Erschienen am 15.September 2025 im Allee Verlag
INHALT: Ein Dorf am Ende der Welt, ein junger Mann, der bleibt, während alle anderen gehen: In seinem Debüt entwirft Mattias Timander ein eindringliches Porträt des Lebens in einem abgelegenen nordschwedischen Dorf. Die karge Landschaft wirkt zugleich faszinierend und bedrohlich, die Menschen sind eng verwoben und doch voller unergründlicher Risse – eine Welt, in der schweigende Geheimnisse lauern und die Wahrheit sich nur schemenhaft offenbart.
Erst als der Protagonist zu lesen beginnt, eröffnet sich ihm eine neue, faszinierende Wirklichkeit. Die Literatur wird zum Strom, der seine Gedanken mitreißt und ihn schließlich in die große Stadt trägt. Dort begegnet er einer manischen Literatin und taucht ein in das pulsierende Leben der Bohème. Doch die Antworten, nach denen er sucht, bleiben vage – bis ein unvorhergesehenes Ereignis die Weichen neu stellt und ihn zum Handeln zwingt.
Dein Wille wohnt in den Wäldern ist eine stille, unerschrockene Auseinandersetzung mit Identität, Zugehörigkeit und der Sprache als Grenze und Brücke. Der Roman ist zugleich eine fiktionale Verarbeitung der Geschichte von Timanders verstorbenen Großeltern und ihrer tornedalischen Herkunft.
Im Original ist das Werk ein faszinierendes Geflecht aus nordschwedischem und tornedalischem Dialekt sowie der Minderheitensprache Meänkieli, das die Vielschichtigkeit von Herkunft und Identität lebendig widerspiegelt. Hanna Granz hat diese sprachliche Vielfalt mit großer Sensibilität und sprachlichem Feingefühl ins Deutsche übertragen – wobei ihr insbesondere die Wiedergabe des eindringlichen Schweigens, das im Roman eine zentrale Rolle spielt, hervorragend gelungen ist.
Mattias Timander (* 1998 in Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens) gehört der ethnischen Minderheit der Tornedaler an. Heute lebt er in Stockholm, wo er als Kulturjournalist und freier Autor tätig ist. Er studierte Literaturwissenschaft in Stockholm und war zwischen 2018 und 2020 mit 20 Jahren der jüngste Bürgermeister in der Geschichte Schwedens. Anschließend arbeitete er bis 2022 für die Bonnier Verlagsgruppe, wo er Autorengespräche moderierte.
Auszeichnungen & Nominierungen:
De-Nios-Jul-Preis (2024)
Nominierung Katapult-Preis (2024)
Nominierung Adlibris-Preis für das Debüt des Jahres (2024)
Nominierung Norrlands Literaturpreis (2025)
Nominierung Borås-Tidnings-Preis (2025)
Meine Meinung zum Buch:
Die ruhige Waldlandschaft Nordschwedens mit seinen dörflich geprägten Menschen hat mich für lange und schöne Lesestunden in seinen Bann gezogen. Doch auch das perlende und quirlige Grosstadtleben mit seiner vielfältigen Bevölkerungsstruktur kam in diesem ruhig verfassten Roman nicht zu kurz.
Ein junger Mann, der nach seiner Identität sucht, spielt in diesem Debüt Roman von Mattias Timander die Hauptrolle. Er ist in der abgeschiedenen Dorf - und Familiengemeinschaft Nordschwedens zeitweise aufgewachsen, hat seine Eltern verloren und nun das Ferienanwesen, eine kleine, gemütliche Hütte geerbt. Die Menschen dort sind schweigsam und leben zurückgezogen. Ein aktiver Lebensmittelpunkt besteht für den jungen Menschen aus den Kaffeestunden und Gesprächen mit den Freund*inen Tage und Viola in der Storstuga. Er schläft viel, beobachtet die Natur, spaltet fleissig das Holz für die kalte Jahreszeit und entdeckt für sich das LESEN und eine vielfältige Literatur, die ihn fasziniert und tatsächlich auch zu einem zeitweisen Leben in der Grossstadt führt. Dort beginnt er einen lebhaften Austausch mit Buchmenschen, Verlagen, Zeitungen und begegnet sogar der Liebe zu einer Frau.
Dieser unbedingt leidenschaftlich zu nennende Drang des Protagonisten und Ich-Erzählers zur Literatur wird vom Autor sanft und stetig gesteigert und erinnert an eigene Leseabenteuer - Erlebnisse, die sich im Lauf eines Lebens von seiner Struktur und den Inhalten natürlich verändert haben. Bekannte Autorennamen tauchen auf und stärken diese AHA-Momente für den Lesenden. Der junge Mann möchte sich mit anderen Leser*innen austauschen - schafft es auch in der Grossstadt und dennoch vermisst er irgendwann seine kleine Hütte.
Ist es die Suche nach Heimat, Geborgenheit, sicheren menschlichen Bindungen und Beziehungen die ihn wieder spontan der Stadt den Rücken kehren lässt? Ist es seine enge Verbundenheit mit der Natur, die grosse Sehnsucht nach Frieden, Ruhe und Beständigkeit des dörflichen Lebens? Sind es seine familiären Wurzeln, die er glaubt dort wiederzufinden?
Die Antwort muss sich jeder Leser*in nach der Lektüre dieses Textes selber geben , finden und auf sich wirken lassen. Der Roman regt zum Nachdenken über verlorene und/oder neu zu findende Lebenswege an und ist ein kleines Schatzbüchlein. Er ist eine absolute Leseempfehlung !
Meine Bewertung: FÜNF ***** STERNE.
Mein Dank gilt dem Autor, dem Allee Verlag und Birgit Böllinger für die Vermittlung der Lektüre !









