Dienstag, 7. August 2018

*Die Unvollkommenheit der Liebe* von Elizabeth Strout, erschienen bei btb





Rezension

INHALT: Die Schriftstellerin Lucy Barton liegt nach einem Routineeingriff und einer nachfolgenden unklaren Infektion wochenlang in New York in einer Klinik. Ihre Mutter, die sie Jahre nicht gesehen oder gesprochen hat, besucht sie und bleibt Tag und Nacht an ihrem Bett sitzen und begleitet sie. Eine ganze Woche,,,,

Meine Meinung:
Die Pulitzer-Preisträgerin Elizabeth Strout hat den vorliegenden Roman im Jahr 2016 unter dem Titel "My name is Lucy Barton" veröffentlicht.
Schüchtern und  sehr sensibel gewährt die Autorin dem Leser Einblick in die Seelenlage der Schrifststellerin Lucy Barton, die eine kritische Phase ihres Lebens, hervorgerufen durch eine mysteriöse Infektion, durchsteht. Durch die plötzliche Anwesenheit ihrer Mutter am Krankenbett, angereist aus Illinois , begeben sich beide Frauen auf eine gemeinsame Reise in die gemeinsame Vergangenheit der Familie. Lucy reflektiert plötzlich vergessene Erinnerungen aus ihrer ärmlichen Kindheit in einer Familie, in der Weinen und/oder Beschwerden streng von den Eltern untersagt wurden. Lucy's Geschwister, aber auch ihre Eltern, sahen in ihr immer eine Aussenseiterin, die anders war und ihren eigenen speziellen Weg ging. Der Zusammenhalt und die Gemeinsamkeiten der Kinder beschränkten sich auf das Durchwühlen von Lebensmittelmülleimern der Supermärkte oder gehobener Restaurants. Die Familie war unglaublich arm. Ihre Wohnung bestand aus einer Garage und Lucy litt und schämte sich dafür im reichen Amerika. All diese Gefühle aus dem Familienleben  waren nie ein Thema zwischen Mutter und Tochter, auch jetzt bleibt so vieles unausgesprochen, aber zwischen den Zeilen vermittelt die Autorin dem Leser diese ungesagten Worte über Schuld, Verbitterung, Verletzungen und unausgesprochener Liebe zu einander, eben ein unvollkommener Austausch von Liebe, Ablehnung,Vorwürfen und letztendlich auch vom Verzeihen.
Der Schreibstil besteht aus kurzen , einprägenden Sätzen, die von der Autorin oft eindringlich in noch kürzerer Satzform wiederholt werden. Ich konnte mich ruhig und gelassen darauf einlassen. Meine eigenen Vorstellungen über diese intimen Gespräche zwischen Mutter und Tochter bekamen dadurch genügend Raum.  
Viele Menschen hat Lucy mir in das Herz gelegt, wie den gütigen jüdischen Arzt des Krankenhauses, der sie täglich besucht, aber für die gesamte Zeit in der Klinik nur fünf Besuche berechnet. Oder ihren Nachbarn, mit dem sie ein stillschweigendes  seelisches Verstehen verbindet. 
Im Buch steht  die Persönlichkeit und das Empfinden  der *Lucy Barton* im Vordergrund , IHRE Geschichte, nicht die Beziehung ihrer gescheiterten Ehe mit William, oder das liebevolle Verhältnis zu ihren beiden Mädchen und dem Sohn Jeremy. Das war klar und faszinierend  zu erlesen. Die Geschichte wirkt nicht überfrachtet mit Hinweisen  auf zu viele andere Komponenten ihres Lebens. 
Das kommt auch sehr gut durch diesen Satz zum Ausdruck:

"Diese Geschichte hier, das ist meine, Meine. Und ich bin Lucy Barton."

Ob dieser Roman autobiografische Hintergründe enthält, ist mir nicht klar. 
Nach meinem Gefühl könnte es vielleicht so sein!

Meine Bewertung: FÜNF STERNE ***** für diesen grossartigen Einblick in die Seele und die Gefühle einer ganz besonderen  Frau und Schriftstellerin.

Danke an die Autorin für diesen Roman und an den btb Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplar!


6 Kommentare:

  1. Hallo Angela,

    mich freut, dass du dieses Buch gern gelesen hast, ich war nicht so begeistert davon. Schon allein der Schreibstil und das sonst so wunderbare Sprachvermögen der Autorin kam hier nicht zur Geltung. Der Roman zeigt, wie Menschen sich nicht annähern können und Probleme nicht angesprochen werden. Solche Romane bedrücken mich und mir fehlt hier etwas entscheidendes: die Aussprache.

    Liebe Grüße Barbara

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    1. Liebe Barbara, das ist ja gerade die AUSSAGE des Buches, dass es manchmal keine Aussprache, in dem Sinne von Versöhnung geben kann, aber die Liebe trotzdem vorhanden ist.
      So habe ich die Autorin verstanden.
      Was hast Du von ihr sonst noch gelesen?

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  2. 5 Sterne, das freut mich, Angela, habe ich mir doch kürzlich das Buch gekauft :-)

    Liebe Grüße, Anne

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  3. Guten Morgen Angela

    Ich habe das Buch noch vor mir. Bin nun so richtig gespannt, nach deiner ausführlichen Besprechung.

    Liebe Grüße,
    Gisela

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    1. Lass Dir Zeit, ich warte gern auf Deine Meinung liebe Gisela!

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