nach einer Buchhändlerlehre Sinologie und Germanistik in Berlin und China. Sie war Lektorin beim Unionsverlag in Zürich, für den sie unter anderem die Türkische Bibliothek betreute. Seit 2010 unterrichtet sie Jugendliche und ist als freie Lektorin tätig. Alice Grünfelder ist Herausgeberin mehrerer Asien-Publikationen und veröffentlichte unter anderem Essays und einen Roman. Sie lebt und arbeitet in Zürich.
Meine Meinung : Dieses Buch hat mich geschockt und wieder einmal die Augen dafür geöffnet wie schwer es alleinstehende, verlassene und/oder ledige Frauen mit Kindern in den 60er Jahren im ländlichen Raum hatten.
Magdas's Ehemann verlässt sie und die beiden jungen Kinder wegen einer jüngeren Frau. Das allein löst im schwäbischen Dorf Gerede und Ächtung aus. *Magda muss wohl selbst daran schuld sein* - so die öffentliche Meinung der Dorfbewohner*innen. Es wird über sie *gschwätzt* und als Magda den in Deutschland stationierten amerikanischen Soldaten John kennenlernt, einen wunderschönen Sommer mit ihm verbringt, er nach Vietnam einberufen wird und Magda Nachwuchs, das dritte Kind Ellen von ihm erwartet, nimmt das Gerede und die Verachtung kein Ende mehr. Dieser *Makel* wird Magda's Kinder und Enkel jahrzehntelang unheilvoll verfolgen. Die einfache und gutmütige Frau arbeitet ihr Leben lang schwer als Putzfrau, in einer Gärtnerei, um sich und ihre Kinder durchzubringen, hat nur noch ihre glücklichen Erinnerungen an die vergangene Zeit mit John.
Der ganz besondere, gut und flüssig zu lesende Schreibstil der Autorin mit der vom dortigen Dialekt geprägten Ausdrucksweise und den Gedankengängen der jeweiligen Protagonisten, hat mich fasziniert und gefesselt. Alice Grünfelder widmet sich kapitelweise der Entwicklung von Magda's Leben und Charakter. Deren sich von ihr abwendenden Kindern Ursula, Ellen und dem Sohn sowie dem geliebten Enkel Viktor gibt sie in eigenen Abschnitten jeweils eine Stimme von Kindheit an bis ins Erwachsenenalter. Das biedere und spiessige Dorfleben wird den Leser*innen dadurch bildhaft und eindrucksvoll vermittelt. Es ist voller Vorurteile, Neid, Gehässigkeit gegenüber dieser Aussenseiter-Familie, die materiell zu kämpfen hat und keine emotionale Unterstützung und/oder Anerkennung im Dorf bekommt.
Es ist ein trauriges Buch, von einer damaligen Realität erzählend , welche eine ganze Familie zerstört und vernichtet hat.
Meine Bewertung: Fünf ***** Sterne.
Herzlichen Dank an die Autorin und den dtv-Verlag für das gebundene Rezensionsexemplar.
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