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Erschienen am 1. April 2020
Inhalt / Klappentext:
Adrienne / Rennie hat eine umwerfende, strahlende Mutter, die der Mittelpunkt einer jeden Gesellschaft ist. Schon ihr Name Malabar strömt reine Exotik aus. Doch Malabar ist auch eine große Egozentrikerin, und als sie sich in den besten Freund ihres Mannes verliebt, macht sie ihre Tochter zu ihrer engsten Vertrauten und stellt auf diese Weise das Mutter-Tochter-Verhältnis auf den Kopf. Bald schon lebt Adrienne ganz für die aufregende Liebesgeschichte ihrer Mutter, statt ihre eigene Jugend auszukosten. Erst als erwachsene Frau ist sie in der Lage, die Mechanismen zu erkennen, die ihr Leben geprägt haben. Und es gelingt ihr, sich mit ihrer Mutter auszusöhnen, die ihr die Jugend gestohlen hat.
Adrienne Brodeur hat acht Jahre als Lektorin bei dem renommierten New Yorker Verlag Harcourt Houghton Mifflin gearbeitet und leitet jetzt ein Programm zur Förderung schriftstellerischen Nachwuchses. Zusammen mit Francis Ford Coppola gründete sie das Magazin Zoeptrope: All story. Adrienne Brodeur ist Autorin des Romans "Man Camp" und schreibt nebenbei für die New York Times. Sie lebt in New York und auf Cape Cod.
Meine Meinung zum Buch:
Der ungewöhnliche Titel des Buch hat mich sofort magisch angezogen und mein Interesse geweckt. Zudem habe ich in der letzten Zeit immer gute Erfahrungen mit Büchern gemacht, die von einem Lektor*rin verfasst wurden. Adrienne Brodeur hat einen ausgereiften, klaren und fesselnden Schreibstil. Das Buch erzählt autobiografisch, beginnt in einem leichten, ansprechend charmanten Schreibstil, fast in Jugendsprache verfasst, und endet mit einer psychologisch sehr tiefen, bedrückenden und ergreifenden Selbstanalyse des Lebensverlaufes der Autorin. Adrienne Brodeur beschreibt mit offener Ehrlichkeit ihre Mitbeteiligung an einem Betrug. Ihre exzentrische Mutter Malabar betrügt ihren kranken, zweiten Ehemann Charles jahrelang mit seinem Freund Ben. Er ist ein Vertrauter der Familie. Ben und Charles sind seit Jahrzehnten durch eine innige Freundschaft eng miteinander verbunden.
Die verschiedenen Charaktere der Hauptprotagonisten wurden schlüssig, realistisch und sehr anschaulich dargestellt. Da ist die schillernde, in der Öffentlichkeit stehende Mutter Malabar, egoistisch, und fast kindlich naiv dargestellt in ihrem Wesen. Sie wurde ihrerseits geschädigt durch eine schwierige Kindheit im Dunst einer exotischen Familie und ähnlich geprägten Mutter, die im Indien der Kolonialzeit gelebt hat. Diese Vorstellung nährt Malabar mit Schilderungen ihrer Kindheit gegenüber ihrer Tochter. Der Besitz eines wertvollen Schmuckstückes aus diesem exotischem Land spielt eine grosse Rolle in der ungesunden Beziehung zwischen Mutter und Tochter. Rennie bewundert kritiklos, verzückt und unreflektiert die Geschichten der Mutter um dieses Collier. Lebenslang.
Mit einem Kuss zwischen Ben und Malabar beginnt diese Affäre. Malabar vertraut sich sofort ihrer jungen 14 jährigen Tochter ohne Hemmungen an und macht sie bewusst zur Mitwisserin. Malabar missbraucht das Vertrauen, die Bewunderung sowie die absolute Liebe ihres Kindes Adrienne/Rennie, indem sie die pubertierende Rennie zur Vertrauten und Mitspielerin ihres Betruges verführt. Anstatt ihre Jugend und ihr eigenes Liebesleben zu er-leben, tut Rennie alles um die Affäre ihrer Mutter zu be-schützen. Sie dient freiwillig mit persönlichen Alibifunktionen für Ben und Malabar, obwohl sie ihren Stiefvater Charles sehr liebt. Gewissensbisse ihm gegenüber spült sie mit ihrer Schwärmerei für die romantische, neue Liebe ihrer Mutter hinweg.
Charles erscheint dem Leser lange Zeit unwissend über dieses Geschehen. doch im Rückblick als erwachsene, reife Frau sieht Rennie sein Leben und Verhalten schon aus einer anderen Sichtweise. Alles was nicht ausgesprochen wurde - erschien ihr nun im Rückblick als unterschwellig, schwer benennbare unheilvolle Schwingung im Familienleben. Je älter Rennie wird, desto mehr belasten sie diese alten Geheimnisse, zumal sie nun zunehmend ihr Verhältnis zur Mutter differenzierter und objektiver sehen kann. Das ist eine sehr interessante Entwicklung für den Leser und baut sich immer stärker auf. Interessante und genau beschriebene Nebenprotagonisten wie Ben's Ehefrau Lilli, Ben selber und Rennie's Bruder runden das Bild der beteiligten Personen in diesem Familiendrama gut ab. Alkoholexzesse im Familienleben, die Lage des gemeinsamen Heimes am Meer, sowie eine Feinschmecker Küche geben dem Buch Esprit und Atmosphäre, da Malabar auch auf diesem Fachgebiet absolut brilliert.
Die Lektüre ist unglaublich spannend, wandelt sich und hat mich in einen enormen starken Lesesog gezogen. Nach dem Beenden fühlte ich mich angestrengt, ausgelaugt aber trotz allem sehr gut unterhalten - fast wie in einem Krimi. So muss Belletristik sein: ehrlich, unterhaltend und spannend - eben aus unserem reichen und buntem Leben mit allen Schattierungen, Höhen und Tiefen versehen!
Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne für diesen grossartigen Roman!
Vielen Dank für diesen absoluten Lesegenuss an die Autorin und den Droemer Verlag.
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