Donnerstag, 28. Januar 2021

*Das Lied des Lebens* - Insel Taschenbuch - Gedicht

Liebe Leser*innen, 

im Moment komme ich mit meinen Lektüren nicht so recht voran und kann diese Woche keine neue Rezi einstellen. Zum Trost ein kleines Gedicht von meinem Lieblingsdichter Hermann Hesse, entnommen aus obengenanntem Büchlein vom Insel TaschenbuchVerlag. Ich find es passend, da wir uns ja auch im Kampf gegen eine Pandemie befinden!


Im vierten Kriegsjahr (Hermann Hesse)


Wenn auch der Abend kalt und traurig ist

Und Regen rauscht,

Ich singe doch mein Lied zu dieser Frist,

Weiß nicht wer lauscht.



Wenn auch die Welt in Krieg und Angst erstickt ,

An manchem Ort

Brennt heimlich doch, ob niemand sie erblickt,

Die Liebe fort. 

Dienstag, 19. Januar 2021

*Winter in Bloomsbury* von Annie Darling erschienen im Penguin Verlag

 

*Werbung , unbezahlt*

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Aus dem Englischen von Ivana Marinović

Originaltitel: A Winter Kiss In Rochester Mews

Originalverlag: Harper Collins, London 2018

Taschenbuch, Broschur, 480 Seiten, 11,8 x 18,7 cm

ISBN: 978-3-328-10607-4

Erschienen am  28. September 2020


Inhalt/Klappentext: Mattie backt die köstlichsten Weihnachtsplätzchen, doch das Rezept für ihren Traummann hat sie noch nicht gefunden ...


Die himmlischen selbstgebackenen Köstlichkeiten, die Mattie im Tearoom der kleinen Buchhandlung in Bloomsbury serviert, sind weit über die Grenzen des Londoner Stadtteils bekannt. Eigentlich müsste der Dezember mit seinen leuchtend geschmückten Straßen und duftenden Weihnachtsplätzchen für Mattie die schönste Zeit des Jahres sein – wenn ihr vor Jahren nicht ausgerechnet an Heiligabend das Herz gebrochen worden wäre. Es gibt nur eins, was Mattie noch schlimmer findet als die Feiertage: ihren unverschämten, aber gleichzeitig ziemlich attraktiven Kollegen Tom. Doch als mitten im Weihnachtstrubel die gesamte Belegschaft ausfällt, müssen Mattie und Tom den Laden plötzlich ganz allein führen ... 

Annie Darling lebt in einer winzigen Londoner Wohnung, in der man vor lauter Bücherstapeln kaum laufen kann. Ihre großen Leidenschaften sind Liebesromane und ihre Katze. »Der kleine Laden in Bloomsbury« ist Annie Darlings Debüt in deutscher Sprache und der Beginn einer Reihe um eine wunderbare kleine Buchhandlung in Bloomsbury.


Meine Meinung: Dieses Büchlein ist der letzte Band einer vierteiligen Reihe. Jedes Buch kann  man aber auch einzeln für sich geniessen.  Das ansprechende Cover mit dem Schneemann und einem Weihnachtsbaum vermittelt sofort ein gefälliges und leichtes Leseversprechen. Es ist ein absolutes Wohlfühlbuch, welches flüssig und angenehm zu lesen ist und  von der Autorin  romantisch und liebevoll verfasst wurde.

Mattie führt einen kleinen Tearoom in der Nachbarschaft der Buchhandlung *Happy Ends* , liebt den Kundenkontakt und backt wunderbare Scones, Kuchen und Torten. Es ist ihre Leidenschaft  und doch vermisst sie eine persönliche  Liebesbeziehung nach einer bitteren Enttäuschung in ihrem Leben. Plötzlich muss sie sich aus arbeitstechnischen Gründen mit dem Buchhändler Tom auseinandersetzen und erlebt so manche positive und auch negative  Überraschung mit ihm. Es gibt noch einige nette andere Protagonisten wie Posy , die schwangere Inhaberin der kleinen Buchhandlung, sowie die emsige Nina, die sich sehr gerne um die Dekoration des Ladens  und auch des Tearooms kümmert. Ich möchte abschliessend noch die scheue Verity erwähnen, die sich lieber im Hintergrund der Buchhandlung aufhält. 

Das Setting spielt in London zur Vorweihnachtszeit, doch man kann dieses Buch  gern während der gesamten Wintermonate geniessen. Es vermittelt sehr schön diese Atmosphäre und lässt trotzdem der Fantasie des Lesers allen Spielraum.

MEINE BEWERTUNG: FÜNF ***** STERNE für diesen turbulenten und amüsanten Wohlfühlroman!

Herzlichen Dank an die Autorin und den Penguin Verlag für das Rezensionsexemplar!


Sonntag, 3. Januar 2021

*Das Flüstern der Bäume* von Michael Christie - erschienen im Penguin Verlag

 

*Werbung, unbezahlt*

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Aus dem Englischen von Stephan Kleiner

Originaltitel: Greenwood

Originalverlag: McClelland + Stewart

Hardcover mit Schutzumschlag, 560 Seiten, 13,5 x 21,5 cm, 20 s/w Abbildungen

ISBN: 978-3-328-60079-4

Erschienen am  05. Oktober 2020


Inhalt/Klappentext: Eine Familie, vier Generationen, schicksalhaft verbunden mit den Wäldern Kanadas

Jacinda Greenwood weiß nichts über ihre väterliche Familie, deren Namen sie trägt. Sie arbeitet als Naturführerin auf Greenwood Island, doch die Namensgleichheit, so glaubt sie, ist reiner Zufall. Bis eines Tages ihr Ex-Verlobter vor ihr steht. Im Gepäck hat er das Tagebuch ihrer Großmutter. Jahresring für Jahresring enthüllt sich für Jacinda endlich ihre Familiengeschichte. Seit Generationen verbindet alle Greenwoods eines: der Wald. Er bietet Auskommen, ist Zuflucht und Grund für Verbrechen und Wunder, Unfälle und Entscheidungen, Opfer und Fehler. Die Folgen all dessen bestimmen nicht nur Jacindas Schicksal, sondern auch die Zukunft unserer Wälder …

Michael Christie, in Thunder Bay, Ontario, geboren, studierte Psychologie und arbeitete in der Obdachlosenhilfe, bevor er 2011 sein Debüt »The Beggar’s Garden« veröffentlichte. »Das Flüstern der Bäume« ist sein zweiter Roman, der mehrfach nominiert wurde, u.a. für den bedeutendsten kanadischen Literaturpreis, den Scotiabank Giller Prize. Michael Christie lebt mit seiner Familie in einem selbst gezimmerten Holzhaus auf der Insel Galiano vor Vancouver.

Meine Meinung: Der mystische Titel hat mich schon magisch angezogen. Seit wann können Bäume flüstern? Doch wenn man allein in einem Wald dem Rauschen der Äste und Blätter länger zuhört, bemerke ich jedesmal wie man mit diesen Lebe -    Wesen und Wahrnehmungen Kontakt zu ihnen aufnehmen kann. Das ist allerdings meine ganz persönliche Meinung  und hat erstmal mit dieser Lektüre nicht viel zu tun. Nun zum Buch! 

In einem Zeitraum von über einhundertdreissig Jahre verfolgen wir in dieser Lektüre  eine Geschichte der Vernichtung, Zerstörung und Missachtung der kanadischen Wälder -  zusätzlich der Wälder unserer bekannten Kontinente der Erde. Unsere Spezie Mensch hat es auf den Primärwald (Urwald) hauptsächlich abgesehen. Diese Wälder erschienen uns Menschen zeitweise bedrohlich und menschenfeindlich.  

Der Autor schildert in seiner Familien-Geschichte Erlebnisse  in einer fiktiven und teilweise dystopischen Schreibweise, auch in der Zukunft. Die sprachgewaltigen und berührenden Ausführungen von Michael Christie faszinieren von Beginn an und schenken  dem Lesefluss einen freudigen und befriedigenden Lauf. Auch unsere Generation erlebt schon trockene Sommer und ungewöhnliche Klimaveränderungen mit Sandstürmen , dem Abschmelzen der Polkappen. Im Buch von Christie haben diese Veränderungen so ein grosses Maß erlangt, dass die Besuche kanadischer Wälder auf ein bestimmtes Größenmass geregelt werden - immer unter der Prämisse des notwendigen Naturschutz , die von Naturparkführern streng reglementiert wurde.  

Die persönliche Familien - Geschichte der Brüder Harris und Everett Greenwood, sowie deren Nachfahren bis in das Jahr 2038 hinein hat mich zwar gefesselt, aber nicht unbedingt begeistert . Diese beiden Protagonisten überzeugten nicht in ihrer Charakterdarstellung und vor allem knüpften sie für mich kein positives Band zu ihren Nachkommen. Durch ihre Handlungen erscheint das ganz natürlich  für ihre Kinder und Enkel  und ist doch schmerzlich - vor allem für die ahnungslose Jacinda, die erst nach und nach von den Verwicklungen ihrer Familie mit den Wäldern erfährt. Für die aufstrebenden Jahre der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurden wertvolle Ressourcen für immer vernichtet und durch die Klimaveränderungen können sie kaum wieder hergestellt werden. Das ist die schmerzliche Bilanz, die nach dem Lesen dieses Buches immer stärker in den Fokus des Lesers rückt. Die komplizierte Familiengeschichte spielt den passenden Rahmen für dieses Drama in der Geschichte der Menschheit!

Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne für diese aufrüttelnde Lektüre.


Herzlichen Dank an den Autor und den Penguin Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplar!






Freitag, 1. Januar 2021

*Danke*

 


Ich wünsche ein gutes und vor allem gesundes          Lesejahr 2021!

DANKE, möchte ich allen Lesern hier sagen für Eure Treue und Unermüdlichkeit auf meinem Bücherblog immer wieder herumzustöbern. Mein Dank gilt auch den vielen unterschiedlichen Autoren und Verlagen, die mich mit ihren Rezensionsexemplaren so reich beschenken. Ich freue mich über jedes einzelne Werk und sie werden in meinem Bücherregal gehegt und gepflegt, sowie an interessierte Lesefreunde gern ausgeliehen. Habt es gut im neuen Jahr 2021. Ich wünsche uns allen neue und fantasiereiche Lesefunde. 




Freitag, 25. Dezember 2020

*Die Weihnachtsmaus*

 Die Weihnachtsmaus

von James Krüss


Die Weihnachtsmaus ist sonderbar

(sogar für die Gelehrten),

Denn einmal nur im ganzen Jahr

entdeckt man ihre Fährten.


Mit Fallen und mit Rattengift

kann man die Maus nicht fangen.

Sie ist, was diesen Punkt betrifft,

noch nie ins Garn gegangen.


Das ganze Jahr macht diese Maus

den Menschen keine Plage.

Doch plötzlich aus dem Loch heraus

kriecht sie am Weihnachtstage.


Zum Beispiel war vom Festgebäck,

das Mutter gut verborgen,

mit einem mal das Beste weg

am ersten Weihnachtsmorgen.


Da sagte jeder rundheraus:

Ich hab‘ es nicht genommen!

Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,

die über Nacht gekommen.


Ein andres Mal verschwand sogar

das Marzipan von Peter;

Was seltsam und erstaunlich war.

Denn niemand fand es später.


Der Christian rief rundheraus:

ich hab es nicht genommen!

Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,

die über Nacht gekommen!


Ein drittes Mal verschwand vom Baum,

an dem die Kugeln hingen,

ein Weihnachtsmann aus Eierschaum

nebst andren leck’ren Dingen.


Die Nelly sagte rundheraus:

Ich habe nichts genommen!

Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,

die über Nacht gekommen!


Und Ernst und Hans und der Papa,

die riefen: welche Plage!

Die böse Maus ist wieder da

und just am Feiertage!


Nur Mutter sprach kein Klagewort.

Sie sagte unumwunden:

Sind erst die Süßigkeiten fort,

ist auch die Maus verschwunden!


Und wirklich wahr: Die Maus blieb weg,

sobald der Baum geleert war,

sobald das letzte Festgebäck

gegessen und verzehrt war.


Sagt jemand nun, bei ihm zu Haus,

– bei Fränzchen oder Lieschen –

da gäb es keine Weihnachtsmaus,

dann zweifle ich ein bißchen!


Doch sag ich nichts, was jemand kränkt!

Das könnte euch so passen!

Was man von Weihnachtsmäusen denkt,

bleibt jedem überlassen.





Donnerstag, 24. Dezember 2020

*Der heilige Abend*

 



Ich wünsche allen Leser*innen ein gesegnetes und gesundes Weihnachtsfest !


Weihnachten


Markt und Straßen stehn verlassen,

Still erleuchtet jedes Haus,

Sinnend geh’ ich durch die Gassen,

Alles sieht so festlich aus.


An den Fenstern haben Frauen

Buntes Spielzeug fromm geschmückt,

Tausend Kindlein stehn und schauen,

Sind so wunderstill beglückt.


Und ich wandre aus den Mauern

Bis hinaus in’s freie Feld,

Hehres Glänzen, heil’ges Schauern!

Wie so weit und still die Welt!


Sterne hoch die Kreise schlingen,

Aus des Schneees Einsamkeit

Steigt’s wie wunderbares Singen –

O du gnadenreiche Zeit!


(Joseph von Eichendorff)

Sonntag, 20. Dezember 2020

* 4. Advent *

 


Knecht Ruprecht


Ruprecht: Habt guten Abend, alt und jung
bin allen wohl bekannt genung.
Von drauß vom Walde komm ich her;
ich muß Euch sagen es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein sitzen;
und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.
Und wie ich so strolcht durch den finsteren Tann,
da rief’s mich mit heller Stimme an:
Knecht Ruprecht, rief es alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan,
Alt und Junge sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
und morgen flieg ich hinab zur Erden,
denn es soll wieder weihnachten werden!
So geh denn rasch von Haus zu Haus.
such mir die guten Kinder aus,
damit ich ihrer mag gedenken
mit schönen Sachen sie mag beschenken.


(Theodor Storm)



Sonntag, 13. Dezember 2020

* 3. Advent *

 Die weiße Weihnachtsrose


Wenn über Wege tief beschneit

Der Schlitten lustig rennt,

Im Spätjahr in der Dämmerzeit,

Die Wochen im Advent,

Wenn aus dem Schnee das junge Reh

Sich Kräuter sucht und Moose,

Blüht unverdorrt im Frost noch fort

Die weiße Weihnachtsrose.


Kein Blümchen sonst auf weiter Flur;

In ihrem Dornenkleid

Nur sie, die niedre Distel nur

Trotzt allem Winterleid;

Das macht, sie will erwarten still,

Bis sich die Sonne wendet,

Damit sie weiß, daß Schnee und Eis

Auch diesmal wieder endet.


Doch ist's geschehn, nimmt fühlbar kaum

Der Nächte Dunkel ab,

Dann sinkt mit einem Hoffnungstraum

Auch sie zurück ins Grab.

Nun schläft sie gern, sie hat von fern

Des Frühlings Gruß vernommen,

Und o wie bald wird glanzumwallt

Er sie zu wecken kommen!


Hermann Lingg (1820 - 1905), seit 1890 Ritter von Lingg, deutscher Dichter, Mitglied des Münchener Dichterkreises »Die Krokodile«, verfasste u. a. das Epos »Die Völkerwanderung«


Quelle: Lingg, H., Gedichte. zwischen 1853 und 1885






Sonntag, 6. Dezember 2020

*2. Advent*

 Advent


Es treibt der Wind im Winterwalde

die Flockenherde wie ein Hirt 

und manche Tanne ahnt, wie balde

sie fromm und lichterheilig wird,

und lauscht hinaus. Den weißen Wegen 

streckt sie die Zweige hin – bereit, 

und wehrt dem Wind und wächst entgegen

der einen Nacht der Herrlichkeit.


Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), eigentlich René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke, österreichischer Erzähler und Lyriker; gilt als einer der bedeutendsten Dichter der literarischen Moderne


Quelle: Rilke, Die Gedichte. Nach der von Ernst Zinn besorgten Edition der sämtlichen Werke, Insel Verlag 1957. Advent, 1913




Dienstag, 1. Dezember 2020

*Advent*


Letzte Blüten

Noch eine Ros' am kahlen Strauch
Fand im Advent ich aufgeblüht,
Noch eines Liedes zarter Hauch
Klang mir verstohlen im Gemüt.

Der Rose Blätter taumeln hin,
Da ich sie kaum berührt, ins Beet,
Das Liedchen schwand mir aus dem Sinn –
Für Sommerkinder ist's zu spät!

Paul Heyse (1830 - 1914), eigentlich Paul Johann Ludwig von Heyse, deutscher Romanist, Novellist und Übersetzer, Nobelpreisträger für Literatur 1910

Quelle: Heyse, P., Gedichte. Ein Wintertagebuch. Entstanden 1901-1902, Erstdruck 1903